Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Auf, Herz, dass dich der Sonne Licht

1.) Auf, Herz, dass dich der Sonne Licht
An diesem Morgen früh,
An diesem hohen Tage nicht
Antreff, als auf dem Knie.

2.) Das Aug‘ gerichtet in die Höh‘,
Dass dich der Morgenstern
Aufgehend anders nirgends seh,
Als suchend deinen Herrn.

3.) Als voller sehnender Begier
Nach ihm, und ganz erfüllt
Von seiner Kreuzespein allhier
Von seinem Marterbild.

4.) Hingehend zu der Grabesgruft,
Wo er begraben lag,
Zu atmen seines Lebens Luft
Am Auferstehungstag.

5.) Nicht in dem Grabe jetzo mehr
Such den, der ihm entschwebt.
Komm, sieh nur, wie das Grab nun leer
Und Jesus Christus lebt.

6.) Und höre, was der Engel spricht:
‚Er ist nicht hier, geh fort!
Sucht Jesum bei den Toten nicht,
Sucht ihn in seinem Wort!‘

7.) Im Wort, das er vor seinem End‘
Euch sterbend hinterließ,
In seinem Wort und Sakrament,
Da seht ihr ihn gewiss!

8.) Ja, Heiland, ja, da such ich dich,
Nur dort erscheinst du mir.
Auf diesem Wege seh ich dich
Und du begegnest mir.

9.) Ja, da wirst du von mir erkannt,
Da wird die Schrift mir Licht.
Da wird mein Herz zu dir entbrannt:
Verschwinde mir nur nicht!

10.) Schilt meines Herzens Härte hier
Und des Unglaubens Macht,
Brich doch durch die verschlossne Tür,
Mach helle meine Nacht!

11.) Lass mich durch deine Nägelmal,
Durch deine off’ne Seit‘
Erblicken meine Gnadenwahl
Und meine Seligkeit!

12.) Du bist mein Herr und Gott, an dich
Glaub ich, den ich nicht seh,
Bis ich dich droben ewiglich
Im Glanz der Wunden seh!