Gottfried Arnold – Weltentsagung.

Alsbald ich mich in meinem Sinn
Dem Heiland ganz gelassen,
Und mich in aller Stille hin
Gesetzt, sein Herz zu fassen
In rechter Abgeschiedenheit,
Von Ehrgeiz, Fleisch, Vernunft befreit:
Da wollt mich alles schlagen,
Und aus der Welt verjagen.

Des alten Adams alt Geschlecht,
Von Missgunst angetrieben,
Verfolgte mich durch scheinbar Recht:
„Du bist ja,“ hieß es, „blieben
Bei unserm Teil so lange Zeit;
Wer macht dich nun so ungescheidt,
Als Sünder uns zu meiden?
Hier hast du Ehr‘ und Freuden!“

Mir aber lag tief eingeprägt
Das Siegel jener Liebe,
So Jesu Leben in sich hegt
Mit brennendstarkem Triebe;
Daher mir weder Furcht noch Lust
Den festen Sinn verwandeln musst‘;
Er stund vom Schild bewehret,
Vom Geist zum Schwert gelehret.

Und ob’s gleich kostet manchen Schlag,
Viel Striemen und viel Wunden,
Weil mir die Last der Feinde lag
Wie auf den Hals gebunden:
Doch schmerzten mich die Wunden nicht,
Ich trug sie um des Liebsten Licht,
Der Selbst Sein teures Leben
Um mich dahingegeben.

Auch hoff‘ ich, soll noch wohl der Tag,
Der große Tag erscheinen,
Dass ich so Manchen sehen mag,
Herr, stehen bei den Deinen,
Nachdem sie wohl gebeuget sein,
Und was sie mir gemacht für Pein,
Demütiglich bekennen,
Mich aber selig nennen.

Doch ist dies nicht der größte Streit,
Der hier wird beigeleget;
Der ärgste Feind, den man zur Zeit
Im Busen selber heget,
Ist der Begierde Macht und List,
Die kaum zu überwinden ist,
Nach langem, blutigem Kämpfen
Die Kräfte ganz zu dämpfen.

Der unbezwung’ne Siegesschild,
Vor dem die Feinde beben,
Das Wort, das uns’re Herzen stillt,
Ist Christi Glaubensleben;
Das straft und dringt so lang durch hin,
Bis dass der Feind, vom Geistessinn
Getrieben und geschieden,
Den Sieger lässt zufrieden.