Tersteegen, Gerhard – Heiliges Sitzen im Felde oder Kammer

1.) Einmütig saß der Gläub’gen Schar,
Erwartend, was verheißen war,
Den Geist, das neue Leben.
So wart‘ ich auch, bis mir’s geschicht,
Einmütig und auf eins gericht’t
Mit den’n, die dir ergeben.
Ach wann
Soll dann
Leer vom Meinen,
Voll vom Deinen
Alles werden,
Dass ich dir nur leb‘ auf Erden!

2.) Bei deiner Kinder heil’gen Rauch
Leg‘ ich mein Andachtskörnlein auch
Und seufz‘ in Jesu Namen.
Dein‘ heil’ge Glut mein Herz entzünd‘,
Mich innig fest mit dir verbind‘
In dir mit deinem Samen.
Ein Herz,
Ein Schmerz,
Ein Bestreben,
Dir zu leben,
Sei in allen;
Mach uns schön, dir zu gefallen!

3.) Du siehst mein Herze, wie ich bin;
Ich geb‘ dir’s ein, ich geb‘ dir’s hin,
Erwartend dein Beleben.
Die Sonn erwärmet dieses Rund;
Du bist mir näher noch im Grund,
Licht, Kraft und all’s zu geben.
Wälder,
Felder
Schönheit bringen,
Vögel singen;
Lass im Dürren
Denn dein Täublein nicht stets girren!

4.) Mein Inn’res sei dein Paradies,
Das deinen Einfluss stets genieß‘
Und dir zu Ehren grüne,
Das monatlich dir Früchte bring‘,
Drin ich dir schöne Lieder sing‘,
Dich bei mir hab‘, dir diene!
Da ruht
Sich’s gut.
Blumen, Blätter,
Sommerwetter
Bald vergehen;
Himmlisch Schön bleibt ewig stehen.

5.) Wann grünt dein ganzer Erdenkreis,
Wann geben dir die Völker Preis
Und werden untertänig?
Wann wirst du groß in mir und all’n,
Dass, die du schufst, zu Fuß dir fall’n
Und schrein: »Der Herr ist König!«?
Gieße
Süße
Geisteskräfte,
Lebenssäfte
In mich Schwachen,
Bis du alles neu wirst machen!

6.) Bin ich hier ausgewurzelt ganz,
Mich dort ins Paradies verpflanz
Zum eng’lischen Spazieren,
Da man nicht Dorn noch Unkraut sieht,
Da Liebe, Freud‘ und Friede blüht
Und selig’s Jubilieren!
Kinder,
Sünder,
Lernt euch bücken,
Lernt euch schicken,
Wie wir müssen!
Gott und Ewig wird’s versüßen.

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