Speratus, Paul – Gesang von Maria der muter Christi.

1. Dich lob wir got mit eyne,
du hast ynn dieser czeytt
unther den weyben reyne
Mariam benedeyt.
Deyn geyst und krafft ist czwar
von oben yn sy kummen,
das dyse yungkfraw klar
Jhesum, der uns erlöset,
ynn dyser czeyt gebar.

2. Das sy bei Got gnad funde,
dem nichts unmöglich ist,
bezeugt des Engels munde
der mutter Jhesu Christ.
Sel’g wirdt genant dy magd
das sy dem herren glauben;
wol sy den Engel fragt,
so hat sy doch bewilligt,
was er verkündt und sagt.

3. Darumb dy stymm beweget
von dysem reynen weyb,
das sant Johannes sich reget.
hüpffendt ynn mutter leyb,
Und freudt sich des czu hant,
seyn muter, geysts erfüllet,
Elizabet genannt,
des herren zukunfft lobend
hertzlichen hat bekant.

4. Maria hat bekennet
des herren groß und that.
Seyn namen heyl’g genennet,
der solch’s gewirket hat.
Und sich erbarmen thut
all deren, dy yn fürchten,
straff gwalt und ubermut..
dy keynen er erhöhet
yns ewig selig gut.

5. Dy hungert nach dem guten,
den füllt er yhr beger,
unnd dy sich reych vermuten,
verlest er öd und ler.
Seyn guet hat er betracht,
wes Abraham versprochen,
domit seyn sam erwacht
und Israhels erlösung
und hoffnung würdt vollbracht.

6. Dis weybs verheyßner samen
der alten schlangen haubt:
davon all sünd bekamen,
und uns der gnad beraubt,
Mit solcher macht zerdrat,
das yhr verthümlich letzen
an dem sind gantz keyn statt,
der Christum glaubt unn czeugets
mit werken und der that.

7. Herr gib unns thun ym glawben,
wes uns dein Wort verkünd.
Laß uns des nit berauben
den teuffel tod noch sünd.
Gnad unser nydrigkeit,
wy du hast angesehen
dise deyn heylge meyd,
des sey dir löblichs dancken
jetz und ynn ewigkeit.

Cosack – Paul Speratus

Pollio, Symphorianus – Das Lobgesang Marie

1. Meyn seel erhebt den herren meyn,
meyn geyst thut sich erspringen
In dem, der sol meyn heyland sein!
Maria al thut singen:
Mich schlechte meidt, auch nichtigkeit
alleyn hat angesehen,
In mir volbracht sein götlich macht,
all gschlecht mir lob verlehen!

2. Seyn nam der ist alleyn bereyt
und thut all welt ergetzen,
Die sich in sein barmhertzikeit
mit forcht allzeyt thun setzen.
Dann seyn gewalt von ander spalt,
so er seyn arm thut regen,
Wz hoffart treybt, keyn gwalt auch bleybt,
vom stül thut ers bewegen.

3. Was demüt dult und hanger hat,
die will er gentzlich speysen,
Hoch setzen sie und machen sat,
damit seyn gwalt beweysen.
Die reychen schon laßt er hyn gon,
thut sie in truren setzen,
Doch was arm ist, dem hie gebrist,
wil er mit frewd ergetzen.

4. Der herr nam an auch seynen knecht,
den Israel vil frummen,
Barmhertzigkeit die mach das schlecht,
das er jn an hat gnummen,
Wie ers dann vor den vättern zwor
hat vor langem zugeseyt,
Auch Abraham und was ye kam
vom samen seyn in ewigkeit.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte von und über Symphorianus Altbießer, genannt Pollio

Alber, Erasmus – Ein geistlich Liede vom Englischen gruoß und der Empfengnus Christi.

In der Melodey „MAria zart etc.“ Nro. 148

(Ein new außerlesen Gesangbüchlin für die Kirchen, Strasburg 1568. 8°. Seite CCCLV.)

EIn Engel schon auß Gottes thron
zu einer Jungckfraw reine
Mariam zart gesendet ward,
zu ir kam er alleine.
Der selb Engel heißt Gabriel,
das ist vertolmetscht Gottes krafft;
er bracht eyn frölich bottschafft:
wie Gott gedächt, menschlich geschlächt
auß aller not und ewig tod
durch seinen Son zurlösen,
sunst bleib im zorn die welt verlorn
bey Satana dem bösen.

Der Engel fein tratt zu ihr hnein
unnd redt auß Gottes munde:
Gott grüß dich, zart holdselger art!
mit dir ist Gott der Herre.
Gott hat dich weit gebenedeyt
ubr all weib auff erden!
Sy dacht: was wil drauß werden?
die Jungckfrauw zart betrübet ward;
der Engel spricht: du solt dich nicht
vor meiner red entsetzen,
ich kumm von Gott, ein frommer bott,
laß dich mein wort ergetzen.

So hör von mir, was ich sol dir
von Gottes wegen sagen:
In deinem leib, du reines weib,
ein kindlin wirst du tragen;
Der selb dein Son, Jungfreuwle schon,
Jhesus genennt sol werden,
er wird groß sein auff erden,
ja Gottes Son im höchsten thron
genennt wirdt sein und haben inn
seins Vatters Dauids stule;
dem selben reych ward nie keins gleich,
er wird regniern on ende.

Die reine Magd zum Engel sagt:
wer hat sölchs ye gesehen?
So ich kein mann erkennet han,
wie kan dann diß geschehen?
Er sprach: Hör mich! dz uber dich
der heilig geist wird kommen,
von Gott hab ichs vernommen,
durch welches krafft sölchs wird verschafft,
kein mensch versteht, wie das zugeht:
noch wirts gschehen auff Erden!
darumb der Son, den du solt han,
Gotts son genennt solt werden.

Noch weiter merck ein Göttlich werck,
daran solt du dich halten:
Dir ist bekannt darzu verwandt
Elizabeth die alte
Durch Gottes gnad ein kindlin hat
von jrem mann empfangen,
sechs mont sind schier vergangen,
die unfruchtbar gezellet war:
dann alle ding Gott müglich seind.
Maria sprach zum engel:
Sich, ich bin gern die magdt des Herrn,
mir gschech nach deinen worten!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Alber, Erasmus – Der Lobgesang Marie.

(Kirchengesang. Franckfurt am Mayn M.D. LXX,)

MEin lieber Herr, ich preise dich,
von gantzem hertzen frew ich mich,
Daß ich dein arme dienerin
mit gnaden angesehen bin.
All Gottes kinder werden mich
deß selig sprechen ewiglich,
du hast mich durch dein grosse macht
zu solchen grossen ehren bracht.

Dein nam ist aller ehren wert,
darumb man dich billich rhümt und ehrt;
Du nimbst dich aller menschen ahn,
wann sie dich nur vor augen han.
Die aber wider dich stoltziern
und wöllen uber dich regiern,
zerstörestu mit jhrem pracht,
du hast jhr bald ein end gemacht.

Was sie gedencken wider dich,
das geht doch allezeit hindersich,
Dann hoffart kanstu leiden nicht,
du hast sie gar bald hingericht.
Du sihst allein die demut ahn,
die armen seind dir underthan,
die wiltu lassen nimmermehr,
die stoltzen reichen läßstu lehr.

Wie du vor allzeit hast gethan,
so nimstu dich auch unser an,
Und denckest der barmhertzigkeyt
in unserm grossen hertzenleid;
Dann Israel, dein arme schar,
ist in der welt verlassen gar,
drumb kompst du jetzt zu rechter zeit,
weil sie so hertzlich zu dir schreit.

Wir habens nicht verdient umb dich,
du färst mit uns genädiglich;
Zu unsern vättern ist geschehn
ein wort, das hastu angesehn.
Ja Abraham, dem theuren mann,
dem hastu selbs ein eyd gethann
und jhm geredt das himmelreich
und seinem samen ewiglich.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer