Albert Zeller – Des Lebens Festmahl ist zu Ende

Des Lebens Festmahl ist zu Ende;
Die lieben Freunde sind zu Haus;
Ich gieße noch als heilge Spende
Die letzte Neige Weines aus.

Wie still und öd ists in dem Raume,
In dem erst Lieb und Lust gelebt!
Wie alles Das im schönsten Traume
An meinem Aug vorüber schwebt!

Wie flog der Geist von Mund zu Munde,
Von Herz zu Herz, von Blick zu Blick,
In unsrer frohen Tafelrunde,
Geliebt, gesegnet vom Geschick!

Des Alters Rat, der Jugend Rosen,
Des Mannes stillgehaltne Kraft,
Der Freundschaft und der Liebe Kosen,
Des Heilgen tiefe Wissenschaft

Wie schlangen sie sich leicht zusammen
Zu einem wundervollen Kranz!
Hoch loderten des Festes Flammen
Im reinsten, schönsten Himmelsglanz.

Weithin erglänzt in ihrem Strahle
Des Lebens frisch bewegtes Meer:
Von Hand zu Hand die Opferschale
Wie wär das Schwerste da noch schwer!

Verklungen sind die holden Worte,
Doch nicht des Herzens Wiederhall;
Geschlossen ist des Festes Pforte,
Und tiefes Schweigen überall.

Noch einen Blick auf all die Gaben,
Die mir der Freunde Hand beschert!
Die treuen Seelen, ach! was haben
Sie alles Liebes mir gewährt!

Tief sind, indes die Lust zerfließet,
Die Kerzen schon herabgebrannt;
Ich löschte sie, der Himmel gießet
Sein Sternenlicht auf alles Land.

Schlaft wohl ihr Lieben, schlaft in Frieden!
Träumt froh den Traum des Lebens aus!
Ein schönres Mahl wird uns beschieden
Dort in des ewgen Vaters Haus.

Nikolaus Hermann – Ein geistlich Lied von der Toten Auferstehung und dem ewigen Leben. Aus dem 15ten Capitel der ersten Epistel Pauli an die Corinther.

Sankt Paulus die Corinthier
Hat unterweist in rechter Lehr,
So bald er aber von ihn kam,
Da fingen sich viel Sekten an.

2. Es stunden auf, die predigten
Viel Irrtum zu Corinthien,
Darunter war ein falsche Lehr,
Dass nach dem Tod kein Leben wär.

3. Wir stürben hin gleich wie das Vieh,
Kein Auferstehung gleubten sie,
Solchs wurd St. Paulo kund getan;
Das jammert sehr den heilgen Mann.

4. Ein Brief er schrieb und strafet sehr
Darin die falschen Prediger,
Darnach zeigt er ihn hell und klar
Von der Urständ1Auferstehung die rechte Lahr,

5. Beweist durch Schrift, dass Jesus Christ
Der erst vom Tod erstanden ist;
Daraus er schleußt, dass wir dergleich
Erstehen solln zum ewigen Reich.

6. Es wär sonst falsch des Glaubens Lehr,
So Christus nicht erstanden wär;
Auch die entschlafen wärn zuvorn,
Die müssten alle sein verlorn.

7. Auch wär die Sünd noch unser Herr,
So er nicht wiedr erstanden wär;
Desgleichen auch der Tod sein Macht
Hätt über uns noch und sein Kraft.

8. Denn wie der Tod durch einen Mann
Sein Recht über als Fleisch bekam,
So sei das Leben durch die Macht
Der Urständ Christi wieder bracht.

9. Drum werden wir, wie Christus ist,
Erstehn vom Tod, das ist gewiss
In seiner Ordnung Jedermann,
Wie Christus hat gefangen an.

10. Denn so kein Auferstehung wär,
Was dürften wir in Kreuz und Gfähr
In Angst und Not uns hie begebn,
So nach dem wär kein ander Lebn?

11. Gleichwie ein Weizeskörnelein
Gesät wird in den Acker hnein,
Stirbt und vermodert ganz und gar,
Und grünt doch wiedr im selben Jahr:

12. So wird der irdisch Leib ins Grab
Verscharrt, und wird zu Asch und Staub,
Und wächst daraus ein Körper klar,
Der mit Gott lebet immerdar.

13. Denn (das natürlich ist gewest)
Im Grab nun alles ist verwest,
So wächst ein geistlich Bild daraus,
Das ewig wohnt in Gottes Haus.

14. Und was man sät in Sterblichkeit,
Das wird aufgehn in Herrlichkeit,
Und was begraben wird ohn Macht
Das wird erstehn in großer Kraft.

15. Han wir das Bild des Irdischen
Getragen und des Sterblichen,
So werden wir des Himmlischen
Auch tragen und des Ewigen.

16. Das Fleisch und Blut nicht erben kann
Gotts Reich, drum muss zu Boden gahn,
Und muss vermodern Haut und Haar,
Auf dass es werd spannen und klar.

17. Doch werden wir nicht sterben an,
Sondern zu der Posaunen Schall
Verwandelt in eim Augenblick,
Darauf sich nu ein jeder schick,

18. Auf dass er wart derselben Seit
In Gduld und aller Freudigkeit,
Auf dass, wenn kommet Gottes Sohn,
Erwarten mög mit Freud sein Lohn.

19. Und ob uns gleich die Welt macht bang,
So währt doch Kreuz und Angst nicht lang.
Drum tröst wir uns, das künftig ist;
Darzu hilf uns, Herr Jesu Christ.

20. Da wird die Zähr der Heiligen
Der Herr abwischen und ihr Trän,
Und sie alls Leids ergötzen zwar,
Dann wird das rechte Jubeljahr.

21. Hilf unser Schwachheit, lieber Gott,
Dass wir durchs Kreuz, durch Angst und Tod
Gehn mögen durch die enge Pfort,
Auf dass wir mit dir leben dort

22. In deinem Reich in Ewigkeit,
Anschauen die Dreifaltigkeit,
Samt dem ganzen himmlischen Heer
Dir singen stets Lob, Preis und Ehr.

Amen.

Recke, Elisabeth von der – Trost des zukünftigen Lebens

Wann sich zu jener Seligkeit
Empor die Seele schwinget,
Und Gott, von jenem Glück erfreut,
Schon hier ein Loblied singet,
Dann dünk ich mich hier nur ein Gast,
Und leicht wird dieses Lebens Last
Die sonst so oft ermüdet.

Zwar hier schon kann der selig sein,
Der sich im Guten übet;
Auf Erden schon darf der sich freun,
Der Gott und Tugend liebet.
O Vorschmack jener Himmelslust,
Entflamme du in meiner Brust
Den Trieb zu jeder Tugend!

Dort, Gott, belohnst du mein Vertraun
Vor deinen Angesichte;
Führst mich vom Glauben hin zum Schaun,
Vom Dunkeln zu dem Lichte.
Dich seh‘ ich dann, und deinen Sohn,
Der, dir zur Rechten, auf den Thron
Der Macht und Ehre sitzet!

An Kenntnis, wie an Herrlichkeit,
Wachs‘ ich durch Ewigkeiten;
Verwandelt ist in Glück mein Leid
Und in Triumph mein Streiten;
Und diese hohe Seligkeit
Hat nie ein End‘, ist ohne Zeit,
Kein Tod ist mehr, kein Weinen.

Dann heb‘ ich meine Bänd‘ empor,
Und falle jauchzend nieder,
und stimme mit der Engel Chor
In frohe Jubellieder;
Und unsern hohen Lobgesang,
Voll Hallelujah, Preis und Dank,
Hallt jeder Himmel wieder.

Walther, Johann – Vorgefühl der himmlischen Freude

Herzlich thut mich erfreuen
Die liebe Sommerzeit,
Wenn Gott wird schön verneuen
Alles zur Ewigkeit.
Den Himmel und die Erden
Wird Gott neu schaffen gar;
All‘ Creatur soll werden
Ganz herrlich, hübsch und klar.

Kein‘ Zunge kann erreichen
Die ewig‘ Zierheit groß;
Man kann’s mit nichts vergleichen,
Die Wort sind viel zu bloß.
Drum müssen wir das sparen
Bis an den jüngsten Tag;
Dann werden wirs erfahren,
Was Gott ist und vermag.

Da werden wir mit Freuden
Den Heiland schauen an,
Der durch sein Blut und Leiden
Den Himmel aufgethan,
Die lieben Patriarchen,
Propheten allzumal,
Die Märtrer und Apostel
Bey ihm, ein große Zahl.

Die werden uns annehmen
Als ihre Brüderlein,
Sich (al. und) unser gar nicht schämen,
Uns mengen mitten ein;
Wir werden alle treten
Zur Rechten Jesu Christ,
Als unsern Gott anbeten,
Der unsers Fleisches ist.

Er wird zur rechten Seiten
Uns freundlich sprechen zu:
Kommt, ihr Gebenedeyten,
Zu meiner Ehr und Ruh‘!
Nu sollet ihr ererben
Mein’s lieben Vaters Reich,
Welch’s ich euch that erwerben;
Drum steht eu’r Erbe (al. seyd ihr Erben) gleich.

Er wird uns frölich leiten
Ins ewig‘ Paradeis,
Die Hochzeit zubereiten
Zu seinem Lob und Preis;
Da wird seyn Freud‘ und Wunne
In rechter Lieb‘ und Treu‘
Aus Gottes Schatz und Brunne,
Und täglich werden neu.

Da wird man hören klingen
Die rechten Saitenspiel;
Die Musica wird bringen
In Gott der Freuden viel;
Die Engel werden singen,
All Heil’gen Gottes gleich,
Mit himmelischen Zungen
Ewig in Gottes Reich.

Kein Ohr hat je gehöret,
Kein menschlich Aug‘ gesehn
Die Freud‘, so den’n bescheret,
Die Gott ihm ausersehn;
Sie werden Gott anschauen
Von hellem Angesicht,
Leiblich mit ihren Augen
Das ewig wahre Licht.

Also wird Gott erfüllen
Alles durch seine Kraft,
Wird alles seyn in allen
Durch seinen Geist und Saft,
Wird sich selbs ganz zu eigen
Uns geben völliglich,
Und all sein Gut uns zeigen
In Christo seliglich.

Mit Gott wir werden halten
Das ewig‘ Abendmahl;
Die Speis wird nicht veralten
Auf Gottes Tisch und Saal;
Wir werden Früchte essen
Vom Baum des Lebens gut,
Vom Brunn des Lebens Flüsse
Trinken zugleich mit Gott.

Wir werden stets mit Schalle
Für Gottes Stuhl und Thron
In (al. Mit) Freuden singen alle
Ein neues Lied gar schon:
Lob, Ehr‘, Preis, Kraft und Stärke
Gott Vater und dem Sohn!
Des heilgen Geistes Werke
Sey Lob und Dank gethon!

Frölich ich pfleg‘ zu singen,
Wenn ich solch‘ Freud‘ betracht,
Und geh‘ in vollen Sprüngen;
Mein Herz für Freuden lacht.
Mein G’müth thut sich hoch schwingen
Von dieser Welt mit Macht,
Sehn mich zu solchen Dingen,
Der Welt ich gar nicht acht‘.

Drum wollen nicht verzagen,
Die jetzt in Trübsal seynd,
Und die die Welt thut plagen
Und ist ihn’n spinnenfeind;
Sie wollen ihr Kreuz tragen
Mit Freuden in Geduld,
Auf Gottes Wort sich wagen,
Trösten sich seiner Huld.

Wer Gottes Reich und Gaben
Mit Christo erben will,
Der muß hie Trübsal haben,
Verfolgung leiden viel.
Das soll ihn aber laben,
Es währt ein kleine Zeit;
Der Held (al. Herr) wird bald daher traben,
Sein‘ Huld ist g’wiß nicht weit.

Indeß die Welt mag heucheln,
Gott spotten immerhin,
Um Genießes willen schmeicheln,
Klug seyn in ihrem Sinn,
Ihr Sachen listig beugen
Nach dem der Wind her weht,
Aus Forcht der Wahrheit geschweigen,
Wie jetzt im Schwange geht.

Man laß die Welt nur toben
Und redlich laufen an:
Es sitzt im Himmel droben
Gottlob ein starker Mann;
Er wird gar bald aufwachen,
Der ewig strafen kann,
Der Richter aller Sachen,
Er ist schon auf der Bahn.

Der Bräutigam wird bald rufen:
Kommt, all ihr Hochzeitgäst‘!
Hilf, Gott, daß wir nicht schlafen,
In Sünden schlummern vest,
Bald han in unsern Händen
Die Lampen, Oel und Licht,
Und dürfen uns nicht wenden
Von seinem Angesicht!

Hiemit will ich beschließen
Das frölich‘ Sommerlied.
Es wird gar bald aufsprießen
Die ewig‘ Sommerblüth‘,
Das ewig‘ Jahr herfließen;
Gott geb‘ in diesem Jahr,
Daß wir der Frücht‘ genießen!
Amen, das werde wahr.

Eine andere – und kürzere – Fassung habe ich bereits im Jahr 2013 hier aufgenommen. Ein Teil dieses Liedes findet sich auch in diesem Lied.

Simon Dach – Schöner Himmelssaal

1. Schöner Himmelssaal,
Vaterland der Frommen,
Die aus großer Qual
Dieses Lebens kommen
Und von keiner Lust
In der Welt gewußt!

2. Sei mir hoch gegrüßt,
Dich such‘ ich vor allen
Weil ich öd‘ und wüst
In der Welt muss wallen
Und von Kreuz und Pein
Nie befreit kann sein.

3. Deinetwegen bloß
Trag‘ ich dies mein Leiden,
Diesen Berzensstoß
Willig und mit Freuden;
Du versüßest mir
Alle Galle hier.

4. Trüg‘ ich durch den Tod
Nicht nach Dir Verlangen:
O, in meiner Noth
Wär‘ ich längst vergangen!
Du bist, einig Du,
Nichts sonst meine Ruh.

5. Gott, Du kennst vorhin
Alles, was mich kränket,
Und woran mein Sinn
Tag und Nacht gedenket;
Niemand weiß um mich,
Als nur Du und ich.

6. Hab‘ ich noch nicht sehr
Ursach, mich zu klagen:
Ei, so thu noch mehr
Plage zu den Plagen;
Denn Du trägst, mein Heil,
Doch das meiste Theil.

7. Laß dies Leben mir
Wohl versalzet werden,
Daß ich mich nach Dir
Sehne von der Erden
Und den Tod bequem
In die Arme nehm.

8. O wie werd‘ ich mich
Dort an Dir erquicken!
Du wirst mich und ich
Werde dich anblicken, –
Ewig herrlich, reich
Und den Engeln gleich.

9. Schöner Himmelssaal,
Vaterland der Frommen,
Ende meiner Qual:
Heiß mich zu Dir kommen;
Denn ich wünsch‘ allein
Bald bei Dir zu sein.

Arndt, Ernst Moritz – Ermunterung.

Willst du sinken, nicht als sinken
Armes krankes Menschenherz?
Immer nur den Becher trinken,
Den dir füllet Sorg und Schmerz?
Immer alles nur in grauen
Schwarzen Erdenfarben seh’n?
Lerne doch nach oben schauen,
Wo die hellen Sterne geh’n.

Dahin schau! da ist dein Eigen,
Da dein altes Heimathland,
Dahin schau! und ferne steigen
Aus dem dürren Erdensand
Aus dem trüben Nebelstaube
Nimm den Flug und zittre nicht,
Glaube, was der Christenglaube
Schon zweitausend Jahre spricht.

Da hinauf! da ist dein Streiter,
Vor dem Noth und Tod zerfällt,
Dahin schau! und hell und heiter
Blüht dir wieder Gottes Welt;
Schaue, schau auf diesen Einen
Immer steht der Held bereit,
Der sein Himmelslicht läßt scheinen
Auf dein kurzes Erdenleid.

Ja, auf diesen Einen, deinen
Heiland schaue, halte fest
An dem Einen, der die Seinen
Nun und nimmermehr verläßt;
Auf ihn sollst allein du schauen,
Der vom Himmel niederkam,
Der hinweg des Todes Grauen
Und der Hölle Schrecken nahm.

Schaue, suche! du wirst finden,
Halt, was du gefunden hast,
Und so gib den leichten Winden
Alle schwere Erdenlast.
Muthig! denn der höchste Sieger
Schreitet dir im Streit voran,
Und die Loosung tönt dem Krieger:
Sei ein Christ und steh als Mann.

Arndt, Ernst Moritz – Muth der Christenseele.

Harre, harre, Christenseele,
Harre todesmuthig aus,
Meilen nicht und Mühen zähle
Froher kommst du so nach Haus;
Frisch geschritten! frisch gestritten!
Bald erscheinet dir sein Schein.
Wie nach Millionen Schritten,
Wie wird süß die Ruhe sein!

Ist doch Einer vorgeschritten,
Der die besten Wege weiß,
Der die Fahnen aus der Mitten
Hebt der Schlachten schwer und heiß,
Der dir zeigt nach blutgem Streite
Immergrünen Siegeskranz,
Daß du strebest in die Weite
Fröhlich fort, als ging’s zum Tanz.

Harre aus! dein Heiland lebet,
Deine Hoffnung blühet grün,
Und die Kreuzesfahne schwebet
Siegreich über Erdenmüh’n.
Fröhlich drum und todesmuthig
Harre, Christenseele, aus!
Sey dein Kampf auch schwer und blutig,
Hell und herrlich steht dein Haus.

Haus der Christen hoch auf Sternen,
Wo die Geisterreigen stehn,
Wo die Nähen all und Fernen,
Wo die Meilen gar vergehn,
Wo man alle Erdenstraßen,
Allen Erdenstreit vergißt
Und nicht mehr nach Sonnenmaaßen
Die Unendlichkeit ermißt.

Haus der Christen, Haus der Sterne
Welche Wonne! welcher Glanz!
Harre, Seele, dulde gerne,
Fest im Aug den Siegeskranz.
Hoch den Blick zur höchsten Höhe!
Bad‘ ihn froh in Morgenroth!
Und zur Lust wird jedes Wehe
Und zum Leben wird der Tod.

Arndt, Ernst Moritz – Grablied.

Auf! laßt uns fröhlich singen
Ein Lied von Tod und Grab!
Gar Herrlich soll es klingen
Ins letzte Bett hinab:
Des Friedhofs stiller Hügel
Kein Leben deckt er zu,
Der Geist schwingt frohe Flügel
Und fliegt der Heimat zu.

Er sagt der grünen Erde
Die letzte gute Nacht,
Denn Arbeit Noth Gefährde
Sie sind mit Gott vollbracht,
Die Freuden und die Mühen
Der armen Sterblichkeit
Nun sieht er Kränze blühen
Im Lenz der Ewigkeit.

Nun sieht er hell im Lichte,
Was hier so dunkel war,
Des Herzens Traumgeschichte,
Des Lebens Räthsel klar,
Nun kann er ganz verstehen,
Was Gott, was Christus ist:
Wie wohl ist ihm geschehen,
Daß er gestorben ist!

Drum woll’n wir fröhlich singen
Ein Lied von Tod und Grab,
Ein Himmelslied soll klingen
Ins Erdenbett hinab!
Die Seele hat gewonnen
Das ew’ge Morgenroth
Und schaut aus heitern Wonnen
Hinab auf Grab und Tod.

Arndt, Ernst Moritz – Lang ist die Ewigkeit.

Mein Herz, was hilft dein Sorgen
Hier um das eitle Nichts?
Es leuchtet jeden Morgen
Ein junger Strahl des Lichts,
Es ging viel tausend Jahre
Der Tag im Wechselgang
Hin zwischen Wieg‘ und Bahre:
Die Ewigkeit ist lang.

Mein Herz, was hilft dein Grämen
In der Sekunde Zeit?
Kannst du dir etwa nehmen
Nur einen Tropfen Freud‘?
Kannst du dir etwa geben
Auch nur ein Fünklein Muth?
Ein Andrer hält dein Leben,
Der was ihm liebet thut.

Mein Herz, was hilft dein Streiten,
Dein Ringen für und für?
Dein Haschen, dein Erbeuten?
Es bleibt ja nichts bei dir.
Und bliebe Lust und Habe
Dir treu wohl hundert Jahr,
So schaue hin zum Grabe:
Dort wird dir alles klar.

Aus seinem dunkeln Grunde,
Der nicht mehr lügen kann,
Klingt wie von Gottes Munde
Ein hohes Wort dich an:
Hieher! hier lerne schauen,
Was Tand, was Wahrheit ist;
Hieher! hier lerne bauen
Auf das, was ewig ist.

In diesem dunkeln Grunde,
In diesem blinden Sand,
Du Würmchen der Sekunde,
Hier lerne deinen Stand;
Hier wird der längsten Sonne
Ums helle Leben bang,
Um alle heitre Wonne:
Die Ewigkeit ist lang.

O Ewigkeit du lange!
Wie steh‘ ich kurz vor dir!
O Ewigkeit du bange!
Wie bleib‘ ich fest vor dir?
Wenn selbst die Sonnen zittern
Im Weltenocean,
Wie beb‘ ich nicht, von Splittern
Der allerdünnste Spahn?

O Ewigkeit du lange!
O tiefes tiefstes Graus!
O Ewigkeit du bange!
Wie halt ich vor dir aus?
Ich Pünktlein auf den Wogen
Der Unermeßlichkeit?
Ich Körnlein, das geflogen
Ein Stäubchen in die Zeit?

Mein Herz, ich will dir’s sagen,
Mein armes krankes Herz!
Du mußt den Aufflug wagen
Empor vom Erdenschmerz,
Du mußt die Flügel schwingen
Empor zum Himmelzelt,
Und mit den Lerchen singen:
Dort oben ist die Welt.

Dort oben, ja dort oben
Da ist des Christen Welt,
Wenn was aus Staub gewoben
In Staub hienieden fällt;
Dort oben, ja dort oben
Da ist des Christen Zeit,
Dahin den Flug gehoben!
Lang ist die Ewigkeit.

Dort oben, ja dort oben
Bei Gott und seinem Christ
Ist aller Wahn zerstoben
Und Menschentand und List,
Die eitlen Eitelkeiten,
Die eitle Sorg‘ und Noth,
Worum so viele streiten
Und ringen bis zum Tod.

Drum stell‘, o Herz, dein Grämen,
Den leeren Jammer ein,
Flieg‘ aus den Erdenschemen
Empor zum Himmelschein,
Wirf hin die eitlen Sorgen
Der kurzen Spanne Zeit;
Das Wort hat dich geborgen:
Lang ist die Ewigkeit.

Albert Knapp – Das Fräulein

„In einem Tal, von Felsen hoch umfasst,
Darüber Sonn‘ und Sterne längst erblasst,
Unheimlich dämmernd, nur von falbem Schein,
Saß eine Tote, kam erst kaum herein;
Auf ihrer Bank sind And’re noch gereiht,
Erst gestern gab man ihr das Grabgeleit.

Die Welt im Herzen, hatte sie gelebt,
Selbstsüchtig, arg, nach Ehre nur gestrebt,
Unrein im Innersten; doch konnte sie
Fromm, edel sich verhüllen, dass man nie,
Ob auch misstrauend, auf die Tiefe kam.
Bis sie des Todes Faust von hinnen nahm.

Dort sitzt sie nun, gerade wie sie war.
Doch schüttelt sie’s: „Warum ist’s hier nicht klar?
„Warum so schauerlich, so todesschwül?
Und die Genossen sind so fremd, so kühl?
Warum nicht bin ich in des Himmels Haus?“
Doch gibt sie drum ihr Innres nicht heraus.

Ein frommes Lied hebt sie zu singen an;
Es tönet schlecht, es ist nicht wohlgetan!
Die Stimme klingt wie hohler Scherbenton:
„Ich glaube doch an Gott und Seinen Sohn!
Ihm weih‘ ich kindlich meinen Lobgesang!“
So lügt sie fort, sie log ihr Lebenlang.

Sie finget fort: „Auf, Seele, sei vergnügt!
Du warest fromm und hast den Tod besiegt.
„Gestorben bin ich zwar das ist mir leid,
Doch trag‘ ich bald ein schönes Ehrenkleid!“
Da dunkelt’s näher um die Berge her,
Graß, wetterleuchtend steigt ein Wolkenmeer.

Dumpf donnert’s, und wie Geißeln fährt der Blitz;
Noch singet sie: „Du kommst von Deinem Sitz
„Zu Deinem Kind, o Vater!“ Sturm und Strahl!
Auf ihrer Stirne flackerts rot und fahl,
Da wird ihr Ton Entsetzen und Geheul!
Und oben wendet sich’s vom ew’gen Greu’l.“