Jochen Klepper – Zum Heldengedenktag

Wie fielen die Helden im Streit!
Wie seufzen die Herzen vor Leid!
Doch Christus tröstet, die betrübt:
„Niemand hat so wie der geliebt,
der sich für seine Freunde gibt!“

Der Herr, der uns gibt und uns nimmt,
hat selbst sich zum Opfer bestimmt.
Gott opfert sich in seinem Sohn!
In ihm hat jedes Opfer Lohn.
Wisst, Frucht und Ernte reifen schon!

Die Hoffnung ist euch nicht geraubt.
Ihr beugt euch voll Demut und glaubt.
Einst kommt der Herr mit Feldgeschrei,
der Osterheld, vom Tode frei!
Leid, Schmerz und Tränen sind vorbei.

Und alles, was alt war, wird neu.
O seht, die ihm sterbend getreu!
Mit Kronen sind sie reich geschmückt!
Auch ihr, die euch noch Schwermut drückt,
seid allem Jammer bald entrückt.

Wie sind nun die Helden erhöht!
Wie sind schon die Klagen verweht!
Der starken Helden Opfertat,
der stillen Dulder Tränensaat
sind hochgerühmt in Gottes Stadt.

Herman, Nikolaus – Ein Lied von St. Dorotea, welches ist eine Unterweisung eines christlichen Jungfräuleins.

Im Ton: In Doroteae festo gaudete.
Fecit filiae suae Doroteae.

Es war ein gottfürchtiges
Und christliche Jungfräulein,
Gotts Wort und Katechismus,
Kat sie gelernet fein,
Ihr Name Dorotea
Ist weit und breit bekannt,
Nach ihrem Vater und Mutter
Wurd sie also genannt.

2. Auf Deutsch ein Gottesgabe
Die Dorotea heißt,
Die hoch vom Himmel hrabe1herab
Beschert der heilge Geist.
Oft bringt ein guter Name
Ein gute Art mit sich,
Wenns Kind von gutem Samen
Gezeuget wird ehrlich.

3. Mit Fleiß in ihrer Jugend
Sie zu der Predigt ging,
Christliche Zucht und Tugend
Liebt sie vor allen Ding,
Hielt ihre Eltern in Ehren,
Dazu fein lieb und wert,
Folgt treulich ihren Lehren,
Tät, was ihr Herz begehrt.

4. Schamhaftig und fein stille
Hielt sie sich allezeit,
Und lebt nach Gottes Wille,
Acht keiner Üppigkeit.
Armen war sie geneiget,
Und dienet ihn mit Fleiß;
Ihr Hilf sie ihn erzeiget,
Gott zu Lob, Ehr und Preis.

5. Weh tats dem alten Drachen,
Und konnt es leiden nicht,
Speit Feuer aus seim Rachen,
Verfolgung er anricht.
Das Mägdlein wollt man zwingen
Zu der Abgötterei,
Dem Feind wollts nicht gelingen,
Christum bekannt sie frei.

6. Mit Worten süß und sauer
Man sie bereden wollt,
Sie stund fest wie ein Mauer
Und im Feuer das Gold.
Kein Marter, Pein noch Schmerzen
Von Christo sie abwandt,
Mit ihrem Mund und Herzen
Den Glauben sie bekannt.

7. Als der Feind nichts konnt schaffen,
Wurd er töricht und toll,
Desgleich die Baalspfaffen,
Wurden der Teufel voll.
Ein Urteil wurd gefället,
Verdient hätt sie den Tod;
Ritterlich sie sich stellet
Und schrie ernstlich zu Gott:

8. Herr Christ, in deine Hände
Mein Seel befehl ich dir,
Sicher mir ein seligs Ende,
Mit deim Geist steh bei mir.
Deinem Namen zu Ehren
Wie ein Christ sterb ich heut,
Ach, hilf, dass sich bekehren
Die armen, blinden Leut.

9. Theophilum, den Kanzler,
Die Jungfrau jammert sehr,
Er sprach: Schon doch dein selber,
Verlass die falsche Lehr,
Und frist dein junges Leben.
Drauf Dorotea spricht:
Ein bessres wird mir geben
Christus, drum tu ichs nicht.

10. Ins schöne Paradeise
Komm ich nach meinem Tod,
Gott zu Lob, Ehr und Preise
Stehn da viel Röslein rot.
Draus wird mir Christ, mein Herre
Machen ein Ehrenkranz.
Der Tod liebt mir viel mehre,
Denn so ich ging zum Tanz.

11. Theophilus die Rede
Hielt für ein lautern Spott.
Mein liebe Dorotea,
Wenn du kommst zu deim Gott,
Schick mir auch Äpfel und Röslein
Aus seinem Garten,
Ja, sprach sie, das soll wahr sein,
Du sollt ihr warten.

12. Als nun das schöne Jungfräulein
Durchs Schwert gerichtet war,
Da kam ein feines Knäbelein,
Mit einem Körblein dar,
Und sprach: Sieh hin, Theophile,
Da nimm die Röselein,
Die schickt dir Dorotea
Aus Christus Gärtelein.

13. Sie lebt in Freud und Wonne,
Ein End hat all ihr Leid,
Leucht wie die helle Sonne
In ewiger Seligkeit.
Theophilus entsatzt sich
Über die Wunder groß,
Und sprach: Herzlich erfreuts mich,
Meins Irrtums bin ich los.

14. Bald fing er an zu preisen
Christum, den wahren Gott,
Und ließ sich unterweisen
In des Herren Gebot;
Die heilge Tauf empfinge
Und sich ein Christen nannt,
Fröhlich zur Marter ginge,
Und Christum frei bekannt.

15. Gleichwie ein fruchtbar Regen
Ist der Märtyrer Blut,
Viel Frucht durch Gottes Segen
Reichlich er bringen tut.
Durchs Kreuz die Kirch zunimmet
Und wächst ohn Unterlass.
Durch Tod zum Leben dringet,
Wer herzlich gläubet das.

Herman, Nikolaus – Von St. Laurentio.

Im Ton, wie man pflegt zu singen am St. Michaelistag von den lieben Engeln,
oder: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.

Jesus zu seinen Jüngern sprach:
So mir jemand will folgen nach,
Sein Kreuz er auf sich fasse,
Und folg mir nach geduldiglich,
Viel guter Tag erwäg er sich
Und der Welt Freud verlasse.

2. Vater, Mutter, Mann, Weib und Kind,
Auch sein Leben schlag er in Wind,
Und sich nur drein ergebe,
Hie wird er han viel Angst und Not,
Bis ihn auflöst der zeitlich Tod,
Und er dort mit mir lebe.

3. Solche wusst der heilg St. Lorenz wohl,
Ein Mann des heilgen Geistes voll,
Und ein frommer Levite,
Christum liebt er für alle Ding.
Da sein Bischof in Kerker ging,
Schrie er: Ach, nimm mich mite.

4. St. Six sprach: Lorenz, lieber Sohn,
Jetzt will ich dich hinter mir lan,
Die Schätz zuvor ausspende
Der Kirchen, geh von Haus zu Haus,
Teil sie den armen Christen aus.
St. Lorenz tats behende.

5. Da ers mit Fleiß hat ausgericht,
Und man Sixtum führt für Gericht,
St. Lorenz auf ihn schrire1schrie:
Nimm mich mit, lieber Vater mein,
Die Schätz sehr wohl verwahret sein,
Lass mich nur gehn mit dire.

6. Sobald er nur der Schätz gedacht,
gfänglich man ihm zum Kaiser bracht,
Mit Ernst er ihn befraget:
Hast du die Schätz in deiner Gwalt?
Sag, wo sie sein, gib mit sie bald. r
Darauf St. Lorenz saget:

7. Ja, so lass mir Frist nur zween Tag,
Auf dass ich sie versammlen mag,
Und sie zu dir herbringe.
All blindn und tauben Krüppl er nahm,
Mit Stummen, Höckrichten und Lahm
Zum Kaiser er zuginge.

8. Und sprach: Das sind der Kirchen Schätz,
Die nehmen zu und wachsen stets,
Den hab ichs als gegeben.
Wer solchen reicht sein milde Hand,
Den wird Christus im Vaterland
Rühmen im ewigen Leben.

9. Decius gar für Zorn entbrannt
Und flugs hin nach dem Henker sandt,
Ließ ihn martern gar sehre,
Er sollt die Götter beten an,
St. Lorenz sprach: Das werd ich lan,
Christo gebührt all Ehre.

10. Dein Götter sind nur Holz und Stein,
Mein Christum bet ich an allein,
Der Alles hat erschaffen;
Er ist allein der lebend Gott,
Dein Götzen sind blind, taub und tot,
Verführer sein dein Pfaffen.

11. Zum Kohlfeuer ging er getrost,
Da wurd er auf ein eisern Rost
Gebunden und gebraten.
Er sprach: Kaiser, ein kleine Zeit
Brat ich, du wirst in Ewigkeit
Brennen, und die dirs raten.

12. Und sprach: Komm her, Kaiser, und friss.
Mein halber Leib gebraten ist,
Lass mich einmal umkehren.
Das halbe Teil lass kochen dir,
Und kühl dein Mütlein wohl mit mir,
Gott wird dir kürzlich wehren.

13. Der Kaiser wurd drüber schamrot;
Danach St. Lorenz schrie zu Gott,
Und danket ihm von Herzen,
Dass er ihn durch seins Geistes Kraft
Gestärkt und würdig hat gemacht,
Zu leiden seine Schmerzen.

14. Christo befahl er in sein Händ
Sein Geist und nahm ein seligs End,
Beschloss also sein Leben;
Gar viel ein Bessers hat ihm dort
Der Herr Christ laut seim göttlich Wort
Davor im Himmel geben.

15. O wie ein herrlichs Ansehn hat
Für Gott der Auserwählten Tod,
Die bei Christo fest stehen,
Und um seintwillen Leib und Gut
Wagen und vergießen ihr Blut,
Vom Tod ins Leben sie gehen.

Amen.

Joseph Schaitberger – Salzburgerlied

Ich bin ein armer Exulant
Also muß ich mich schreiben,
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.

Doch weiß ich wohl, Herr Jesu mein,
Es ist dir auch so gangen,
Jetzt soll ich dein Nachfolger sein,
Mach’s, Herr, nach dein’m Verlangen.

Ein Pilgrim bin ich auch nunmehr,
Muß reisen fremde Straßen:
Drum bitt‘ ich dich, mein Gott und Herr!
Du wollst mich nicht verlassen.

Ach steh mir bei, du starker Gott!
Dir hab‘ ich mich ergeben;
Verlaß mich nicht in meiner Noth
Wenn’s kosten soll mein Leben.

Den Glauben hab‘ ich frei bekannt,
Deß darf ich mich nicht schämen;
Ob man mich einen Ketzer nannt,
Und thut mir’s Leben nehmen.

Ketten und Band war mir ein‘ Ehr,
Um Jesu willen zu dulden:
Denn dieses macht die Glaubenslehr‘
Und nicht mein bös Verschulden.

Ob mir der Satan und die Welt
All mein Vermögen rauben,
Wenn ich nur diesen Schatz behält:
Gott und den rechten Glauben.

Herr, wie Du willst, ich geb mich d’ren,
Bei dir will ich verbleiben,
Ich will mich gern dem Willen dein
Geduldig unterschreiben.

Muß ich gleich in das Elend dort,
So will ich mich nicht wehren,
Ich hoffe doch, Gott wird mir dort
Auch gute Freund‘ bescheeren.

Nun will ich fort in Gottews Nam‘,
Alles ist mir genommen,
Doch weiß ich schon die Himmelskron‘
Werd‘ ich einmal bekommen.

So geh‘ ich heut‘ von meinem Haus,
Die Kinder muß ich lassen,
Mein Gott, das treibt mir Thränen aus
Zu wandern fremde Straßen.

Ach führ‘ mich Gott, in eine Stadt,
Wo ich dein Wort kann haben,
Damit will ich mich früh und spat
In meinem Herzen laben.

Soll ich in diesem Jammerthal
Nach lang‘ in Armuth leben,
Gott wird mir dort im Himmelssaal
Ein‘ bessere Wohnung geben.

Wer dieses Liedlein hat gemacht,
Der wird hier nicht genennet,
Des Papstes Lehr‘ hat er veracht‘
Und Christum frei bekennet.

Galerie der Reformatoren der christlichen Kirche, ihrer Freunde, Beschützer und Gegner; von Luther bis auf unsre Zeit von Aurel Reinhard Eduin Bauer Zweiter Band. Meißen, Druck und Verlag von C.E. Klinkicht und Sohn. 1843

Wilhelm von Keysel – Köln am Rhein

„Ein ander Marterlied von Jörg Ladenmacher und Wilhelm von Keysel. Im Thon, Ich such den Herren von Falckenstein, Oder, Es gieng ein Fräulein mit dem krug.“

Zu singen wil ich heben an
deß Herren wunderthaten,
Der Herr geb, daß es jederman
zum besten mög gerathen.

2. Herr, thu mir auff die Lefftzen mein,
daß mein mund mög verkünden
Das lob und preiß in deiner gmein
jetzt und zu allen stunden.

3. Nun merckt: Zu Cöllen an dem Rein
thet man mich kürtzlich greiffen
Wol umb die rechte Warheit rein,
davon wolt ich nicht weichen.

4. Als man schrieb zwey und sechtzig jar,
ward ich allso gefangen,
Ist manchem kundt‘ und offenbar,
bin willig mit gegangen.

5. Sie führten mich auff einen Thorn,
thet doch nit lang drauff bleiben,
Da merckt ich erst deß Drachen zorn,
den er thet mit mir treiben.

6. Man thet mich bald am hellen tag
ins Grafen Keller führen,
Da auch noch ein gefangner lag,
mein Bruder in dem Herren.

7. Da ward manch netz und strick gelagt,
zu fangen unser leben:
Dem Herren sey der preiß gesagt,
er hat sie lassen fehlen.

8. Vom Kindertauff war ihr geschrey,
den solten wir recht preisen,
Ohn Gottes wort mit Sopghisterey
wolten sie jn beweisen.

9. Eins mals theten sie schmeylen thun,
eins mals gar schärplich drewen
Mit pein und todt: aber davon
theten wir uns erfrewen.

10. Sie sungen süß, sie sungen sawr,
es mogt uns nicht bewegen,
Dann unser Hertz stund wie ein mawr,
der Herr thet unser pflegen.

11. Der Graff verhieß auch Jörgen gelt,
sein magd zu einem weibe,
So fern er nur abweichen wölt:
bey der warheit wolt er bleiben.

12. Er sprach: Dein magd, dein gut und gelt
mag mich zu Gott nit bringen,
Ein bessers hab ich mir erwelt,
darnach hoff ich zu ringen!

13. Es war ein kluger geist an mir,
wolt mich in England führen,
Der hett mich auch gestürtzet schier,
Gott aber thet es wehren.

14. Als nun hertrang die letzte zeit,
darnach uns thet verlangen,
Daß wir zum Opffer würden breit,
dem Herren wir lob sangen.

15. Da theten sie uns beyd herauß
vons Grafen Keller führen
Zu einem Saal in seinem hauß
deß nachts zu einer uhren.

16. Da trieb man mit uns manche red,
man thet uns satzen eben:
Jörgen darzu stillschweigen thet,
kein antwort thet ich geben.

17. Das wehrt die halbe nacht durchauß,
biß es anfieng zu tagen,
Da thet man auß des Grafen hauß
zum Rein still mit uns jagen.

18. Da man nun also mit uns lief
heimlich zum Rein so schnelle,
Allda Jörgen zum Grafen rieff
mit lauter stim so helle:

19. Herr Graf, wo ist ewre zusag,
die ihr uns habt gegeben,
Da ihr sagt, daß ihr uns bey tag
wolt bringen von dem leben?

20. Niemand kehrt sich an solche wort,
man thet mit uns fortbringen,
Biß daß man uns bracht an den ort,
da man uns wolt umbringen.

21. Hie sind auch fein erfüllt die wort,
die David spricht, merck eben:
Unschuldig leut heimlich ermort,
der Herr wols jnn vergeben.

22. Ja, Herr, ich bitt von hertzen grund,
thus jnn zur sünd nit rechen,
Die doch nit wissen, was sie thund,
drumb thus an jnn nit rechen.

23. Sie meynen dir zu dienen dran
und dich damit zu ehren:
Herr, gib dus jnn recht zu verstahn,
daß sie sich zu dir kehren!

24. Da man uns nun auffs wasser bracht,
hab ich mich außgezogen,
Mein händ auffs gfüß glegt und gedacht,
ich wolt bald kommen oben.

25. Da dacht ich nun selber bey mir,
ich solt recht Priester werden
Und bringen das recht opffer dir
und kommen von der Erden.

26. Diß ward mir aber abgeschlagn,
mocht mir nicht widerfahren,
Mann hieß mich ziegn die Kleyder an
und hieß mich länger harren.

27. Allda thet Jörgen vorhin gan,
daß er opffert sein leben;
Deß fridens kuß bot er mir an,
den hab ich jm auch geben.

28. Drauff legt er seinen Hut gleich ab
und ist also gestorben;
Der Rein ward seinem fleisch ein grab,
die Kron hat er erworben.

29. Da sprach der Hencker zu mir schnell:
thu dein kleyder anlegen!
Zum landt ich dich nun führen wil
und dir den Kopf absegen.

30. Da war ich willig und bereyt,
der preyß der sey deß Herren!
Ich sprach: Was Gott zulest alzeit,
mögt ir mit mir verkehren.

31. Als wir nun kamen an das landt,
hond sie mich frey gelassen,
Der Hencker sprach zu mir zuhandt:
geh nun hin deine strassen!

32. Ach lieber Gott und Vatter mein,
wie sol ich dir doch dancken,
Daß du mich hast erhalten sein,
auff daß ich nit thet wancken!

33. Also ward nur ein Schäflein gschlacht,
das ander länger beydet,
Biß das es feister würd gemacht,
mit Gottes wort geweydet.

34. Also hand wir mit Lewen wilt
und mit Wölffen gerungen,
Der Herr war unser schutz und schild,
darumb ist uns gelungen.

35. Drumb, liebe Brüder und Schwester mein,
thut euch mit fleiß bereyten,
Damit ihr auch geschickt mögt seyn,
mit solchem feind zu streiten!

36. Bittet auch Gott vor mich mit fleiß,
daß er mich woll erhalten,
Biß an das end zu seinem preiß
von jm bleib ungespalten.

37. Nun börgen sie fast gern die that,
thuns mit lügen außstreichen,
Sie sprechen, in der letzten not
hab Jörgen wollen weichen.

38. Sie sagen auch, daß ich am endt
die warheit hab auffgeben,
Hab mich von Gottes wort gewendt,
drumb sey ich noch im leben.

39. Die laß man immer liegen hin,
sie habens keinen frommen!
Laßt uns dem Herren dancken drinn,
sein wort ist zu uns kommen.

40. Die Phariseer, das ist war,
wollten mit lügen demmen
Die aufferstendtnuß Christi klar,
deß mußten sie sich schemen.

41. O Cöllen, Cöllen an dem Rein!
wann wiltu eins satt werden
Des bluts der Heilgen Gottes fein,
die du tödest auff erden?

42. Ihr thut noch zieren immerdar
die Gräber der Propheten,
Die gräber auch der Grechten klar,
wie ewre Eltern theten.

43. Ihr sprecht: Hetten wir do gelebt,
da man sie thet ermorden,
Wir wolten haben widerstrebt,
ihrs bluts nit theilhafft worden.

44. Damit gebt ihr je zeugnuß klar,
daß jr seid Mörder kinder,
Darumb brewt Christus weh, weh gar,
wo jr nit laßt von Sünden.

45. Drumb laß von deinem wüten ab
und thu dein Sund bekennen,
Sonst wirt die Hell werden dein grab,
ewig fewr wirt dich brennen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Unbekannt – Kürzlich hab ich mich bsunnen

„Ein schön geistlich lied zuo Gminden gemacht in großer triebsal.“

Im ton: Ich stuond an einem morgen.

1 Kürzlich hab ich mich bsunnen
in meines herzens grund,
daß ich mit meinem munde
mein briedern mache kund,
wie alle welt ietz toben tuot
wider die gottes knechte;
man raubt inen leib und guot!

2 Got tet auß gnaden sechen
auf aller menschen kind;
groß lob wir im verjechen:
wir waren alle blind,
sein heiligs wort er zu uns sandt;
dem solen wir auch glauben,
ablegen allen tant.

3 Das wort teten bekenen
vil leit in deutschem land,
liesen sich christen nenen,
vermainten, ir sind und schand
sol inen unverwisen sein,
es wär gnug an den worten;
sie fierten ein guten schein.

4 Darnach tet es sich siegen,
da es Gott daucht rechte zeit,
sein wort kan nit betriegen,
wie Esaias schreibt,
es tut sein werk vollenden schon,
nit lär es wider keret,
es fiert auf rechte ban,

5 last nit zu schanden werden,
die herzlich trauen drauf,
die man auf diser erden
schmechet mit dem widertauf,
als ob sie wären gefallen ab,
von Gott abtrinig worden,
bekert zum Belial.

6 Die doch von herzen begeren,
was Gott geboten hat,
und mit der tat bewären,
o vil Gott sein gnad zu lat,
mießen ietz wiedertaufer sein!
O Gott, tu uns erretten,
die sach ist ainig dein!

7 Willig tun sie verzeichen
von herzen iederman,
den armen sie gern leichen
und hoffen nicht darvon;
füer ire feind sie bitten tun,
das hab ich wol gesechen,
in ires todes stund.

8 Kürzlich ist es geschechen,
daß man sie bewäret hat,
iren glauben hat man gsechen
zuo Gmindt wol in der stat;
ob wol der feind sucht manchen list,
daß er sie möcht ab fueren,
im nit gelungen ist.

9 Einen knaben teten sie fachen,
der was umb sechzechen jar,
mit im den turen machten,
ist kund und offenbar,
daß er darinen gelegen ist
ganz hörtiglich gefangen
gar nachent ein jares frist.

10 Noch blib er unbeweget,
als oft man zuo im kam.
Zuo im wurden geleget
noch andere sechs christen man,
gefangen umb ir leben frei;
den herren teten sie loben –
der ist in gstanden bei.

11 Als es nun zeit ist gwesen,
auß diser welt zuo gan,
hat man inen vorglesen,
ob sie darvon wolten stan;
so sollten sie unbekumert sein,
zuo iren weib und kinden
widerumb keren haim.

12 Frölich teten sie jechen
zuo iren feinden gschwind:
„Wir haben Gott ergeben,
weib und auch unser kind;
der selbig sie wol erneren kan,
des haben wir kein zweifel,
wir wollen willig dran.“

13 Es kam auch her geritten
zuom knaben in den ring
ein edler, tet in bitten
und sprach: „Mein liebes kind,
ste du von disem irtumb ab,
ein pfriend wil ich dir geben
und dich allweg bei mir han.“

14 „Solt ich mein leben lieben,
und Gott darumb verlan,
auß disem creuz mich schieben?
es stuond mir übel an.
Dein guot uns beiten nit helfen mag;
ich wil eins bößern warten,“
sprach der jung unverzagt.

15 „In meines vaters reiche,
der mich erwelet hat,
werden all ding wol gleiche,
darumb so laß darvon!
der mich all zeit erhalten hat;
dem wil ich ghorsam laisten
ietz in der letzsten not.

16 „Zuo dem wir sollen schreien
auß unsers herzens grund,
daß er uns gnad verleiche,
wan es nun darzuo kumbt,
ja wan wir solten schaiden ab,
daß wir von im nit weichen,
erlangen die ewig kron.“

17 In dem wart angefangen
von trumen ein groß getön.
mit spießen und mit stangen
war es ein großes hör;
dem vater aufgeopfert ward
das bluot seiner gerechten,
wie ers verortnet hat.

18 Das alles ist ergangen,
das sag ich euch fir war,
da man hat angefangen
zelen ain und dreißig jar
und auch finfzechen hundert damit,
nach gepurt Christi des herren,
der halt uns in seinem frid!

Wagner, Georg – Hilf uns, herzliebster Vater

Den Vater woll’n wir loben,
der uns erlöset hat
im Himmel hoch dort droben
durch seines Sohnes Tod.
Welchen er hat gegeben
zu versöhnen unsre Sünd‘,
daß wir im Glauben leben
als sein gehorsam Kind.

Im Sohn hat er uns g’lassen
ein Vorbild, merket wie,
daß wir auch solcher maßen
geduldig leiden sie.
Ihm die Schmach helfen tragen,
wie uns die Schrift beweist,
zu’n Hebräern tut sagen
durch den Heiligen Geist.

Er red’t mit sanften Worten,
demütig und gesund,
daß wir an allen Orten
ihn bekennen mit dem Mund.
So sind wir rechte Erben
des Sohn’s vom Himmelreich,
so wir mit Christo sterben
und sein’m Tod werden gleich.

Wer Gottes Wort recht fasset
und in dem Herzen glaubt,
all Sünd und Bosheit hasset,
der ist dem Raub erlaubt;
die Wahrheit muß g’fangen liegen,
dazu werden verjagt.
Jesajas hat’s geschrieben,
Gott hat mir’s selbst gesagt.

So wir um Christi willen
Allhier gefangen sein,
den G’horsam tun erfüllen
als seinee Kinder fein;
Er spricht: Acht‘ nicht geringe,
mein Kind, des Vaters Zucht,
und bleib in dem Gedinge,
als ich dich heimgesucht.

Ganz lieblich sind die Worte,
die Christus reden tut.
Schaut, daß ihr’s wohl bewahret,
sie stärken uns den Mut.
Ueb’r uns so freundlich wachet,
steht uns in Trübsal bei,
drum sehet, daß ihr wachet
und niemand schläfrig sei.

Das Kleinod ist gestecket,
seht, wie ihr’s bekommen mögt!
Lebet hier unbeflecket
und werdet nicht bewegt,
sondern tut richtig laufen,
daß ihr’s erlangen könnt,
daß wir es nicht verschlafen,
seid wacker, liebe Freund‘!

Hilf uns, herzliebster Vater,
der du uns hast erwählt,
in aller Pein und Marter!
Die Welt uns g’fangen hält.
Gib, daß wir mögen siegen
wohl durch des Lämmleins Blut,
daß wir nicht unterliegen,
halt uns, o Herr, in Hut.

So wird er uns erheben
in der herrlichen Freud,
die er aufdecket eben
wohl zu der letzten Zeit.
Wenn er ganz wundersame
seine Heil’gen sammeln wird,
dann werden wir zum Lamme
in unsre Heimat g’führt.

Von Herzen tu ich grüßen,
all die in Gott bestehn.
Laßt jedermann genießen,
die Christum lieben tun.
Gott, der uns hat gegeben,
das Pfand, den Heil’gen Geist,
nach seinem Will’n zu leben,
der sei ewig gepreist.

Wer mit mir will zum Herren,
der mag kommen hernach,
es ist ja mein Begehren,
drum trag ich die Schmach.
Wiewohl ich nicht drum hoffe,
ihr‘ Herrlichkeit ist’s nicht wert
Christus ist vorgelaufen,
der hat’s uns all’s gelehrt.



Milton, John – Räch‘, Herr, der Heil’gen Mord! ach, ihr Gebein,

Miltons Waldenserlied auf das Jahr 1655

Räch‘, Herr, der Heil’gen Mord! ach, ihr Gebein,
Auf kalten Alpenfelsen liegt’s erstarrt.
Den alten Glauben hat dies Volk bewahrt,
Als unsre Väter beteten vor Holz und Stein.

Vergiß sie nicht, gedenke ihrer Plag‘! –
Ach, in der Hürd‘, von alters her bewohnt,
Erwürgte Deine Schaf‘ das Heer von Piemont,
Daß Mutter bei dem Kind zerschmettert lag.

Von Berg und Tal zu Dir der Jammer fleht!
Sä‘ auf Italia der Opfer Blut,
Wo dreifach Tyrannei noch fest besteht;

Daß komme ein Geschlecht, so groß als gut,
Ein Volk, das Deine Wege willig geht,
Das zeitig flieht vor Babels Weh und Wut.

Zutphen, Heinrich von – Hilf Gott, daß mir gelinge

1. Hilf Gott daß mir gelinge,
du edler Schöpfer mein,
die Silben reimen zwingen
zu Lob den Ehren dein,
daß ich mag fröhlich heben an
von deinem Wort zu singen.
HErr du wollst mir beistahn.

2. Ewig dein Wort thut bleiben
wie Esaias meldt.
In seinem Buch thut schreiben,
eh würd vergehn die Welt,
und was Gott selber je beschuf,
sollt es alles verderben,
er thät kein Widerruf.

3. Jesus das Wort des Vaters
ist kommen in die Welt
mit großen Wunderthaten.
Verkauft um schnödes Geld
durch Judas seiner Jünger ein,
ward er in Tod gegeben,
Jesus das Lämmelein.

4. Nachdem sie hatten geßen,
vernehmd, das Osterlamm,
da thät er nicht vergeßen,
das Brot in sein Hand nahm,
sprach: Eßt, das ist mein Leichnam lind,
der für euch wird gegeben
zu V’rgebung euer Sünd.

5. Reicht ihn auch dar zu trinken
im Wein sein Blut so roth.
Sein Tod sollt ihr verkünden,
Paulus beschrieben hat.
Wer würdig ißt von diesem Brot
und trinket von dem Kelche,
wird nicht sehen den Tod.

6. Jesus wusch ihn ihr Füße
wol zu der selben Stund,
lehrt sie mit Worten süße
aus seinem göttlich’n Mund:
Liebet einander allezeit,
dabei wird man erkennen,
daß ihr mein Jünger seid.

7. Christus der HErr im Garten
da er gebetet hat,
der Jüden thät er warten.
Von ihn gebunden hart
sie führten ihn zum Richter dar,
gegeißelt und gekrönet,
zum Tod verurtheilt ward.

8. Hoch an ein Kreuz gehangen
der hochgeborne Fürst,
nach uns thät ihn verlangen.
Darum sprach er: Mich dürst,
vernim, nach unser Seligkeit,
darum ein Mensch geboren
von einer reinen Magd.

9. Mit seinem Haupt geneiget
er seinen Geist aufgab,
als uns Johannes zeiget.
Er ward genommen ab
vom Kreuz, ins Grab ward er gelegt,
am dritten Tag erstanden,
wie er vor hatt gesagt.

10. Und in den selben Tagen
Jesus sein Jünger lehrt,
allein sein Wort zu tragen,
predgen in aller Welt.
Wer gläuben thut und wird getauft,
der hat das ewig Leben,
ist ihm durch Christ erkauft.

11. Lucas thut gar schön schreiben
von seiner Himmelfahrt.
Doch allweg bei uns bleiben,
wie er versprochen hat,
vernim durch sein göttliches Wort.
Wider das kann nicht siegen
kein G’walt der Höllenpfort.

12. Ein Tröster thät er senden,
das war der Heilig Geist.
Von Gott thät er sie leuden
in Wahrheit allermeist.
Denselben wolln wir rufen an,
der wird uns nicht verlaßen
und uns treulich beistahn.

13. Recht laßt uns alle bitten
Christum für Oberkeit,
ob wir schon von ihn litten
Gewalt, auch für all Feind,
daß ihn Gott woll genädig sein.
Hat Heinrich Müller g’sungen
in dem Gefängnis sein.

Die Urheberschaft dieses Liedes ist umstritten – wenn ich es weiterhin Heinrich von Zutphen zuschreibe, dann weil ich hier – wie auch in anderen Fällen – der Tradition folge.

Gruß & Segen,

Andreas

Maler, Martin – Auß herzlichen muot und eufer

„Ein tröstlich lied von unsern lieben und getreuen bruoder Martin Maler, welcher selb sübender zuo Gminden im Schwabenland umb der göttlichen warheit wilen mit dem schwert hingericht worden im 1531 jar.“

„Im ton: Ich stuond an einem morgen etc.“

1
Auß herzlichen muot und eufer
kan ich nit underlon,
– die liebe tuot mich treiben –
daß ich fang singen an,
Gottes wundertat zuo bringen her,
zuo einem neuen muote,
zuo pflanzen Gottes er,

2
nachdem nun Gott der herre
sein macht bewisen hat,
in nahent und in fere
offenbart sein getlichen rat
durch frome zeugen Jesu Christ
umb der menschen hail wegen,
wie oft geschehen ist

3
von anfang dieser welte,
von alen zeiten her,
allen menschen firgstelet
sein große macht und ler,
den weg zuor ewigen säligkeit,
ire selen vom verderben
bringen zuor ewigen freid;

4
wirt aber nit angenomen,
wie guot es maint der herr;
niemand wil zuor hochzeit komen,
verachten rat und ler;
seine boten sie erwirgen ton,
durch feuer, waßer und schwerte
gibt in die welt den lon.

5
Wie solches auch geschehen,
als man gezelet hat
ain tausent und fünf hundert
ain und dreißig, ich sag,
daß man hat gfangen gnumen
süben rechte steife helten
umb göttlich warhait schon.

6
Ein getreuer lerer grechte,
diener des worts Gottes schon,
bezeugt die warhait rechte,
Martin Maller mit nam,
tet man in gfenknus legen balt
sambt seinen lieben bruedern
ganz tieranischer gstalt.

7
Vil tet man in handieren
mit betrug und argen list,
ob sie ’s mechten verfieren,
wie Eva gschehen ist
mit der vergüften, falschen schlang;
mit vil lesterung und lugen
treibens vast ein jar lang.

8
Aber die christlichen helten
waren steif und herzhaft,
in Gott gar wol gesterket;
der gab in geistes kraft,
auch mund und weisheit also frei,
daß ir glaub sei zuom leben
und die rechte warheit sei.

9
Dargegen ir glaub und leben
gottlos und heidnisch ist,
der warheit ganz entgegen,
beweist die ler Jesu Christ;
sollen nur selbis bei zeit absten
von iren gottlosen leben,
wolten sie in geraten han.

10
Aber die gottlos rotte
hielten streng und häftig an:
solen absten on spote,
iren glauben verlaugnen ton;
demnoch sollen züehen hin
zuo irem weib und kinde,
wolten sie laßen gan.

11
„Das wel Gott nimermere!“
antworten sie wol getröst,
„wolen lieber erlich sterben,
ist uns das allerbest;
bevelhen unser weib und kind
unserm lieben Gott und herren,
dem sie vertrauet sind.“

12
Als sie nun bständig waren
in iren steifen muot,
auf iren glauben zuo beharren,
setzten dran leib und bluot,
waren die gottlosen balt bedacht,
durch das schwert hinzuorichten,
hat man das urtl brach.

13
Dan hieltens nit lange stille,
stelten es ins werk gar bald,
nach Satans rat und wilen
fuoren sie fort dergstalt,
namens von der gefenknus herauß
und fierten sie von dannen
biß zuo iren rathaus,

14
da vil volk versamlet waren,
zuo sehen, was werden wolt;
da hat die gottlos schare
ir urtl verlesen balt
mit falschen, verkerten worten vil,
die brueder teten heren,
schwigen darzuo nit still.

15
Ser manlich antwort gaben,
ganz unerschrockner gstalt,
daß falsch wer ir anklagen,
es sei ein lauter gwalt:
„Ir miest vor Gottes angesicht
darumben antwort geben
wol an dem jüngsten gricht!“

16
Weil aber die unschuld zware
gilt bei den wolfen nicht,
ir tichten und trachten gare
ist nur zuom wirgen gricht,
dahin stet all ir sünn und muot,
die warhait außzuoreiten,
zuo vergießen unschuldigs bluot.

17
Also ist’s auch ergangen,
fierten die brueder balt
mit schwerter, spieß und stangen
all süben mit gwalt
hinauß zuor richtstatt zuo dem tod,
vil volks zuogegen waren
in irer letsten not.

18
Der diener dazuomale
red zuo sein bruedern schon
und tet sie Got bevelen
in seinem himelstron,
und baten Gott von herzengrund,
daß er in wel beistane
in irer letsten stund.

19
Der diener red noch mere
im außfieren zuomal;
ein bruckelen war nit fere,
darüber sie giengen all,
sprach er gar laut vor meniglich:
„Das tuo ich euch allen sagen,
wil euchs vorhalden nit:

20
„Ir fiert uns über d’brucken
zuom tod umb unschuld wil;
welt euer sünd nit schmucken!
wirt euch nit helfen vil;
ir werd kein fromen nimermer
fieren über diese brucken,
sag ich so frei daher.“

21
Das gschah auch balt, un lange,
daß es geschehen ist:
ein schrecklichs weter kame,
wind, waßer zuo diser frist;
das rüß die brucken auß dem grund
und tet gar nichts dran bleiben,
daß man etwas mer fund.

22
Auf die richtstatt ist man komen,
do stuond das volk herumb
und machten ein umrüngen;
das sahen die brueder fromb;
der jüngst auß inen, ein milnerknab
bei sechzehen jaren alte,
der fieng nun an und sprach

23
mit lauter stim on zagen
zuom volk und meiniglich:
„Secht, stehet von sünden abe,
ein ieder bekere sich
zuo dem glauben in Jesum Christ!
er ist allein der wege,
den er selber vorgangen ist.“

24
Ein edler herr, wie ich sage,
rit in den ring hinein,
wol zuo dem milnerknabe,
sprach: „Lieber sone mein,
ich bit dich, volge mir dißmal,
ste ab von deinem glauben;
ich wil dich versorgen wol.

25
„Ein pfriend wil ich dir geben,
solt al zeit bei mir sein,
erhalt dein junges leben,
widerruef den irtumb dein!
so soltu haben guote tag
alle zeit deines lebens;
bedenk eben, was ich sag.“

26
Der knab antwortet mere
und redt gar inüglich:
„Das wolt Gott nimermere!
er tuo behieten mich,
ein solche torheit zuo begen,
das zeitlich guot zuo lieben
und vom glauben absten.

27
„Meinen Gott zuo verlaßen,
das stuend mir übel an,
mich zeitlichs guot anmaßen,
das mir nit helfen mag,
das sei von mir gar weit und fer!
eines beßern tuo ich warten,
das verhaist mir Gott der herr.

28
„Darumb will ich lieber sterben,
steif bleiben biß ans end;
das wirt mir gnad erwerben
bei Gott und seinen kind,
damit das leiden Jesu Christ
an mir auch werd erfunden,
der fier mich gstorben ist.“

29
Der knab war jung an jaren,
aber im glauben alt;
das sein recht graue hare,
macht dem fromen schene gstalt,
ein kron der ewigen säligkeit,
wen grau ist der verstande,
gegründt in der warhait.

30
Also haben sie alle süben
die warhait steif bekent
und aufrecht bständig bliben,
namen ein säligs end;
durch das schwert hingerichtet sein,
enthauptet, wie ich sage,
als schäflein Gottes rain.

31
Ir bluot habens vergoßen
mit unserm herren Jesum Christ
und ir leben gelaßen,
wie er uns vorgangen ist,
und haben erlangt der marterer cron,
die er i wird aufsezen
in seinem reich so schon.

32
Noch mer wirt hie erzelet,
was sich begeben hat,
wie Gott wunder firgstellet
zuo Gminden bei der stat,
da die brueder gerichtet warn,
meinten, es wer am orte
und sei nun also gar:

33
Do keret das volk umbe
und gieng iederman haim
und kam daher der abent
und auch schon spat tet sein,
da zoch ein wandersman die straß,
wist nit, was da gschehen ware
und was firgangen was.

34
Als er nun dahin kame
von der richtstat nit weit,
heret er so ser schön singen,
loset mit großer freid,
als er ei engl von himmelstron
mi ganz lieblicher stime
holtselig zuo heren an.

35
Stuond also gleich da stille,
sinnet dem wunder nach
und was da werden wolle,
auch was da sei die sach;
ab es gewiß und warhaftig wer,
das tat er recht erkennen
und hat kein zweifel mer.

36
Tet auch mit augen sehen
süben helle liechtlein klar;
des wundert er sich sere,
wist nit, was geschehen war;
ward im ser lieblich zuo der stund,
ward im tröstlich von herzen,
sagt er auß seinem mund.

37
Das kund er nit verschweigen,
was er gehert und gsehen hat,
verkundigt es den leiten
wol in derselben stat.
Das ward lautprecht zuor selben stund,
es kam auch fir den rate,
die forscheten auch den grund.

38
Weil es nun verdächtig ware,
ganz einer mordat gleich,
war inen ein schlechte ere,
kundens vernemen leicht,
beruefen balt den wandersman,
teten mit im handieren,
daß er solt schweigen ton.

39
Also tuot der gottlos haufen;
wo ein liecht wolt aufgan,
tuon balt zuosamen laufen,
solches zuo verhündern schon,
gleich wie die auferstehung Jesu Christ,
die pfaffen also eilten,
stileten zuor selben frist.

40
Nun aber Gott der herre
wirt es machen offenbar,
man wirt ims nit erweren,
wirt komen ans liecht so klar,
wie sie verstockt gewesen sind
in irer großen boshaite,
wie sie waren so blind.

41
Wie es zuom tail schon gschehen,
wie angezeiget ist,
hat sich noch mer begeben,
das merk ein ieder christ:
die selbigen urtlsprecher all
ein schwäres end genomen,
wie man solches weiß gar wol.

42
Vorlengest und iezunder
erzaigt sich Gott der herr
mit zeichen und mit wunder
von anfang der welt biß her
mit großer kraft und wundertat –
hilft aber ales nichte
biß an den heutigen tag!

43
Christus troet gar schwere,
die seine boten verachtet han
und sie nit wolten heren,
denen wirt es gar übl gan,
erger als Sodoma, Gomora gleich,
die mießen geworfen werden,
gar in den feurigen tei.

44
Das hab ich welen berichten
die lieben brueder mein
und schwestern auch desgleichen,
welche noch eufrig sein,
daß sie nit ablaßen in iren muot
sonder steif und standhaft bleiben,
biß sie erlangen das ewige guot.

45
Ir alerliebsten meine,
merkent zuo tausentmal,
was das fir helten seine,
die solche prob zuomal
ja als das guote, reine golt
in der hechsten not beweret,
es kost nun, was es wolt.

46
Sein sieben guldene leichter
und süben klare stern;
die süben guldenen amplen
leichten im haus des herren
und auch am jenen tag zuogleich
werden ire angesicht leichten
wie die sonne ins vattern reich.

47
Wir büten Gott den herren
umb sein hilf und beistand,
daß er uns gnad vermere
und hilft uns allen samen,
daß wir auch manlich streiten gleich
durch Jesum Christum. Amen.
D helf uns in sein reich!