Witzstat von Wertheim, Hans – Ein Geistlich lied aus dem Eilfften Capitel Matthei.

KUmpt her zu mir, spricht Gottes sun,
al die jr seyt beschwäret nun,
mit sünden fast beladen,
Ir jungen, alten, fraw und man!
ich will euch geben, was ich han,
und heylen ewern schaden.

Meinn joch ist süß, mein bürd ist ring,
wers nach mir tregt inn dem geding,
dz er der hell entweyche,
Ich will jms trewlich helffen tragn,
mit meiner hilff würt er erjagn
das ewig himmelreiche.

Was ich hab thon und glitten hie
inn meinem leben, spat und frü,
dz solt ir auch erfüllenn.
Ja, was der mensch denckt, redt unnd thut,
das kumpt jm alles zrecht unnd zgut,
wens gschicht nach Gottes willen.

Gern wolt die welt auch sälig sein,
wenn nur nit wer die schmach und peyn,
die alle Christen leiden:
So kan unnd mags nit anders sein,
darumb ergib dich willig drein,
wer ewig peyn wil meiden!

All Creatur bezeüget das,
wwas lebt im wasser, lufft und graß,
durch lyden muß sich enden.
Wer dann inn Gottes nam nit wil,
der muß zu letst ins Teüffels zyl
mit schwerem gwissen lenden.

Heut ist der mensch schön, jung und lanck,
morgen so ist er tödtlich krank,
alsbald so muß er sterben:
Gleich wie ein blumen auff dem feld,
also würdt pracht unnd breng der welt
inn einem huy verderben.

Die welt erzittert ob dem tod:
wann einer ligt inn letster not,
da wil er erst frumm werden:
Einer schafft diß, der ander das,
und er sein selber stätz vergaß,
die weyl er lebt auff erden.

Und wenn er nymmer leben mag,
so hebt er an ein grosse klag,
wil sich erst Gott ergeben:
Ich förcht fürwar, die göttlich gnad,
die er allzeit verspottet hat,
werd schwerlich ob jm schweben.

Was hilfft den reychen sein grosses gut?
was hilfft den jungen sein stoltzer mutt?
er muß auß disen meyen:
Wenn einer geb die gantzen welt,
silber und gold unnd alles gelt,
noch muß er an den reyen!

Was hilfft den glerten seinn grosse kunst?
der weltlich pracht ist gar umb sunst,
wir müssen alle sterben!
Wer sich in Christum nit ergeyt,
dieweil er noch in gnaden zeyt,
ewig muß er verderben!

Darumb so merckt, jr lieben kind,
die yetzund Gott ergeben sind,
laßt euch die müh nit rewen:
Halt stätz am heylgen Gottes wort,
dz ist der seelen höchster hort,
Gott wirts euch schon betrewen.

Schawt, dz jr guts umb übels gebt,
schawt, das jr hie unschuldig lebt,
laßt euch die welt nit äffen:
Gebt Gott den rach und alle ehr,
den engen steyg geht ymmer her,
Gott würt die welt fein straffen.

Wenn es euch gyng nach fleysches mut,
mit gunst und gsund und grossem gut,
gar bald würdt jr erkalten:
Darumb schickt Gott euch trübsal her,
damit das fleysch gezüchtigt werd,
zweiger freüd erhalten.

Ist euch das creütz so bitter schwer,
gedenckt, wies hellisch feüre wer,
darin die welt muß rinnen,
Mit leib und seel das leyden sein
on underlaß die ewig pein
und kan doch nit verbrinnen!

Drumb werden wir nach diser zeyt
mit Christo haben ewig freüd,
daran soll wir gedencken.
Kein zungen dz außsprechen kan,
die glori und den ewig lon,
den uns der Herr wirt schenken!

Und was der ewig gwaltig Gott
inn seinem geyst versprochen hat,
geschworen bey seim namen,
Des helt und gibt er gwiß fürwar:
der helff uns an der Engel schar
durch Jesum Christum, Amen!

Witzstat von Wertheim, Hans – Ein Christenlich lied von der gfärlichkeyt diser welt.

(Einzelner Druck durc h Hans Guldenmundt, in 8°. Münchener Bibliothek)

SO wöl wirs aber heben an
ein newes lied zusingen,
Die prophecey zeyt uns an
so kümerliche dinge,
Darinn ich treülich warnen thu,
die warheyt muß ich jehen,
es hat doch niemandts glauben dran,
biß wirs vor augen sehen.

O Got in deinem höchsten thron,
nit laß uns yetzt abschrecken
Von dem Euangelio,
thu uns vom schlaf auffwecken:
Der schlaff ist die gerechtigkeyt,
die leyt yetzund verporgen,
als uns die heylige gschrifft aneigt,
drumb steht die welt in sorgen.

Hab eben acht, auff Christum tracht,
laß dich yetz nit betriegen!
Es tringt daher mit manchem gfer,
die warheyt thut nit liegen;
Hoher gwalt ist offt zerspalt,
ist stehn in gfar und sorgen,
weyß nit, wenn kumbt des unfalls stundt
mit straff heut oder morgen.

Gedult ist noch ein Dugent hoch
kan sich in armut fügen;
Ey, ist doch ye reych niemand hie,
denn der sich last benügen;
Wo geltsucht ist, da vil geprist,
wil nicht ermessen werden,
kein rhu noch trew wont yetzundt bey,
dann geytz auff diser erden.

Byß wol benügt, was dir Gott fügt,
und thu dich selbs anschawen;
Bedenck dich recht, wie unnütz knecht
wir sein vor Gottes augen;
Groß trug und gfar den armen beschwärt,
bleybt nicht unbelonet:
als baldt nun kumbt dis todtes stund,
so wird niemands verschonet.

Wilt du bey Got dein wonung han
und seinen hymel erben,
So halt dich stets auff seiner ban,
mit Christo muß du sterben;
Du must dein hertz, es gilt kein schertz,
mit gnatzem leyb und leben,
dein hab und gut, auch syn und muth
gentzlich in Gott ergeben.

On alle forcht und zweiffels art
solst dich seins willens halten,
In frey bekennen ungespart
unnd jn darnach laß walten;
Greyffs dapffer an, du mus doch dran,
ker dich an niemants wüten,
dein creütz nit meydt, auff Christum streyt,
Got wirdt dich wol behüten!

Bracht, Adel, gwalt, sterck unnd kunst,
mag dich zu Gott nit bringen,
Es stinckt vor jm unnd ist umbsunst:
nach demut solt du ringen!
Die welt veracht, auff Christum tracht,
das macht dich frölich lauffen
auffs Heeren stra0ß all zyl und maßß
das heyst als ubel lassen.

Hast du Gott lieb und kenst sein sun,
als du dich rümbst mit worten,
So solt auch seinen willen thun
auff erd an allen orten.
Hie hilfft kein gloß, die gschrifft ist bloß,
ich kans nit anders lesen:
wilt du sein frumm, du must kurtz umb
der welt lust widerstreben.

Ja, spricht die welt, es ist nit not;
solt ich mit Christo leyden?
Er leit doch selbst für mich den todt,
nun zeyg ich auff sein kreyden:
Er zalt für mich, das selb glaub ich,
damit ist auß gerichtet!
O bruder mein, ich sprich nicht nein,
dein Creütz du nit vergisse!

Wer sein Creütz nymbt und volgt Christum nach,
thut allzeit von jm lernen,
Für den selben hat er geliten den todt,
der wirdt auch mit jm leben;
Wer an jn glaubt und ist getaufft,
den hat Christus erlöset,
und bleibt darbewy in diser zeyt,
den wil er ewig trösten!

Witzstat von Wertheim, Hans – Der geystlich Buchsbaum

**Von dem streyte des fleysches wider den geyst.**

(Einzelner Druck, 4 Blätter in klien 8°., Nürnberg durch Jobst Gutknecht, mit dem Liede “ O Gott, verley mir dein genad“ Johann Sanffdörffers zusammen; unter dem Titel zwei kleine Holzschnitte, die Kreuztragung und Kreuzigung darstellend)

NUn hörend zu, jr Christen leut,
wie leyb und seel ghenander streyt:
Allhie auff erd in diser zeyt
hand sie ein stettigs kriegen,
ains mag vom andern fliehen.

Der leyb der spricht, Ich bin gesundt,
ich hab noch vil der gutten stundt:
Ee mir das trawrig alter kumpt
will ich in freuden leben,
nach leyblich lusten streben.

Die seele spricht, Ich radt dirs nicht!
Ach, förchst du nit Gots strengs gericht?
Du hast dich in der tauff verpflicht,
nach Gottes willn zuleben,
seim wort nit wider streben.

Der leyb spricht, Ich bin stoltz und fein
mit gutten gsellen beim külen wein,
Da will ich frisch und frölich sein
mit singen springen tantzen,
wils wagen auff die schantzen!

Die seele spricht, Denck an Reichen man,
der sich nam zeytlichs wollusts an!
Der must mit leyb und seel daruon,
ward in die hell begragen,
als Christus selb thut sagen.

Der leyb spricht, Was acht ich der sag!
ich hab vor mir noch manchen tag,
Darinn ich mich wol bessern mag
und mich von sünden keren,
wenn sich mein trawrn thut meren.

Die seel spricht, Du hast kein gwalt,
du seyest gleich jung oder alt,
Gott hat dich in eim augenplick gefalt,
den abend und den morgen,
die stund ist dir verborgen.

Der leyb spricht, Es sey frü oder spat,
ich siehe vor mir die weltlich rot,
Ein yeder tracht nach zeytlichem rath:
darnach will ich auch streben,
die weyl ich hab das leben.

Die seel spricht, Es kumpt die zeyt,
das leyb und seel vonnander scheydt:
Was hilfft dich dann dein grosser geyt?
du must zu Aschen werden,
dann du bist gemacht auß erden.

Der leyb der spricht, Du machst mir bang.
erst mich nach ewiger freud verlangt!
Christus helff mir zum anefang,
das mich zum vatter bkeren,
mein trawren will sich meren.

Die seel die spricht, Ich treyb kein schertz:
Gott fordert ein zerknürstes hertz!
Der leyb muß hie absterben durch schmertz,
dann er ist zeytlich geboren,
den würmen außerkoren.

Der leyb der spricht, O Gott, mein Herr,
hilff das ich mich durch Christum bker!
O heyliger geyst, mein glauben mer!
Hilff mirs zeytlich erleyden,
mich tröst in ewiger freuden!

Die seele spricht, Nun hab ich recht,
wiewol ich bin ein unnütz knecht.
O Gott, du bist allein gerecht.
Löß mich vons teuffels banden,
drumb du am Creutz bist ghangen!

Also hat dises lied ein endt.
Gott wolt, das yeder sein hertz erkendt
Und sich von sünden zu Christo wendt;
so würd er zu uns keren,
die ewig freud bescheren.