Ringwald, Bartholomäus – Eine Danksagung für diejenigen, so Gott vor der Pestilenz bewahrt oder errettet.

Im Ton: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

1. Lobet Gott den HErrn aus Herzensgrund,
Ihr werten Christen alle,
Und preist ihn hoch zu aller Stund
Mit freudenreichem Schalle;
Denn sein Wort ist
Zu aller Frist
Wahrhaftig, fest und reine.
Was er verspricht,
Entfällt er nicht,
Es sei groß oder kleine.

2. Als ich zur Zeit in großer Fahr1Gefahr
Leibes und Lebens schwebte
Und mit Ängsten umgeben war,
Dass mir der Körper bebte,
Ruft ich zu ihm
Mit lauter Stimm,
Und bat, er wollt mich retten;
Denn mich gar dick
Des Todes Strick
Schrecklich umfangen hätten.

3. Da ich also von Herzen tief
In meinem schweren Zagen
Zu meinem Gott im Himmel rief,
Jammert ihn meiner Klagen,
Und half mir fein
In meiner Pein
Täglich gar sanft und leise,
Bis ich empfand
Sein‘ starke Hand
Und merkte seine Weise.

4. Der HErr ist fromm, getreu und gut,
Hält seine Ohren offen
Denen, so mit geängstem Mut
Ohn Wanken auf ihn hoffen
Und jederzeit
In ihrem Leid
Auf seinen Namen trauen;
Den fehlet nicht
Ihr Zuversicht,
Warum sollt uns denn grauen?

5. O Gott, es hat dein‘ milde Hand
Der Gnaden nicht gesparet,
Hast mir ein Engel zugesandt,
Der mich vor Gift bewahret,
Dadurch ich bin
In Herz und Sinn
Erfreuet und erquicket;
Das dank ich dir,
Denn du hast mir
Hülf, Rat und Trost geschicket.

6. Ich dank dir auch, dass du mich hast
Als ein Kind aufgenommen,
Und auf mich deiner Ruten Last
Genädig lassen kommen,
Dadurch ich dich,
Sowohl auch mich
Hab lernen recht erkennen.
Nun kann mein Mund
Von Herzensgrund
Dich allzeit Vater nennen.

7. Fürwahr, ich wollt in meinem Sinn
Der Strafe meines Herren,
Derer ich jetzt benommen bin,
Für groß Gut nicht entbehren;
Denn ich weiß nu
Mich immerzu,
Wenn Unfall kömmt, zu stärken,
Welchs Fleisch und Blut
Ohn Gottes Rut
Nicht wissen kann, noch merken.

8. Wohl dem, den Gott in dieser Welt
Mit Kreuz oft tut belegen,
Des Schaden in ein Frommen fällt,
Erlanget Gunst und Segen,
Wird klug und weis
Und fleucht mit Fleiß
Der Welt tolles Vermessen,
Und wie ein Kind
Gott lieb gewinnt
Und kann sein nicht vergessen.

9. Darum, ihr Christen, sträubt euch nicht,
Wie Roß und wilde Tiere,
Wenn euch die Hand des HErren richt,
Denn er will euch probieren,
Ob ihr auch wollt
Wie reines Gold
Im Feur beständig bleiben
Und auf sein Macht
Fest geben Acht,
Die Böses kann vertreiben.

10. Hofft auf den HErrn, ihr lieben Leut,
Halt fest an seinem Worte,
Und fürcht ihn kindlich allezeit,
Dringt nach der engen Pforte,
Betet und wacht
Zu Tag und Nacht
Und habt Geduld im Leiden.
Es kann kein Not,
Gewalt noch Tod
Uns von dem HErren scheiden. Amen.

Ringwaldt, Bartholomäus – Zur Pestzeit.

Im Ton: Es ist das Heil uns kommen her.

1. Ach lieben Christen, trauret nicht,
Thut euch nicht so entsetzen,
Darum daß uns der Vater richt
Und etwas thut verletzen
Mit seiner väterlichen Ruth,
Die hin und wieder schleichen thut,
Genannt die Pestilenze.

2. Sie ist was schrecklich, das ist wahr,
Und thut uns fürchtig machen,
Daß unser Fleisch erzittert gar,
Als vor des Todes Rachen.
Aber gedenkt, mein‘ lieben Kind,
Daß noch viel schärfer Ruthen sind,
Die unser Gott kann brauchen.

3. Theurung ist ärger, denn die Pest,
Wie solches han erfahren,
Die an den Orten sind gewest,
Nämlich vor kurzen Jahren,
Da gar viel Menschen, jung und alt,
Mit großem Jammer mannigfalt
Vor Hunger sind verschmachtet.

4. Der Krieg verwüstet Leut und Land,
Thut alle Ding umkehren
Ohn alle Gnad mit Schwert und Brand,
Erbarm es Gott den Herren!
Da muß herhalten Mann und Weib
Und auch das Kind in Mutterleib,
Sammt andern, groß und kleine.

5. Kirch, Rathhaus, Schul, all Ehrbarkeit
Wird gar in Grund verstöret;
Da gilt kein Recht, wer leit(liegt), der leit,
Kein Flehen wird erhöret.
Schänden und Morden hat kein End,
Trübsal ist, wo man sich hinwendt:
O besser bald gestorben!

6. Und weil denn Gott der Vater gut
Von wegen unser Sünden
Uns noch genädig strafen thut
Mit seinen treuen Händen:
So seid zufried und bittet ihn,
Daß er uns nicht laß weiter hin
Was Aergers widerfahren.

7. Darum, ihr Christen, zaget nicht,
Halt Gott dem Vater stille,
Und wißt, was uns jetzund geschicht,
Sei sein verborgner Wille
Und sein beschlossner weiser Rath,
Dadurch er uns von böser That
Zur Bessrung will bewegen.

8. Gott weiß, was jedem nützlich sei,
Das Sterben oder Leben,
Das glaubet allzeit fest und frei
Und thut euch ihm ergeben.
Ohn seinen Willen nicht ein Haar
Die Pestilenz euch schwächen thar(darf),
Und wär sie noch so böse.

9. Wenn schon die Gift auf freiem Plan
Mit Grausamkeit herkäme
Und die in Eil zehntausend Mann
Zu deiner Rechten nähme,
So soll sie auf den Wegen dein
Dir dennoch nichtes schädlich sein,
Es wolls denn Christus haben.

10. Kein Sperling auf die Erde fällt
Daß es Gott nicht sollt wissen;
Wie gar viel mehr der HErr erhält
Die auf ihn sind geflissen,
Und für sie sieget Tag und Nacht,
Daß ihnen nichts wird beigebracht
Ohn seinen guten Willen.

11. Und ob bisweil ein Unfall groß
Ein Christen hoch betrübet,
So gibts ihm vor der Welt ein Stoß,
Die Gottes Werk nicht prüfet,
Aber vor Christi Angesicht
Ists köstlich und wol ausgericht
Zu seines Kindes Frommen.

12. Derhalben nicht so furchtsam seid,
Gott wird es nicht verderben;
Wir sind des HErren allezeit
Im Leben und im Sterben:
Wer sterben soll, fahr immer hin,
Ist doch der Tod unser Gewinn,
Christus ist unser Leben.

13. Hat doch ein Mensch kein Fried noch Ruh,
Dieweil er lebt auf Erden,
Bis daß er thu sein Augen zu,
Alsdann möchts besser werden;
Denn er ist von der harten Schlacht
Des bösen Feindes los gemacht
Und allem Leid entsprungen.

14. Darum so gebt euch willig drein,
Vertrauet Gott dem HErren.
Es muß einmal gestorben sein,
Was thut ihr euch viel wehren?
Wer heur(dies Jahr) einschläft hat frei zu Jahr,
Ist los von aller Sünd und Fahr
Und ruhet in dem HErren.

15. Thut Buß und schickt euch zu dem Tod,
Betet zu allen Stunden,
Und wißt, daß Christus Todesnoth
Am Kreuz hat überwunden.
Wer auf sein Leiden fest vertraut,
In Ewigkeit den Tod nicht schaut,
Und ist ein Kind des Lebens.

16. O Jesu Christ, wir bitten sehr:
Dich wieder zu uns wende,
Von wegen deines Namens Ehr
Dein Werk in uns vollende,
Daß wir dich mit gebeugtem Knie
Im Geist von Herzen loben hie
Und dort im Himmel.

Amen.

Zwingli, Huldrych – Hilf, Herr Gott (Pestlied)

Quelle: Zwingli’s sämmtl. Schriften II. Bds. 2. Abthlg.

Ein christenlich gsang,
gestellt durch Huldrych Zwingli,
als er mit Pestilenz anggriffen ward.

1519

1. Im anfang der krankheit

Hilf, herr gott, hilf
In diser not!
Ich mein‘, der tod
Sug an der thür.
Stand, Christe, für;
Dann du jn überwunden hast!
Zu dir ich gilf:
Ist es din will,
Züch us den pfyl,
Der mich verwundt!
Nit laß ein stund
Mich haben weder ruw noch rast!
Willt du dann glych
Tod haben mich
Inmitts der tagen min,
So soll es willig syn.
Thu, wie du willt;
Mich nüt befilt.
Din baf bin ich;
Mach ganz ald brich.
Dann, nimmst du hin
Den geiste min
von diser erd,
Thust dus, daß er nit böser werd,
Ald andern nit
Befleck ir leben fromm und sitt‘.

2. In mitten der krankheit.

Tröst, herr gott, tröst!
Die krankheit wachst,
Wer und andst faßt
Min seel und lyb.
Darum dich schob
Gen mir, einiger trost, mit gnad!
Die gewüß erlöst
Ein jeden, der
Sin herzlich bger
Und hoffnung setzt
In dich, verschätzt
Darzu diß zyts all nutz und schad.
Nun ist es um.
Min zung ist stumm,
Mag sprechen nit ein wort.
Min‘ sinn sind all‘ verdorrt.
Darum ist zyt,
Daß du min stryt
Fürist fürhin;
So ich nit bin
So stark, daß ich
Mög tapferlich
Thun widerstand
Des tüfels focht und frefner hand.
Doch wird min gmüt
Stät blyhen dir, wie er joch wat.

3. In der besserung.

Gsund, herr gott, gsund!
Ich mein, ich keer
Schon widrum her.
Ja, wenn dich dunkt,
der sünden sunk
Werd nit meer bherrschen mich uf erd
So mü min mund
Din lob und leer
Ussprechen meer
Dann vormals ie,
Wie es joch geb,
Einfaltiglich on alle gfärd.
Wiewol ich müß
Des todes büß
Erlyden zwar einmal
Villycht mit größerm qual,
Dann jetzund wär
Geschehen, herr!
So ich sunst bin
Nach’gfaren hin;
So will ich doch
Den trutz und poch
In diser welt
Tragen frölich um widergelt.
Mit hilfe din,
On den nüt mag vollkommen syn.

Zwingli, Huldrych – Hilf, Herr Gott (Pestlied) – modernisiert

In. J.G. Vaters Jahrbuch der häuslichen Andacht und Erhebung des Herzens für das Jahr 1826. Halle in der Rengerschen Verlagsbuchhandlung“ hat Herr Superintendent Fulda dieses Gebetlied in die Sprachweise unsers Zeitalters übergetragen, wie folgt:

Bey Krankheits-Anfang

Herr! höre meine Worte,
Hilf mir in dieser Noth!
Es klopft an meine Pforte
Mit schwerer Hand der Tod.
Du, der du ihm im Streite
Die Macht genommen hast,
Steh, Christe, mir zur Seite,
Und lindre mir die Last!

Mein Vater! kannns geschehen,
So lasse mir dein Rath
Den Kelch vorübergehen,
Der mehr und mehr sich naht;
So zeuch mir aus der Wunde
Den Pfeil, der schmerzlich brennt
Und auch nicht Eine Stunde
Mir Ruh und Rast vergönnt!

Doch sollen meine Tage
Früh eilen hin zur Gruft,
So geh‘ ich ohne Klage,
Wohin dein Wink mich ruft.
Du willst dann dieser Erde
Früh meinen Geist entziehn,
Daß er nicht böser werde,
Nicht Fromme bös durch ihn.

Du bist ja, Herr, mein Schöpfer,
Und dein Geschöpf bin ich.
Zum Tone spricht der Töpfer
Bald: bleibe ganz! bald: brich!
Dir bleibt in frommer Stille
Mein Loos anheim gestellt;
Dein Wille sey mein Wille,
Thu mir, wie dirs gefällt!

Bey zunehmender Krankheit.

Trost, o mein Gott, such‘ ich bey dir!
Es mehren sich die Schmerzen;
Die Macht der Krankheit dringet mir
Mit Weh und Angst zum Herzen.
Drum, du mein Tröster, such‘ ich dich,
Und siehe: stärk, o stärke mich
Mit Trost aus Christi Wunden!

Ja, Heiland, deine Gegenwart
Kömmt hülfreich dem zu gute,
Der still im Glauben deiner hart
Mit festem Christenmuthe,
Auf dich allein die Hoffnung setzt,
Und klein um deinetwillen schätzt
Der Welt Gewinn und Schaden.

Mir ist die Zunge welk und stumm
Und jeder Sinn gebunden.
Ist denn mein Lauf hienieden um,
Die Lebensfrist entschwunden,
Dann, größer Kämpfer, ist es Zeit,
Daß du nun selber führst den Streit,
Den ich um dich begonnen.

Zwar seh ich wohl mit kühner Hand
Den Teufel auf mich dringen,
Und bin zu schwach zum Widerstand;
Doch solls ihm nicht gelingen.
Dieweil mein Glaube steif und fest
Sich, Herr, auf deine Macht verläßt,
So mag die Hölle wüthen!

In der Genesung

Gesund – durch deine Güte,
Mein Gott, werd‘ ich gesund!
Dich preise mein Gemüthe,
Laut singe dir mein Mund.
Ja, nun du mich empor
Gebracht zu längerm Leben,
Muß dich mein Geist erheben
Noch mehr, denn je zuvor.

Zwar, zog in seinen Banden
Der Tod mich jetzt von hier:
So hätt‘ ichs überstanden
Und wäre,Herr, bey dir.
Nun muß ich doch einmal
Aus diesem Leben scheiden,
Vielleicht nach herberm Leide,
Vielleicht mit gößrer Quaal.

Jedoch, es ist dein Wille:
Drum trag‘ ich freudig noch,
Dir treu und kindlich stille,
Des Pilgerlebens Joch,
Und führe fort den Streit;
Und du, o Herr der Welten,
Wirst droben mir vergelten
Mit Himmelsseligkeit.

Behm, Martin – Gebet wider die Pest.

Ach Gott, die Pest, dein scharfer Pfeil,
Fleugt jetzt herum in schneller Eil,
Durchwandert Land und Städte bald,
Verigft und würget jung und alt.

Herr, unser Sünd bringt solche Gift,
So gar manch Mutter Kind betrifft;
Dieselb vergieb durch Jesum Christ,
Denn er hat sie am Holz gebüßt.

Und weil dies Uebel umher schleicht,
So tröst und stärk, die es ergreift;
Die böse Seuch ja ferne treib
Von unsrer Stadt und unserm Leib.

Solls aber je gestorben sein,
So sei es nach dem Willen dein,
Verleih nur ein vernünftig End,
Und nimm uns in dein Reich behend.

Amen.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder

Behm, Martin – Ein täglich Gebet wider die drei Plagen, Krieg, Theurung und Pestilenz und andern Jammer

Herr Jesu Christ, wie manches Jahr
Sind wir gewest in Noth und Fahr:
Sehr heftig hat getobt der Feind,
Das hat manchs Christen Herz beweint.

Er hat gebrannt an manchem Ort,
Viel Leut entführt und viel ermordt;
Das liebe Brod gar theuer ist,
Darüber seufzt manch armer Christ.

Die Pestilenz hat nicht gesäumt,
Viel tausend Menschen aufgeräumt,
Ohn was für Kreuz, Pein, Angst und Schmerz
Gefühlet hat manch frommes Herz.

Herr, unser große Missethat
Dies und ein mehrs verdienet hat;
Der Sünden waren wir gewohnt,
Drum hast du billig nicht geschont.

O Gott, trag mit deim Volk Geduld,
Vergieb uns unser Sünd und Schuld,
Laß nun dein Zorn verlöschen gar,
Und gieb uns forthin gute Jahr.

Mit deinem Geist steh uns ja bei,
An Leib und Seel uns benedei,
Erhalt uns unser Leben rein,
Daß wir thun nach dem Willen dein.

Dem Türken und den Tattern wehr,
Und wer sonst anficht deine Lehr,
Behüt für Aufruhr, Krieg und Streit,
Gieb fruchtbar und wohlfeile Zeit.

Nimm weg die giftig Seuch der Pest,
Die bisher hat gehalten fest,
Im Kreuz verleih Trost und Geduld,
Laß uns behalten deine Huld:

Damit wir deines Namens Ehr
Hoch preisen und erheben sehr
Hier und dort mit den engelein;
Wer das begehrt, sprech Amen drein.

Nöldeke – Martin Behemb’s geistliche Lieder