Tersteegen, Gerhard – Stille doch, mein armes Herz

1.) Stille doch, mein armes Herz
O du stilles Wesen du,
Setze mich in dir zur Ruh!
Schau, ich leid es ja mit Schmerze,
Was mich störet und bewegt,
Was mich hin und wieder schlägt!

2.) Bin ich nicht in dir geblieben,
Ließ ich mich zu weit hinein,
Es sollt nicht geschehen sein.
Dennoch will ich wieder lieben.
Lass den Sturm nur legen sich,
Nimm mich ein und stille mich!

3.) Mein Gemüt ist gar im Treiben,
Zagt und wanket hin und her
Wie ein ungestümes Meer –
Wo soll doch dein Täublein bleiben?
Nirgends kann ich ruhig sein,
Lieber Noah, nimm mich ein!

4.) Nimm mich ein, lass dich erbitten,
Lass es alles fallen hin,
Was da störet meinen Sinn.
Birge mich in deiner Hütten,
Bei dir in der Seele Grund,
Da bedeck mich alle Stund!

5.) Meinen edeln Geist erlöse,
Dass ihn nichts hinfort berühr,
Was auch mag geschehen hier.
Mach ihn von der Welt Getöse,
Von Vernunft und Phantasei
Und vom Reich der Sinne frei!

6.) Still in mir die ganze Erde,
Herr, bewahr dein Heiligtum,
Dass darein nichts Fremdes komm,
Dass es nicht entheiligt werde,
Nicht verbildet, nicht verstört,
Weil es ganz dir zugehört!

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