Gerhardt, Paul – Nun geht frisch drauf, es geht nach Haus

  1. Nun geht frisch drauf, es geht nach Haus,
    Ihr Röslein, regt die Bein;
    Ich will dem, der uns ein und aus
    Begleitet, dankbar sein.
  2. Ich will ihm singen Lob und Preis,
    So viel ich singen kann,
    Ich will sein Werk, so gut ichs weiß,
    Mit Freuden zeigen an.
  3. Es ist fürwahr nicht Menschenkunst,
    Auf sichern Wegen gehn,
    Führt uns nicht Gott und Gottes Gunst,
    Würds oftmals seltsam stehn.
  4. Wie manches Leid, wie manche Not,
    Wie manches Jammerheer
    Brächt uns in Angst, tät uns den Tod,
    Wo Gott nicht bei uns wär.
  5. Wie mancher Feind, wie mancher Dieb,
    Wo ihn nicht Gott gerührt,
    Hätt uns das Unsre, das uns lieb,
    Genommen und entführt.
  6. Wie mancher böser schwarzer Geist
    Hätt unser Leib und Seel,
    Wo uns der Herr nicht Gnad erweist,
    Erschreckt aus seiner Höhl.
  7. Es ist der alte große Drach
    Doch allzeit ohne Ruh,
    Wohin wir gehn, da geht er nach
    Und setzt uns heftig zu.
  8. Er sucht zu Haus, er sucht zu Feld,
    Er sucht zur See und Land,
    Er sucht uns in der ganzen Welt
    Mit unverdroßner Hand.
  9. Noch dennoch trifft er uns nicht an,
    Sein Anschlag geht zurück,
    Denn Gottes Schutz hegt unsre Bahn
    Für unsres Feindes Tück.
  10. Es zeucht der heilgen Engel Schar,
    Mit Waffen ausgerüst,
    Und wehren fleißig hier und dar
    Des Tausendkünstlers List.
  11. Es müssen ja noch immerfort
    Die Mahanaim gehn
    Und Gottes Volk auf Gottes Wort
    Zu Dienst und Willen stehn.
  12. Wenn Gott mir meiner Augen Licht
    Mit Licht erfüllen wollt,
    Als wie dem Jacob, der sich nicht
    Für Esau fürchten sollt:
  13. Ach, was für Wunder würd ich hier
    Auf meinen Reisen sehn,
    Wie schön, wie lieblich würde mir
    In falschem Sehn geschehn.
  14. Nun, was den Augen nicht vergunnt,
    Das sieht mein Herz und Geist,
    Dem Gott der heilgen Weisheit Grund
    In seinem Geiste weist.
  15. Es ist sein Wort, er hats gesagt:
    Sein Heervolk sei bereit,
    Uns zu umlagern, wenn uns plagt
    Des Satans Neid und Streit.
  16. Was Gott geredt, das ist vollbracht,
    Mein Herz, sei wohlgemut
    Und laß ja nimmer aus der Acht,
    Was dein Gott an dir tut.
  17. Du sieht und greifst, wie gut er sei
    Dem, der ihn ehrt und liebt,
    Er ziert mit Lieb, er ziert mit Treu
    Ein Herz, das ihm sich gibt.
  18. Er trägt uns, wie (wenn einher schlägt
    Blitz, Hagel, Sturm, und Wind)
    Ein treuer frommer Vater trägt
    Sein kleines zartes Kind.
  19. Er deckt uns zu mit seiner Hand,
    Wie eine Mutter tut,
    In deren Schoß das süße Pfand
    Der keuschen Liebe ruht.
  20. Er räumt aus unsern Wegen weg
    Des Unglücks scharfen Stein
    Und schafft, daß unsre Bahn und Steg
    Fein schlicht und eben sein.
  21. Er führt uns über Berg und Tal,
    Und wenns nun rechte Zeit,
    So führt er uns in seinen Saal
    Zur ewgen Himmelsfreud.
  22. Alsdann werd ich die letzte Reis
    Und schönste Heimfahrt tun
    Und nach dem sauren Erdenschweiß
    In süßer Stille ruhn.

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