Carl Gottlieb Lohse – Bergmannslied

(Freiberg 1748)

Edler Bergfürst, hör mein Bitten,
siehe da, ich komm geschritten,
und will wieder fahren ein,
sende mir die Engelein.

Dass sie mögen mich bewahren,
bey so mancherlei Gefahren,
in die ich mich jetzt begeb’,
und all Augenblicke schweb.

Oberberghauptmann der Erden,
lass mich nicht zu Schanden werden,
wenn ich tret’ vor deinen Thron,
Jesu, großer Gottessohn.

Einem schwachen Holze, schaue,
Jesu, ich mich anvertraue,
wann ich fahr in tiefen Schacht,
wo es lauter finst’re Nacht.

Jesu, edles Licht von oben,
lasse deines Glanzes Proben,
wie auch deine große Macht,
mich umgeben Tag und Nacht.

Sieh, mein Grubenlicht muss brennen,
wenn ich soll und will erkennen
deinen Segen in der Erd,
welchen du mir hast beschert.

Gib’, dass ich dabei erwäge,
und bedächtig überlege,
dass vor deinem Glanz und Schein
gar nichts kann verborgen sein.

Lass mich alles Unrecht fliehen,
hilf, dass ich mich mög bemühen,
auch so gar im tiefen Schacht,
dich zu preisen Tag und Nacht.

Wenn ich vor dem Orte sitze,
und ´nein breche, dass ich schwitze,
so lass mich an deinen Schweiß,
Jesu, denken hier mit Fleiß.

Zeiget sich ein harter Knauer,
haut und schmeißt es auf die Dauer
nach den Händen, ins Gesicht,
so bewahr mein Augenlicht.

Wann die Strosse ich fortreisse,
so gib´, dass zu deinem Preise
ich gut Erz verschrämen mag,
gib uns Ausbeut und Verlag.

Lass mich keine Wand nicht treffen,
sondern tue mir eröffnen,
Herr, nach deinem weisen Rat,
wo Gefahr es zeigt und hat.

Auf Stolln, Strecken, in Gesenken,
wollst du, Herr, an mich gedenken,
wär´s auch gleich am tiefsten Ort,
Jesu, Jesu, hilf mir fort.

Ist die Arbeit nun zu Ende,
so lass durch der Engel Hände
mich die Fahrten tragen raus,
bringen auch gesund nach Haus.

Wär´ es aber ja beschlossen,
dass ich sollt von den Fahrtsprossen
fallen, oder unvermut´t
kommen um, so mach es gut.

Jesu! Jesu! nur mein Ende,
nimm die Seel in deine Hände,
damit sie den Himmel krieg,
ey! so hab ich zur Genüg.

Text: Obersteiger Carl Gottlieb Lohse (1712 – 1754), Freiberg 1748
Melodie: nach dem Lied „Sollt es gleich bisweilen scheinen.“

Mathesius, Johann – Gott Vater, Sohn, heiliger Geist

Ein geistliches Berglied

Gott Vater, Sohn, heiliger Geist,
Durchs Sprechen gut Erz wachsen heißst,
Aus Quecksilber und Schwefel rein,
In Seifen, Gängen, Flötz und Stein.

Gott schuf roth Gold im Paradeis,
Zur Stärk, Zier, Lust und ihm zum Preis:
Adam, der erste Bergmann gut,
Wusch Gold, reut Eisen, durft kein Ruth.

Metall Gotts Gab und Segen ist:
Wohl dem, ders braucht ohn arge List,
Macht kein Gott draus, hängts Herz nicht dran,
Dient Gott damit und Jedermann.

Wer Gott sieht in eim schön Handstein,
Arbt1) treulich, ruft ihn an allein,
Glaubt stark durchs Wort an Jesum Christ,
Solchs ein seliger Bergmann ist.

Gott, der du schaffst Kies, Glanz und Querz,
Verwandel solchs bei uns in Erz,
Veredel unser Gäng mit Gschick,
Durch dein Geist unser Sünd abquick.

Laß uns ergreifen deine Fahrt,
Dein wahren Sohn, den Menschen zart,
Der sich für uns schenkt in den Tod,
Auf der Fahrt fährt man auf zu Gott.

Wer nur dich hat, dein Wort und Hold,
Ist ihm besser denn viel Stück Gold,
Der höchste Schatz deins Sohnes Blut,
Gotts gringste Gab ist Geld und Gut.

Ein Schmelzerin zu Zarpath war,
Glaubt und bewahrt Eliä Lahr.
Die ward ernährt, hat Fried und Rast,
Sie gnoß Gotts Wort und ihres Gasts.

Herr, laß dir auch befohlen sein
Die Kirch dieser Sarepta klein.
Sie haust dein Wort und hält es schon,
Zahls ihr, Herr, mit Prophetenlohn.

—-

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

1) Arbeitet