Hubert, Konrad – Conditor alme syderum

„Hymnus von der zuokunft Christi unsers Herren ins fleische.“

(„Das Newer und gemehret Gesangbüchlin rc. Getruckt zuo Strasburg bey Thiebolt Berger, am Barfüsser platz, Anno 1559,“) in 8°. Seite V. Erst im Straßburger Gesangbuch von 1568 steht der Name, Cuonrad Huober.)

WEltschöpffer, Herr Gott, Jesu Christ,
ein ewigs liecht den deinen bist,
Ein allgemeiner Heiland gut:
erhör die bitt, die dein volck thut.

Du hast bejamert inniglich
der Welt verderben undersich,
Uns gantz verlornen thetstu rath
und schanckst uns alle missethat.

Als nun die Welt zum abend sties,
sein gmach der himlisch Breutgam lies,
Geborn von einer Jungfraw zart,
die wunderbar sein muter ward;

Des macht und krafft so schrecklich ist,
das sich vor jhr zu aller frist
Gantz dienstlich biegen alle knew
im himel und auff erden frey.

Die Son den Nidergang bewart,
der Mon behelt sein bleichlecht art,
Die Sternen durch die leuchten klar
in steiffem lauff gantz wunderbar.

Nun bitten wir dich, heilger Christ,
dieweil du Richter künfftig bist,
Beschirm uns vor des teüffels trug,
mit gnaden allzeit auff uns lug.

Lob, ehr und preis mit freüden thon
Got Vattern sey und seinem Son,
Dem heilgen Geist zugleich bereit
von nun an biß in ewigkeit. Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Selneccer, Nikolaus – Wunderbarlich ist Gottes G’richt

1. Wunderbarlich ist Gottes G’richt,
er tut nicht wie man sich’s versieht:
er machet’s wie es ihm gefällt,
sein Urteil ist nicht auf d’ Welt g’stellt.

2. Es geht nicht, wie wir’s denken tun,
die Hoffnung uns betrüget nun.
Was man nicht meint, gewöhnlich g’schieht,
all Menschenrat gar bald verbleicht.

3. Was uns gut dünkt, vernichtet Gott
und hält unser Klugheit für Spott.
Was uns als nichts ansehen tut,
dasselb geschieht. Solch’s halt in Hut,

4. Und richte deine Meinung drauf,
und also Gottes Zorn entlauf.
Dem Herren du allein vertrau,
auf keine Menschenhilfe bau.

5. Wer Gott vertraut, derselb’ besteht,
sonst fällt alles, dorrt und vergeht.
Das sei dir g’sagt zu dieser Zeit,
da Gottes Zorn auf Erden liegt.

Rebhun, Paulus – Von Gottes Weise zu richten.

O Gott, du Richter aller welt,
der du hast selbs bestelt
all Oberkeit und Gwalte,
Du wolst dein ordnung nicht verlahn,
drauff selber achtung han,
wie man darinn sich halte.
Denn dir ja wol bekand:
wo du dein hand
abzeuchst, wies pflegt zu stehen.
Kein freuel ist zu gros,
den man nicht las
der grechtigkeit fur gehen,
wie wir itzund wol sehen.

Die unschuld, so beschützt soll werdn,
erbarmcklich zu der erdn
mit füssen wird getreten;
Des Pharao verstocker mut
jr viel besitzen thut:
vor den kan niemand retten.
Denn du, O Herr und Gott,
der alle not
der deinen selbs erferest,
Und widers teuffels rat
mit wunderthat
jn alls zum besten kerest,
dein kunst an jn bewerest.

Denn das dein art und gwonheit ist,
wie jnn der schrifft man list,
wol dem, der solchs kan mercken,
Das wider aller werlet weis
mit rhat und gutem vleis
dich stelst jnn allen wercken:
Wen du wilt heben endbor,
den last zu vor
ein zeit im elend stehen,
Bis das man denckt, fry aus,
werd nichts mehr draus,
so last dein hülffe erst sehen:
O hilff, das wirs verstehen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Hiller, Philipp Friedrich – Der Tag bricht wie ein Fallstrick ein

Mel.: HErr Jesu Christ, mein’s etc.

1.
Der Tag bricht wie ein Fallstrick ein, O laßt uns ja nicht sicher sein!
Vergeblich heult, wer erst erschrickt, Indem man ihn zum Feu’r bestrickt.

2.
Gefährlich ist die Sicherheit; Gott ist ein Gott, der täglich dräut,
Und eh’ Ihm noch der Frevler glaubt, Fällt schon sein Frevel auf sein Haupt.

3.
Denk nicht: den Tag erleb’ ich nicht; Am Tag des Tod’s hängt dein Gericht,
Wirft der den Strick dir plötzlich an, Was hast du, das dich retten kann?

4.
Ach, treuer Heiland, binde mich Mit Liebesfeilen fest an Dich,
So schläfert mich mit ihrem Wein Die Welt nicht, noch die Hure ein.

5.
Weck’ Du mich stets, so mach’ ich fort; Mein Honig sei Dein süßes Wort,
Das Augen wacker machen kann; So sieg’ ich auch, wie Jonathan.

6.
Wie gut ist’s, wer mit Dir bekannt; Den reißt kein Strick Dir aus der Hand;
Den trennt auch nicht der schnellste Tod, Und kein Gericht und keine Noth.

7.
Hängt meine Seele stets an Dir, So ist Dein Wort mir gut dafür:
Dein Tag brech’ ein, so schnell er mag, Er wird mir zum Erlösungstag!

Hiller, Philipp Friedrich – Endlich bricht ein Tag noch ein

Mel.: Himmel, Erde, Luft und Meer.

1.
Endlich bricht ein Tag noch ein, Der ein Tag des Zorns wird sein.
Jetzt ist Gnade, dort nicht mehr; Denn der Zorn entbrennt zu sehr.

2.
Wem Gott hier noch Buße schenkt, Daß er nur daran gedenkt,
O wie zittert ihm davon Die getroff’ne Seele schon!

3.
Aber wie wird’s dort ergeh’n, Wo Gott nicht erlaubt zu fleh’n,
Und ganz unbarmherzig stürzt Den, der sich am Heil verkürzt;

4.
Wo der Zorn auf Zorn gehäuft, Nun den Bösen schnell ergreift,
Und von Gottes Richterstuhl Brennt bis in den Schwefelpfuhl

5.
O wie schrecklich fället der, Der Dir, Du Lebendiger,
In erzürnte Hände fällt, Und nun keine Gnad’ erhält!

7.
Gott der Gnaden, Dir sei Ruhm Hier und dort im Heiligthum,
Daß Du Jesum uns gesandt, Der den Zorn hat abgewandt!

7.
Nunmehr geh’n wir zu dem Sohn, Als zu unserm Gnadenthron,
Und der Glaube an Sein Blut Macht erschrocknen Herzen Muth.

8.
Jesu, Du bist’s, der mich tröst’t, Der mich selbst vom Zorn erlöst;
Läßt Sein Tag des Zorns sich seh’n, Laß mich noch in Gnaden steh’n!

Hiller, Philipp Friedrich – Gott, Du prüfest uns’re Herzen

Mel.: Ach, was sind wir ohne Jesu.

1.
Gott, Du prüfest uns’re Herzen, Besser kennst Du uns, als wir.
Heuchler wollen mit Dir scherzen, Aber wie gelingt’s vor Dir?
Vor den Flammen Deiner Augen Kann nicht List noch Farbe taugen.

2.
Alles muß sich vor Dir schämen; Denn das Herz zeugt wider uns.
Dennoch darf ich mich nicht grämen Bei dem Anblick meines Thuns.
Denn Du, großer Gott, bist größer, Und vergibst uns im Erlöser.

3.
Deiner Gnade soll man danken, Daß Du unser Elend weiß’st,
Und erbarmest Dich der Kranken, Denen Du noch Trost verheiß’st,
Wenn Dein Aug’ das Fünklein findet, Das Dein Geist da angezündet.

4.
Du erkennest alle Dinge, Siehst auch meinem Herzen zu
Wie es Dir im Glauben singe; Denn was gut ist, schaffest Du.
Ist ein Fehl an meinen allen, Laß Dein Werk dir wohlgefallen.

Gerhardt, Paul – Hörst du hier die Ewigkeit

1. Hörst du hier die Ewigkeit,
Der du Schuld mit Schulden häufest
Und auf schnöden Wegen läufest
Wie ein toller Hengst im Streit?
Wird das Ewig dich nicht wecken:
Wird dich ewige Pein erschrecken.

2. Fürchte dich vor Gottes Grimm
Und vermeide Tritte,
Wende deines Lebens Schritte
Von den bösen Wegen um:
Sonsten wird, mit ewigen Nagen,
Ewiges Feur und Wurm dich plagen.

3. Werde fromm und lebe recht,
Diene dem, der dich erschaffen,
Mit des Lichts und Glaubens Waffen
Als ein treuer kluger Knecht:
Also wird vorm ewigen Leide
Dich befrein die ewige Freude.

Ringwaldt, Bartholomäus – Vom Jüngsten Gericht

In seinem eignen Ton, von Bartholomäus Ringwald gebessert.

1. Es ist gewisslich an der Zeit,
Dass Gottes Sohn wird kommen
In seiner großen Herrlichkeit,
Zu richten Bös und Frommen.
Dann wird das Lachen werden teur,
Wenn alles wird vergehn im Feur,
Wie Petrus davon schreibet.

2. Posaunen wird man hören gehn
An aller Werlet1Welt Ende,
Darauf bald werden auferstehn
All Toten gar behende;
Die aber noch das Leben han,
Die wird der HErr von Stunden an
Verwandeln und verneuen.

3. Danach wird, man ablesen bald
Ein Buch, darin geschrieben,
Was alle Menschen, jung und alt,
Auf Erden han getrieben;
Da denn gewiss ein jedermann
Wird hören, was er hat getan
In seinem ganzen Leben.

4. O weh demselben, welcher hat
Des HErren Wort verachtet
Und nur auf Erden früh und spat
Nach großem Gut getrachtet;
Er wird fürwahr gar kalt bestehn
Und mit dem Satan müssen gehn
Von Christo in die Hölle.

5. O Jesu, hilf zur selben Zeit
Von wegen deiner Wunden,
Dass ich im Buch der Seligkeit
Werd angezeichnet funden;
Daran ich denn auch zweifle nicht,
Denn du hast ja den Feind gericht
Und meine Schuld bezahlet.

6. Derhalben mein Fürsprecher sei,
Wenn du nun wirst erscheinen,
Und lies mich aus dem Buche frei,
Darinnen stehn die Deinen,
Auf dass ich samt den Brüdern mein
Mit dir geh in den Himmel ein,
Den du uns hast erworben.

7. O Jesu Christ, du machst es lang
Mit deinem jüngsten Tage;
Den Menschen wird auf Erden bang
Von wegen vieler Plage.
Komm doch, o komm, du Richter groß,
Und mach uns in der Gnaden los
Von allem Übel. Amen.

Harms, Claus – Übersetzung des „De die Iudicii“

Übertragung von Celanos „De die iudicii“

1. Zorntag, grösster aller Tage,
Aller Bibeln ernste Sage,
Mit dem Feuer, mit der Waage:

2. Welches Heulen, welches Weinen,
Wenn Du einmal wirst erscheinen
Plötzlich, da wir es nicht meinen!

3. Eine Stimm’ wird sich erheben;
Die dann todt sind, die dann leben,
Sollen Red’ und Antwort geben.

4. Beide fahren sie zusammen,
Sehen sich bei Feuerflammen:
Wird er euch und uns verdammen?

5. Müssen stehn vor einem Buch:
Ach, sind wir auch in der Suche?
Oder angemerkt zum Fluche?

6. Jetzo wird der Richter sprechen,
Alle Siegel wird er brechen,
Die geheimsten Thaten rächen!

7. Ach, wie fürcht’ ich seine Ruthe!
Zeugt nicht Einer mir zu Gute?
Reinen selbst ist bang zu Muthe.

8. O du König solcher Schrecken!
Gnade kann allein mich decken.
Ich will dein Erbarmen wecken!

9. Hattest mich doch einst erkoren,
Bist doch ja für mich geboren.
Und ich wäre jetzt verloren?

10. Hast dich müd’ um mich gegangen,
Bist für mich am Kreuz gehangen,
Und das sollte nichts verfangen?

11. Wärest du denn bloss ein Rächer?
Gar kein, gar kein Gnadensprecher
Ueber reuige Verbrecher?

12. Noch ist nicht mein Spruch gefället;
Eh’ derselbe mich zerschellet,
Hör’ die Bitt’ an dich gestellet!

13. Hast Maria angeblicket,
Hast den Schächer selbst entzücket
Ich soll bleiben unerquicket?

14. O du Guter, Milder, Treuer,
Rette vor dem ew’gen Feuer,
Den du hast erlöst so theuer!

15. Zwar nicht auf mein Bitten steh’ ich,
Nein, zu deiner Gnade fleh’ ich,
Halte sie mich, sonst vergeh’ ich.

16. Du wirst scheiden, bannen, aechten,
Reisse mich noch aus dem Schlechten,
Rechts von dir zu den Gerechten!

17. Wenn die Bösen überwiesen,
Und den Flammen zugewiesen,
Sei ich in die Freud’ gewiesen!

18. Ach, ich schau die Höllenbrände,
Rufe, ringe meine Hände:
Mach es wohl mit mir am Ende!

Liscoo – Dies Irae

Celano, Thomas von – De die Iudicii

Dies irae, dies illa
Solvet seclum in favilla
Teste David cum Sibylla.

Quantus tremor est futurus
Quando index est venturus
Cuncta stricte discussurus!

Tuba mirum spargens sonum
Per sepulcra regionum
Coget omnes ante thronum.

Mors stupebit et natura
Cum resurget creatura
Iudicanti responsura.

Liber scriptus proferetur
In quo totum continetur
Unde mundus iudicetur.

Judex ergo cum sedebit
Quidquid latet, apparebit
Nil inultum remanebit.

Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus
Dum vix iustus sit securus?

Rex tremendae maiestatis
Qui salvandos salvas gratis
Salve me, fons pietatis.

Recordare, Iesu pie
Quod sum causa tuae viae
Ne me perdas illa die.

Quaerens me sedisti lassus
Redemisti erucem passus
Tantus labor not sit cassus.

Iustae iudex ultionis
Donum fac remissionis
Ante diem rationis.

Ingemisco tanquam reus
Culpa rubet vultus meus
Supplicanti parce, Deus!

Que Mariam absolvisti
Et latronem exaudisti
Mihi quoque spem dedisti.

Preces meae non sunt dignae
Sed tu bonus fac benigne
Ne perenni cremer igne!

Inter oves locum praesta
Et ab hoedis me sequestra
Statuens in parte dextra!

Confutatis maledictis
Flammis acribus addictis
Voca me cum benedictis!

Oro supplex et acclini
Cur contritum quasi cinis
Gere curam mei finis.

Lacrymose dies illa,
Qua resurget ex favilla
Judcandus homo reus:

Huis ergo parce, Deus!
Pie Jesu, Domine,
Dona eis requiem!

Amen.

Quelle: Zeitschrift für die historische Theologie Zwölfter Band/ Neue Folge. Sechster Band. Leipzig 1843 Verlag von L. H. Bösenberg.

corrigiert und erweitert 10.11.2019