Matthias Claudius – Alle gute Gabe

Wir pflügen und wir streuen
den Samen auf das Land;
doch Wachstum und Gedeihen
steht nicht in unsrer Hand.

Alle gute Gabe
kommt oben her, von Gott,
vom schönen, blauen Himmel herab!

Der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn wir heimgehen,
Wuchs und Gedeihen d’rauf.

Er sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein
der wickelt Gottes Segen
gar zart und künstlich ein.

Und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot;
es geht durch unsre Hände,
kommt aber her von Gott.

Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer.

Von ihm sind Büsch‘ und Blätter
und Korn und Obst von ihm,
von ihm mild Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.

Er, er macht Sonnaufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er läßt die Winde wehen
er tut den Himmel auf.

Er schenkt uns Vieh und Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und unsern Kindern Brot.

Er gehet ungesehen
im Dorfe um und wacht,
und rührt, die herzlich flehen,
im Schlafe an bei Nacht.

Darum, so woll’n wir loben,
und loben immerdar
den großen Geber oben.
Er ist’s! Und er ist’s gar!
Alle gute Gabe
kommt oben her, von Gott,
vom schönen, blauen Himmel herab!

Ich habe Claudius‘ Lied schon lange in den Alten-Liedern – in einem Buch aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg fand ich die vorstehende Version.