Elisa von der Recke – Beim Anblick des gestirnten Himmels

Wie wonnevoll schwillt meine Brust
Schau‘ ich zur Himmels Sphäre!
Dort jauchz‘ ich einst voll reiner Lust
Mit euch, ihr Engel Chöre!
Dort, Weltenschöpfer! schau‘ ich dich:
Wie sehnt mein Geist – wie sehnt er sich
Nach dieser Feierstunde!

Gott schau‘ ich! Der Gedank‘ entreißt
Mich schon der Erde Schranken.
Einst schau‘ ich Gott! wie fühlt mein Geist
Gedränge von Gedanken;
Die über alles Denken weit
zu hocherhabner Seligkeit
Des Himmels mich erheben.

Doch Schatten ist, o Sterblicher,
Dein Bild von jenem Leben.
Die Schöpfung zeigt’s, der Weltenherr
Wird größre Wonne geben!
Drum bild‘ o Seele! bilde dir,
So schön du kannst, die Freuden hier,
Und streb‘ nach höchster Würde.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Abendlied.

Eigene Weise.

1. Unerschaffne Lebenssonne,
Licht vom unerschaffnen Licht,
Das die Finsternis durchbricht,
Gehe auf zu meiner Wonne
Und bestrahle meinen Sinn,
Da man spricht: Der Tag ist hin.

2. Finster ist mein ganzes Wesen,
Und Ägyptens dunkle Nacht,
Die die Höll hervorgebracht,
Macht, dass ich nicht kann genesen,
Wo nicht deiner Klarheit Schein
Meine Kräfte nimmet ein.

3. Ach, drum dringet meine Seele
Aus der Sünden Dunkelheit
Hin zu deiner Heiterkeit,
Die ich mir zum Trost erwähle,
Wenn der Finsternis Verdruss
Ich mit Schmerzen leiden muss.

4. Denn die Sünde bringt uns Leiden
Als die aus dem Abgrund ist
Von dem, der durch seine List
Uns geführet in ein Scheiden
Von der Liebe, die so zart
Sich ehmals mit uns gepaart.

5. Aber dein Licht ist das Leben,
Das die Toten wecket auf
Und befördert ihren Lauf;
O was Freude kann es geben!
Nichts als lauter Wollust ist,
Wo du Licht und Leben bist.

6. Lass mich diese Wollust schmecken,
Die so keusch und sauber macht,
Dass ich Fremdes gar nicht acht;
Reiße weg die Sündendecken,
Welche machen, dass dein Glanz
Mein Herz nicht erfüllet ganz.

7. O dass doch der Abend käme,
Da es soll so lichte sein,
Und des Geistes heller Schein
Uns dir machte recht bequeme!
Ja, was mehr, dass ich im Sinn
Hören möcht: Die Nacht ist hin!

8. Nunmehr ist der Tag erschienen,
Der nicht seines Gleichen hat,
Da der güldnen Gottesstadt
Soll zur Sonn und Leuchte dienen
Das Lamm Gottes; Gloria,
Auf, Triumph, der Tag ist da!

Freylinghausen, Johann Anastasius – Abendsegen.

Weise: Mein Jesu, der du mich.

1. So ist nun abermal
Von meiner Tage Zahl
Ein Tag verstrichen;
O wie mit schnellem Schritt
Und unvermerktem Tritt
Ist er gewichen!

2. Kaum war der Morgen nah,
Nun ist die Nacht schon da
Mit ihrem Schatten.
Wer kann der Zeiten Lauf
Und Eilen halten auf,
Sie abzumatten?

3. Nein, nein, sie säumt sich nicht,
Sie kehret ihr Gesicht
Niemals zurücke.
Ihr Fuß steht nimmer still,
Drum, wer ihr brauchen will,
Sich in sie schicke.

4. Sie fleugt gleich wie ein Pfeil
Zum Ziel in schneller Eil;
Eh mans gedenket
Und sichs versehen mag,
Hat uns der letzte Tag
Ins Grab versenket.

5. Was träumest du denn noch?
Mein Geist, erwecke doch
Die trägen Sinnen,
Um von der schnellen Zeit
Auf jene Ewigkeit
Was zu gewinnen.

6. Wie mancher Tag ist nicht
Vor deiner Augen Licht
Nun schon vergangen,
Da du zu jenem Zweck
Zu laufen deinen Weg
Kaum angefangen?

7. O Herr der Ewigkeit,
Der du vor aller Zeit
All meine Tage,
Eh sie noch worden sein
Ins Buch geschrieben ein,
Hör, was ich sage.

8. Vergib nach deiner Huld,
Wie du bisher Geduld
An mir geübet,
Dass mein Unachtsamkeit
Dich in verwichner Zeit
So oft betrübet.

9. Gib aber Wackerheit,
Den Rest der Lebenszeit
So anzuwenden,
Dass ich den letzten Tag
Einst fröhlich schließen mag
Und selig enden.

10. Hilf auch durch diese Nacht
Und habe auf mich Acht;
Sei mir zur Wonne,
Zum hellen Tag und Licht,
Wenn mir das Licht gebricht,
Israels Sonne!

Freylinghausen, Johann Anastasius – Abendopfer.

Weise: O du Liebe meiner Liebe.

1. Herr und Gott der Tag und Nächte,
Der du schläfst noch schlummerst nicht,
Schaue, wie dein arm Gemächte
Jetzt nach seiner Kindespflicht,
Da der Abend ist geworden
Und der Tag sich hat geneigt,
Samt der Deinen ganzem Orden
Sich vor deinem Throne beugt.

2. Vater, ich bin zu geringe
Aller Treu und Gütigkeit,
Die du, Wesen aller Dinge,
Mir in meiner Lebenszeit
Und auch heute hast erwiesen;
O dass ich recht dankbar wär!
Herr, dein Nam sei hoch gepriesen,
Dein Herz ferner zu mir kehr.

3. Siehe nicht an mein Verbrechen,
Ach, gedenke nicht der Schuld,
Die dein strenges Recht könnt rächen,
Habe doch mit mir Geduld;
Schaue an des Sohnes Wunden,
Dadurch ich versöhnet bin,
Dadurch ich Erlösung finden
Und das Leben zum Gewinn.

4. Ich verlange frei zu werden
Durch das reine Lammesblut
Von der Sündenlust Beschwerden,
Von der finstern Schlangenbrut.
Ach, Herr, reinge mein Gewissen,
Leib und Seel dir heilig sei,
Dein Geist mache mich geflissen,
Dir zu dienen ohne Scheu.

5. Lass mich nicht dahinten bleiben,
Lass mich nicht zurücke sehn;
Dein Geist müsse mich stets treiben,
Unverzüglich fortzugehn,
Ja, mit schnellem Schritt zu laufen
Zu dem Kleinod, das das Lamm
Uns mit Blute zu erkaufen
Ist gebracht ans Kreuzes Stamm.

6. Drauf will ich mich schlafen legen,
Lass mich dir empfohlen sein;
Vater, gönne mir den Segen,
Der am Leib und Geiste rein
Mich auch in der Nacht bewahre;
Deine Gnade sei mein Schild,
Bis ich meinem Schatz nachfahre
Und erwach nach seinem Bild.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Der Tag ist hin

1. Der Tag ist hin,
Mein Geist uns Sinn
Sehnt sich nach jenem Tage,
Der uns völlig machen wird
Frei von aller Plage.

2. Die Nacht ist da,
Sei du mir nah,
Jesu, mit hellen Kerzen;
Treib der Sünden Dunkelheit
Weg aus meinem Herzen.

3. Der Sonnen Licht
Uns jetzt gebricht:
O unerschaffne Sonne,
Brich mit deinem Licht hervor,
Mir zur Freud und Wonne.

4. Des Mondes Schein
Fällt nun herein,
Die Finsternis zu mindern:
Ach, dass nichts veränderlichs
Meinen Lauf möcht hindern!

5. Das Sternenheer
Zu Gottes Ehr
Am blauen Himmel wimmert:
Wohl dem, der in jener Welt
Gleich den Sternen schimmert!

6. Was sich geregt
Und vor bewegt,
Ruht jetzt von seinen Werken:
Lass mich, Herr, in stiller Ruh
Dein Werk in mir merken.

7. Ein jeder will
Bei solcher Still
Der süßen Ruhe pflegen:
Lass die Unruh dieser Zeit,
Jesu, bald sich legen.

8. Ich selbst will auch
Nach meinem Brauch
Nun in mein Bettlein steigen:
Lass mein Herz zu deinem sich
Als zum Bettlein neigen.

9. Halt du die Wach,
Damit kein Ach
Und Schmerz den Geist berühre;
Sende deiner Engel Schar
Die mein Bettlein ziere.

10. Wann aber soll
Der Wechsel wohl
Der Tag und Nächte weichen?
Wenn der Tag anbrechen wird,
Dem kein Tag zu gleichen.

11. In jene Welt,
Da diese fällt,
Die Zion noch macht weinen,
Soll noch heller siebenmal
Mond und Sterne scheinen.

12. Alsdann wird nicht
Der Sonnen Licht
Jerusalem verlieren;
Denn das Lamm ist selbst das Licht,
Das die Stadt wird zieren.

13. Hallelujah,
Ei wär ich da,
Da alles lieblich klinget,
Da man ohn Abwechselung
Heilig, heilig singet!

14. O JEsu, du
Mein Hilf und Ruh,
Lass mich dahin dahin gelangen,
Dass ich mög in deinem Glanz
Vor dir ewig prangen.

Albert Zeller – Die Sonne sinket in das Meer hinab

Die Sonne sinket in das Meer hinab,
Ein großes Leben in ein großes Grab.
Was meinem Aug in Schatten nun vergeht,
Das ist ein Glanz, der jenseits aufersteht.
So ist der Mensch, sein kommen und sein Gehn,
Sein Leben, Sterben und sein Auferstehn:
Fest stehet er in sonnenheller Pracht,
Noch einen Augenblick und es ist Nacht!
Oft wird es Nacht am Tage im ihn her,
Die Finsternis ergießt sich wie ein Meer,
Der Sturm hat seine Fahne ausgerollt,
Der Abgrund steigt zum Himmel auf und grollt.
Das ist die Nacht, wo Jeder wirken kann,
Der seinem Schicksal stehet als ein Mann;
Die Nacht, in der ein Jeder zeigen mag,
Was er geworden ist am lichten Tag.

Da zittre nicht, du schwankes Menschenberg,
Schlag immer fest und ruhig himmelwärts!
Und bricht das Schiff, so breche nicht der Mut!
Gott ist der Herr des Sturms und der Flut:
Wenn wir nicht fest in ihm gegründet sind,
Sind wir ein glimmend Licht in Sturm und Wind;
Doch siehet uns sein Auge gnädig an,
Ist eine Welt uns freudig untertan;
Und ist der Schiffbruch unser Tod,
Wir kennen ihn und sein Gebot:
In Nacht und Kämpfen untergeht
Der Glanz, der jenseits aufersteht!

Johann Franck – Der Tag ist nun vergangen.

Weise: Zu dir von Herzensgrunde.

Der Tag ist nun vergangen,
Die dunkle Nacht bricht ein,
Und Alles trägt Verlangen,
Der Arbeit los zu sein.
Der Leib wird müd‘ und träge,
Du aber, o mein Sinn,
Erwach‘ jetzt und erwäge,
Wie fleucht dein Leben hin!

2. Du hast nun manche Plage,
Die dich zu ängsten pflegt,
Mit dem verwichnen Tage
Zugleich auch hingelegt;
Und woher kannst du wissen,
Ob nicht noch diese Nacht
Dein Geist wird hingerissen
Und auf sein Ziel gebracht?

3. Wie Mancher geht zu Bette,
Wird Morgens tot geschaut!
Wohl ihm, wenn er nur hätte
Sich Gottes Schutz vertraut.
Ach, aber ach, wie ofte
Wird Einer hingefällt,
Der auf gut Leben hoffte
Und liebte bloß die Welt!

4. O drum erwach‘, erwache,
Erwache, du mein Sinn,
Eh‘ als des Herren Rache
Dich plötzlich raffet hin.
Ach, bessre ja dein Leben,
Weil es noch heute heißt,
Und bitt‘ auch Gott daneben
Um einen neuen Geist.

5. Sprich: dir dank‘ ich von Herzen,
Dass du mich abermal
Durch so viel Angst und Schmerzen,
Durch Sorgen, Not und Qual
Hast sicher heißen gehen;
Ja, das du täglich mir
Pflegst treulich beizustehen,
O Herr, das dank ich dir.

6. Ob Teufel, Welt und Hölle
Sich oft auf mich entrüst’t,
Indem ich das bestelle,
Was meines Amtes ist:
So hast du doch hingegen
Mein Werk zum Ende bracht
Und mich auf meinen Wegen
Ganz väterlich bewacht.

7. Nun, Herr, für tausend Gnaden
Nimm hin, an Opfer Statt,
Ein Herz, mit Schuld beladen,
Ein Herz, von Seufzern matt,
Ein Herz mit Angst und Beben
Und Reu und Leid gekränkt,
Ein Herz, das sich daneben
In Christi Wunden senkt.

8. Nimm hin die schlechte Gabe,
Mein Jesu, nimm sie hin,
Weil ich sonst nichts mehr habe
Und selbst mein selbst nicht bin;
Denn, Herr, mein ganz Gemüte,
Herz, Seel‘ und mein Gebein
Rührt her von deiner Güte
Und ist vorhin schon dein.

9. Drum lass dein‘ Himmelsscharen
Auch heinte1heute diese Nacht
Mich kräftiglich bewahren
Vor aller Feinde Macht.
Stell, Herr, die sechzig Starken2Siehe, um das Bett Salomos her stehen sechzig Starke aus den Starken in Israel. (Hoh. 3,7)
Rings um mein Bett heran,
Damit des Satans Schnarcken
Mich nicht erschrecken kann.

10. Lass mich gesund erwachen,
Indem es wieder tagt,
Und richte meine Sachen,
Nachdem es dir behagt;
Dass ich nach diesem Leibe
Von dir einst hören möcht‘:
Ei, geh‘ in meine Freude,
Geh‘ ein, du treuer Knecht!

Johann Franck – Abendsegen.

Eigne Weise.
Oder: Wie nach einer Wasserquelle.

Unsre müden Augenlieder
Schließen sich jetzt schläfrig zu,
Und des Leibes matte Glieder
Grüßen schon die Abendruh;
Denn die trüb‘ und finstre Nacht
Hat des hellen Lages Pracht
In der tiefen See verdecket
Und die Sterne aufgestecket.

2. Ach, bedenk‘, eh‘ du gehst schlafen,
Du, o meines Leibes Gast,
Ob du den, der dich erschaffen,
Heute nicht erzürnet hast?
Tu, ach tu bei Zeiten, Buß‘
Ach, geh und fall‘ ihm zu Fuß‘
Und bitt‘ ihn, dass er aus Gnaden
Dich der Strafe woll‘ entladen.

3. Sprich: Herr, dir ist unverhohlen,
Dass ich diesen Tag verbracht
Anders, als du mir befohlen,
Ja, ich habe nicht betracht’t
Meines Amtes Ziel und Zweck,
Habe gleichfalls deinen Weg
Schändlich, o mein Gott, verlassen,
Bin gefolgt der Wollust Straßen.

4. Ach, Herr, lass mich Gnad‘ erlangen,
Gib mir nicht verdienten Lohn,
Lass mich deine Hut umfangen,
Sieh an deinen lieben Sohn,
Der für mich genug getan;
Vater, nimm den Bürgen an,
Dieser hat für mich erduldet,
Was mein‘ Unart hat verschuldet.

5. Öffne deiner Güte Fenster,
Sende deine Wach‘ herab,
Dass die schwarzen Nachtgespenster,
Dass des Todes finstres Grab,
Dass das Übel, so bei Nacht
Unsern Leib zu fällen tracht’t,
Mich nicht mit dem Netz umdecke
Und kein böser Traum mich schrecke.

6. Lass mich, Herr, von dir nicht wanken,
In dir schlaf‘ ich gut und wohl,
Gib mir heilige Gedanken,
Und bin ich gleich Schlafes voll:
So lass doch den Geist in mir
Zu dir wachen für und für,
Bis die Morgenröt‘ angehet
Und man von dem Bett aufstehet.

Johann Franck – Der Tag ist nun vergangen.

Weise: Zu dir von Herzensgrunde.

Der Tag ist nun vergangen,
Die dunkle Nacht bricht ein,
Und Alles trägt Verlangen,
Der Arbeit los zu sein.
Der Leib wird müd‘ und träge,
Du aber, o mein Sinn,
Erwach‘ jetzt und erwäge,
Wie fleucht dein Leben hin!

2. Du hast nun manche Plage,
Die dich zu ängsten pflegt,
Mit dem verwichnen Tage
Zugleich auch hingelegt;
Und woher kannst du wissen,
Ob nicht noch diese Nacht
Dein Geist wird hingerissen
Und auf sein Ziel gebracht?

3. Wie Mancher geht zu Bette,
Wird Morgens tot geschaut!
Wohl ihm, wenn er nur hätte
Sich Gottes Schutz vertraut.
Ach, aber ach, wie ofte
Wird Einer hingefällt,
Der auf gut Leben hoffte
Und liebte bloß die Welt!

4. O drum erwach‘, erwache,
Erwache, du mein Sinn,
Eh‘ als des Herren Rache
Dich plötzlich raffet hin.
Ach, bessre ja dein Leben,
Weil es noch heute heißt,
Und bitt‘ auch Gott daneben
Um einen neuen Geist.

5. Sprich: dir dank‘ ich von Herzen,
Dass du mich abermal
Durch so viel Angst und Schmerzen,
Durch Sorgen, Not und Qual
Hast sicher heißen gehen;
Ja, das du täglich mir
Pflegst treulich beizustehen,
O Herr, das dank ich dir.

6. Ob Teufel, Welt und Hölle
Sich oft auf mich entrüst’t,
Indem ich das bestelle,
Was meines Amtes ist:
So hast du doch hingegen
Mein Werk zum Ende bracht
Und mich auf meinen Wegen
Ganz väterlich bewacht.

7. Nun, Herr, für tausend Gnaden
Nimm hin, an Opfer Statt,
Ein Herz, mit Schuld beladen,
Ein Herz, von Seufzern matt,
Ein Herz mit Angst und Beben
Und Reu und Leid gekränkt,
Ein Herz, das sich daneben
In Christi Wunden senkt.

8. Nimm hin die schlechte Gabe,
Mein Jesu, nimm sie hin,
Weil ich sonst nichts mehr habe
Und selbst mein selbst nicht bin;
Denn, Herr, mein ganz Gemüte,
Herz, Seel‘ und mein Gebein
Rührt her von deiner Güte
Und ist vorhin schon dein.

9. Drum lass dein‘ Himmelsscharen
Auch heinte1heute diese Nacht
Mich kräftiglich bewahren
Vor aller Feinde Macht.
Stell, Herr, die sechzig Starken2Siehe, um das Bett Salomos her stehen sechzig Starke aus den Starken in Israel. (Hoh. 3,7)
Rings um mein Bett heran,
Damit des Satans Schnarcken
Mich nicht erschrecken kann.

10. Lass mich gesund erwachen,
Indem es wieder tagt,
Und richte meine Sachen,
Nachdem es dir behagt;
Dass ich nach diesem Leibe
Von dir ein’s hören möcht‘:
Ei, geh‘ in meine Freude,
Geh‘ ein, du treuer Knecht!

Johann Franck – Abendsegen.

Eigne Weise. \\
Oder: Wie nach einer Wasserquelle.

Unsre müden Augenlieder
Schließen sich jetzt schläfrig zu,
Und des Leibes matte Glieder
Grüßen schon die Abendruh;
Denn die trüb‘ und finstre Nacht
Hat des hellen Lages Pracht
In der tiefen See verdecket
Und die Sterne aufgestecket.

2. Ach, bedenk‘, eh‘ du gehst schlafen,
Du, o meines Leibes Gast,
Ob du den, der dich erschaffen,
Heute nicht erzürnet hast?
Tu, ach tu bei Zeiten Buß‘
Ach, geh und fall‘ ihm zu Fuß‘
Und bitt‘ ihn, dass er aus Gnaden
Dich der Strafe woll‘ entladen.

3. Sprich: Herr, dir ist unverhohlen,
Dass ich diesen Tag verbracht
Andere, als du mir befohlen,
Ja, ich habe nicht betracht’t
Meines Amtes Ziel und Zweck,
Habe gleichfalls deinen Weg
Schändlich, o mein Gott, verlassen,
Bin gefolgt der Wollust Straßen.

4. Ach, Herr, lass mich Gnad‘ erlangen,
Gib mir nicht verdienten Lohn,
Lass mich deine Hut umfangen,
Sieh an deinen lieben Sohn,
Der für mich genug getan;
Vater, nimm den Bürgen an,
Dieser hat für mich erduldet,
Was mein‘ Unart hat verschuldet.

5. Öffne deiner Güte Fenster,
Sende deine Wach‘ herab,
Dass die schwarzen Nachtgespenster,
Dass des Todes finstres Grab,
Dass das Übel, so bei Nacht
Unsern Leib zu fällen tracht’t,
Mich nicht mit dem Netz umdecke
Und kein böser Traum mich schrecke.

6. Lass mich, Herr, von dir nicht wanken,
In dir schlaf‘ ich gut und wohl,
Gib mir heilige Gedanken,
Und bin ich gleich Schlafes voll:
So lass doch den Geist in mir
Zu dir wachen für und für,
Bis die Morgenröt‘ angehet
Und man von dem Bett aufstehet.