Spitta, Carl Johann Philipp – Es kennt der Herr die Seinen

1.Es kennt der Herr die Seinen
und hat sie stets gekannt,
die Großen und die Kleinen
in jedem Volk und Land.
Er lässt sie nicht verderben,
er führt sie aus und ein;
im Leben und im Sterben
sind sie und bleiben sein.

2.Er kennet seine Scharen
am Glauben, der nicht schaut
und doch dem Unsichtbaren,
als sah er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget
und durch das Wort sich nährt
und vor dem Wort sich beuget
und mit dem Wort sich wehrt.

3.Er kennt sie als die Seinen
an ihrer Hoffnung Mut,
die fröhlich auf dem einen,
dass er der Herr ist, ruht,
in seiner Wahrheit Glänze
sich sonnet, frei und kühn,
die wundersame Pflanze,
die immerdar ist grün.

4.Er kennt sie an der Liebe,
die seiner Liebe Frucht
und die mit lauterm Triebe
ihm zu gefallen sucht;
die ändern so begegnet,
wie er das Herz bewegt,
die segnet, wie er segnet,
und trägt, wie er sie trägt.

5.So hilf uns, Herr, zum Glauben
und halt uns fest dabei;
lass nichts die Hoffnung rauben;
die Liebe herzlich sei!
Und wird der Tag erscheinen,
da dich die Welt wird sehn,
so lass uns als die Deinen
zu deiner Rechten stehn!

Spitta, Carl Johann Philipp – Freuet euch der schönen Erde

Freuet euch der schönen Erde,
denn sie ist wohl wert der Freud;
o was hat für Herrlichkeiten
unser Gott da ausgestreut!

Und doch ist sie seiner Füße
reichgeschmückter Schemel nur,
ist nur eine schönbegabte,
wunderreiche Kreatur.

Freuet euch an Mond und Sonne
und den Sternen allzumal,
wie sie wandeln, wie sie leuchten
über unserm Erdental!

Und doch sind sie nur Geschöpfe
von des höchsten Gottes Hand,
hingesät auf seines Thrones
weites, glänzendes Gewand.

Wenn am Schemel seiner Füße
und am Thron schon solcher Schein;
o was muß an seinem Herzen
erst für Glanz und Wonne sein!

Spitta, Carl Johann Philipp – Gemeinschaft

Du Band, du festes Liebesband,
Du hast, seit Jesus uns gefunden,
Uns an ein solches Joch gebunden,
Das wir als sanft und gut erkannt.

Er hat uns seine Flamm‘ entzündet,
Nun sind wir inniglich gefüget
Und in der Fügung höchst vergnüget,
Daß wir in ihm wie einer sind.

Du Schöpfer der Verbundenheit,
Du hast dem Segen und dem Leben
Für allemal Befehl gegeben,
Zu ruhen auf der Einigkeit.

Erhalt‘ uns unverrückt dabei
Und laß sich den Gemeinschaftssagen
So unter uns zu Tage legen,
Daß jeder davon Zeuge sei.

Spitta, Carl Johann Philipp – Ich steh in meines Herren Hand

1.Ich steh in meines Herren Hand
und will drin stehen bleiben;
nicht Erdennot, nicht Erdentand
soll mich daraus vertreiben.
Und wenn zerfällt die ganze Welt,
wer sich an ihm und wen er hält,
wird wohl behalten bleiben.

2.Er ist ein Fels, ein sichrer Hort,
und Wunder sollen schauen,
die sich auf sein wahrhaftig Wort
verlassen und ihm trauen.
Er hat’s gesagt, und darauf wagt
mein Herz es froh und unverzagt
und lässt sich gar nicht grauen.

3.Und was er mit mir machen will,
ist alles mir gelegen;
ich halte ihm im Glauben still
und hoff auf seinen Segen.
Denn was er tut, ist immer gut,
und wer von ihm behütet ruht,
ist sicher allerwegen.

4.Ja, wenn’s am schlimmsten mit mir steht,
freu ich mich seiner Pflege;
ich weiß: die Wege, die er geht,
sind lauter Wunderwege.
Was böse scheint, ist gut gemeint;
er ist doch nimmermehr mein Feind
und gibt nur Liebesschläge.

5.Und meines Glaubens Unterpfand
ist, was er selbst verheißen:
dass nichts mich seiner starken Hand
soll je und je entreißen.
Was er verspricht, das bricht er nicht;
er bleibet meine Zuversicht.
Ich will ihn ewig preisen.

Spitta, Carl Johann Philipp – Ich und mein Haus, wir sind bereit

1.Ich und mein Haus, wir sind bereit,
dir, Herr, die ganze Lebenszeit
mit Seel und Leib zu dienen.
Du sollst der Herr im Hause sein,
gib deinen Segen nur darein,
dass wir dir willig dienen.
Eine kleine,
fromme, reine
Hausgemeinde
mach aus allen;
dir nur soll sie wohlgefallen

2.Es wirke durch dein kräftig Wort
dein guter Geist stets fort und fort
an unser aller Seelen;
es leucht uns wie das Sonnenlicht,
damit’s am rechten Lichte nicht
im Hause möge fehlen. Reiche gleiche
Seelenspeise
auch zur Reise
durch dies Leben
uns, die wir uns dir ergeben.

3.Gieß deinen Frieden auf das Haus
und alle, die drin wohnen, aus;
im Glauben uns verbinde.
Lass uns in Liebe allezeit
zum Dulden, Tragen sein bereit,
voll Demut, sanft und linde.
Liebe übe jede Seele;
keinem fehle,
dran man kennet
den, der sich den Deinen nennet.

4.Lass unser Haus gegründet sein
auf deine Gnade ganz allein
und deine große Güte.
Auch lass uns in der Nächte Graun
auf deine treue Hilfe schaun
mit kindlichem Gemüte,
selig, fröhlich, selbst mit Schmerzen
in dem Herzen
dir uns lassen
und dann in Geduld uns fassen.

5.Gibst du uns irdisch Glück ins Haus,
so schließ den Stolz, die Weltlust aus,
des Reichtums böse Gäste.
Denn wenn das Herz an Demut leer
und voll von eitler Weltlust wär,
so fehlte uns das Beste:
jene schöne,
tiefe, stille
Gnadenfülle,
die mit Schätzen
einer Welt nicht zu ersetzen.

6.Und endlich flehn wir allermeist,
dass in dem Haus kein andrer Geist
als nur dein Geist regiere.
Der ist’s, der alles wohl bestellt,
der gute Zucht und Ordnung hält,
der alles liebreich ziere.
Sende, spende
ihn uns allen,
bis wir wallen
heim und oben
dich in deinem Hause loben.

Spitta, Carl Johann Philipp – O selig Haus, wo man dich aufgenommen

O selig Haus, wo man dich aufgenommen,
Du wahrer Seelenfreund, Herr Jesu Christ;
Wo unter allen Gästen, die da kommen,
Du der gefeiertste und liebste bist;
Wo aller Herzen dir entgegenschlagen
Und aller Augen freudig auf dich sehn;
Wo aller Lippen dein Gebot erfragen
Und alle deines Winks gewärtig stehn!

2. O selig Haus, wo Mann und Weib in einer,
deiner Liebe eines Geistes sind,
Als beide eines Heils gewürdigt, keiner
Im Glaubensgrunde anders ist gesinnt;
Wo beide unzertrennbar an dir hangen
In Lieb‘ und Leid, Gemach und Ungemach,
Und nur bei dir zu bleiben stets verlangen
An jedem guten wie am bösen Tag!

3. O selig Haus, wo man die lieben Kleinen
Mit Händen des Gebets ans Herz dir legt,
Du Freund der Kinder, der sie als die Seinen
Mit mehr als Mutterliebe hegt und pflegt;
Wo sie zu deinen Füßen gern sich sammeln
Und horchen deiner süßen Rede zu
Und lernen früh dein Lob mit Freuden stammeln,
Sich deiner freun, du lieber Heiland, du!

5. O selig Haus, wo du die Freude teilest,
Wo man bei keiner Freude dein vergißt!
O selig Haus, wo du die Wunden heilest
Und aller Arzt und aller Tröster bist,
Bis jeder einst sein Tagewerk vollendet,
Und bis sie endlich alle ziehen aus
Dahin, woher der Vater dich gesendet,
Ins große, freie, schöne Vaterhaus!

Spitta, Carl Johann Philipp – Sehet, sehet, welche Liebe hat der Vater uns erzeigt!

Sehet, sehet, welche Liebe hat der Vater uns erzeigt!
Sehet, wie er voll Erbarmen über uns sein Antlitz neigt!
Seht, wie er das Allerbeste für das Allerschlechtste gibt,
seinen Sohn für unsre Sünden; sehet, seht, wie er uns liebt!

Sehet, sehet, welche Liebe unser Heiland zu uns trägt,
wie er alles für uns leidet, selbst, daß man ans Kreuz ihn schlägt,
wie er da auch noch den letzten Tropfen Bluts für uns vergießt!
Sehet, sehet, ob das nicht Liebe, namenlose Liebe ist!

Sehet, sehet, welche Liebe uns erzeigt der heilge Geist,
wie er auch den ärgsten Sünder gern zum Leben unterweist,
wie er strafend, lehrend, tröstend immer zu den Menschen spricht!
O wer priese solche große, dreifach große Liebe nicht!

Spitta, Carl Johann Philipp – Was in dem Herrn du tust

Was in dem Herrn du tust, das wird gelingen,
Die Ehre Ihm, dann ist der Segen dein.
Er gibt das rechte Wollen und Vollbringen,
Er will im Großen stets wie im Geringen
Der Herr und Schöpfer aller Werke sein.
Die Händ‘ ans Werk, die Herzen himmelan,
So wird allein ein gutes Werk getan.

Es ist auch vor dem Herrn nichts so geringe,
Daß Er nicht hilfreich dir zur Seite steh‘,
Die Kräfte gebe, daß es wohl gelinge,
Und selbst zu einem solchen End‘ es bringe,
Daran dein Auge seine Freude seh‘.
Rufst du bei allem Seinen Beistand an,
Dann wird auch alles herrlich abgetan.

Er weiß das Herz in Freude zu erhalten,
Scheint dir die Arbeit mühevoll und schwer;
Er läßt dich nicht beim kalten Werk erkalten,
Scheucht von der Stirn des Unmuts trübe Falten,
Er gibt Geduld, gibt Fleiß und noch viel mehr;
Das Kleinste, was dem Kleinsten du getan,
Sieht Er, als ob es Ihm geschehen, an.

Und ist Er bei dir, dann zerstreut Er nimmer
Die Kräfte dir, o nein, Er sammelt sie;
Verbreitet einen freudenhellen Schimmer
Auf deiner Hände Werke, daß dir immer
Zur Lust die Last, zur Freude wird die Müh‘,
Für das, was deine Hand mit Ihm getan,
Wird stets dein Herz von Ihm den Lohn empfahn.

Wie selig ist’s, vor Augen Ihn zu haben,
Mit Ihm zu reden jetzt und allezeit,
An Seinem Zuspruch Herz und Sinn zu laben,
Sich zu getrösten Seiner Gnadengaben,
Stets froh zu sein bei Seiner Freundlichkeit,
So froh, daß es die Welt nicht fassen kann,
Wie leicht du deine Arbeit abgetan.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wie wird uns sein

Wie wird uns sein, wenn endlich nach dem schweren,
doch nach dem letzten ausgekämpften Streit
wir aus der Fremde in die Heimat kehren
und einziehn in das Tor der Ewigkeit;
wenn wir den letzten Staub von unsern Füßen,
den letzten Schweiß vom Angesicht gewischt
und in der Nähe sehen und begrüßen,
was oft den Mut im Pilgertal erfrischt!

Wie wird uns sein, wenn wir vom hellen Strahle
des ew’gen Lichtes übergossen stehn
und, o der Wonne! Dann zum ersten Male
uns frei und rein von aller Sünde sehn;
wenn wir durch keinen Makel ausgeschlossen
und nicht zurückgescheucht von Schuld und Pein,
als Himmelsbürger, Gottes Hausgenossen,
eintreten dürfen in der Sel’gen Reih’n!

Wie wird uns sein! O was kein Aug gesehen,
kein Ohr gehört, kein Menschensinn empfand,
das wird uns werden, wird an uns geschehen,
wenn wir hineinziehn ins gelobte Land.
Wohlan, den steilen Pfad hinangeklommen!
Es ist der Mühe und des Schweißes wert,
dahin zu eilen und dort anzukommen,
wo mehr, als wir verstehn, der HErr beschert!.

Spitta, Carl Johann Philipp – Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben

Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben;
Wir sind des Herrn, der einst für alle starb;
Wir sind des Herrn und werden alles erben;
Wir sind des Herrn, der alles uns erwarb.

2. Wir sind des Herrn. So laßt uns ihm auch leben,
Sein eigen sein mit Leib und Seele gern
Und Herz und Mund und Wandel Zeugnis geben,
Es sei gewißlich wahr: Wir sind des Herrn.

3. Wir sind des Herrn. So kann im dunkeln Tale
Uns nimmer grau’n, uns scheint ein heller Stern,
Der leuchtet uns mit ungetrübtem Strahle,
Es ist das teure Wort: Wir sind des Herrn.

4. Wir sind des Herrn. So wird er uns bewahren
Im letzten Kampf, wo andre Hilfe fern;
Kein Leid wird uns vom Tode widerfahren,
Das Wort bleibt ewig wahr: Wir sind des Herrn.