Tersteegen, Gerhard – Freue dich, du Kinderorden

1.) Freue dich, du Kinderorden,
Gott ist selbst ein Kindlein worden.
Also hat euch Gott geliebt!
Schaut dies Gottkind in der Wiegen
Nackt und arm und weinend liegen:
Eure Sünd‘ ihn so betrübt.

2.) Euretwegen lässt er fahren
Himmel und der Himmel Scharen,
Dass er euch möcht‘ kommen nach.
Kinder! Sucht dies Kind auf Erden,
Dass ihr möget Engel werden,
Die ihm singen Gloria.

3.) Kommt, liebt dann den Heiland wieder,
Werft euch mit zur Krippen nieder,
Gebt ihm Herz und Alles ein:
Seine Unschuld, seine Tugend
Sei ein Spiegel eurer Jugend.
Freuet euch in ihm allein!

4.) Er wird euch weit mehr ergötzen,
Als die Welt mit ihren Schätzen,
Die so bald, so bald vergehn:
Jesum lieben, Jesum loben,
Jesum schauen hier und droben,
Diese Freude wird bestehn.

5.) Nun, ich will die Welt verlassen
Und dich, Himmelskind, umfassen,
Das sich gern den Kindern gibt:
Jesu, komm, mein Herz ist deine,
Mach es still, gebeugt und reine.
Mach‘, dass es dich ewig liebt!

6.) Komm, o Jesu, Heil der Sünder!
Lass, o Jesu, Freund der Kinder!
Herz und Mund dein Lob erschall’n:
Ehr‘ sei Gott im höchsten Throne,
Fried‘ bei uns auf Erden wohne
Und in uns sein Wohlgefall’n!

Tersteegen, Gerhard – Du schönstes Gotteskind

1.) Du schönstes Gotteskind,
Das in der Krippe lieget,
In dem Gott selber sich
Von Ewigkeit vergnüget,
Du wirst geschenket mir,
O wundergroße Gnad‘!
Der Vater schenkt mir so
Das Liebste, das er hat.

2.) Ich wurde Gottes Feind,
Ein Höllenkind, geboren,
Die Gnade war verscherzt,
Und meine Seel‘ verloren,
Doch Gott vergisst der Sünd‘
Und mir sein Herze gibt
In dir, du Himmelskind:
Also hat Gott geliebt!

3.) Ich lief verirret hin
Durch Sündenlust verblendet
Auf jenem breiten Weg,
Der ins Verderben endet,
Da schickt‘ Gott seinen Sohn,
Weil ihm sein Herze brach,
Aus unverdienter Treu
Mir armem Schäflein nach.

4.) Das schöne Gottesbild
Der Unschuld war verdorben,
Ich war ein Sündenaas
An Tugenden erstorben.
Mein Kind, du Gottesbild,
Präg dich ins Herz mir ein,
Dies ist nur Heiligkeit,
In dich verbildet sein!

5.) Es war das Paradies
In meinem Grund verblichen,
Ich lebt‘ in Angst und Pein,
Der Friede war gewichen.
Doch deine Kreuzgeburt,
Du Paradieseskind,
Macht, dass ich Gottes Reich
Im Geiste wieder find‘.

6.) Gott war mir fremd und fern
Mit seinem Liebeleben,
Mein Herze war der Welt
Und Kreatur ergeben.
In dir, Immanuel,
Wird Gott und Mensch gemein,
In dir soll nun mein Herz
Mit Gott vereinigt sein.

7.) Gedenk doch, meine Seel‘,
Also hat Gott geliebet,
Dass er den einigen
Und liebsten Sohn dir gibet!
Du große Gottesgab‘,
Der Liebe Pfand und Band,
Ich nehm‘ dich willig an
Aus deines Vaters Hand.

8.) Ich bück‘ zur Krippe mich,
Dich innigst zu umfassen,
Ich will die Kreatur
Und alles willig lassen.
Du teure Perle du,
Wer dich erkennt und liebt,
Sich selbst und was er hat,
Für dieses Kleinod gibt.

9.) So komm denn, süßes Kind,
Du Heiland meiner Seelen!
Ich will mich ewig dir
Verbinden und vermählen.
Da nimm mein Herz dir hin
Und gib dein Herze mir,
Dass meine Liebe sich
In deiner Lieb‘ verlier‘!

10.) Ich weiß, du Gotteskind,
Du willst im Stalle liegen,
Die Hoheit muss hinaus
Und alles Weltvergnügen.
Ein arm‘, geringes Herz,
Das ausgeleert und klein,
Soll deine Krippe nur
Und ew’ge Wohnung sein.

11.) Bereite mich denn selbst,
Und mach mich auch zum Kinde,
Dass ich im Herzen dich
Und ew’ges Leben finde.
Mach in dem Stall allhier
Mich deiner Kindheit gleich,
Bis ich einst, wie ein Kind,
Erlang‘ dein Himmelreich!

Hermann, Nikolaus – Freuet euch, ihr lieben Christen

1.) Freuet euch, ihr lieben Christen,
Freuet euch von Herzen sehr,
Euch ist geboren Christus,
Recht gute neue Mär,
Es singen uns die Engel
Aus Gottes hohem Thron
Gar lieblich tun sie singen,
Fürwahr ein’n süßen Ton.

2.) Also tun sie uns singen:
Das Kindlein ist euch hold.
Es ist des Vaters Wille,
Der hat’s also gewollt.
Es ist euch dagegeben,
Dadurch ihr sollet han
Des Vaters Gunst und Segen,
Sein Gnad‘ ist aufgetan.

3.) Nicht lasset euch erschrecken
Sein klein‘ gering‘ Gestalt.
Was tut er drunter decken?
Sein mächtig‘ groß‘ Gewalt.
Er liegt dort in der Krippen
Im Elend, Jammer groß,
Doch ist er aller Ding‘ ein Herr,
Sein Herrschaft hat kein Maß.

4.) Tod, Teufel und die Hölle
Haben den Sieg verlorn.
Das Kindlein tut sie fällen,
Ganz nichts gilt jetzt ihr Zorn.
Ihr Macht, die ist gekränket,
Da ist kein Zweifel an,
Das Kindlein tut sie fällen,
Das sei euch kund getan.

Zeller, Christian Heinrich – Freuet euch, ihr Menschenkinder

Freuet euch, ihr Menschenkinder,
Freut euch alle, groß und klein!
Freuet euch, verlorne Sünder!
Selig, selig sollt ihr sein!
Der, Dem Sich die Himmel neigen,
Dessen Wort die Welt gebar,
Stellt Sich in der Weihnacht Schweigen
Niedrig, als ein Kindlein dar.

Alle Himmelsheere singen,
Und die Welt, sie höret’s nicht,
Sieht nicht durch das Dunkel dringen
Das verheiß’ne Himmelslicht.
In der tiefsten Armuth Stille,
Wo die Welt nichts sucht und find’t,
Wird erfüllt des Ew’gen Wille,
Und die Lieb‘ erscheint als Kind.

Euch ist dieses Kind geboren,
Euer Heiland Jesus Christ,
Ohne Den die Welt verloren
Und der Hölle Vorhof ist.
Höret es, ihr Menschenkinder:
Hier, hier ist Immanuel!
Kommet her, verzagte Sünder,
Glaubt und rettet eure Seel‘!

Jesus ist die Weihnachtsgabe,
Die uns Gott vom Himmel beut;
Er ist Geber und ist Gabe!
Wer Ihn nimmt, wird hoch erfreut.
Darum greifet zu, ihr Kinder,
Nehmet Den zur Weisheit an,
Der allein gerecht die Sünder
Und sie heilig machen kann!

Triller, Valentin – Nunc angelorum gloria

Es ist der Engel Herrlichkeit
Den Menschen itzt
Erschienen hie auf Erden.
Die sagten gute neue Mähr;
Deß feiren wir
Mit fröhlicher Gebärden.
Daß ein Jungfrau Mutter ist,
Bringt uns ein Freud und Leben;
Ein göttlich Licht wird uns damit gegeben.
Freu dich, liebe Christenheit,
Und lobe Gott in Ewigkeit.

Ihr Hirten, sagt uns neue Mähr,
Zu Bethlehem
Was hat geborn Maria.
Christum, den wahren Mensch und Gott,
Der allen hat
Zum Heil den Weg verliehen.
Nu ist uns ein wahres Licht
Von Gott zum Friede kommen;
Der Mutter Jungfrauschaft wird nichts benommen.
Freu dich, liebe Christenheit,
Und lobe Gott in Ewigkeit.

Des Kindes Name ist gar groß,
Der heißt also:
Gott wird mit uns gemeine.
Der arme Sünder wird auch los,
Der freuet sich
In seinem Glauben reine.
Weil wir so erlöset sein,
Laßt uns dem Heiland singen;
Das wird uns wol zum neuen Jahr gelingen.
Freu dich, liebe Christenheit,
Und lobe Gott in Ewigkeit.

Du höchster König heut geborn,
In Todes Noth
Halt uns bei festem Glauben,
Daß wir nach dieser kurzen Zeit
In Ewigkeit
Dich mögen fröhlich loben.
Lob und Ehr und Herrlichkeit
Sei Gott im höchsten Throne,
Den Menschen Fried in seinem lieben Sohne.
Freu dich, liebe Christenheit,
Und lobe Gott in Ewigkeit.

Falk, Johann Daniel – O du fröhliche

O du fröhliche,
O du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren,
Christ ward geboren:
Freu dich, freu dich, o Christenheit!

O du fröhliche,
O du selige,
Gnadenbringende Osterzeit!
Welt lag in Banden,
Christ ist erstanden:
Freu dich, freu dich, o Christenheit!

O du fröhliche,
O du selige,
Gnadenbringende Pfingstenzeit!
Christ, unser Meister,
Heiligt die Geister:
Freu dich, freu dich, o Christenheit!

Schaff – Deutsches Gesangbuch

Spangenberg, Johannes – Grates nunc omnes

Weihnachtsgesang
A. (1544)

Danksagen wir alle
Gott, unserm Herrn Christo,
Der uns mit seiner Geburt hat erleuchtet
Und uns erlost hat
Mit seinem Blut
Von des Teufels Gewalt.
Dem stehet allein zu,
Daß wir mit den Engeln singen
Allzeit: Preis sei Gott in den Höchsten.

B. (1545)

Danksagen wir alle
Gott unserm Herrn Christo,
Der uns mit seiner Gburt hat erleuchtet
Und uns erlöst hat
Mit seinem Blut
Von des Teufels Gewalt.
Den sollen wir alle
Mit seinen Englen loben mit Schalle,
Singend: Preis sei Gott in dem Höchsten.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Spangenberg, Johannes – Universi populi omnes iam gaudete.

Seid fröhlich, alle Christenleut,
Singt und jubiliret:
Er ist auf Erden kommen heut,
Der alle Ding regieret.

Gleich wie ein Bräutgam hoch von Art
Christ zu uns ist kommen,
Von Maria der Jungfrauen zart
Der ganzen Welt zu Frommen.

Er hat mit seiner heiligen Geburt
Den Teufel überböset
Und uns mit seinem bittern Tod
Vom ewigen Tod erlöset.

Gott Vater, Sohn und heiligem Geist
Lob sei dem heiligen Namen,
Der uns sein Fried und Gnade leist,
Der helf uns fröhlich. Amen.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

unbekannt – GOt ist geborn ze bethleem

GOt ist geborn ze bethleem
des koment küng von orient
hin gen iherusalem.
su frogtend: wo ist er geborn,
der iuden küng erkorn,
des ssternen wür gesehen hant,
der uns ermant,
dz wür sind komen sunder won
mit goben schon,
dem künge here
ze lob und ere
nun iemermere?
des firmament
hat uns gewent
har von orient.

Herodes nam der froge war,
der iuden schar
besant er dar
und wart betrübet gar:
su seitend im in kurzer frist,
wo es geschriben ist.
Er sprach, so zichend all dahin
und suchend in
und tunt mir kunt
in kurtzer stunt
des kindes funt,
so kum ouch ich
mit goben rich
gar snellenclich.
O falsches wort,
o grosses mort
an der engel hort!

Gen bethleem kertend si sich,
der stern zeigt in gar minnenclich
das edel kinde rich
jn einem cleinen krippfelin,
da by die muter sin.
Su vielend nider uf die erd
die künge wert
und tatend uf ir gaben schrin
dem kindelin,
mirren, wirouch und ouch gould
in richem sould,
in wart bekant
ein ander weg wider in ir land.

Hermann, Nikolaus – Ein ander Weinacht Lied,

//Im thon, In Natali Domini rc.//

NU frewt euch, jr Christen Leut,
denn uns hat geboren heut
MAria ein Kindelein
Gottes einigs Sönelein,
Das wird unser Brüderlein,
leuchtet wie der Sonnen schein
dort in seinem Krippelein.

Do solchs wurd den Hirten kundt
kamen sie dar zur selbigen stund
Und funden das Kindelein
gewickelt in Windelein
Beim Ochsen und Eselein,
Joseph war der Pfleger sein
und vil tausent Engelein.

Den Weisen aus Morgenlandt
wurdt das Kindlein auch bekandt,
Die fielen auff jre knie,
Weirach, Golt, Mirr brachten sie,
Als ein Priester, Köng und Gott,
der uns helffen solt aus not
und wider versünen mit Gott.

Isaac, JAcob, Abraham
hofften auff den Weibes Sam,
Die Propheten all zu gleich
wündschten dieses Kindlein reich,
Welchs uns heute ist geborn,
es stillt Gottes grim und zorn,
wider brengt, das was verlorn.

Drumb last uns heute frölich sein
und preisen das Kindelein
Das versünt den Vater sein
und fürt uns in Himel hinein,
Erlöst uns von schuld und pein,
alls, was sein ist, das ist mein:
solt ich denn nicht frölich sein?

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer