Albert Zeller – Ich sink an seinem Kreuze nieder

Ich sink an seinem Kreuze nieder
Und knie mit Maria hin,
Wir Alle sind ja Schwestern, Brüder;
Ein Leid beweget unsern Sinn.

Da hängt Er zwischen Erd und Himmel,
Der Sohn, der Erd und Himmel schuf!
Ein rohes, tosendes Getümmel
Verschlingt fast seinen Abschiedsruf.

Ich hab ihn mit ans Kreuz geschlagen,
Und klage mich des jammernd an;
Er aber betet ohne Klagen:
„Sie wissen nicht, was sie getan!“

Der Retter stirbt, der Herr des Lebens,
Er stirbt für uns den Menschentod.
Lass ihn nicht sterben, Mensch, vergebens!
Der Herr des Lebens ist dein Gott!

Da fasst ein Jubel sonder Gleichen
Im Schmerz die Seele wunderbar;
Durch dunkle Wolken niederreichen
Sieht man den Himmel rein und klar.

Vergeben sind sie uns, vergeben,
Die Sünden unsrer Erdenlust:
Ein himmlisch Weinen, Danken, Beben
Erfüllt die sturmzerriss’ne Brust.

Aufs Neu geschenkt sind wir uns Alle;
Das Lied des Heils steigt himmelwärts,
Und den entsühnten Brüdern falle
Entsühnt ich selber an das Herz.

Albertini, Johann Baptist von – Du musstest leiden, Gottes Sohn!

Du musstest leiden, Gottes Sohn!
die Zeit war da – es stand geschrieben
im Buch – es drängte Dich Dein Lieben:
da tauschtest Du ums Kreuz den Thron.

Du musstest leiden! konnte je nur
Ein Gesicht verloren gehen,
was heilge Seher einst gesehen?
Du musstest nach Gethsemane!

Doch, Barmherziger! Warum
stand solche Schrift in Deinem Buche?
warum ward’s Segens Quell zum Fluche,
zur tiefsten Schmach der höchste Ruhm?

Warum beim Blick in künft’ge Zeit
durchbrechen jene Freudensszene
geheimnisvolle Leidenstöne
im Buche der Gerechtigkeit?

Warum, als ihm gelang die Tat,
das Joch des Starken zu zerbrechen,
warum musst ihm die Ferse stechen
der Schlangenkopf, den Er zertrat?

In dichtem Dunkel schreitest du
einher, allwaltendes Verhängnis!
und führst die Geister im Gefängnis:
dich decken Ewigkeiten zu.

Es musste sein! O Gott, umsonst
sahst Du Dich um! Du sannst vergebens
zu schonen Deines Sohnes Lebens,
der Du die Himmel überthronst!

O heiligs Muss! – Notwendigkeit,
der sich der Allmacht Kräfte neigen!
wir beten an in sel’gem Schweigen:
denn du bist unsre Seligkeit.

O seligs Muss der Ewigkeit!
manch hart unselig Muss des Lebens
drückt uns, und spottet Widerstrebens:
doch du, du stillest all dies Leid.

Wenn uns Dein Mund, o Heiland! sagt
in’s Herz hinein, „ich musste leiden!“
so gib, dass wir das Wort nicht meiden,
dass Stolz, Scham, Furcht uns nicht verjagt!

Nein! lernen lass uns an dem Wort,
bis unser Innerstes durchschüttert
von seiner Allgewalt, erzittert
bis uns sein Schwert das Herz durchbohrt!

O heiligs Licht! o seligs Recht!
dass auf der fluchbeladnen Erde
des ew’gen Segens fähig werde
der Menschen sündiges Geschlecht.

Das musste sein! so hilf uns nun,
dass wir zu Deiner Wahl zum Segen,
du Fluch für uns! die unsre legen,
und Dir am Segensbusen ruhn!

Behm, Martin – Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ

Im Ton: Jesu Christe meins Lebens Licht rc.

1. Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ
Zuletzt am Kreuz still worden ist,
Nachdem er hat sein Not verbracht,
Damit seins Lebens End gemacht.

2. Gar säuberlich sein Haupt er neigt,
Sich an Gebärden still erzeigt
Und schlief fein sanft und ruhig ein;
Das mag ein Fürst des Lebens sein.

3. Sein Haupt hat er zu uns geneigt,
Damit sein Lieb und Treu bezeigt,
Die er zu uns aus Gnaden trägt,
Weil er in Todes Staub sich legt.

4. Des dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Weil mirs zu gut geschehen ist.
Hilf auch, dass ich mich zu dir neig
Und dir Gehorsam stets erzeig.

5. Doch so ich etwa mich verirrt,
Dass ich mein Glauben übel ziert,
So hilf, dass ich mich vor dir bück,
In Demut mich zu bessern schick.

6. Käm denn der Tod und griff mich an,
Des sich kein Mensch erwehren kann,
So hilf, dass ich mich neig zu dir,
Damit er fänd kein Recht an mir.

7. Ich halt mich an dein Testament,
Das ist mein Trost am letzten End.
Das himmlisch Reich ist mir bescheidn,
Das ist mein Trost in meinem Leidn.

8. Weil du geschwächt des Todes Macht
Und hast das Leben wiederbracht,
So bitt ich durch dein Gütigkeit,
Mach mich zum Sterben recht bereit.

9. Damit ich fein vernünftiglich
Einschlaf ganz fein und säuberlich
Und also komm zu guter Ruh,
Sobald ich tu mein Augen zu.

10. Auf dich mein Haupt ich niederleg,
Wenn ich im Leib kein Ader reg.
Hilf, dass mein Sterben so geling,
Dass ich vom Tod ins Leben dring.

Amen.

Elisa von der Recke – Bei dem Andenken des Lebens und der Leiden Jesu.

Durchdenk ich meines Heilands Leben,
Was fühlt für ihn mein liebend Herz!
Welch Beispiel hat er mir gegeben!
Wie heldenmütig ist sein Schmerz!
Wie menschenfreundlich seine Freuden!
Wie mitleidsvoll, wie groß gesinnt
Selbst gegen die, die seiner Leiden
Und seines Todes Stifter sind.

Zwar klagt er auch bei seinen Schmerzen
Doch, welche göttliche Geduld!
Mit seinem ganzen edlen Herzen
Traut er auf seines Vaters Huld.
Lass diesen Kelch vorüber gehn!
Ruft er in seiner Seelenpein,
Doch, Herr, dein Wille soll geschehn,
Der meine nicht, denn ich bin dein.

Die Freuden, die sein Herz empfindet,
Sie gründen bloß auf Wohltun sich.
Wo er Verlassne traurig findet,
Zeigt er als Rat und Helfer sich.
Die Blinden suchet er zu leiten;
Den Hungrigen bricht er das Brot;
Er hält die aufrecht, welche gleiten;
Und hilft den Kranken in der Not.

Und willig ist er zum vergeben!
Wiee fleht er selbst auch noch für die,
Die ihm den Kreuzestod gegeben,
„Erbarme, Herr, dich über sie!
Dies waren seine letzten Bitten,
Und so, so starb der Tugendheld,
Er, der zu unserm Heil gelitten,
zu sein ein Beispiel für die Welt.

Ja! dir, mein Heiland, nachzuahmen,
Verleih mit Stärke, Mut und Treu;
Dass ich nicht nur bloß nach dem Namen
Ein Christ, – nein! — auch durch Taten sei.
Lass mich nie von der Tugend weichen,
Auf dieser rauen Lebensbahn,
Und selbst dein hohes Bild erreichen,
So weit es meine Schwachheit kann.

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Danksagung für Christi Leiden.

Jesu, meines Lebens Bürge,
O, mein Licht!
Dass mich nicht
Höll‘ und Tod erwürge:
Ach, das hab‘ ich Dir zu danken!
Nimm mich an,
Denn ich kann
Nicht mehr von Dir wanken.

Kreuz und Dornen, Strick‘ und Bande,
Heiße Angst,
Drin Du rangst,
Ruten, Schmach und Schande,
Jammer, schmerzliche Beschwerden,
Sünd‘ und Tod,
Alle Not
Trugest Du auf Erden.

Ohne Dich wär‘ ich versunken;
Plag‘ und Pein
Schlügen drein,
Herz und Geist wär‘ trunken
Und von Schrecken eingenommen;
Ohne Dich
Wäre ich
Nicht dem Zorn entkommen.

Hast Du nun Dein teures Leben
An den Pfahl
Voller Qual
Also hingegeben:
So sei ebenfalls das meine,
Edler Hort,
Hier und dort
Nun und ewig Deine!

(1719 in Paris gedichtet.)

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Der Held im roten Gewand.

Sieh‘ da! wer kömmt voll Gottesehr‘
Im blutigen Gewand?
Ein Held, er gehet hoch daher,
Scheut keinen Widerstand!

Wer ist’s, so prächtig angekleid’t,
Daß ihr nichts Schön’res wisst?
Der unser Fried‘ und seiner Leut‘
Allmächtiger Heiland ist!

Warum sieht aber sein Talar
So blutbesprenget aus,
Als käm‘ der König unsrer Schar
Aus einem Kelterhaus?

Er spricht: Nicht ist’s verwunderlich,
Daß mein Kleid Flecken hat,
Weil Niemand da war, außer Ich,
Der Gottes Kelter trat!

Ach ja! Er hemmt den Wunderlauf,
Daß Er die Lasten nehm‘;
Er setzt den Kranz von Dornen auf,
Und lässt das Diadem.

Schweiß, Schrecken, Zähren, Angstgeschrei,
Die Wunden, die Er hat,
Sind, denk ich, Zeugen Seiner Treu‘,
Und Seiner Lieb‘ und Gnad‘.

O was ist doch für ein Beweis
Für Deine große Lieb‘,
O HErr, der blutige Todesschweiß,
Den Dir die Sünd austrieb!

Die Kelter drückte Dich für mich,
Daß Dir das Blut entging,
Wovon die Spur sich feierlich
An Deine Kleider hing!

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Jesus in Gethsemane.

So willst Du getrost erwarten,
Was du übernehmen musst!
Also leidest Du im Garten,
HErr, für Adams Gartenlust.
Bebst Du nicht vor diesem Orte?
Drückt Dich nicht der Sünder Schuld
Tödlich nach dem Richterworte?
Nein, Du leidest mit Geduld!

Nein, Du willst der Menschen Schulden,
Unser unermess’nes Leid
Nach des Zorns Gesetz erdulden,
Sohn und Herr der Ewigkeit!
Wir, die schnödesten Geschöpfe,
Rühmten uns der eig’nen Schand‘,
Und der schwächste aller Töpfe
Brach dem Töpfer in der Hand.

Darum kann es nicht geschehen,
Daß der Kelch vorübergeh‘;
Gottes Urteil muss ergehen,
Und das bringt Dir solches Weh.
Aber Du willst gern ertragen,
Was Dein Gott Dich tragen heißt,
Wenn Dein Geist sich gleich vor Zagen
Fast dem müden Leib entreißt.

Lass mich Gottes Zorn erkennen,
Teures Heil, in Deiner Not!
Denn sie war der Hölle Brennen
Und ein Sturm vom andern Tod.
Lass mich aller Sünd‘ entsagen,
Die Dich in den Tod gedrückt!
Lass mich an mir selbst verzagen,
Bis mich Deine Lieb‘ erquickt!

Gibst du mir dereinst zu schmecken
Deines Leidens Bitterkeit,
Mich vom Bösen abzuschrecken,
Ach, so mache mich bereit!
Kann es anders nicht geschehen,
Daß ich komm in’s Vaters Reich,
Ohne gramgebückt zu gehen,
Ach, so stütze mich zugleich!

Ich will gerne stille halten,
Weil ich weiß, daß Du mich liebst,
Und die Gnade lässest walten,
Wenn Du mir das Leiden gibst.
Lernt man erst die Sünde scheuen,
Wenn sie gallenbitter wird,
So kann mich die Reu‘ nicht reuen,
Die mich göttlich neu gebiert.

Mich ermuntert, Herr, Dein Zagen:
Du hast nie umsonst geweint,
Sondern alle Feind‘ erschlagen,
Auch mein Fleisch, den liebsten Feind.
Lass mein Fleisch in Dir verderben,
Lass die Welt vergeh’n in Dir;
Lass in mir die Sünde sterben,
Und Dein Reich erwach‘ in mir!

Liscovius, Salomon – Vom Leiden Christi.

Weise: Freu dich sehr, o meine Seele.

1. Liebster Jesu, deine Schmerzen,
Deines Leidens schwere Zeit,
Gehen mir sehr tief zu Herzen;
Deines Todes Bitterkeit
Kränket mich bei Tag und Nacht,
Weil ich dich dazu gebracht,
Dass du, wegen meiner Sünden,
Solche Marter musst empfinden.

2. Du, mein Jesu, wirst gebunden,
Bald verspottet, bald verspeit,
Und noch mehr als alle Stunden
Wird dein Leiden dir verneut.
Dein Gefängnis macht mich los,
Deine Schande macht mich groß,
Dein betrübtes schweres Leiden
Schaffet mir des Himmels Freuden.

3. Was für Speichel, was für Schläge
Fliegen dir in’s Angesicht?
Jesu, meine Lasterwege
Haben dir das zugericht’t.
Du erträgest Angst und Weh,
Dass es mir nur wohl ergeh,
Und daß mir nach deinen Schlägen
Blühen möge Trost und Segen.

4. Ach, du König aller Ehren,
Du geliebter Gottessohn,
Was musst du für Spott anhören?
Kreuz und Dornen sind dein Lohn,
Speer und Nägel sind dein Dank,
Gall und Essig sind dein Trank;
Und so lässest du dich quälen,
Dass mir Labsal nicht soll fehlen.

5. Du stehst da mit bloßem Leibe,
Trägst ein altes Purpurkleid,
Dass ich angekleidet bleibe,
Würdig sei zur Seligkeit.
Ach, dein Purpur schmücket mich,
Ewig anzuschauen dich,
Und durch alle deine Schande
Hilfst du mir zum Ehrenstande.

6. Jesu, deiner Dornen Spitzen
Haben dich so sehr verletzt,
Dass dein Haupt ist voller Ritzen,
Und dein Leib mit Blut benetzt.
Deine Dornen und dein Blut
Schützen vor der Höllenglut,
ja dein Blut und Dornenkrone
Helfen mir zum Himmelsthrone.

7. Jesu, deine Schmerzenswunden
Helfen meiner Krankheit ab,
Meine Sünden sind verschwunden
Und verscharret in dein Grab.
Sünd und Krankheit werd ich los,
Weil man sich in’s Grab verschloss;
Deine Striemen, Qual und Wunden
Haben mir mein Herz verbunden.

8. Tod und Teufel sind gestorben,
Kreuz und Leiden sind versüßt,
Heil und Leben sind erworben,
Jesu, weil du so gebüßt.
Weil du dich für mich verbürgt
Und am Kreuze wirst erwürgt,
Bleibet mir, wenn ich gleich sterbe,
Das erwünschte Lebenderbe.

9. Nun, o Jesu, laß dein Leiden,
Deine Marter, Kreuz und Pein,
Dein betrübtes Abescheiden
Meiner Seelen Labsal sein.
Deine Wunden, Blut und Tod
Helfen mir aus meiner Not,
Und verschleußt in meinem Herzen,
Liebster Jesu, deine Schmerzen.

Rinkart, Martin – Gelobet sei die Pein

1. Gelobet sei die Pein,
Die Gott für uns getragen,
Die Band‘, die Dornenkron;
Das Stoßen, Stechen, Schlagen,
Die Schläge, Stiche, Stöß.
Stech-Dornen, Band‘ und Pein,
Die sollen unser Trost
Im Kreuz und Elend sein.

2. Geehret sei die Schmach,
Die Gott für uns getragen,
Das Kreuzholz, das Gespött;
Das Lästern und Anklagen;
Das alles, und was mehr
Viel schwerer als die Pein,
Soll unser Ehrenkron‘
In Schmach und Schande sein.

3. Gepreiset sei der Tod,
Den Gott für uns getragen,
Die Sünd und Höllen-Angst;
Das Zittern, Zagen, Klagen:
Das alles, das ihm war
Die allerschwerste Pein,
Soll unser Siegs-Panier
Im Tod und Leben sein.

Hermann, Nikolaus – Die Passion unsers Herrn Jesu Christi.

Im Ton: Kommt her zu mir, spricht rc.
Oder: Ich hab mein Sach zu Gott gestellt.

Da der Herr Christ zu Tische saß,
Zuletzt das Osterlämmlein ab,
Und wollt von hinnen scheiden,
Sein Jüngern er treulich befahl,
Daß man allzeit verkündigen soll
Sein Tod und bitter Leiden.

2. Denn wer dasselbig recht betracht,
Dem gibt es Stärk, Trost, Muth und Kraft
In Trübsal, Angst und Nöthen,
Sein Kreuz wird ihm nicht halb so schwer,
Ob er gleich kommt in Todsgefahr,
Sein Fleisch der Geist kann tödten.

3. Da er nun an den Ölberg kam,
Drei Jüngr im Garten mit sich nahm,
Die hieß er niedersitzen,
Sprach: Bett und wacht ein kleine Zeit,
Und ging von ihn ein Steinwurfs weit,
Für Angst er Blut that schwitzen.

4. Unser Sünd macht ihm weh und bang,
Mit Teufel, Tod und Höll er rang,
All sein Kraft ihm entginge.
Er sprach: Vater, mag es gesein,
Nimm hin den Kelch und schwere Pein,
Trost er vom Engl empfinge.

5. O Vater, muß dem also sein,
Dein Will gescheh und nicht der mein,
Herzlich gern will ich sterben,
Damit ich nur die Brüder mein
Mag retten von der Höllenpein,
Und ihnn dein Huld erwerben.

6. Judas kam, das verlorne Kind,
Und bracht mit sich das jüdisch Gsind,
Mit Schwerten und mit Stangen;
Mit einem Kuß er ihn verrieth,
Sie griffen ihn und führtn ihn mit,
Gebunden und gefangen.

7. St. Petrus mit dem Schwert schlug drein
Der Herr sprach: Ach nein, stecks nur ein,
Und laß jetzt also gehen,
Es soll und muß gelitten sein,
Sonst etlich tausend Engelein,
Würden bei mir wohl stehen.

8. Sie brachten ihn dem Caiphas dar,
Der dasmal Hoherpriester war,
Den Herren er that fragen
Um seine Jünger und seine Lehr,
Und was sein Thun und Wesen wär,
Das sollt er ihm da sagen.

9. Jesus bald antwort mit eim Wort:
Im Tempel hat man mich gehört
Öffentlich vielmals lehren,
Die mich gehört han, darum frag,
Da gab ein Knecht ein Backenschlag
Dem König aller Ehren.

10. Viel falscher Zeugen stellt man dar,
Der Wahrheit doch nichts ähnlich war,
Caiphas that ihn beschwören
Bei Gott, daß er ihm sagen wollt,
Ob er wär der da kommen sollt,
Und der Messias wäre.

11. Du sagsts, sprach Christ, ich läugn es nicht
Denn ich werd sitzen zu Gericht,
In einer Wolken kommen,
Caiphas gar bald zerreißt sein Kleid,
So hört, was er gibt für Bescheid,
Das habt ihr wohl vernommen.

12. Ein Urtheil drauf gefället war,
Sein Leben mußt er geben dar,
Er wird verspott, verhöhnet,
Sie speiten ihm ins Angesicht,
Kein Schmach sie unterließen nicht,
Sein ward gar nicht verschonet.

13. Gleichwie ein Dieb sie bunden ihn,
Und führten ihn zu Pilato hin,
Fälschlich er ward verklaget.
Da Judas merkt, daß also ging,
Mit einem Strick er sich erhing,
Verzweifelt und verzaget.

14. Pilatus aus der Klag vernahm,
Daß Christus hätt nichts Args gethan,
Herodi ward er gbrachte,
Da er dem nicht gab guten Bescheid,
zog man ihm an ein weißes Kleid,
Verspott ihn und verlachte.

15. Für Pilatum er wieder kam,
Der schlug ihn für und Barrabam,
Der ein er los wollt geben,
Vermeint, sie würden bittenlos
Christum, und nicht den Mörder groß,
Den Juden wars nicht eben.

16. Pilatus ließ ihn züchtigen
Mit Ruthen scharf und Geißelen,
Von Dornen auch ein Krone
Flochten die Kriegsknecht zu der Stund,
Damit das heilge Haupt ward wund
Dem Herren, Gottes Sohne.

17. Ein Rohr sie gaben in sein Hand,
Und legten ihm an ein Purpurgwand,
Pilatus ihn h’raus führet.
Da seht doch euren König an,
Mit der Straf wollt euch gnügen lan,
Mehr hat er nicht verdüret.

18. Sie schrieen all: Nimm ihn nur hin
von unsern Augn und kreuzig ihn,
Sonst wirst du nichts Guts schaffen,
Sondern damit du klar beweist,
Daß du kein Freund des Kaisers seist,
Und wollst Aufruhr nicht strafen.

19. Der Red erschrack Pilatus sehr,
Und ließ ihm bringen Wasser her,
Daraus wusch er sein Hände.
Ich bin unschuldig an dem Blut,
Seht drauf, ihr Juden, was ihr thut,
All Schuld auf euch ich wende.

20. Sein Blut (schrie das ganz jüdisch Gsind)
Sei über uns und unser Kind,
Übr uns wirs nehmen wollen:
Gschicht ihm Unrecht an seinem Tod,
So strafs an uns der grechte Gott,
Die Schuld wir tragen sollen.

21. Als er hinaus geführet war,
Da folgt ihm nach ein große Schaar,
Die Weiber weinten sehre;
Weint über euch selbst und eure Kind,
Denn große Straf vorhanden sind,
Zu ihn sprach Christ, der Herre.

22. Zween Schächer man mit ihm ausführt
Zwischen die beid er ghangen wurd,
Christus hub an zu schreien:
O Vater, rechn es ihn nicht zu,
Dieß Volk weiß jetzt nicht, was es thu,
Drum wollests ihm verzeihen.

23. Viel schrieen: Hast du ander Leut
Geholfen, so hilf dir auch heut,
Ein Schächer sprach desgleichen:
Bist du Messias, Gottes Sohn,
So hilf dir selbst und uns davon,
Daß wir dem Tod entweichen.

24. Der ander Schächer straft ihn drum
Und kehret sich zum Herrn herum,
Bat ihn mit ganzem Fleiße:
Gedenk mein in deins Vaters Reich;
Der Herr sprach: Heut mit mir zugleich
Sollst sein im Paradeise.

25. Um sechs Uhr ward ein Finsterniß,
Desgleich nie mehr gewesen ist,
Sich entsetzt die Nature.
Die Erd erbebt, die Felsen hart
Zerrissen, und betrübet ward
Darob all Creature.

26. Zum Vater schrie mit lauter Stimm
Der Herr, sein Seel befahl er ihm,
Damit sein Geist aufgabe,
Darnach Joseph, der fromme Mann
Kam, und nahm sich des Leichnams an,
Bestetigt(Bestattet) ihn zum Grabe.

27. Wir danken dir für deinen Tod,
Herr Jesu, und solch große Noth,
Die du um unsertwillen
Erlitten hast, denn sonst fürwahr
Kein Opfr im Himml und Erden war,
Das Gottes Zorn konnt stillen.

28. Gottes Lamm, Herr Jesu Christ,
Der du für uns geschlachtet bist,
Und ein Sühnopfer worden,
Dadurch du hast all Sünd und Schuld
Für uns bezahlt in großer Gduld
Wehrs Teufels Lügn und Morden.

29. Erhalt für ihm dein Kirch und Wort,
Daß hie zeitlich und ewig dort
Geheiligt werd dein Namen,
Dein Leiden, Kreuz und bitter Tod
Sei unser Trost in aller Noth,
Herr Christ, das helf uns! Amen.