Tholuck, August – Wen hast Du Dir geladen

Mel. Herzlich thut mich verlangen.

Wen hast Du Dir geladen,
Mein Heiland, mild und gut,
Zu Deinem Tisch der Gnaden? –
Nicht, die voll Kraft und Muth,
Die Reichen nicht und Satten
Sind Dir willkommen dran; –
Die Kranken und die Matten
Ruffst Du voll Huld heran.

Da darf auch ich es wagen,
Und treten mit heran;
Ich müßte wohl verzagen,
Ging’s nur die Starken an.
Bei Dir, dem guten Hirten,
Stell ich voll Muth mich ein:
Du willst ja den Verirrten
Von Herzen gnädig sein.

Wohlan, im Bußgewande
Wag ich’s und komme auch;
Bei Dir geht’s nicht nach Stande
Und nicht nach Menschenbrauch.
Wen Andrer Thür abweiset,
Läß’st Du zu Deiner ein,
Und wer der Letzte heißet,
Der soll der Erste sein!

Spitta, Carl Johann Philipp – Es kennt der Herr die Seinen

1.Es kennt der Herr die Seinen
und hat sie stets gekannt,
die Großen und die Kleinen
in jedem Volk und Land.
Er lässt sie nicht verderben,
er führt sie aus und ein;
im Leben und im Sterben
sind sie und bleiben sein.

2.Er kennet seine Scharen
am Glauben, der nicht schaut
und doch dem Unsichtbaren,
als sah er ihn, vertraut;
der aus dem Wort gezeuget
und durch das Wort sich nährt
und vor dem Wort sich beuget
und mit dem Wort sich wehrt.

3.Er kennt sie als die Seinen
an ihrer Hoffnung Mut,
die fröhlich auf dem einen,
dass er der Herr ist, ruht,
in seiner Wahrheit Glänze
sich sonnet, frei und kühn,
die wundersame Pflanze,
die immerdar ist grün.

4.Er kennt sie an der Liebe,
die seiner Liebe Frucht
und die mit lauterm Triebe
ihm zu gefallen sucht;
die ändern so begegnet,
wie er das Herz bewegt,
die segnet, wie er segnet,
und trägt, wie er sie trägt.

5.So hilf uns, Herr, zum Glauben
und halt uns fest dabei;
lass nichts die Hoffnung rauben;
die Liebe herzlich sei!
Und wird der Tag erscheinen,
da dich die Welt wird sehn,
so lass uns als die Deinen
zu deiner Rechten stehn!

Hiller, Philipp Friedrich – Du, Gott, hast’s angefangen

Mel.: Zeuch ein zu Deinen Thoren.

1.
Du, Gott, hast’s angefangen, Das gute Werk in mir,
Mein erstes Heilsverlangen War, Vater, schon von Dir,
Das ganze Werk ist Dein, Du prüfest Herz und Nieren;
Du wirst es auch vollführen: Ich darf versichert sein.

2.
Du, HErr, hast’s angefangen, Du hast mich Gott versühnt,
Bist in den Tod gegangen, Hast mir im Blut gedient,
Dein Leben ist in mir; Du wirst es auch vollführen,
Du wirst mich nicht verlieren: Der Vater gab mich Dir.

3.
Du, Geist, hast’s angefangen, Den Glauben wirktest Du,
Ich kann an Jesu hangen, Du gibst mir Kraft dazu,
Das Abba lehrst Du mich, Du läß’st mich Freude spüren;
Du wirst es auch vollführen, Zum Pfande hab’ ich Dich.

4.
Hast Du es angefangen, Mein Gott, so führ’ es fort;
So bringt die List der Schlangen Mich nicht von Deinem Wort,
Worauf ich’s glaubig wag’. Ja, ja, Du wirst’s vollenden;
Ich bin in Deinen Händen Bis an den jüngsten Tag!

Grünwald, Georg – KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,

KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,
al die jr seyt beschwäret nun,
mit sünden fast beladen,
Ir jungen, alten, fraw und man!
ich will euch geben, was ich han,
und heylen ewern schaden.

Meinn joch ist süß, mein bürd ist ring,
wers nach mir tregt inn dem geding,
dz er der hell entweyche,
Ich will jms trewlich helffen tragn,
mit meiner hilff würt er erjagn
das ewig himmelreiche.

Was ich hab thon und glitten hie
inn meinem leben, spat und frü,
dz solt ir auch erfüllenn.
Ja, was der mensch denckt, redt unnd thut,
das kumpt jm alles zrecht unnd zgut,
wens gschicht nach Gottes willen.

Gern wolt die welt auch sälig sein,
wenn nur nit wer die schmach und peyn,
die alle Christen leiden:
So kan unnd mags nit anders sein,
darumb ergib dich willig drein,
wer ewig peyn wil meiden!

All Creatur bezeüget das,
wwas lebt im wasser, lufft und graß,
durch lyden muß sich enden.
Wer dann inn Gottes nam nit wil,
der muß zu letst ins Teüffels zyl
mit schwerem gwissen lenden.

Heut ist der mensch schön, jung und lanck,
morgen so ist er tödtlich krank,
alsbald so muß er sterben:
Gleich wie ein blumen auff dem feld,
also würdt pracht unnd breng der welt
inn einem huy verderben.

Die welt erzittert ob dem tod:
wann einer ligt inn letster not,
da wil er erst frumm werden:
Einer schafft diß, der ander das,
und er sein selber stätz vergaß,
die weyl er lebt auff erden.

Und wenn er nymmer leben mag,
so hebt er an ein grosse klag,
wil sich erst Gott ergeben:
Ich förcht fürwar, die göttlich gnad,
die er allzeit verspottet hat,
werd schwerlich ob jm schweben.

Was hilfft den reychen sein grosses gut?
was hilfft den jungen sein stoltzer mutt?
er muß auß disen meyen:
Wenn einer geb die gantzen welt,
silber und gold unnd alles gelt,
noch muß er an den reyen!

Was hilfft den glerten seinn grosse kunst?
der weltlich pracht ist gar umb sunst,
wir müssen alle sterben!
Wer sich in Christum nit ergeyt,
dieweil er noch in gnaden zeyt,
ewig muß er verderben!

Darumb so merckt, jr lieben kind,
die yetzund Gott ergeben sind,
laßt euch die müh nit rewen:
Halt stätz am heylgen Gottes wort,
dz ist der seelen höchster hort,
Gott wirts euch schon betrewen.

Schawt, dz jr guts umb übels gebt,
schawt, das jr hie unschuldig lebt,
laßt euch die welt nit äffen:
Gebt Gott den rach und alle ehr,
den engen steyg geht ymmer her,
Gott würt die welt fein straffen.

Wenn es euch gyng nach fleysches mut,
mit gunst und gsund und grossem gut,
gar bald würdt jr erkalten:
Darumb schickt Gott euch trübsal her,
damit das fleysch gezüchtigt werd,
zweiger freüd erhalten.

Ist euch das creütz so bitter schwer,
gedenckt, wies hellisch feüre wer,
darin die welt muß rinnen,
Mit leib und seel das leyden sein
on underlaß die ewig pein
und kan doch nit verbrinnen!

Drumb werden wir nach diser zeyt
mit Christo haben ewig freüd,
daran soll wir gedencken.
Kein zungen dz außsprechen kan,
die glori und den ewig lon,
den uns der Herr wirt schenken!

Und was der ewig gwaltig Gott
inn seinem geyst versprochen hat,
geschworen bey seim namen,
Des helt und gibt er gwiß fürwar:
der helff uns an der Engel schar
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Grünwald, Georg – Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn

„Kommt her zu mir“, spricht Gottes Sohn,
„all die ihr seid beschweret nun,
mit Sünden hart beladen,
ihr Jungen, Alten, Frau und Mann,
ich will euch geben, was ich han,
will heilen euren Schaden.

Mein Joch ist sanft, leicht meine Last,
und jeder, der sie willig faßt,
der wird der Höll entrinnen.
Ich helf ihm tragen, was zu schwer,
mit meiner Hilf und Kraft wird er
das Himmelreich gewinnen.“

Gern wollt die Welt auch selig sein,
wenn nur nicht wär die schwere Pein,
die alle Christen leiden;
nun aber kanns nicht anders sein,
darum ergeb sich nur darein,
wer ewig Pein will meiden.

Heut ist der Mensch schön, jung und rank,
sieh, morgen ist er schwach und krank,
bald muß er auch gar sterben;
gleichwie die Blumen auf dem Feld,
also wird diese schöne Welt
in einem Nu verderben.

Die Welt erzittert ob dem Tod;
liegt einer in der letzten Not,
dann will er gleich fromm werden;
einer schafft‘ dies, der andre das,
sein arme Seel er ganz vergaß,
dieweil er lebt‘ auf Erden.

Und wenn er nicht mehr leben kann,
hebt eine große Klag‘ er an,
will sich nun Gott ergeben;
ich fürcht fürwahr, die göttlich Gnad,
die er allzeit verspottet hat,
wird schwerlich ob ihm schweben.

Dem Reichen hilft doch nicht sein Gut,
dem Jungen nicht sein stolzer Mut,
er muß aus diesem Maien,
wenn einer hätt‘ die ganze Welt,
Silber und Gold und alles Geld,
doch muß er an den Reihen.

Dem G’lehrten hilft doch nicht sein Kunst,
die weltlich Pracht ist gar umsonst,
wir müssen alle sterben.
Wer sich in Christo nicht bereit,
weil er lebt in der Gnadenzeit,
ewig muß er verderben.

Höret und merkt, ihr lieben Kind‘,
die jetzo Gott ergeben sind:
Laßt euch die Müh nicht reuen,
halt fest am heilgen Gotteswort,
das ist eur Trost und höchster Hort:
Gott wird euch schon erfreuen.

Und was der ewig gütig Gott
in seinem Wort versprochen hat,
geschworn bei seinem Namen,
das hält und gibt er g’wiß fürwahr.
Der helf uns zu der Engel Schar,
durch Jesum Christum! Amen.

Fischer, Ludwig Eberhard – Herr Jesu, der du selbst von Gott als Lehrer kommen

1. Herr Jesu, der du selbst von Gott als Lehrer kommen
und, was du aus dem Schoß des Vaters hast genommen,
den rechten Weg zu Gott mit Wort und Werk gelehrt,
sei für dein Predigtamt gelobt von deiner Herd!

2. Du bist zwar in die Höh`zum Vater aufgefahren,
doch gibst du noch der Welt dein Wort mit großen Scharen
und baust durch diesen Dienst die Kirche, deinen Leib,
daß er im Glauben wachs`und fest ans Ende bleib.

3. Hab Dank für dieses Amt, durch das man dich selbst höret,
das uns den Weg zu Gott und die Versöhnung lehret,
durch`s Evangelium ein Häuflein in der Welt
berufet, sammelt, stärkt, lehrt, tröstet und erhält.

4. Erhalt uns diesen Dienst bis an das End der Erden,
und weil die Ernte groß, groß Arbeit und Beschwerden,
send selbst Arbeiter aus und mach sie klug und treu,
daß Feld und Sämann gut, die Ernte reichlich sei!

5. Die du durch deinen Ruf der Kirche hast gegeben,
erhalt bei reiner Lehr`und einem heilgen Leben!
Leg deinen Geist ins Herz, das Wort in ihren Mund!
Was jeder reden sollt, das gib du ihm zur Stund!

6. Ach segne all dein Wort mit Kraft an unsern Seelen!
Laß deinen Schäflein nie an guter Weid es fehlen;
such das Verirrte selbst, bind das Verwundte zu,
das Schlafende weck auf, das Müde bring zur Ruh!

7. Bewahr vor Ketzerei, vor Menschenlehr und Dünkel!
Lehr uns nach deiner Art im Tempel, nicht im Winkel!
Behüt vor Ärgernis, vor Spaltung, die uns trennt;
erhalte rein und ganz dein Wort und Sakrament!

8. Bring, was noch draußen ist, zu deiner kleinen Herde!
Was drinnen ist, erhalt, daß es gestärket werde!
Dring durch mit deinem Wort, bis einstens Hirt und Herd`
im Glauben, HERR, an dich zusammen selig werd`!

Zwickauer Gesangbuch, 1930