Benjamin Schmolck – Die Ruhe nach der Unruhe. (Aus Psalm 4, 9.)

Mel. Gottlob, es geht nunmehr zu Ende.

1. Ich lieg und schlafe ganz mit Frieden,
Denn du allein, Herr, hilfest mir.
Die Wohnung, die mir nun beschieden,
Stellt eine sichre Kammer für.
Mein Grab muss mir ein Bette sein,
O wie so süße schlaf ich ein!

2. Ich lieg und schlaf in Jesu Armen,
Er drücket mir die Augen zu.
Mich überschattet sein Erbarmen,
Und seine Lieb ist meine Ruh.
Wär auch mein Grab wie Jakobs Stein,
So schlaf ich dennoch lieblich ein.

3. Ich lieg und schlaf, mein Herze wachet,
Die Seele schauet Jesum an,
Der meine Beine grünend machet,
Sobald er schwenkt die Lebensfahn.
Dann wird mein Glaube Schauen sein,
Indessen schlaf ich fröhlich ein.

4. Ich lieg und schlafe nun im Stillen,
Stört mich mit euren Tränen nicht.
Beruhigt euch in Gottes Willen,
Ihr, denen jetzund weh geschicht.
Dort werden wir vereinigt sein.
Nun, gute Nacht! So schlaf ich ein.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der 34. Psalm.

Weise: Folget mir, ruft uns das Leben.

1. Mein Herz soll den Herren loben
Und mein Geist soll stets erhoben
Rühmen seine Güt und Macht,
Die er an mir hat vollbracht.
Meine Seele soll ihn preisen,
Mein Mund soll ihm Dank erweisen,
Dass mein Lob auch tröstlich werd
Allen, die das Kreuz beschwert.

2. Kommt nur her und helft mir singen,
Helft mir ihm Dankopfer bringen,
Dass er mein Gebet und Flehn
Hat so gnädig angesehn.
Da mich große Furcht umfangen,
Ist sein Licht mir aufgegangen;
Da ich dacht, wie wirds noch gehn,
Ließ er Hilfe mir geschehn.

3. Dies ist unsers Gottes Weise;
Sagts nur nach zu seinem Preise,
Dass er keinen hilflos lässt,
Der ihn anschaut und hält fest,
Der wie Jakob mit ihm ringet
Und im Glauben ihn bezwinget;
Deckt ihn gleich die finstre Nacht,
Gott ists, der sie lichte macht.

4. Ich kann selbst nebst vielen andern,
Die durchs Tal des Kreuzes wandern,
Auch hievon ein Zeuge sein,
Dass, wenn uns drückt Not und Pein
Und wir um Errettung schreien,
Er uns Hilfe lässt gedeien;
Eh wir sollten untergehn,
Muss sein Engel für uns stehn.

5. Schmeckt und sehet doch die Liebe,
Die mit freiem, süßem Triebe
Aus dem Herzen Gottes fleußt
Und so reichlich sich ergeußt.
Wohl dem, der sich ihr vertrauet!
Der kann, wenn dem Bösen grauet,
Ruhig und gelassen sein,
Fiel auch gleich der Himmel ein.

6. Denn wer Gott im Glauben ehret,
Seinen Fuß von Sünden kehret,
Dessen Gut bleibt doch bestehn,
Sollt die Welt auch untergehn.
Wenn die Reichen darben müssen,
Hat, wer sich auf Gott beflissen,
Aus des höchsten Gnadenguss
Reichtum, Füll und Überfluss.

7. Drum kommt her und lasst euch lehren,
Wie man soll den Herrn verehren,
Dass man gute Tage seh
Und dem Fluch der Welt entgeh.
Lernet euch vor Gott recht beugen
Und, wenns übel gehet, schweigen;
Tut das Gute, übt nicht Rach,
Suchet Fried und jagt ihm nach.

8. Selig, wer sich lässt so finden!
Wahrlich, man kann nicht ergründen,
Mit wie zarter Liebesbrunst
Gott auf ihn wirft seine Gunst.
Aug und Ohr des Herrn steht offen,
Wenn ihn eine Not betroffen;
Dahingegen Gottes Rach
Andre trifft mit Weh und Ach.

9. Denn Gott liebet nur die Frommen
Und wer bös ist, muss umkommen;
Wer ein niedrig Herze hat,
Wird aus seiner Fülle satt.
Ein zerschlagner Geist empfindet,
Wie sich Gott mit ihm verbindet;
Scheints oft, Gott sei ihm nicht nah,
Eh mans meint, so ist er da.

10. Hier sind noch die Kreuzesstunden,
Sind wir darin treu erfunden,
So kommt eine andre Zeit,
Die nichts weiß vom Tod noch Leid.
Dort wirds erst recht besser werden,
Wenn uns Gott von dieser Erden
Dahin führt, wo er regiert
Und die Liebe triumphiert.

11. Hallelujah sei gegeben
Unserm Gott, der unser Leben
Von so mancher Not macht frei,
Unsre Banden reißt entzwei.
Er helf uns und allen Frommen,
Auch dahin, wo er ist, kommen,
Wo man immer frisch und froh;
Amen, es gescheh also.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der 23. Psalm.

Weise: Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen.

1. Jehovah ist mein Hirt und Hüter,
Nun wird kein Mangel treffen mich.
Auf grüner Auen seiner Güter
Erquicket er mich süßiglich;
Er leitet mich zu frischen Quellen,
Da häufig sich mir zugesellen
Viel krank und matte Schäfelein.
Wenn ich in Ohnmacht sinke nieder,
So holt er meine Seele wieder
Und flößt ihr Lebensbalsam ein.

2. Er führet mich auf rechten Wegen,
Er geht voran, ich folge nach;
Und wenn ich gleich in finstern Stegen
Und Tälern voller Ungemach
Durch dick und dünn, durch Dorn und Hecken
Muss wandern, soll mich doch nichts schrecken;
Denn du bist bei mir stetiglich,
Du bist mein Licht, mein Stern, mein Führer,
Dein Stab und Stecken mein Regierer,
Auf deinen Achseln ruhe ich.

3. Ein Mahl voll Himmelssüßigkeiten,
Ein Mahl von Fett, von Mark und Wein
Hast du bereitet, dass von weiten
Es sehn, die mir nicht günstig sein.
Du salbest mich mit Öl der Freuden,
Da weiß ich denn von keinem Leiden,
Bin voller Trost und Freudigkeit;
Den Durst des Geistes wohl zu stillen,
Muss mich dein voller Becher füllen,
Der Becher deiner Lieblichkeit.

4. Drum soll mich nun fort nichts bewegen,
Von dir, mein Hirt, zu setzen ab;
Mir folget nichts als lauter Segen
Und Gutes nach bis in mein Grab.
Der Tod mag Leib und Seele trennen,
Ich weiß, du wirst mir dennoch gönnen,
Zu sein ein Kind in deinem Haus;
Der Knecht mag nicht darin verbleiben,
Den Sohn kann niemand draus vertreiben,
Ob er gleich müsst zur Welt hinaus.

5. Hallelujah sei dir gesungen,
O holder Hirt, o süßes Lamm!
Ach, hätt ich hundert tausend Zungen,
Zu rühmen dich, mein Bräutigam!
Doch du willst nicht viel Zungen haben,
Nur Eins ist, das dein Herz kann laben,
Ein Herz, das dich nur liebt allein;
Das wollst du mir, o Jesu, schenken,
So will ich stets bei mir gedenken:
Mein Hirt ist mein und ich bin sein.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der 42. Psalm.

Weise: Wo ist meine Sonne blieben.
Oder: Meine Armut macht mich schreien.

1. Wie ein Hirsch vom Durst gequälet,
Wenn ihm fehlet
In der Hitz ein frischer Quell,
Schreiend sich nach Wasser sehnet,
Also stöhnet
Nach dir, o Gott, meine Seel.

2. Meine Seele sich verzehret
Und begehret
Von dir, Strom der Süßigkeit,
Noch allhier getränkt zu werden
Auf der Erden
In des Durstes Peinlichkeit.

3. Ach, wenn, spricht sie, solls geschehen,
Dass zu sehen
Ich vermag dein Angesicht?
O wenn soll mit allen Frommen
Ich doch kommen
Hin zu deinem klaren Licht?

4. Denn jetzt bin ich so ungerne
Dir noch ferne;
Jeder Tag hat seine Not,
Weil der finstern Kräfte Scharen
Mich anfahren;
Wo ist, sagen sie, dein Gott?

5. Dürft und könnte ich doch laufen
Mit dem Haufen,
Der mit Preis und Lobgesang
Dich in Salems Hütten ehret
Und vermehret
Deinen Ruhm mit Saitenklang.

6 Aber dies muss ich entbehren
Und mit Zähren
Bei mir schütten aus mein Herz;
Ich muss Klagelieder singen
Und mit Ringen
Täglich häufen meinen Schmerz.

7. Stille, stille, Seele, stille!
Und, o Wille,
Gib dich in Gelassenheit.
Hoff auf Gott, so wird dein Klagen
Samt den Plagen
Sich verwandeln bald in Freud.

8. Unterdessen währts so lange,
Dass mir bange,
Dass ich finde keine Ruh.
Ich muss fühlen seine Ruten,
Seine Fluten
Schlagen ja auf mich nur zu.

9. Aber Gott bleibt doch die Liebe,
Darum übe
In dem Glauben die Geduld;
So wird dich bei Nacht und Tage
Statt der Plage
Noch erquicken seine Huld.

10. Ich will glauben, hoffen, dulden;
Meine Schulden
Haben es gar wohl verschuldt,
Dass mein Fels, der mein vergisset,
Mir zumisset
Tränenbrot statt seiner Huld.

11. Aber wenn die Feinde höhnen
Meine Tränen,
Dies ist mir ein bittrer Tod;
Wenn die Spötter in dem Zagen
Zu mir sagen:
Lieber, wo ist nun dein Gott?

12. Dennoch stille, Seele, stille!
Und, o Wille,
Gib dich in Gelassenheit.
Du sollst, so du nicht wirst wanken,
Ihm doch danken
In der Zeit und Ewigkeit.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der 25. Psalm.

Weise: Mein Jesu, dem die Seraphinen.

1. Mein Geist, o Herr, nach dir sich sehnet,
Nach dir, der du ihm alles bist;
Mein Herz sich hoffend auf dich lehnet,
Fels, der bleibet, wie er ist.
Lass mich mit Schanden nicht bestehen,
Damit mein Feind nicht freue sich;
Vielmehr lass den, der wider dich
Sich fest, mit Schanden untergehen.

2. Denn keiner ist zu Schanden worden
Von Anfang bis auf diese Stund,
Der sich gefunden in dem Orden
Der Gläubigen von Herzensgrund.
Du hast der keinen nie verlassen,
Der dich zu seinem Gott gewählt;
Es hat ihm nie kein Gut gefehlt;
Du hassest nur, die dich, Herr, hassen.

3. Drum wollst du deinen Weg mir zeigen,
Den Weg, der mich zum Leben führt.
Zu deinen Steigen wollst du neigen
Mein Herz, das deine Kraft gerührt.
Lass meinen Fuß ja nimmer wanken
Von Wahrheit und Gerechtigkeit,
Von Unschuld und Gottseligkeit;
Dafür will ich dir immer danken.

4. Gedenk, o Herr, an dein Erbarmen,
Das weder End noch Anfang kennt.
Ach, schau in Gnaden auf mich Armen,
Der sich nach deinem Namen nennt.
Gedenke nicht der Kindheit Sünden
Und was die Jugend hat verschuldt,
Hab aber, Herr, mit mir Geduld
Und lass für Recht mich Gnade finden.

5. Der Herr ist gut, ja selbst die Güte,
Er ist von Herzen treu und fromm,
Leutselig, sanft ist sein Gemüte,
Drum spricht er zu dem Sünder: Komm!
Und leitet ihn auf seinen Wegen,
Die voller Ruh und Sicherheit;
Wer elend ist, sich des erfreut,
Für ihn bei Gott ist lauter Segen.

6. Ach ja, des Herren Weg ist richtig,
Wahrheit und Gnade ist sein Pfad.
Wer fromm ist und zum Glauben tüchtig,
Erfährt es wohl recht mit der Tat.
Der Unglaub ist nur nicht zufrieden,
Der Eigenwill sieht sauer aus,
Gott halte, wie er wolle, Haus;
Drum bleibt er auch von ihm geschieden.

7. Ach, siehe nicht an mein Verbrechen,
Bitt ich nochmals aus Herzensgrund;
Lass es dein strenges Recht nicht rächen,
Gedenke doch an deinen Bund,
Und was du bei dir selbst geschworen,
Dass der, so sich von Sünden kehrt,
Und seinem Fuß vom Unrecht wehrt,
Mitnichten solle sein verloren.

8. Wer fromm ist und den Herren scheuet,
Dem zeiget er den besten Weg;
Sein Geist wird immerdar erfreuet,
Er wandelt auf dem Friedenssteg.
Der Segen kömmt auf seinen Samen,
Des Herrn Geheimnis wird ihm kund,
Der Geist eröffnet seinen Mund,
Zu offenbarn des Herren Namen.

9. Zwar legt des Feindes List viel Netze
Dem, der nur Gott erwählet hat;
Er suchet, wie er ihn verletze
Und Schaden tue früh und spat.
Gott aber wachet für die Seinen,
Gibt sie dem Feinde nimmer preis,
Weil er sie wohl zu schützen weiß,
Er lässt sie nicht vergeblich weinen.

10. Drum will ich mich zu dir auch wenden,
Wenn ich elend und einsam bin;
Du wirst mir Hilf aus Zion senden
Und trösten den geängsten Sinn.
Ja, führe mich aus meinen Nöthen,
Vergiss, vergiss die Missetat,
Die dich so hoch betrübet hat,
Dass ich davor nicht dürf erröten.

11. Noch Eins, Herr, will ich von dir bitten:
Bewahre mich durch deine Macht;
Will Gift und Gall der Feind ausschütten,
So hab auf meine Seele Acht.
Lass schlecht und recht sie stets behüten,
Sei gnädig deinem Israel
Und rette deines Volkes Seel
Von aller seiner Feinde Wüten.

12. Ehr sei dem Vater, der regieret
Von Ewigkeit zu Ewigkeit,
Samt seinem Sohne, der uns führet
Aus allem Jammer dieser Zeit.
Der Geist, der Tröster, der uns lehret
Und unsern Geist mit Liebe nährt,
Sei gleichfalls von uns hochgeehrt,
Sein Lob werd immerdar vermehret.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der erste Psalm Davids.

Weise: Schönster aller Schönen, meines Herzens Lust.

1. Wohl dem, der nicht wandelt in der Bösen Rat,
Und der keinen Teil nimmt an der Sünder Tat;
Der den Spötter fliehet und sich ihm entziehet,
Wenn er Trug und List in seinem Sinn vor hat.

2. Wohl dem, der mit Freuden und mit Lust erwägt,
Was uns Gott vom Himmel durch sein Wort vorlegt;
Der drauf fleißig achtet, der es recht betrachtet
Und, dran alles liegt, es tief ins Herze prägt.

3. Er ist zu vergleichen einem Baum am Fluss,
Der auch, wenn es dürr ist, Frucht bringt ohn Verdruss,
Dessen Blätter bleiben und sich nie zerreiben;
Was er macht ihm alles wohl gelingen muss.

4. Aber die Gottlosen sind wie leichte Spreu,
Blühen sie gleich heute, morgen sind sie Heu.
Wenn der Herr wird kommen zum Trost aller Frommen,
Werden jene fühlen, dass Gott Richter sei.

5. Er wird ihnen lohnen, wie sie es verdient,
Und weil sie in Zeiten sich nicht ausgesühnt
Mit ihm, wird sein Schrecken flutenweis sie decken,
Wenn der Frommen Schar hingegen vor ihm grünt.

6. Jesu, großer Richter, wahrer Menschensohn,
Der du mit dem Vater sitzest auf dem Thron,
Lass mich Sünde hassen und, was gut, nicht lassen,
Bis du kommst, und mit dir kommen wird dein Lohn.

Johann Anastasius Freylinghausen – Schaff in mir Gott ein reines Herz.

Psalm 51,12-14.
Weise: Nun lasst uns den Leib begraben.

1. Schaff in mir, Gott, ein reines Herz,
Ein Herz, das sich stets himmelwärts
Aufschwinge und, von Sünden frei,
Mit Lust dir diene ohne Scheu.

2. Erneure, was verblichen ist
In mir durch Satans Trug und List;
Befestige den schwachen Sinn,
Dass nicht der Feind ihn reiße hin.

3. Dein Auge hat es wohl gesehn,
Was durch Betrug der Lust geschehn;
Ich bin nicht wert, dein Angesicht
Zu sehen; doch, Herr, zürne nicht.

4. Den Geist, das teure Liebespfand,
Durch deine Gunst mir zugewandt,
Nimm nicht, wie ichs verdient, von mir,
Weil ich gesündigt hab an dir.

5. Lass aber seiner Gnaden Kraft,
Die Fried und Freude in uns schafft,
Den Trost einflößen meinem Geist,
Darauf dein Wort uns hoffen heißt.

6. So werd ich auch ohn Furcht und Zwang
Mit Freuden richten meinen Gang
Zu deiner Ehr, nach deinem Wort,
Und selig sein so hier als dort.

7. Dem Vater, Sohn und heilgen Geist,
Der aller Blöden Tröster heißt,
Sei Preis, Dank, Ruhm und Herrlichkeit
Von nun an bis in Ewigkeit.

Herman, Nikolaus – Der 91. Psalm

welchen David gesungen, nachdem ihn Gott erhalten hat in dem großen Sterben, da in den drei Tagen siebenzigtausend Menschen sturben in Israel.

Im Ton: Ach Gott vom Himmel rc.
Oder: Nun freut Euch rc.

Wer bei Gott Schutz und Hilfe sucht,
Wenn er sein Rut‘ aussendet,
Und hat zu ihm all sein Zuflucht,
Mit Buß sich zu ihm wendet:
Der ruft getrost in seiner Not:
Du bist mein Burg, o Herr mein Gott,
Du wirst mich nicht verlassen.

2. Du rettesat mich vons Jägers Strick,
Kein Pestilenz mir schadet.
Unter‘ dein Flügel ich mich tück,
Wenn die Seuch zu mir nahet.
Dein Wahrheit ist mein Schild und Spieß,
Dein Wort macht mich keck und gewiss
Drum laß ich mich nicht schrecken.

3. Kein Graun des Nachts, kein Pfeil am Tag,
Die der Teufel lässt fliegen,
Mir schaden kann, kein Seuch noch Plag
Des Feinds wird mir obsiegen.
Ob viel Tausend auf beider Seit
Um mich fallen, nicht mir dran leit,
Der Tod kann mich nicht treffen.

4. Mit Lust mein Augen werden sehn,
Wie Gott den Lohn wird geben,
Und vergelten den Gottlosen,
Die seim Wort widerstreben.
Mein Haus aber zufrieden bleibt,
Alls Unglück mein Gott davon treibt,
Kein Plag dazu mag kommen.

5. Sein Engeln er befohlen hat:
Tragt ihn auf euren Händen.
Wo er auf seinen Wegen gaht,
Das Bös von ihm tat wenden,
Damit sein Füß an keinen Stein
Anstoß, mit Treuen ich ihn mein,
Lasst ihm nichts Args begegnen.

6. Wenn er auf Schlangen und Drachen steht,
Kein Leid ihm widerfähret.
Durch Pestilenz er sicher geht,
Und bleibt auch unversehret.
Gleichwie Aaron in seinem Amt,
Wehr ich der Seuch mit meiner Hand,
Dass sie zu ihm nicht nahe.

7. Wenn ihn gleich die Plag samt dem Tod
Ergreift und wolln ihn fressen,
Im größten Kampf und höchster Not
Kann ich sein nicht vergessen.
Wenn er gleich gar darnieder leit,
Helf ich ihm auf zu rechter Zeit,
Sobald er mich anrufet.

8. Wenn all sein Leib für Krankheit hitzt,
Und er jetzt will verschmachten,
In Todeskampf für Ängsten schwitzt,
Sein Heil will ich betrachten.
Ich will sein Kraft und Labsal sein,
Und ihn erquicken in der Pein,
Bei ihm bin ich in Nöten.

9. Sein Unschuld mach ich offenbar,
Dass man sein Ehr stets preise.
Sein Leben frist ich manches Jahr,
Mein Heiland ich ihm weise.
Von hin fährt er mit Fried und Freud;
Ein End hat all sein Dürftigkeit,
Sein Seel will ich bewahren.

Herman, Nikolaus – Der 103. Psalm Davids.

Nun lob mein Seel dein Herrn und Gott,
Von ganzem Herzn ihn preise.
Gedenk mit Fleiß aller Wohltat,
Die er dir hat beweiset.
All dein Sünd hat er dir geschenkt,
Dein Missetat er nicht gedenkt,
Und heilt all dein Gebrechen.

2. Dein Leben rett er allezeit,
Allen Unfall er wehret.
Mit Gnad, Güt und Barmherzigkeit
Krönet er dich und ehret.
Herz, Mut und Sinn ist Freuden voll,
Das Gwissen gehab sich fein wohl,
Mein Mund sein Wohltat preiset.

3. Wie ein Adler verjünget sich,
Und kriegt spannen Gefieder,
So hat er neugeboren dich
Durchs Wort und sein Geist wieder
Der Herr schafft Grechtigkeit und Gricht,
Die Elenden verlässt er nicht,
Die Unrecht müssen leiden.

4. Sein Zorn währt nur ein kleine Zeit,
Sein Grimm sich gar bald leget.
Er schont menschlicher Gbrechlichkeit,
Unser Schwachheit er träget.
Er ist barmherzig und gütig,
Gnädig, geduldig, langmütig,
Die Sünder nicht bald strafet.

5. Wie ein Vater meint seine Kind
Und ihn als Guts erzeiget,
So ist Gott gegen uns gesinnt,
Sein Herz zu uns geneiget.
Wer ihn fürcht, traut und rufet an,
Den kann und will er nicht verlan1verlassen;
Denn wir sind sein Geschöpfe.

6. Er weiß, dass wir sind Asch und Staub,
Und wie Gras auf dem Felde.
Ein Mensch fällt ab, gleichwie das Laub
Von Blumen in den Wälden.
Sein Gnad aber währt ewiglich,
Der sollen alzeit trösten sich,
Die nach seim Willen wandeln.

7. Mosen hat er sein Weg bericht,
Unds Gsetz lassen aufschreiben,
Auf dass Israel irret nicht,
Und bei seim Wort möcht bleiben.
Sein Wunder macht er ihn bekannt,
Da er sie mit gwaltiger Hand
Vom Pharao erlöset.

8. Im Himmel hoch sein Regiment
Führt er mit Gwalt und Ehren.
Ihm ghorchen alle Element,
Sein Macht kann Niemand wehren.
So lobt den Herrn, ihr Engelein,
Die ihr ausricht den Willen sein
Und sein Wort weit ausbreitet.

9. Ihr Heerscharen, lobt euren Gott,
Die ihr tut nach seim Gfallen,
Und richt mit Fleiß aus sein Gebot,
Lobt seine Werk mit Schalle.
Und du, mein allerliebste Seel,
Preis Gott, und sein Wohltat erzähl,
Rühm sie von ganzem Herzen.

Amen.