Spitta, Carl Johann Philipp – Sehet, sehet, welche Liebe hat der Vater uns erzeigt!

Sehet, sehet, welche Liebe hat der Vater uns erzeigt!
Sehet, wie er voll Erbarmen über uns sein Antlitz neigt!
Seht, wie er das Allerbeste für das Allerschlechtste gibt,
seinen Sohn für unsre Sünden; sehet, seht, wie er uns liebt!

Sehet, sehet, welche Liebe unser Heiland zu uns trägt,
wie er alles für uns leidet, selbst, daß man ans Kreuz ihn schlägt,
wie er da auch noch den letzten Tropfen Bluts für uns vergießt!
Sehet, sehet, ob das nicht Liebe, namenlose Liebe ist!

Sehet, sehet, welche Liebe uns erzeigt der heilge Geist,
wie er auch den ärgsten Sünder gern zum Leben unterweist,
wie er strafend, lehrend, tröstend immer zu den Menschen spricht!
O wer priese solche große, dreifach große Liebe nicht!

Spitta, Carl Johann Philipp – Was in dem Herrn du tust

Was in dem Herrn du tust, das wird gelingen,
Die Ehre Ihm, dann ist der Segen dein.
Er gibt das rechte Wollen und Vollbringen,
Er will im Großen stets wie im Geringen
Der Herr und Schöpfer aller Werke sein.
Die Händ‘ ans Werk, die Herzen himmelan,
So wird allein ein gutes Werk getan.

Es ist auch vor dem Herrn nichts so geringe,
Daß Er nicht hilfreich dir zur Seite steh‘,
Die Kräfte gebe, daß es wohl gelinge,
Und selbst zu einem solchen End‘ es bringe,
Daran dein Auge seine Freude seh‘.
Rufst du bei allem Seinen Beistand an,
Dann wird auch alles herrlich abgetan.

Er weiß das Herz in Freude zu erhalten,
Scheint dir die Arbeit mühevoll und schwer;
Er läßt dich nicht beim kalten Werk erkalten,
Scheucht von der Stirn des Unmuts trübe Falten,
Er gibt Geduld, gibt Fleiß und noch viel mehr;
Das Kleinste, was dem Kleinsten du getan,
Sieht Er, als ob es Ihm geschehen, an.

Und ist Er bei dir, dann zerstreut Er nimmer
Die Kräfte dir, o nein, Er sammelt sie;
Verbreitet einen freudenhellen Schimmer
Auf deiner Hände Werke, daß dir immer
Zur Lust die Last, zur Freude wird die Müh‘,
Für das, was deine Hand mit Ihm getan,
Wird stets dein Herz von Ihm den Lohn empfahn.

Wie selig ist’s, vor Augen Ihn zu haben,
Mit Ihm zu reden jetzt und allezeit,
An Seinem Zuspruch Herz und Sinn zu laben,
Sich zu getrösten Seiner Gnadengaben,
Stets froh zu sein bei Seiner Freundlichkeit,
So froh, daß es die Welt nicht fassen kann,
Wie leicht du deine Arbeit abgetan.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wie wird uns sein

Wie wird uns sein, wenn endlich nach dem schweren,
doch nach dem letzten ausgekämpften Streit
wir aus der Fremde in die Heimat kehren
und einziehn in das Tor der Ewigkeit;
wenn wir den letzten Staub von unsern Füßen,
den letzten Schweiß vom Angesicht gewischt
und in der Nähe sehen und begrüßen,
was oft den Mut im Pilgertal erfrischt!

Wie wird uns sein, wenn wir vom hellen Strahle
des ew’gen Lichtes übergossen stehn
und, o der Wonne! Dann zum ersten Male
uns frei und rein von aller Sünde sehn;
wenn wir durch keinen Makel ausgeschlossen
und nicht zurückgescheucht von Schuld und Pein,
als Himmelsbürger, Gottes Hausgenossen,
eintreten dürfen in der Sel’gen Reih’n!

Wie wird uns sein! O was kein Aug gesehen,
kein Ohr gehört, kein Menschensinn empfand,
das wird uns werden, wird an uns geschehen,
wenn wir hineinziehn ins gelobte Land.
Wohlan, den steilen Pfad hinangeklommen!
Es ist der Mühe und des Schweißes wert,
dahin zu eilen und dort anzukommen,
wo mehr, als wir verstehn, der HErr beschert!.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben

Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben;
Wir sind des Herrn, der einst für alle starb;
Wir sind des Herrn und werden alles erben;
Wir sind des Herrn, der alles uns erwarb.

2. Wir sind des Herrn. So laßt uns ihm auch leben,
Sein eigen sein mit Leib und Seele gern
Und Herz und Mund und Wandel Zeugnis geben,
Es sei gewißlich wahr: Wir sind des Herrn.

3. Wir sind des Herrn. So kann im dunkeln Tale
Uns nimmer grau’n, uns scheint ein heller Stern,
Der leuchtet uns mit ungetrübtem Strahle,
Es ist das teure Wort: Wir sind des Herrn.

4. Wir sind des Herrn. So wird er uns bewahren
Im letzten Kampf, wo andre Hilfe fern;
Kein Leid wird uns vom Tode widerfahren,
Das Wort bleibt ewig wahr: Wir sind des Herrn.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wort des Lebens, lautre Quelle

Wort des Lebens, lautre Quelle,
die vom Himmel sich ergießt,
Lebenskräfte gibst du jedem,
der dir Geist und Herz erschließt;
der sich wie die welke Blume,
die der Sonnenbrand gebleicht,
dürstend von dem dürren Lande
zu der Quelle niederneigt.

Ohne dich, was ist die Erde?
Ein beschränktes, finst’res Tal,
ohne dich, was ist der Himmel?
Ein verschloßner Freudensaal.
Ohne dich, was ist das Leben?
Ein erneuter finstrer Tod.
Ohne dich, was ist das Sterben?
Nachtgrau’n ohne Morgenrot.

Wort des Lebens, du erleuchtest,
doch erwärmst du auch zugleich;
eine Hölle offenbarst du,
aber auch ein Himmelreich,
furchtbar schreckest du den Sünder
aus der dumpfen, trägen Ruh’;
doch aus Liebe sprichst du wieder
dem Bußfert’gen Gnade zu.

Einen Richter lehrst du fürchten,
der mit rechter Waage wägt;
doch auch einen Vater lieben,
der mit Langmut alle trägt,
einen Gott, der den Geliebten
ew’gen Sohn zum Opfer gibt,
der an ihm die Sünde richtet,
und in ihm die Sünder liebt.

Spitta, Carl Johann Philipp – Gehe hin in Gottes Namen

Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an,
frühe säe deinen Samen,
was getan ist, ist getan.

Müßigstehen ist gefährlich,
heilsam unverdroßner Fleiß,
und es steht dir abends ehrlich
an der Stirn des Tages Schweiß.

Sieh nicht aus nach dem Entfernten,
was dir nah liegt, mußt du tun.
Säen mußt du, willst du ernten,
nur die fleiß’ge Hand wird ruhn.

Weißt du auch nicht, was geraten
oder was mißlingen mag,
folgt doch allen guten Taten
Gottes Segen für dich nach.

Gehe hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an,
frühe säe deinen Samen,
was getan ist, ist getan.