Schmolck, Benjamin – Seht, welch ein Mensch ist das!

Ecce Homo

Mel. Ach wein, du Engelschar.

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ihr Menschen, kommt zusammen.
Ihr Ungerechten, seht
Die Unschuld hier verdammen.
Ihr Sünder, merket auf,
Hier lebt die Heiligkeit.
Ihr Höllenkinder, weint,
Der Sohn des Höchsten schreit.

Seht, welch ein Mensch ist das!
O Blicke voller Thränen,
O Antlitz voller Schmach,
O Lippen voller Sehnen!
O Haupt voll Todesschweiß,
O Herze voller Blut,
O Backen voller Koth,
O Leib voll Noth und Tod!

Seht, welch ein Mensch ist das!
O seht in seine Wunden.
Habt ihr, ihr Sünder, nicht
Den Heiligen gebunden?
Sind eure Lüste nicht
Die Dornen, die er trägt?
Ists eure Bosheit nicht,
Die ihn ans Kreuze schlägt?

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ach opfert Thränenfluthen;
Denn eure Blutschuld macht
Das Herze Jesu bluten.
Geht nicht vorüber hier,
Wo Schmerzen über Schmerz,
Seht durch die offne Brust
In euers Jesu Herz.

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ach ja, wir wollen sehen,
Was dir, du Menschenfreund,
Durch Menschen ist geschehen.
So lang ein Auge blickt,
So lange soll die Pein,
Die du für uns erträgst,
Auch unvergessen sein.

Seht, welch ein Mensch ist das!
Ach sieh uns auch in Gnaden,
Wenn wir uns voller Buß
In Jammerthränen baden,
So laß den Blick vom Kreuz
In unsre Seele gehn,
Und dein vergossnes Blut
Für uns im Mittel stehn.

Seht, welch ein Mensch ist das
So werden wir dich schauen
Und unsern ganzen Trost
In deine Wunden bauen;
Wenn sich dein Haupt nun neigt,
So sterben wir mit dir,
Wenn unser Auge bricht,
So leben wir dafür.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

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