Luise Henriette von Brandenburg – Jesus, meine Zuversicht

1) Jesus, meine Zuversicht,
Und mein Heiland ist im Leben.
Dieses weiß ich, sollt‘ ich nicht
Darum mich zufrieden geben,
Was die lange Todesnacht
Mir auch für Gedanken macht?

2) Jesus, er, mein Heiland lebt. –
Ich wird auch das Leben schauen,
Sehn, wo mein Erlöser schwebt,
Warum sollte mir denn grauen?
Lässet auch ein Haupt sein Glied,
Welches es nicht nach sich zieht?

3) Ich bin durch der Hoffnung Band
Zu genau mit ihm verbunden;
Meine starke Glaubens-Hand
Wird in ihn gelegt befunden,
Daß mich auch kein Todesbann
Ewig von ihm trennen kann.

4) Ich bin Fleisch, und muß daher
Auch einmal zu Asche werden.
Das gesteh ich; doch wird Er
Mich erwecken aus der Erden,
Daß ich in der Herrlichkeit
Um ihn seyn mög‘ allezeit.

5) Dann wird eben diese Haut
Mich umgeben, wie ich gläube;
Gott wird werden angeschaut
Dann von mir mit diesem Leibe;
Und in diesem Fleisch wird‘ ich
Jesum sehen ewiglich.

6) Dieser meiner Augen Licht
Wird ihn, meinen Heiland, kennen.
Ich, ich selbst, ein Fremder nicht,
Wird in seiner Liebe brennen.
Nur die Schwachheit um und an
Wird von mir seyn abgethan.

7) Was hier kranket, seufzt und siecht,
Wird dort frisch und herrlich gehen;
Irdisch werd‘ ich ausgesät,
Himmlisch werd‘ ich auferstehen;
Hie geh ich natürlich ein,
Dort, da wird ich geistlich seyn.

8) Seid getrost und hocherfreut!
Jesus trägt euch, meine Glieder;
Gebt nicht Statt der Traurigkeit!
Sterbt ihr, Christus ruft euch wieder,
Wenn die letzt‘ Posaun‘ erklingt,
Die auch durch die Gräber dringt.

9) Lacht der finstern Erden-Kluft,
Lacht des Todes und der Höllen,
Denn ihr sollt euch durch die Luft
Eurem Heiland zugesellen;
Dann wird Schwachheit und Verdruß
Liegen unter eurem Fuß.

10) Nur, daß ihr den Geist erhebt
Von den Lüften dieser Erden,
Und euch dem schon jetzt ergebt,
Dem ihr beigefügt wollt werden!
Schickt das Herze da hinein,
Wo ihr ewig wünscht zu seyn!

Schreibe einen Kommentar