Albert, Heinrich – Herbstgedanken

Der rauhe Herbst kommt wieder,
Jetzt stimm‘ ich meine Lieder
In ihren Trauerton.
Die Sommerlust vergehet,
Nichts auf der Welt bestehet,
Der Mensch muß selbst davon.

Du Gott und Herr der Zeiten,
Willst, daß wir uns bereiten
Zu unsrer wahren Ruh‘;
Stets zeigst du dein Gemüthe,
Schickst uns aus milder Güte
Auch stumme Lehrer zu.

Ein Gräschen will uns sagen,
Ein Blatt uns vor will tragen,
Was unsre Pflicht soll sein:
Wir sollen Gott, dem Herren,
Stets Thür und Thor aufsperren,
Wann er kehrt bei uns ein.

Die Rose läßt sich brechen,
Wird niemals widersprechen
Des Gartenherren Hand;
Der Apfel, zu genießen,
Fällt selbst zu deinen Füßen,
Läßt willig seinen Stand.

Und du, Mensch, willst nicht ehren,
Dich deinem Gott ergeben?
Was ist Dein größter Ruhm?
Daß er dich hat erschaffen,
Geziert mit Glaubenswaffen,
Zu seinem Eigenthum.

Schickt er dann Kreuz und Schmerzen,
Nimmt, was uns kommt vom Herzen,
Er meint’s doch allzeit gut;
Und sind wir Gottes eigen,
So laßt uns stille schweigen
Zu Allem, was er thut.

Wer mag der Welt Getümmel
Erwählen für den Himmel?
Hilf, Christe, Gottes Sohn,
Daß wir uns stets gewöhnen,
Nach dir allein zu sehnen
Und deinem Gnadenthron!

Laß auch mein selig Ende
Sich nahen nur behende,
Die Welt ist mir Beschwer.
Was sie hat auserlesen,
Ist trüglich Thun und Wesen
Und sündenvolles Meer.

Hier schwimm‘ auch ich mit Sorgen:
Komm, so du willst, vor Morgen,
Bring mich an sichern Port,
Da mit der Engel Weisen
Ich ewig könne preisen
Dich, meinen Gnadenhort!

Müller – Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten Jahrhunderts

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