Waldenserlied – Halte fein stille in deiner Bedrängnis

Halte fein stille in deiner Bedrängnis,
blicke nach oben aus deinem Gefängnis,
laß dich dein Elend nicht drücken
– stille, Gott will dich beglücken!

Freilich tuts wehe im Herzen zutiefest,
weil er die Hilfe, um die du ihn riefest,
wollte noch immer nicht schicken
– stille, Gott will dich beglücken!

Nächtliche Tränen, nagender Jammer,
Satansbesuche in finsterer Kammer:
Laß dich von ihm nicht bedrücken
– stille, Gott will dich beglücken!

Gott, der Allvater, der die Millionen
vor dir geführt durch all die Äonen,
wendet dir nimmer den Rücken
– stille, Gott will dich beglücken!

Schäme dich, tritt zu Boden das Zagen,
Gott will dich heben, mit Freundlichkeit tragen,
will dich im Leiden beglücken
– will mit der Krone dich schmücken!

Milton, John – Räch‘, Herr, der Heil’gen Mord! ach, ihr Gebein,

Miltons Waldenserlied auf das Jahr 1655

Räch‘, Herr, der Heil’gen Mord! ach, ihr Gebein,
Auf kalten Alpenfelsen liegt’s erstarrt.
Den alten Glauben hat dies Volk bewahrt,
Als unsre Väter beteten vor Holz und Stein.

Vergiß sie nicht, gedenke ihrer Plag‘! –
Ach, in der Hürd‘, von alters her bewohnt,
Erwürgte Deine Schaf‘ das Heer von Piemont,
Daß Mutter bei dem Kind zerschmettert lag.

Von Berg und Tal zu Dir der Jammer fleht!
Sä‘ auf Italia der Opfer Blut,
Wo dreifach Tyrannei noch fest besteht;

Daß komme ein Geschlecht, so groß als gut,
Ein Volk, das Deine Wege willig geht,
Das zeitig flieht vor Babels Weh und Wut.