Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Der Schächer neben Christo.

Kann der arme Schächer glauben,
Dass sein Nachbar Christus sei,
Und der Priester wildes Schnauben
Treibet mit ihm Spötterei?
Ja, für Seine Qualen sorgen
Sie bis an Sein Ende noch.
Ist den Klugen Gott verborgen,
Sehen Ihn die Kinder doch.

Dieser hatte Dich betrachtet
Als das wahre Gotteslamm,
Und indem Du halbverschmachtet
Hingest am verfluchten Stamm,
Wollt er Dich nicht schmähen lassen,
Strafte den Verächter hart,
Wusste Dich so wohl zu fassen,
Dass Dein Herz ihm gnädig ward.

O wie kräftig ist Dein Sterben,
Dass dadurch Dein Höllenkind,
Frei und ledig vom Verderben,
Schnell des Himmels Wonne find’t!
Glaube, welcher mit Vertrauen
In die Vaterarme fällt!
Glaube, du kannst Schlösser bauen,
Du bist stärker, als die Welt!

Wo ist denn der Andre blieben?
Sah er nicht, was da geschah?
Konnt‘ er nicht, wie Jener, lieben?
Hing er Dir nicht auch so nah?
Ja, er hört und sah die Zeichen,
Doch er war und blieb verstockt.
Gnade muss das Herz erweichen,
Wenn das Wort zum Kreuze lockt!

Sünder! die ihr mit dem Schächer
Ach euch in den Himmel denkt:
Meinet ihr, der höchste Rächer
Hab‘ euch euren Lohn geschenkt?
Nein, der Schächer muss verbluten,
Er erträgt der Strafe Last,
Und Gott stäupet noch mit Ruten,
Die er nicht auf ewig hasst.

Herman, Nikolaus – Ein tröstliches Lied wider die Haus- u. Bauchsorge.

Aus dem Evangelio und Psalmen.
Im Ton: Wo Gott, der Herr, nicht bei uns 26.
Oder: Nun freut euch rc.

Ach Gott, wie gehts doch immer zu,
Daß uns so heftig plaget
Die Bauchsorg und lässt uns kein Ruh,
So uns Gott gleich zusaget,
Daß er woll unser Vater sein,
Und uns wie seine Kindelein
An Leib und Seel versorgen.

2. Wie ist doch unser Glaub so schwach,
Wie daß wir Gott nicht trauen?
Warum denkn wir seim Wort nicht nach,
Und so kränklich drauf bauen?
Weil sichs befindet in der That,
Was er jemals verheißen hat,
Daß er solchs reichlich leiste.

3. Philippi Rechnung immerdar
Im Herzen uns aufsteigen,
Viel und Wenig will sich nicht gar
Mit einander vergleichen.
Wir sehn nur, was im Vorrath ist,
Und gläuben nicht, daß Jesus Christ
Aus wenig viel könn machen.

4. Wenn wir wissen kein Steig noch Steg,
Und kümmern uns nur sehre,
Da weiß Gott hunderttausend Weg,
Wie er uns speis und nähre.
Er kann wohl speisen ohn das Brot,
Allein durchs Wort in Hungersnoth,
Und die Seinen erhalten.

5. Speist er doch vierzig ganze Jahr
Israel in der Wüsten,
Da weder Korn noch Weizen war,
Die Fels sie tränken mußten.
Eliä brachten Fleisch und Brot
Die Raben, daß er litt kein Noth,
Gott lässt die Sein nicht leiden.

6. Ah, Niemands will ihm gnügen lan
An dem, das Gott bescheret.
Der Mammon plaget jedermann,
Und Sorg, wie er sich nähret.
Drum bildt uns für die Vögelein
Der Herr Christ, die ohn Sorge sein,
Und leiden doch kein Mangel.

7. Desgleich die Blümlein auf dem Feld
Arbeiten nicht, noch spinnen,
Und haben weder Gut noch Geld,
Und können keins gewinnen;
Noch sein sie also hübsch gekleidt,
Daß mit aller seinr Herrlichkeit
Salomon ihn nicht gleichet.

8. So wir erstlich mit ganzem Fleiß
Nach Gottes Reich nur trachten,
Wahrlich, er würd uns gleicherweis
Des Leibs Nothdurft verschaffen,
Auf daß wir hätten Hüll und Füll,
Denn er allzeit versorgen will,
Die auf sein Güt vertrauen.

9. David, der König und Prophet
In seinen Psalmen saget,
Am siebenunddreißigsten es steht:
Ich bin alt und betaget,
Noch hab ich das erfahren nie,
Daß der Gerechten Kinder je
An Bettelstab sind kommen.

Psalm 33 und 34.

10. Des Herren Aug siehet auf die,
So auf sein Güt vertrauen,
Und in der Theurung nährt er sie,
Wenn sie steif auf ihn bauen;
Denn hie sollen kein Mängel han,
Die ihn fürchten und rufen an,
Er will stets für sie sorgen.

11. Drum wolln wir dir, o Herre Sott,
Alle die Sorg heimstellen,
In aller Leibs und Seelennoth
Rufen zu dir wir wollen.
Wenn uns die Bauchsorg ja anficht,
Herr Christ, laß sie uns kümmern nicht,
Daß wir kleinmüthig werden.

12. Der Glaub stimmt gar nicht überein
Mit der schnöden Bauchsorge.
Auf Gottes Hand hofft er allein,
Spricht nicht: Was essn wir morgen?
Er thut, was ihm befohlen ist,
Und lässt die Sorg dem Herrn Christ,
Der halts Alls in sein Händen.

13. Stärk unsern Glauben, o Herr Christ,
Laß uns die Sorg nicht plagen.
Hilf uns, daß wir zu aller Frist
Deim Reich erstlich nachjagen;
Daß wir nicht, wie ein Heide thut,
Stets trachten nach dem zeitlich Gut
Und das ewige verscherzen.

Amen.

Herman, Nikolaus – Der Spruch: Abraham glaubet, das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.

In einen Gesang gefasset. Genes. 15.

Von Abraham geschrieben ist,
Daß er hab gläubt an Jesum Christ.
Darum die Schrift ihm giebt den Ruhm,
Daß er für Gott sei grecht und fromm.

2. In Isaak, seim Söhnelein
Sahe er Christum, Gotts Lämmelein,
Der für die Sünd der ganzen Welt
Sich geben würd zum Lösegeld.

3. Drauf faßt er all sein Zuversicht,
Vertraut auf die Beschneidung nicht.
Solche wurd ihm zur Gerechtigkeit
Gerechnet und zur Seligkeit.

4. Der Glaub an Christum hat die Kraft,
Daß er zu Kindern Gottes macht
Alle, die ergreifen das Wort,
Das sie von Jesu han gehört.

5. Drin er uns armen Sündern zeigt,
Wie uns Gott Vater sei geneigt,
Daß er uns durch sein theures Blut
Woll retten von Sünd, Höll und Tod,

6. Und beweisen Barmherzigkeit
Allen den, so ihr Sünd sind leid,
Und traun auf dich, o Herre Christ,
Gläuben, daß du ihr Heiland bist;

7. Und habst versöhnt des Vaters Zorn,
Darin wir Alle sind geborn;
Und habst bezahlt mit großer Gduld,
Was Adam und wir han verschuldt.

8. Solcher Glaub macht allein gerecht,
Kinder Gottes und liebe Knecht,
Die erben solln mit seinem Sohn,
Sofern sie auch sein Willen thun.

9. Dazu hilf uns, Herr Jesu Christ,
Mit uns es sonst verloren ist.
Verderbt ist unser Fleisch und Blut,
Ohn dein Hilf es nur Arges thut.

Ringwaldt, Bartholomäus – Fides nostra est victoria

1 Johan. 5.

Wer herzlich gläubet an den Christ,
Des Teufels Ueberwinder ist,
Kehrt sich an keine Tyrannei
Und steht nur stracks der Wahrheit bei.

Der Miethling aber und die Thorn,
So nicht rechtschaffen neu geborn,
Die hinken als die lahmen Hund
Und führen Christum nur im Mund.

Christus ist meine Seligkeit,
Schutz, Beistand und Gerechtigkeit,
Auf den mach ich die Augen zu;
Trotz, der mich überwinden thu!

Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder
herausgegeben von Hermann Wendebourg
Halle
Verlag von Julius Fricke.
1858

Harms, Claus – Dennoch

Dennoch ist ein schönes Wort,
Dennoch heißt mein Glaube;
Dennoch sag ich fort und fort,
ob ich lieg im Staube,
ob ich steh‘
auf der Höh‘,
in des Glückes Schimmer:
Dennoch sag‘ ich immer.

Ob ich bleib‘ ein armer Mann
und die andern prangen,
da ich weder will noch kann,
wie sie es verlangen;
ob der Welt
es gefällt,
mich darum zu plagen:
Dennoch will ich sagen!

Dennoch will ich stille sein
und an Gott mich halten:
Dennoch laß ich ihn allein,
meinen Vater, walten;
Dennoch meint
er, mein Freund,
es mit mir aufs beste,
damit ich mich tröste.

Geistliche Lieder

Conrad Hubert – Ein Betlied zu Gott um Glauben, Liebe und Erkenntnis

 

(„Ein New Auserlesen Gesangbüchlein rc. Getruckt zuo Strasburg bey Wolffgang Köphl. M.D.XLVII. in 8°. Blatt 112)

O GOT, du Höchster gnaden hort,
verleih, das uns dein göttlich Wort
Von ohren so zu hertzen dring,
das es sein kraft und schein verbring.

Der einig Glaub ist dise krafft,
der steiff an JEsu Christ behafft;
Die werck der Lieb seind diser schein,
dadurch wir Christi jünger seind.

Verschaff bei uns auch, lieber HERr,
das wir durch deinen Geist je mehr
In deinr erkantnüs nemen zu
und entlich bei Dir finden ruw.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Annwyl, Fritz Jacob von – ES ist umb sunst vernunfft und kunst

ES ist umb sunst vernunfft und kunst,
Göttliche huld zerlangen,
Allein der gloub muß halten drob,
mit gnad von Gott empfangen.
Wär den nit hat, der kumpt zu spaat
mit sinen guten wercken!
Er bätt, er vast, da ist kein rast,
der gloub muß shertz erstercken.

Der gloub ist gneigt, das er erzeigt
mit hilff den nächsten zlieben,
Mit sölchem bscheid im thun kein leid,
all fründschafft gen jm üben.
Diß sind die frücht und edle zücht,
die uß dem glouben springen:
Recht lieben Gott, die zwey gebott
mit gwalt in himmel tringen.

Der gloub allein macht gwüßne rein,
gebiert den rechten friden,
Sunst wie man thu, so ist kein ru
in allen menschen gliden.
O Gott und Herr, den glouben meer
in allen diner hertzen,
Send jnn den geist mit flammens gneist,
bhüt sy vor zwyfels schmertzen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Knaust, Henrich – Es wolt ein Jäger jagen

von dem Glauben, hoffnung und liebe, Christlich verendert.

ES wolt ein Jäger jagen
dort wol vor ienem holtz,
Was begegnet ihm auff der heiden?
drei frewlin hüpsch und stoltz.

Das ein das hieß fraw glaube,
das ander fraw liebe,
Hoffnung des dritten Name,
des jägers wölt es sein.

Er nam sie in der mitte,
sprach: hoffnung, nit von mir laß!
Schwencks hinder sich zurücke
wol auf sein hohes roß.

Er fürt sie gar behende
wol durch das grüne graß,
Behielts biß an sein ende:
nicht hats jn gerewet das.

Hoffnung macht nicht zu schanden,
im glauben vest an Gott,
Dem nechsten geht zu handen
die liebe in der not.

Hoffnung, lieb und glaube,
die schönen schwestern drei:
Wenn ich die lieb anschawe,
die gröst, sag ist, sie sei!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Janssen, Petrus – Der Glaube

Ueber Wolken, ueber Sternen
Führt der Glaube mich empor,
Da, da kann ich alsdann lernen,
Was gehöret hat kein Ohr,
Was kein Auge je gesehn,
Und kein Sterbling mag verstehn,
Was Gott denen, die ihn lieben,
Hat bereitet und verschrieben.

Da sind andere Gerichte,
Als die arme Welt nur schenkt,
Da sind lauter Lebensfrüchte,
Da wir man in Gott versenkt,
Da ist Manna, da ist Freud,
Da ist stete Frühlingszeit,
Da schwebt man in Ehrenkränzen,
Die wie helle Sonnen glänzen.

Wann ich dann von diesen Höhen,
Wo der Glaube mich gestellt,
Meine Augen lasse gehen
Niederwärts auf diese Welt,
So kommt sie nicht anders mir
Als ein kleiner Klumpen für,
Fürsten, Kaiser, Ueberwinder,
Wie die Maden, und noch minder.

Wann der Glaube dies betrachtet,
Ist es dann wohl Wunderns werth,
Daß er diesen Staub verachtet,
Und der Adler aufwärts fährt?
Ach das Leiden dieser Zeit
Ist nicht werth der Herrlichkeit,
Die die Kämpfer wird vergnügen,
Welche diese Welt besiegen!

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek