Dieterich, Veit – Wider den Türcken zus beten oder zus singen

Psalm 79

HERR, es seind Heiden in dein Erb
mit grossem grim gefallen,
Die haben dein Tempel verderbt,
und ihn verunreint allen.
Dan wo vor dein Wort hat gewohnt
das selb jetzund nichts anders dohnt
dann lauter Deufels lehre:
ach Gott, steh auff und wehre!

Die armen Christen hin und widr,
die weiber und die kinder,
Die hawens allenthalb ernidr
und schonen ir vil minder
Dan alle ungehewre thier:
ach Gott, steh auff und hilff uns schier!
on dein hilff ists verloren,
zu morden seinds geboren.

Sie haben, Herr, deinr Christen blut
an allem ort vergossen,
Darbei erkennen wir dein rut,
es ist wie wasser gflossen;
Ein schew ab uns hat jederman,
als hab niemand sonst unrecht than:
das müssen wir dir klagen,
ach Gott, hilff von der plage!

Deinen zorn, Herr, mercken wir wol,
es brent uns wie ein fewre!
Darumb ein jeder Christ je sol
wider den feind unghewre
Dich bitten, auff das du dein grim
wölst abwenden von uns auff ihn
und auff all ander büben,
so dein nam nicht anrüffen!

Dann sie jetzund dein Christenheit
schier gar haben veröset;
Es ist gschehen umb uns all greit,
wann uns nicht bald erlöset
Dein starcke hand: derhalb verschon!
vergib, was wir wider dich thon,
erbarme dich jetz balde,
dein gnad las bei uns walden!

Hilff du uns doch, O Herre Gott,
durch deines namens ehre!
Erret uns jetzt aus diser not,
dem Türcken, o Herr, wehre!
Es habens unser sünd verschuldt:
ach Gott, deck sie mit deiner huld,
thus durch deins namens ehre,
ach Gott, dem feind jetzt wehre!

Warumb lesst du die Heiden all
jetzund so unser spotten,
Das sie rhümen mit grossem schall,
als hetten wir kein Gotte?
Ach Herr, lass doch bald werden kund,
das der feind hab grewlich gesündt,
der dein Volck hat erstochen,
ach Herr, lass nicht ungrochen!

Lass für dich kommen, lieber Herr,
das seuffzen der gefangnen!
Du bist doch je stercker dann der,
so uns jetzund thut trange.
Vergilt, o Herr, dem argen feind,
der durch sein toben dich hat gmeint!
bezal im solche schmache
und kum mit deiner rache!

Darumb wöllenm wir alle dir
dancken zu ewgen zeiten;
Wir seind dein schaff mit aller gier,
wir deiner hilffe beiten.
Ach Gott, hilff uns durch deinen Christ,
der uns von dir fürgestellt ist,
das er uns sol erretten,
sein feind mit füssen dretten!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autors in der Glaubensstimme

Schreibe einen Kommentar