Gerhardt, Paul – O Tod, o Tod, du greulichs Bild

  1. O Tod, o Tod, du greulichs Bild
    Und Feind voll Zorns und Blitzen,
    Wie machst du dich so groß und wild
    Mit deiner Pfeile Spitzen?
    Hier ist ein Herz, das nicht acht
    Und spottet deiner schnöden Macht
    Und der zerbrochnen Pfeife.
  2. Komm nur mit deinem Bogen bald
    Und ziele mir zum Herzen;
    In deiner seltsamen Gestalt
    Versuchs mit Pein und Schmerzen:
    Was wirst du damit richten aus?
    Ich werde dir doch aus dem Haus
    Einmal gewiß entlaufen.
  3. Ich weiß, daß dir zerschlagen ist
    Dein Schloß und seine Riegel
    Durch meinen Heiland Jesum Christ;
    Der brach des Grabes Siegel
    Und führte dich zum Siegesschau,
    Auf daß uns nicht mehr von dir grau;
    Ein Spott ist aus dir worden.
  4. Besiehe deinen Palast wohl
    Und deines Reiches Wesen,
    Obs noch anitzo sei so voll
    Als es zuvor gewesen:
    Ist Moses nicht aus deiner Hand
    Entwischt und im gelobten Land
    Auf Tabor schön erschienen?
  5. Wo ist der alten Heilgen Zahl,
    Die auch daselbst begraben?
    Sie sind erhöht in Himmelssaal,
    Da sie sich ewig laben.
    Des starken Jesus Heldenhand
    Hat dir zersprengt all deine Band,
    Als er dein Kämpfer wurde.
  6. Was solls denn nun, o Jesu, sein,
    Daß mich der Tod so schrecket?
    Hat doch Elisa Totenbein,
    Was tot war, auferwecket:
    Viel mehr wirst du, den Trost hab ich,
    Zum Leben kräftig rüsten mich,
    Drum schlaf ich ein mit Freuden.

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