Schmolck, Benjamin – Du Herr der Seraphinen

Du Herr der Seraphinen,
Dem tausend Engel dienen
Und zu Gebote steh’n,
Du übergroßer Meister
Der wunderschönen Geister,
Mein Mund soll deinen Ruhm erhöh’n.

Die engelischen Thronen,
Die in dem Himmel wohnen,
Giebst du zu meiner Wacht;
Sie seh’n dein Angesichte
In höchst vollkommnem Lichte
Doch nehmen sie mich auch in Acht.

Das sind die starken Helden,
Die deinen Rath vermelden,
Du Großfürst Michael;
Das sind die Feuerflammen,
Die schlagen stets zusammen
Um frommer Christen Leib und Seel‘.

Ich preise deine Güte
Mit dankbarem Gemüthe
Für diese Wunderschaar;
Ich rühme deine Rechte
Für diese Gnadenknechte
Bei denen ich ganz sicher war.

Gieb ferner diese Wache,
Daß sie zu einem Dache
Mir wider Alles sei;
Laß sie auf meinen Wegen
Die Hand mir unterlegen,
So ist mein Fuß vor’m Stoßen frei.

Den Feind laß sie erschrecken
Und mich beständig decken,
Wie dort den Gnadenthron;
Es sei mein ganzes Leben
Mit ihnen stet umgeben,
als wie das Bette Salomon.

Doch, sollen sie nicht weichen,
So laß mich ihnen gleichen
In wahrer Heiligkeit;
Wie sich die Kinder lieben
Und sich in Demuth üben,
So mach‘ auch mich dazu bereit.

Sie thun ja deinen Willen
Den laß mich auch erfüllen;
Sie leben keusch und rein,
O laß mich Nichts beflecken
Und mich an allen Ecken
Vor diesen reinen Geistern scheu’n.

Verhaue Händ‘ und Füße
Und was zum Aergernisse
Mir hier gereichen kann.
Wer ärgert diese Kleine,
Dem hangen schwere Steine
Zur ewigen Versenkung an.

Und endlich, wenn ich scheide,
So führe mich zur Freude
Auf ihren Armen ein;
Da werd‘ ich dich erst loben,
Und in dem Himmel droben
Dir und den Engeln gleiche sein.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Schmolck, Benjamin – Weicht, Ihr Berge

Weicht, ihr Berge, fallt ihr Hügel
brechtet alles Felsen ein!
Gottes Gnade hat das Siegel:
Sie will unverändert sein.
Laßt die Welt zu Trümmern geh’n,
Gottes Gnade wird besteh’n.

Gott hat mir ein Wort versprochen,
Gott hat einen Bund gemacht,
Der wird nimmermehr gebrochen,
Bis er alles hat vollbracht.
Er, die Wahrheit, trüget nicht,
Was er saget, das geschicht.

Seine Gnade soll nicht weichen,
Wenn gleich alles bricht und fällt,
Sondern ihren Zweck erreichen,
Bis sie mich zufrieden stellt,
Gott hält immer sein Versprechen,
So fällt aller Zweifel hin,
Als wär‘ er nicht immerdar,
Was er ist und was er war.

Laßt sein Antlitz sich verstellen,
Ist sein Herz doch treu gesinnt
Und bezeugt in allen Fällen,
Daß ich sein geliebtes Kind,
Dem er beide Hände reicht,
Wenn auch Grund und Boden weicht.

Er will Friede mit mir halten,
Wenn die Welt gleich Lärmen macht;
Ihre Liebe mag erkalten,
Ich bin bei ihm werth geacht’t.
Und wenn Höll‘ und Abgrund brüllt,
Bleibt er mir doch Sonn‘ und Schild.

Er, der Herr, ist mein Erbarmer,
So hat er sich selbst genennt;
Das ist Trost, so werd‘ ich Armer
Nimmermehr von ihm getrennt.
Sein Erbarmen läßt nicht zu,
Daß er mir was Leides thu‘.

Nun, es bleibt mein ganz Vertrauen
Auf ihn ankerfest gericht’t,
Auf ihn will ich Felsen bauen,
Denn ich weiß, daß es geschicht.
Erd und Himmel kann vergeh’n,
Sein Bund bleibet feste steh’n.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Schmolck, Benjamin – Liebe zu Gott

Ach! wenn ich dich, mein Gott, nur habe,
nach Erd‘ und Himmel frag‘ ich nicht.
Nichts ist, das meine Seele labe,
als du, mein Gott, mein Trost und Licht!
Rühmt sich die Welt mit ihrer Lust,
ohn‘ dich ist mir kein Trost bewußt.

Soll Leib und Seele mir verschmachten,
ich hoffe doch getrost auf dich;
nichts will ich alle Plagen achten,
an dir allein erquick‘ ich mich,
regt sich auch alles wider mich,
es bleibt dabei, ich liebe dich.

Hab‘ ich nur dich, so hab‘ ich Alles,
was meine Seele wünschen kann;
acuh fürcht‘ ich mich gar keines Falles,
liebst du mich nur, was ficht mich an?
drum spricht mein Herz: du bist mein Theil,
in dir ist meiner Seelen Heil.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Schmolck, Benjamin – Ach Jesu, nimm mein Herz von mir

Ach Jesu, nimm mein Herz von mir,
nur deine soll es seyn;
nichts mehr begehr‘ ich sonst von dir,
als deinen Gnadenschein.

Umfasse mich mit deiner Huld,
reich‘ mir so Herz als Hand,
so bleib‘ ich ewig in der Schuld
und du mein Unterpfand.

Laß mir nichts Angenehmers seyn
als deine Liebesgluth,
vor dieser weichet alle Pein,
denn sie macht alles gut.

Nimm mich der Welt und gieb mich dir,
schreib‘ dich in meine Brust,
ein himmlisch Herze sey in mir,
ergötzt durch deine Lust.

Hab‘ ich dich nur, so kann mein Geist
recht wohl vergnüget seyn;
ich suche nichts was irdisch heißt,
nur, Jesu, dich allein.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Schmolck, Benjamin – Ach! daß wir Friede sollten hören,

Ach! daß wir Friede sollten hören,
in unsers Gottes Heiligthum,
so wird uns keine Furcht bethören,
denn Gott ist unser Sieg und Ruhm.
Wir stimmen ein mit unserm Liede:
du Friedefürst, gieb Friede, Friede!

Laß Güt‘ und Treue sich begegnen,
es küsse Fried‘ und Recht sich hier,
laß Sieg und Glück vom Himmel regnen,
auf Erden wachse Treu‘ herfür.
Wir stimmen ein mit unserm Liede:
du Friedefürst, gieb Friede, Friede!

So singt man in gerechten Hütten,
so klingt, was deinen Ruhm erhöht;
du wirst mit Gutem uns beschütten,
daß unser Land im Wachsthum steht.
Wir stimmen ein mit unserm Liede:
du Friedefürst, gieb Friede, Friede!

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Schmolck, Benjamin – Komm, du Heiden Heiland, an

Komm, du Heiden Heiland, an,
der den Himmel aufgethan
und auf Erden Friede bringt,
daß man Hosianna singt.

Komm und kehre bei uns ein,
dui sollst unser König seyn.
Unsre Herzen sind dein Thron,
Gottes und Maria’s Sohn.

Gott im Fleisch geoffenbart,
doch nicht nach des Fleisches Art,
sondern über die Vernunft,
durch des Geistes Ueberkunft.

Mensch, zu aller Menschen Heil,
an dir nehmen Alle Theil,
denn du bist der ganzen Welt
als der Heiland vorgestellt.

Gott mit uns, Immanuel,
den ich innig mir erwähl‘,
du kommst in dies Thränenthal,
sey willkommen tausendmal.

Herz und Kirche steh’n bereit
und wir werfen Zweig und Kleid
unter deine Füße hin;
eile, bei uns einzuzieh’n.

Wir empfangen deinen Gruß
durch der Liebe heißen Kuß
und wir schwören, dir allein
im Gehorsam treu zu seyn.

Glaube, Lieb‘ und Hoffnung sind
dir zu Ehren angezünd’t,
diese Fackeln tragen wir
deiner hohen Ankunft für.

Nimm uns auf in deinen Schooß,
mach‘ uns von den Banden los,
welche das Gewissen trägt
und uns Satan angelegt.

Baue unter uns dein Reich,
mach‘ uns dir im Wandel gleich,
tödt‘ in uns des Fleisches Kraft,
daß der Geist viel Früchte schafft.

Pflanz‘ uns deine Demuth ein,
laß uns voller Sanftmuth seyn.
Legst du eine Last uns auf,
leg‘ auch deinen Segen drauf.

Endlich, o du Lebensfürst!
wenn du wiederkommen wirst,
will ich Hosianna schrei’n,
das wird Hallelujah seyn.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Benjamin Schmolck – Hosianna Davids Sohn

1.) Hosianna Davids Sohn,
Meinem teuren Gnadenthron!
Er, der Helfer in der Not,
Hilft auch mir in Not und Tod.

2.) Hoch gelobet sei nun Gott,
Er macht unsern Feind zu Spott.
Hochgelobet sei der Held,
Der sich bei uns eingestellt.

3.) Er stellt sich, uns zu erfreun
Auf des Herren Namen ein.
Bei uns, die wir Sünder sein,
Tritt der Sünder Heiland ein.

4.) Hosianna in der Höh‘!
Gott reißt uns aus allem Weh.
Ihm sing alle Christenheit:
Hosianna, weit und breit.

Schmolck, Benjamin – Du Gesegneter des Herrn

Mel. Liebster Jesu, wir sind hier.

Du Gesegneter des Herrn,
Warum willst du draußen stehen?
Komme doch, o Jakobsstern,
In uns allen aufzugehen,
Eile doch, o werther Gast,
Nimm in unsern Herzen Rast.

Glaub und Liebe gehen dir,
O Immanuel, entgegen.
Was wir haben, wollen wir
Dir zu deinen Füßen legen.
Du bist unser Fleisch und Blut,
Darum sind wir wohlgemuth.

Du bist kommen und kömmst noch
In dem Wort und Sacramente,
Und dein Zion freut sich hoch
Unter deinem Kirchadvente.
Ihre Töchter singen dir
Lauter Hosianna für.

Hochgelobter Davidssohn,
Laß dich auf dem Wege küssen,
Hier steht noch dein Gnadenthron.
Wo wir diese Zeit vermissen,
Ach so kommt dein Richterstuhl
Und zeigt uns den Höllenpfuhl.

Kehrst du noch in Gnaden ein,
Ach so laß dich feste halten,
Und uns immer munter sein,
Auch im Glauben nicht erkalten;
Denn die erste Zukunft macht,
Daß man bei der letzten lacht.

Ach, da gehn wir aus dem Kerker,
Heben unser Haupt empor,
Zions schöner Sternenerker
Oeffnet uns alsdann das Thor,
In die Stadt, wo man erfreut
Ewig Hosianna schreit.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

Schmolck, Benjamin – Hochgeborner Gottessohn

Am ersten Tage des heiligen Christfestes.

Mel. Meinen Jesum laß ich nicht.

Hochgeborner Gottessohn,
Sei willkommen auf der Erden!
Du verläßt den Himmelsthron
Und willst unser Bruder werden.
Der du bist das höchste Gut,
Kleidest dich mit Fleisch und Blut.

Da man schätzt die ganze Welt,
Kommst du, unser Schatz, hernieder;
Da August das Scepter hält,
Singt man dir die Wiegenlieder,
Weil du, hochgelobter Christ,
Deines Reichs Vermehrer bist.

Unbeflecket ist die Brust,
Die dich unterm Herzen träget,
Bis man dich, du Engellust,
In die harte Krippe leget.
Weil kein Raum ist sonst für dich,
Lege, Jesu, dich in mich.

Prächtiges Jerusalem,
Du bist nicht so hoch erkoren,
Als mein armes Bethlehem,
Wo das Heil der Welt geboten.
Ich will gerne niedrig sein,
Kehr nur, Jesu, bei mir ein.

Dunkle Nacht, verwandle dich
In die schönste Morgenröthe;
Denn die Sonne zeiget sich,
Hier ist unsers Lichts Prophete.
Selbst den Stall macht dieser Gast
Zum gestirnten Lustpallast.

Ach die englische Musik
Dringet durch der Hirten Ohren,
Und das Echo schallt zurück:
Gottes Sohn ist Mensch geboren.
Sucht die Wiege, sucht das Kind,
Wo ihr es in Windeln findt.

Nun ich trete ganz entzückt
Mit den Hirten zu der Krippen,
Und was ich allhier erblickt,
Küß ich mit entbrannten Lippen.
Was der Engel Mund bemüht,
Das ist auch mein Wiegenlied.

Ehre sei Gott in der Höh,
Und sein Frieden auf der Erde.
Das hinförder alles Weh
Lauter Wohlgefallen werde.
Also freut sich Leib und Seel:
Gott mit uns, Immanuel.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

Schmolck, Benjamin – Mein Jesus stirbt, was soll ich leben?

Mel. Wohlan, es geht nunmehr zu Ende.

Mein Jesus stirbt, was soll ich leben?
Mein Haupt erblaßt, wo bleibt sein Glied?
Ach soll ich ihm den Geist nicht geben,
Da jetzt sein Geist von dannen zieht?
Ach ja, ich sterbe nun mit dir,
Mein Jesu, stirb du auch in mir.

Mein Jesus stirbt, die Augen brechen,
Ach nimm den letzten Blick von mir.
Sein Mund verschmacht, was soll ich sprechen?
Mein letztes Wort ist Jesus hier.
Ach Jesu, Jesu, laß mich nicht,
Wenn mir der Tod das Herze bricht.

Mein Jesus neigt sein Haupt zur Erden,
Welt, gute Nacht, ich scheide mit.
Soll Jesus eine Leiche werden,
Was scheu ich denn den letzten Tritt?
Ich küsse seinen blossen Mund,
Er stirbt, so sterb ich auch jetzund.

Mein Jesus wird ins Grab versenket;
O legt ihn in mein Herze hin.
Und daß man immer dran gedenket,
Daß ich mit ihm gestorben bin,
So setzt mir diese Grabschrift bei:
Daß Jesu Tod auch mein Tod sei.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder