Luther, Martin – Aus tiefer Not schrei ich zu dir

Der 130. Psalm: „De profundis clamavi“

1. Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen.
Dein gnädig Ohren kehr zu mir
Und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
Was Sünd und Unrecht ist getan,
Wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2. Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,
Die Sünden zu vergeben.
Es ist doch unser Tun umsonst
Auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann,
Des muß dich fürchten jedermann
Und deiner Gnaden leben.

3. Darum auf Gott will hoffen ich
Auf mein Verdienst nicht bauen;
Auf ihn mein Herz soll lassen sich
Und seiner Güte trauen,
Die mir zusagt sein wertes Wort,
Das ist mein Trost und treuer Hort,
Des will ich allzeit harren.

4. Und ob es währt bis in die Nacht
Und wieder an den Morgen,
Doch soll mein Herz an Gottes Macht
Verzweifeln nicht noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
Der aus dem Geist erzeuget ward,
Und seines Gotts erharre.

5. Ob bei uns ist der Sünden viel,
Bei Gott ist viel mehr Gnaden;
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel
Wie groß auch sei der Schaden.
Er ist allein der gute Hirt,
Der Israel erlösen wird
Aus seinen Sünden allen.

Luther, Martin – Mitten wir im Leben sind

Der Lobgesang „Mitten wir im Leben sind“

1. Mitten wir im Leben sind
Mit dem Tod umfangen.
Wen suchen wir, der Hilfe tu,
Daß wir Gnad erlangen?
Daß bist du, Herr, alleine.
Uns reuet unser Missetat,
Die dich, Herr, erzürnet hat.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starken Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht versinken in des bittern Todes Not.
Kyrieleison.

2. Mitten in dem Tod ansicht
Uns der Höllen Rachen.
Wer will uns aus solcher Not
Frei und ledig machen?
Das tust du, Herr, alleine.
Es jammert dein Barmherzigkeit
Unser Klag und großes Leid.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut.
Kyrieleison.

3. Mitten in der Höllen Angst
Unser Sünd uns treiben.
Wo solln wir denn fliehen hin,
Da wir mögen bleiben?
Zu dir, Herr, alleine.
Vergossen ist dein teures Blut,
Das gnug für die Sünde tut.
Heiliger Herre Gott,
Heiliger starker Gott,
Heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott,
Laß uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost.
Kyrieleison.

Luise Henriette von Brandenburg – Ich will von meiner Missethat

1) Ich will von meiner Missethat
Zum Herren mich bekehren;
Du wollest selbst mir Hülf und Rath,
Hierzu, o Gott, bescheeren,
Und Deines guten Geistes Kraft,
Der neue Herzen in uns schafft,
Aus Gnaden mir gewähren!

2) Natürlich kann ein Mensch doch nicht
Sein Elend selbst empfinden:
Er ist ohn‘ Deines Geistes Licht
Blind, taub und todt in Sünden.
Verkehrt ist Will‘, Verstand und Thun:
Des großen Jammers komm‘ mich nun,
O Vater, zu entbinden!

3) Klopf‘ durch Erkenntniß bei mir an,
Und führ‘ mir wohl zu Sinnen,
Was Böses ich für dir gethan, –
Du kannst mein Herz gewinnen, –
Daß ich aus Kummer und Beschwer‘
Laß über meine Wange her
Viel heiße Thränen rinnen!

4) Wie hast Du doch auf mich gewandt
Dein Reichthum Deiner Gnaden!
Mein Leben dank ich Deiner Hand;
Du hast mich überladen
Mit Ruh‘, Gesundheit, Ehr‘ und Brod, –
Du machst, daß mir noch keine Noth
Bis hierher können schaden.

5) Hast auch in Christo mich erwählt
Tief aus der Höllen Fluthen,
Daß niemals mir es hat gefehlt
An irgend einem Guten.
Und daß ich ja Dein eigen sey,
Hast Du mich auch aus großer Treu
Gestäubt mit Vater-Ruthen.

6) Gegeben zu genießen?
Schenk aber ich Gehorsam dir?
Das zeuget mein Gewissen,
Mein Herz, in welchem Nichts gesund,
Das tausend Sünden-Würmer wund
Bis auf den Tod gebissen.

7) Die Thorheit meiner jungen Jahr,
Und alle schnöden Sachen
Verklagen mich so offenbar:
Was soll ich Armer machen?
Sie stellen, Herr, mir für’s Gesicht
Dein unerträglich Zorngericht
Und Deiner Höllen Rachen.

8) Ich habe meiner Gräuel Qual,
Und schäm‘, sie zu bekennen;
Es ist weder Maaß noch Zahl,
Ich weiß sie nicht zu nennen.
Und ist keiner doch so klein,
Um welchen Willen nicht allein
Ich ewig müsse brennen.

9) Bisher hab ich in Sicherheit
Fein unbesorgt geschlafen,
Gesagt: es hat noch lange Zeit,
Gott pflegt nicht bald zu strafen,
Er fähret nicht mit unsrer Schuld
So strenge fort; es hat Geduld
Der Herr mit seinen Schafen.

10) Dies Alles jetzt zugleich erwacht,
Mein Herz will mir zerspringen,
Ich sehe Deines Zornes Macht,
Dein Feuer auf mich dringen.
Du regest wider mich zugleich
Des Todes und der Höllen Reich,
Die wollen mich verschlingen.

11) Die mich verfolgt, die große Noth,
Fährt schnell ohn‘ Zaum und Zügel.
Wo flieh ich hin? Du Morgenroth,
Ertheil mir deine Flügel!
Verbirg mich wo, du fernes Meer,
Stürzt hoch herab, fallt auf mich her,
Ihr Klippen, Thürm‘ und Hügel!

12) Ach nur umsonst! und könnt ich auch
Bis in den Himmel steigen,
Und wieder in der Höllen Bauch
Mich zu verkriechen neigen:
Dein Auge dringt durch Alles sich,
Du wirst da meine Schand‘ und mich
Der lichten Sonnen zeigen!

13) Herr Jesu, nimm mich zu dir ein,
Ich flieh in Deine Wunden,
Die Du, o Heiland, wegen mein
Am Kreuze hast empfunden,
Als unter Aller Sünden Müh‘,
Dir o Du Gotteslamm, ward sie
Zu tragen aufgebunden.

14) Wasch mich durch Deinen Todesschweiß
Und purpurrothes Leiden,
Und laß mich sauber seyn und weiß,
Durch Deiner Unschuld Leiden!
Von wegen Deines Kreuzes Last
Erquick‘, was du zermalmet hast,
Mit Deines Trostes Freuden.

15) So angethan, will ich mich hin
Vor Deinen Vater machen;
Ich weiß, er lenket seinen Sinn,
Und schaffet Rath mir Schwachen.
Er weiß, was Fleisches Lust und Welt
Und Satan uns für Netze stellt,
Die uns zu stürzen, wachen.

16) Wie werd‘ ich mich mein Lebenlang
Für solcher Plage scheuen?
Durch Deines guten Geistes Zwang,
Den Du mir wollst verleihen;
Der mir vor aller Sünden List,
Und dem, was Dir zuwider ist,
Helf ewig mich befreien.

Hiller, Philipp Friedrich – Bloß von Gott erfunden werden

Mel.: O Jerusalem, du schöne.

1.
Bloß von Gott erfunden werden, Das heißt recht mit Schanden steh’n.
Selbst das erste Paar auf Erden Ließ sich nach dem Fall nicht seh’n,
Es verkroch sich vor dem Licht; Denn die Blätter deckten nicht.

2.
Sünder, das ist uns geschrieben, Wir sind bloß in Ewigkeit,
Wenn nicht uns, als Seine Lieben, Jesus weiß und ganz bekleid’t;
Darum hing Er als das Lamm Bloß und blutend an dem Stamm.

3.
Sonst nicht wird uns Gott gewogen, Uns’re Kleidung ist ein Wust;
Nur wer Jesum angezogen, Der ist Gottes Augenlust,
Nur in Christi Blut allein Wascht sich eine Seele rein.

4.
Reiner Gott, ich bin ein Sünder, Ziehe doch mir Jesum an,
Daß ich unter Deine Kinder Unbeschämet stehen kann;
Meine Schande decke Du Mit dem Blute Jesu zu.

5.
HErr, mein Glaube greift nach Ihme; Dieser Schmuck steht wohl an mir;
Nur von Ihm ist, was ich rühme, Nur in Ihm gefall’ ich Dir.
Stelle bald mich in dem Sohn Schön geziert vor Deinen Thron!

Kolross, Johann – Eyn Bettliede.

Umb verzeihung der Sünden, und besserung des Lebens.

(Ein new außerlesen Gesangbüchlin für die Kirchen, Strasburg 1568. 8°. Seite DXXI.)

EWiger Gott Vatter und Herr,
mich trucket sehr
mein sünd und schuld, dardurch dein huld
ich hab verlorn, doch hat dein zorn
gstillt Jhesus Christ,
der mein trost und heil ist.

Durch deinen Son hast mir bereit
die seligkeit,
am creütz er hat mein missethat
bezalt, drumb ich glaub vestigklich,
er hab für mich
gnugsam versundet dich.

Der weg, das leben, die warheit
und grechtigkeit
ist alles nun dein liebster Son,
des blut allein mich machet rein,
der Herre mein
wirt auch mein urständ sein.

Darumb, o Gott, sich an dein Son,
verzeich mir nun,
durch sein unschuld nimm mich zu huld,
mich wider bgnad durch seinen tod,
in meim abscheid
zeig dein barmhertzigkeit!

Mein trost und zuflucht einig bist,
Herr Jesu Christ,
dann ich bin dein unnd du bist mein,
darumb zu mir kehr, mein glauben mer,
hilff, das der feind
mich nit mer uberwind.

O Jesu Christ, wahr mensch und Gott,
in meiner not
verlaß mich nit, mein sünd mach quit,
in meinem end dein geist mir send,
zu füren bhend
mein seel ins Vatters hend.

Umb alles guts sag ich dir, Herr,
danck, lob und ehr
immer und nun, sampt deinem Son
und heiligen geist, dein gnad mir leist,
gib, das ich dich,
o Gott, lob ewigklich!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Linck, Wenzeslaus – Ain Lobgesang zu Got (O Guter Gott in ewigkeit)

O Guter Gott in ewigkeit,
unser vatter und Herre!
Zu dir schreit die gantz Christenheit,
dein gnad unns nit versperre,
Laß sy bald fliessen zu unns dar,
das wir der sünden nemen war
und die vor dir bekennen!

Dann wir haben gesündet vil
mitt sünden mancherlaye,
Mitt hoffart, neyd, haß, fluch und spil,
auch mit Ehbrechereye,
Mit nachred, geytz und untrew groß,
die wirt geübt on alle maß
mit list gegen dem armen.

Dein göttlichs wort hand wir veracht,
das selb nit angenommen,
Dein lehr und wolthat nit betracht,
drumb ist über uns kommen
Die ruten deiner scharpffen straf,
damit du schlagen wilt die schaff,
so in dein herd gehören,

Mit kranckheit groß an manchem ort,
dardurch das volck thut sterben,
Mitt theurung schwär, von nye erhört,
dardurch die leut verderben;
Der Türck der engstet unns gar sehr,
überzeucht unns mit grossem här,
die Christen zuverschlahen.

Auch nyemannt zu dir sprechen kan,
du straffst unrecht mit gwalte:
Dein straff wir wol verschuldet han
mitt sünden manigfalte,
Dein straff und urtayl ist gerecht
über uns, die wir hand verschmecht
dein wort und dein gebotte.

Doch so du unser vatter bist,
so wölln wir nit verziehen,
Zu dir schreyen in schneller frist,
in hoffnung zu dir fliehen
Und dich im glauben ruffen an
du wirst unns werlich nit verlan,
unser gebett erhören.

Darumb, O Herr der gütigkeit,
thu dich unser erbarmen!
Hilff deiner armen Christenheit,
gedenck an unns vil armen!
Dann unser gschütz und weer nichts gilt,
wo du, O Herr, nit helffen wilt,
die Türcken zuuerjagen.

Du halffest auch vor langer zeyt
dem volck von Israhele,
Wann sy umbgab der feynd mit streyt,
halffst ja auß todes quele,
Als du gethon hast Josue,
David, Achab und andern me,
da uns die gschrifft von saget.

Wann ye das volck erzürnet dich
mit sünden mancherlaye
Und durch die sünd von dir abwych
durch die Abgöttereye,
So kamen jn die feynd ins land,
verderpten sy mit rand und brand,
mit todtschlahung so schwäre.

Dann kerten sy wider zu dir,
so sy geengstet waren,
Und rüfften dich an mit begir,
dein hilff theist du nit sparen,
Kommst jn zu hilff inn jrer nott,
schlugest vor jn jr feynd zu todt,
dein volck theistu erlösen.

Darumb wir dich auch ruffen an
in unser grossen nötte,
Dann wir kain andern helffer han
dann dich, O Herr unnd Gotte;
Die sünd vergib uns allzumal,
erlöß uns von des todes fal,
die feynde von uns treybe!

O Gott vatter in ewigkeit
unnser gebeth erhöre!
Hilff deiner armen Christenheit
wider das gottloß herre,
Durch Jesum Christum deinen son,
umb seinet willen unns verschon,
als du uns hast verhayssen!

O Jesu Christ, Gott unser Herr,
von unns wellest nit schayden,
Durch dein selbs gütigkait unnd ehr,
durch dein menschheit unnd leyden,
Durch deinen herben bittern todt
erlöß unns, Herr, auß aller nott,
auß der gotlosen hende!

O Herre Got, heiliger gayst,
wir bitten dich allsamen,
Das du erlösest allermayst
dir, Herr, in deinem namen
Streytten wider die feynde dein,
den thu, O Herr, behilflich sein,
in deinem wort erhalten!

O Herre Gott im höchsten thron,
hohe driualtigkaite,
Ain warer Gott unnd Herr so fron,
hilff uns zu aller zeyte!
Behüt unns, Herr, am letsten end,
so wir furen auß dem ellend,
vor allem übel, Amen!

Hegenwalt, Erhard – Psalmus 51 Miserere mei deus (Erbarm dich mein)

(Offenes Blatt in groß Querfolio; oben vier Reihen Noten für die vier Stimmen, unter jeder Reihe die erste Strophe des Liedes als Text; unten die vier anderen Strophen. Am Schluß das Datum: „Wittenberg freytag nach Epiphanie im 1524 Jar: Erhart Hegenwalt.“ Königl. Bibliothek zu Berlin.)

1. ERbarm dich meyn, o herre got,
nach deyner grossn barmhertzigkayt.
Wäsch ab, mach rain mein missetat,
ich kenn mein sünd und ist mir leid.
Allain ich dir gesundet han,
das ist wider mich stetigklich;
das böß vor dir mag nit bestan,
du bleybst grecht, ob du urtailst mich.

2. Sych her, in sünd bin ich geborn,
in sünd empfing mich mein muter;
Die warheit liebst, tust offenbarn
deiner weyßheit heimlich guter.
Bespreng mich, herr, mit Isopo,
reyn wird ich, wo du wäschest mich,
weysser dann schne, mein ghör wirt fro,
als mein gebein wirt frewen sich.

3. Herr, sich nit an die sünde mein,
thun ab all mein ungrechtikait
Und mach in mir das hertze reyn,
ain newen gaist in mir berayt.
Verwürff mich nit von deim angesicht,
dein heylig geyst wend nit von mir,
die freud deins heyls her zu mir richt,
der willig geist enthalt mich dir.

4. Die gotlosen wil ich deine weg
und die sünder auch thun leren,
Das sy von bösen, falschen steg
zu dir durch dich sich bekeren.
Beschirm mich, herr, meins heyls ain got,
vor deim urteil, durchs blut behut!
mein zung verkünd dein rechts gebot,
schaf, dz mein mund dein lob außbreit.

5. Kain leyplich opffer von mir heyschst,
ich hete dir das auch geben;
so nymm nu den zerknirschten geist,
betrübts und traurigs hertz darneben.
Verschmech nit, got, das opffer dein,
thun wol in deiner gütikait
dem berg sion, da christen sein,
die opffern dir gerechtigkayt.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Heyden, Sebald – O Mensch, bewein dein Sünde groß

1. O Mensch, bewein dein Sünde groß,
darum Christus seins Vaters Schoß
äußert und kam auf Erden;
von einer Jungfrau rein und zart
für uns er hier geboren ward,
er wollt der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab
und tat dabei all Krankheit ab,
bis sich die Zeit herdrange,
daß er für uns geopfert würd,
trüg unsrer Sünden schwere Bürd
wohl an dem Kreuze lange.

2. So laßt uns nun ihm dankbar sein,
daß er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch laßt uns sein der Sünde feind,
weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan
mit seinem Leiden, Sterben.
O Menschenkind, betracht das recht,
wie Gottes Zorn die Sünde schlägt,
tu dich davor bewahren!

Greiter, Matthäus – Psalm. LI. Miserere mei deus.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc.“ von 1533, Blatt xxxix. Findet sich schon in der ersten Ausgabe von 1531. Im Val. Babstischen Gesangbuche von 1545, II, Nro. XX.)

O Herre Gott, begnade mich,
nach deiner gütt erbarme dich!
tilck ab mein übertrettung
nach grosser deinr erbarmung!
Und wäsch mich wol, O Herre Got,
von aller meiner missethat
und mach mich rayn von sünden,
dann ich thu der entpfinden,
Und meine üsnd ist stät vor mir!
ich hab allain gesündt an dir,
vor dir hab ich übels gethon,
in deinen worten würst beston,
so man dich rechts erfuchet.

Sich, in untugent bin ich gmacht,
wie mich mein muter hat gebracht,
in sünden mich empfangen,
vil sünd hab ich begangen;
Zur warhait hastu aber lust
und gäbest mir auch, das ich wust
die weyßhait dein on sorgen,
die haimlich ist verborgen.
Entsündig mich mit Isopp schon,
das ich werd rayn, und wäsch mich non
schneeweiß, auch freud laß hören mich,
das die gebain werden frölich,
die du so hast zerschlagen!

Sich nit auf mein sündtlichen stat,
tilck ab all meine missethat,
Herr, wölst in mir erschaffen
ain rayn hertz, thu ich hoffen;
Willigen giast ernew in mir,
verwirf mich auch nit gar von dir,
nimm nit dein hailgen gayste
von mir, dein gnad mir layste!
Und laß mir wider kommen her,
den trost deins hayls, O Gott mein Herr!
der freye gayst erhalte mich,
die gottlosen will leren ich
deinn weg, sy zu dir keren.

Rett mich von der blutschulden not,
O Got, du meines hails ain Got,
das mein zung mög erkallen
dein ghrechtigkait ob allen!
Herr, thu mir auf die leftzen mein,
mein mund verkünd das lobe dein!
zum opffer hast kain luste,
ich geb es dir auch suste;
Brandopffer auch gleich allesampt
gfallen dir nit, seind nun ain tannt
vor deinen augen nur ain haß:
die opffer Gots seind aber das,
ain gar zerbrochner gayste.

Ain brochen und zerschlagen hertz
würstu nit werffen hinderwertz
und würst es nitt verachten,
das kan ich wol betrachten!
O Herre Gott, thu wol Zion
nach deinem gütten willen schon,
Hierusalem die mauren
werden wider erbawen!
Denn würst haben lust und freüd
zum opffer der gerechtigkeyt,
zu den Brandopffern deinen mut,
so wirt man dann die Kelber gut
auff deinen Altar legen.

Eer sey dem vater und dem sun,
als er von anfang was und nun,
und auch dem haylgen gayste,
der uns sein gnade layste,
Durch unsern Herren Jesum Christ,
der unser hayland worden ist
und hat uns gnad erworben,
ist für uns all gestorben,
Das uns die sünd nit schaden kan,
so wir wandlen auf seiner ban
in rechter lieb, hoffnung und glaub,
das uns der feynd die seel nit raub!
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Gellert, Christian Fürchtegott – An dir allein, an dir hab ich gesündigt,

An dir allein, an dir hab ich gesündigt,
Und übel oft vor dir getan.
Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt;
Sieh, Gott, auch meinen Jammer an.

Dir ist mein Flehn, mein Seufzen nicht verborgen,
Und meine Tränen sind vor dir.
Ach Gott, mein Gott, wie lange soll ich sorgen?
Wie lang entfernst du dich von mir?

Herr, handle nicht mit mir nach meinen Sünden,
Vergilt mir nicht nach meiner Schuld.
Ich suche dich, laß mich dein Antlitz finden,
Du Gott der Langmut und Geduld.

Früh wollst du mich mit deiner Gnade füllen,
Gott, Vater der Barmherzigkeit.
Erfreue mich um deines Namens willen,
Du bist mein Gott, der gern erfreut.

Laß deinen Weg mich wieder freudig wallen
Und lehre mich dein heilig Recht
Mich täglich tun nach deinem Wohlgefallen;
Du bist mein Gott, ich bin dein Knecht.

Herr, eile du, mein Schutz, mir beizustehen,
Und leite mich auf ebner Bahn.
Er hört mein Schrei’n, der Herr erhört mein Flehen
Und nimmt sich meiner Seele an.

Der Gärtner – 1926
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