Unbekannter Uebersetzer – Dies Irae (1619)

Der jenig Tag, des Zorns ein Tag,
Die Zeit im Fewr aufflöst mit Klag,
Nach David vnd Sibille Sag.

Was für zitteren wird geschehen,
So der Richter sich wird nähen
Vnd all vor dem Stuel werden stehen.

Die Posaun als dann wird erklingen,
Die Todten auss den Gräbern dringen,
Und für des Richters Thron herbringen.

Todt und Natur wird wundern sich,
So auffsteht das Geschlecht menschlich,
Für den Richter zu stehn kläglich.

Man bringen wird das geschriebne Büch,
Das man eins jeden Vrtheil süch,
Das Leben, den ewigen Flüch.

So nun das streng Vrtheil angeht,
Jedem sein Schuld geschrieben steht,
Ach Gott, wie es als dann mir geht.

Nichts Vngerochens wird verbleiben,
Was Fürsprecher ich soll aufftreiben,
Weil der Gerechte kaum wird bleiben.

Die erschrecklich Königlich Majestat,
Die ihr Blüt für vns geben hat,
Wöll mit gnedig sein an der statt.

Gedenck O frommer Jesu mein,
Mich ein Vrsach des todtes dein,
Behüt mich vor der ew‘gen pein.

Mich zu suchen müd worden bist,
Der Todt vor dir bezwungen ist,
Das sei nit vergebens zur Frist.

O du gerechter Richter güt
Mein Sünd vergieb, mich darfür huet
An dem tag vor der Höllen gluet.

Schaw als ein schüldiger den Todt,
Vor scham ist mir das Angesicht roth,
Verschon derhalben mein, O Gott.

Der du Mariam von sünden hast
Entbunden, den Schächer zu gast
Auffgenommen, schon meiner sünden last.

Mein gebett zwar ist nicht würdig,
Aber zu Jesu bist gütig,
Vor der Höll mich behüt gnedig.

Vndr den Schaffen gib mir ein ort,
Vnd sünder mich nit ab all dort,
Dass ich komm mit den frommen fort.

Nach verdammung der vermaledeyten,
Stell mich auff die rechten seyten,
O Herr zu den benedeyten.

Ich bitte gantz demütiglich,
Mit eim zerknirschten hertzen dich,
Gedenck mein, so ich sterb zeitlich.

Zu beweinen wird mit beschwerden,
Der Tag seyn, dann auss der Erden,
Der Mensch auffsteht, gericht sol werden.

Derhalben O Gott sein verschon,
Wann er kommen wird für den Thron,
Gib ihm die ewige rüh zu Lohn.