Albert Zeller – Die Sonne sinket in das Meer hinab

Die Sonne sinket in das Meer hinab,
Ein großes Leben in ein großes Grab.
Was meinem Aug in Schatten nun vergeht,
Das ist ein Glanz, der jenseits aufersteht.
So ist der Mensch, sein kommen und sein Gehn,
Sein Leben, Sterben und sein Auferstehn:
Fest stehet er in sonnenheller Pracht,
Noch einen Augenblick und es ist Nacht!
Oft wird es Nacht am Tage im ihn her,
Die Finsternis ergießt sich wie ein Meer,
Der Sturm hat seine Fahne ausgerollt,
Der Abgrund steigt zum Himmel auf und grollt.
Das ist die Nacht, wo Jeder wirken kann,
Der seinem Schicksal stehet als ein Mann;
Die Nacht, in der ein Jeder zeigen mag,
Was er geworden ist am lichten Tag.

Da zittre nicht, du schwankes Menschenberg,
Schlag immer fest und ruhig himmelwärts!
Und bricht das Schiff, so breche nicht der Mut!
Gott ist der Herr des Sturms und der Flut:
Wenn wir nicht fest in ihm gegründet sind,
Sind wir ein glimmend Licht in Sturm und Wind;
Doch siehet uns sein Auge gnädig an,
Ist eine Welt uns freudig untertan;
Und ist der Schiffbruch unser Tod,
Wir kennen ihn und sein Gebot:
In Nacht und Kämpfen untergeht
Der Glanz, der jenseits aufersteht!

Albert Zeller – Als du, o Herr, aus deiner Grabesnacht,

Als du, o Herr, aus deiner Grabesnacht,
Ein Lebensfürst bist siegreich auferstanden,
Und kühn hervor in deiner Heldenmacht
Tratst aus den Allen unlösbaren Banden,
Da bist du erst der Deinen nächstem Kreis,
Den heilgen Fraun, der Jünger Schar erschienen,
Die auf dein fest prophetisches Geheiß
Auch tief im Leid dir treulich wollten dienen.

Sie, die du einst mit Einem Gotteswort
Auf ewig hattest an dich selbst gebunden,
Sie hatten deine Treue fort und fort
Bis zu dem letzten Seufzer tief empfunden;
Ihr Leben und ihr ganzes Lieben war
Mit dir gestorben und mit dir begraben;
So ward dein Grab zum festlichen Altar,
Auf dem sie niederlegten ihre Gaben.

Und ihnen galt dein erster Friedensgruß:
So treu und hold bliebst du im Tod den Deinen;
Du stilltest sanft der bittern Klage Fluss,
Und wandeltest in Jauchzen um ihr Weinen;
Das Band, das ewiglich zerrissen schien,
Du knüpftest es nur fester noch zusammen:
So wurde bald dein Sterben zum Gewinn
Und höher stiegen ihre Freudenflammen.

O Herr, der du in Allem Vorbild bist,
Ist es vermessen, dahin es zu segnen,
Dass wir zuerst nach kurzer Trennungsfrist
Den Unsern dort im Morgenlicht begegnen?
Dass sie zuerst den neuen Lebensgruß,
Den jubelnden aus unsrem Mund empfangen,
Und sie zuerst den Auferstehungskuss
Uns hauchen auf die jugendlichen Wangen?

Freylinghausen, Johann Anastasius – Triumphgesang.

Weise: Triumph, Triumph, des Herrn Gesalbter sieget.

1. Triumph, Triumph, der Herr ist auferstanden,
Er ist nicht hie, er ist nicht hie!
Der weiland lag in Todes Strick und Banden,
Der ist erstanden heute früh.

2. Er ist erstanden, hörts, ihr bösen Geister,
Der Sieg ist unsers Königs Sohn;
Er ist nun worden euer aller Meister,
Ihr müsst herab, herab vom Thron.

3. Wo ist dein Stachel, Tod? wo ist, o Hölle,
Dein Sieg? das Lamm hat in den Sieg
Euch ganz verschlungen, unsre Segensquelle
Hat euch erlegt in diesem Krieg.

4. Er ist erstanden, merks, du tolle Rotte,
Die Christum hat ins Grab gebracht;
Du wirst mit deiner List und Macht zu Spotte
Samt allen, die das Grab bewacht.

5. Was helfen deine Hüter, deine Riegel,
Du Otternzucht und Schlangenbrut?
Der Löw‘ von Judas Stamm zerbricht die Siegel
Und machet alles wieder gut.

6. Du magst nun wohl erschrecken und erbeben,
Weil der, den du erstochen hast,
Hat aus der Gruft herwiederbracht das Leben
Zu deiner Pein und schweren Last.

7. Willt du noch seinem Zorn und Grimm entfliehen,
So ist es Zeit, zu stehen auf,
So musst du dich dem Sündengrab entziehen
Und zu ihm richten deinen Lauf.

8. Er ist erstanden, merkts, ihr blöden Herzen,
Die ihr voll Angst und Schmerzen seid.
Ihr seid versöhnt durch seine Pein und Schmerzen,
Die Sünde kann euch tun kein Leid.

9. Lasst euren Geist wie Jakobs Geist erwecken:
Joseph lebt noch, er ist nicht tot!
Müsst ihr gleich seinen Tod in etwas schmecken,
So lebt ihr doch mit ihm in Gott.

10. Was mit ihm stirbt, muss wieder mit ihm leben,
Es kann nicht die Verwesung sehn.
Der Weinstock gibet Kraft und Saft den Reben,
Dass sie in vollen Früchten stehn.

11. Ihr dürft nun weder Tod noch Grab mehr scheuen,
Legt euch nur ohne Furcht hinein;
Christus wird euch durch seine Kraft verneuen,
Euch kann betreffen keine Pein.

12. Triumph, Triumph, der Herr ist auferstanden,
Er ist nicht hie, er ist nicht da!
Er liegt nicht mehr in Todes Strick und Banden,
Triumph, Triumph, Victoria!

Benjamin Schmolck – Oster- und Auffahrtslied.

Mel. Herzlich tut mich verlangen,

1. Ich geh zu deinem Grabe,
Du großer Osterfürst,
Weil ich die Hoffnung habe,
Dass du mir zeigen wirst,
Wie man kann fröhlich sterben
Und fröhlich auferstehn,
Auch mit des Himmels Erben
Ins Land des Lebens gehn.

2. Du liegest in der Erde
Und hast sie eingeweiht,
Wenn ich begraben werde,
Dass sich mein Herz nicht scheut,
Auch in den Staub zu legen,
Was Asch und Staub vermehrt,
Weil dir doch allerwegen
Die Erde zugehört.

3. Du schläfest in dem Grabe,
Dass ich auch meine Ruh
An diesem Orte habe;
Du drückt die Augen zu.
So soll mir gar nicht grauen,
Wenn mein Gesicht vergeht,
Ich werde den wohl schauen,
Der mir zur Seiten steht.

4. Dein Grab war wohl versiegelt,
Doch brichst du es entzwei:
Wenn mich der Tod verriegelt,
So bin ich dennoch frei.
Du wirst den Stein schon rücken,
Der auch mein Grab bedeckt;
Dann werd ich den erblicken,
Der mich vom Tode weckt.

5. Du führest in die Höhe
Und zeigest mir die Bahn,
Wohin ich endlich gehe,
Da ich dich finden kann,
Dort ist es sicher wohnen,
Wo lauter Glanz um dich;
Da warten lauter Kronen
In deiner Hand auf mich.

6. O meines Lebens Leben,
O meines Todes Tod,
Ich will mich dir ergeben
In meiner letzten Not.
Ich will mein Bette machen
In deine liebe Gruft;
Da werd ich schon erwachen,
Wenn deine Stimme ruft.

7. Du wirst den Ölberg zeigen,
wo man gen Himmel fährt,
Da will ich fröhlich steigen,
Bis dass ich eingekehrt
In Salems Friedenshäuser,
Da heißts: Victoria!
Da trägt man Siegesreifer:
Ach wär ich nur schon da!

Johann Franck – Dieses ist der Tag der Wonne.

In seiner eignen Weise.

Dieses ist der Tag der Wonne,
Dieses ist das Freudenfest,
Dran der Herr, die Lebenssonne,
Seine Strahlen schießen lässt.
Christus ist durchs Grab gedrungen
und hat nun den Tod verschlungen.

2. Tod, wo ist dein Stachel blieben?
Hölle, wo ist nun dein Sieg?
Deine Macht ist aufgerieben,
Nunmehr endet sich der Krieg.
Gott hat uns den Sieg gegeben,
Trotz, der uns will widerstreben!

3. Wohl, o wohl, ja wohl der Stunden,
Drei und drei und noch dreimal!
Denn das Lamm hat überwunden,
Weg, nur weg mit aller Qual!
Nunmehr wohnen, ohne Scheuen,
Schafe bei den grimmen Leuen.

4. Pharao samt Ross und Wagen
Liegt ins tiefe Meer gestürzt.
Die Philister sind geschlagen,
Ihre Bosheit ist verkürzt.
Unser Simson hat mit Prangen
Seine Siegsfahn‘ aufgehangen.

5. Goliath ist ganz erleget,
Unser David ist der Held,
Der ihn heut zu Boden schläget;
Gar kein Feind darf mehr ins Feld.
Jesus, der da ist erstanden,
Macht all‘ ihre Macht zu Schanden.

6. Geh und lass das Grab verriegeln,
O du blinde Jüdenschar,
Geh und lass den Stein versiegeln,
Stelle Hut und Wache dar.
Jesus, wenn er auf will stehen,
Kann durch Stein und Siegel geben.

7. Blecke, Tod, nur seine Zähne,
Brülle, Satan, noch so sehr,
Winsle, Höllenschlund, und stöhne,
Du hast keine Macht nicht mehr.
Wer mit Christo wird begraben,
Dem kannst du nichts angehaben.

8. Großes Fest, sei hochgeehret,
Sei geehrt, gewünschtes Licht,
Dran die Hölle ward zerstöret
Und der Tod ward hingericht’t.
Wir sind nun des Lebens Erben,
Weil der Tod hat müssen sterben.

Nikolaus Hermann – Ein geistlich Lied von der Toten Auferstehung und dem ewigen Leben. Aus dem 15ten Capitel der ersten Epistel Pauli an die Corinther.

Sankt Paulus die Corinthier
Hat unterweist in rechter Lehr,
So bald er aber von ihn kam,
Da fingen sich viel Sekten an.

2. Es stunden auf, die predigten
Viel Irrtum zu Corinthien,
Darunter war ein falsche Lehr,
Dass nach dem Tod kein Leben wär.

3. Wir stürben hin gleich wie das Vieh,
Kein Auferstehung gleubten sie,
Solchs wurd St. Paulo kund getan;
Das jammert sehr den heilgen Mann.

4. Ein Brief er schrieb und strafet sehr
Darin die falschen Prediger,
Darnach zeigt er ihn hell und klar
Von der Urständ1Auferstehung die rechte Lahr,

5. Beweist durch Schrift, dass Jesus Christ
Der erst vom Tod erstanden ist;
Daraus er schleußt, dass wir dergleich
Erstehen solln zum ewigen Reich.

6. Es wär sonst falsch des Glaubens Lehr,
So Christus nicht erstanden wär;
Auch die entschlafen wärn zuvorn,
Die müssten alle sein verlorn.

7. Auch wär die Sünd noch unser Herr,
So er nicht wiedr erstanden wär;
Desgleichen auch der Tod sein Macht
Hätt über uns noch und sein Kraft.

8. Denn wie der Tod durch einen Mann
Sein Recht über als Fleisch bekam,
So sei das Leben durch die Macht
Der Urständ Christi wieder bracht.

9. Drum werden wir, wie Christus ist,
Erstehn vom Tod, das ist gewiss
In seiner Ordnung Jedermann,
Wie Christus hat gefangen an.

10. Denn so kein Auferstehung wär,
Was dürften wir in Kreuz und Gfähr
In Angst und Not uns hie begebn,
So nach dem wär kein ander Lebn?

11. Gleichwie ein Weizeskörnelein
Gesät wird in den Acker hnein,
Stirbt und vermodert ganz und gar,
Und grünt doch wiedr im selben Jahr:

12. So wird der irdisch Leib ins Grab
Verscharrt, und wird zu Asch und Staub,
Und wächst daraus ein Körper klar,
Der mit Gott lebet immerdar.

13. Denn (das natürlich ist gewest)
Im Grab nun alles ist verwest,
So wächst ein geistlich Bild daraus,
Das ewig wohnt in Gottes Haus.

14. Und was man sät in Sterblichkeit,
Das wird aufgehn in Herrlichkeit,
Und was begraben wird ohn Macht
Das wird erstehn in großer Kraft.

15. Han wir das Bild des Irdischen
Getragen und des Sterblichen,
So werden wir des Himmlischen
Auch tragen und des Ewigen.

16. Das Fleisch und Blut nicht erben kann
Gotts Reich, drum muss zu Boden gahn,
Und muss vermodern Haut und Haar,
Auf dass es werd spannen und klar.

17. Doch werden wir nicht sterben an,
Sondern zu der Posaunen Schall
Verwandelt in eim Augenblick,
Darauf sich nu ein jeder schick,

18. Auf dass er wart derselben Seit
In Gduld und aller Freudigkeit,
Auf dass, wenn kommet Gottes Sohn,
Erwarten mög mit Freud sein Lohn.

19. Und ob uns gleich die Welt macht bang,
So währt doch Kreuz und Angst nicht lang.
Drum tröst wir uns, das künftig ist;
Darzu hilf uns, Herr Jesu Christ.

20. Da wird die Zähr der Heiligen
Der Herr abwischen und ihr Trän,
Und sie alls Leids ergötzen zwar,
Dann wird das rechte Jubeljahr.

21. Hilf unser Schwachheit, lieber Gott,
Dass wir durchs Kreuz, durch Angst und Tod
Gehn mögen durch die enge Pfort,
Auf dass wir mit dir leben dort

22. In deinem Reich in Ewigkeit,
Anschauen die Dreifaltigkeit,
Samt dem ganzen himmlischen Heer
Dir singen stets Lob, Preis und Ehr.

Amen.

Xylotectus, Johann – Wie Christus den Lazarum vom Todt aufferweckt hat.

Inn Hertzog Ernst thon

Christus rüffet mit lauter stimm (Johan.xi.)
Lazare kumb herauß
und der verstorbe kam herauß
gebunden mit grabtüchern an henden und füssen.

ACh Got verleyh mir dein genad
das ich dein grosse wunderthat
mit freuden mög verkünndenn.
Durch unnsern Herren Jhesum Christ
als im Johane geschriben ist
am ailfften wir das finden.
Es leyt ain stat in Jude
als ich das hab gelesen
die selbig hieß Bethania
ist Lazarus gewesen
der selb ein junger Christi was
wie es jhm aber weyter gieng
nun höret mich fürbaß.

Er ward auch krannck biß auff den todt
als er was in der gröstenn not
gar bald thet er da senden.
Biß in die stat Jerusalem
zum Herren das er zu jm kem
sein lebenn wolt er enden.
Jesus verzoch die selben fart
von wegen der umbstennder
vil volcks da zu ihm kommen war
auß allen stet und lender
als unns die schrifft das meldet klar
das Gotes krafft und herrlichkait
solt werdenn offenbar.

Als nun der annder tag verschin
da wolt er ziehenn auch dahin
het er jm fürgenommen
Das volck da zu dem Herren sprach
bist du nicht vor in ungemach
mit disem Juden kommen.
Jesus jm die antwort gab
red von dem rechtenn grunnde
warlich erschrick ich nicht darab
es seind im tag zwölff stunnde
welcher dann darinnen wandlen wirdt
der hat das liecht der ganntzen welt
das er sich nicht verirrt

Das urtayl Gottes Kainer erkanndt
es was jr grosser unverstand
das sy in wolten straffen.
Als er jn die meynung bricht
noch weyter er zu jnen spricht
und sagt er ist entschlaffen.
Darumb ich zu jm kommen wil
und will jn aufferwecken
damit ich Gotes werck erfüll
mein hand will ich außstrecken
ein grosse meng mit jhm gadt
die wort so er mit jnen redt
jr kain der verstat.

Als sy vom Herren hörten das
das Lazarus entschlaffenn was
da sprachenn sy mit freudenn.
Sein sach noch besser werdenn möcht
Jesus sagt jhn die meynung recht
und sprach er ist verscheyden.
Das bin ich gar von hertzen fro
das ich nicht was zu gegen
darumb ich des so lanng verzoch
allain von jrent wegen
wie jhr vor habt von mir gehört
das Gottes krafft und herrlichkait
dadurch geprysen werd.

Als er nah zu dem flecken kam
und Martha dise ding vernam
da lieff sy jm entgegen.
Die Maria dahaimen saß
und auch in grossem jammer wz
von jres Bruders wegen
Die Martha wz in kümernuß
und auch in hertzen leiden
Umb jren Bruder Lazarus
das er da was verscheiden
als sy Christum den Herren sach
von stund an sy jm entgegenn lieff
hört wie sy zu jm sprach.

Ja Herr den glauben hab ich fest
und werest du vor hie gewest
so wer er noch bey leben
Doch weiß ich wol in meiner not
was du begerst von deinem Gott
daselb wirdt er dir geben.
Jesus gab jr die antwort schon
das sag ich dir firware
dein Bruder der wirt aufferstan
dann wirdt dir offenbare
yetzund inn deiner grossen not
das alles stet inn Gottes gwald
das leben und der tod.

Jesus noch weyter redt mit jhr
ich bin fürwar das glaub du mir
die Urstend unnd das leben.
Yetzund erkenn ich das du bist
unser heylande Jesus Christ
der uns von Gott ist geben.
In dem sy jrer schwester rufft
als sie das her vernommen
das sie auffstünd eylends lieff
der Meister wer schon kommen
ehr ist auch selbs personlich hie
als sye zum Herren Jesus kam
fiel sy auff jre knye.

Denn Herren sye gar noch empfieng
der unnmutt jhr zu hertzen gienng
fienng an gar haiß zu weynen.
Ir gantze freundschaft bey jr was
nach dem sy hörten alles das
da weyntens all gemeine.
Auß liebe ward seyn hertz bewegt
gedult mit jhn zu habenn
er sprach wo hat man hingelegt
und wo ist er begraben
er zayget sein barmhertzigkait
die augen theten jm ubergon
auß grossem hertzen layd.

Sy fürten jn mit grosser klag
da Lazarus vergrabenn lag
als sy das hetten funden.

Ein grosser stain auff seinem grab
Jhesus d‘ sprach hebt jn herab
die Martha sprach zu stunde.
Nyemand jm yetzt helffen mag
vor laid möcht ich versinckenn
dann er ligt yetz am vierten tag
vnnd fecht schon an zu stincken
darumb so bemüh dich nit so sehr
ain klaine hoffnung hab ich mer
das er nun kumb wider her.

Nein sprach der Herr biß unverzagt
gedenck dz ich dir hab gesagt
wann du an mich wirst glauben.
So wirdt dein Bruder auferstan
daran solt du keinn zweifel han
Got wirt jn hoch begaben.
Er wirt sein kraft und herlichkeit
in diser stund beweysen
darumb wir jn in unserm leid
auch darumb sollen preissen
den stein legtenn sy an ein ort
der Herr sach bald gehn Hymmel auff
sagt mir ein eings wort.

Also sprach er mit lauter stimm
O Lazare sprach er zu jm
stehe auff zu diser stund.
Als er nun die wort vernam
gar bald er zu jhm fürher kam
sein hend waren gebunden.
Mit leynwatt was er schön beklaidt
damit er wz umbfangen
gleych wie man eins zum grab bereyt
also kam er gegangenn
Jesus auch seine Junger hieß
das sy jn solten lösen auff
was man jn ledig ließ.

Also end ich dise gschicht
als mich die schrifft des hat bericht
vnnd mir verstand hat geben.
Hört wie das wunder zeychenn bschach
so bald der Herr dz wort außsprach
da het er schon das leben.
Also hatt er sein Götlich krafft
vor allem volck bewisen
darumb er dise ding verschafft
darinnen Got wirt geprisen
darbey erkent ein yeder Christ
das Jesus Christus Gottes Sun
allein dz leben ist.

Amen.

Aus dem Original abgeschrieben

Gerhardt, Paul – O Tod, o Tod, du greulichs Bild

  1. O Tod, o Tod, du greulichs Bild
    Und Feind voll Zorns und Blitzen,
    Wie machst du dich so groß und wild
    Mit deiner Pfeile Spitzen?
    Hier ist ein Herz, das nicht acht
    Und spottet deiner schnöden Macht
    Und der zerbrochnen Pfeife.
  2. Komm nur mit deinem Bogen bald
    Und ziele mir zum Herzen;
    In deiner seltsamen Gestalt
    Versuchs mit Pein und Schmerzen:
    Was wirst du damit richten aus?
    Ich werde dir doch aus dem Haus
    Einmal gewiß entlaufen.
  3. Ich weiß, daß dir zerschlagen ist
    Dein Schloß und seine Riegel
    Durch meinen Heiland Jesum Christ;
    Der brach des Grabes Siegel
    Und führte dich zum Siegesschau,
    Auf daß uns nicht mehr von dir grau;
    Ein Spott ist aus dir worden.
  4. Besiehe deinen Palast wohl
    Und deines Reiches Wesen,
    Obs noch anitzo sei so voll
    Als es zuvor gewesen:
    Ist Moses nicht aus deiner Hand
    Entwischt und im gelobten Land
    Auf Tabor schön erschienen?
  5. Wo ist der alten Heilgen Zahl,
    Die auch daselbst begraben?
    Sie sind erhöht in Himmelssaal,
    Da sie sich ewig laben.
    Des starken Jesus Heldenhand
    Hat dir zersprengt all deine Band,
    Als er dein Kämpfer wurde.
  6. Was solls denn nun, o Jesu, sein,
    Daß mich der Tod so schrecket?
    Hat doch Elisa Totenbein,
    Was tot war, auferwecket:
    Viel mehr wirst du, den Trost hab ich,
    Zum Leben kräftig rüsten mich,
    Drum schlaf ich ein mit Freuden.

Christian Friedrich Spittler – Wie wird uns sein

Wie wird uns sein, wenn wir vom hellen Strahle
des ew’gen Lichtes übergossen stehn,
und — o der Wonne! — dann zum ersten Male
uns frei und rein von aller Sünde sehn;
wenn wir durch keinen Makel ausgeschlossen
und nicht zurückgescheucht von Schuld und Pein
als Himmelsbürger, Gottes Hausgenossen
eintreten dürfen in der Sel’gen Reihn!

Wie wird uns sein, wenn nun dem Liebeszuge
zu dem, der uns den Himmel aufgetan,
mit ungehaltnem, sehnsuchtsvollem Fluge
die frei gewordne Seele folgen kann;
wenn nun vom Aug’ des Glaubens lichte Hülle,
wie Nebel vor der Morgensonne, fällt
und wir den Sohn in seiner Gottesfülle erblicken
auf dem Thron als Herr der Welt!

Matthias Claudius – Bei ihrem Grabe

Diese Leiche hüte Gott!
Wir vertrauen sie der Erde,
Daß sie hier von aller Not
Ruh‘ und wieder Erde werde.

Da liegt sie, die Augen zu
Unterm Kranz, im Sterbekleide! …
Lieg und schlaf in Frieden Du,
Unsre Lieb‘ und unsre Freude!

Gras und Blumen gehn herfür,
Alle Samenkörner treiben,
Treiben — und sie wird auch hier
In der Gruft nicht immer bleiben.

Ausgesät nur, ausgesät
Wurden alle die, die starben;
Wind- und Regenzeit vergeht,
Und es kommt ein Tag der Garben.

Alle Mängel abgetan
Wird sie denn in bessern Kränzen
Still einher gehn, und fortan
Unverweslich sein und glänzen.