Sachs, Hans – Der cxlix. Psalm David. (SInget dem Herren ein newes lied)

Cantate domino canticum nouum.

SInget dem Herren ein newes lied
in der heyligen gemeyne,
Israel frew sich seyner güt,
des, der jn machet reyne!
Frölich sind die kinder Zion
ob jrem edlen Künig fron,
Loben seyn nam im rayen.

Mit Paucken, Harpffen spilen sie:
der Herr hat wolgefalle
An seynem volck, er zieret die
ellenden mit heyl alle,
Die heyligen sind frölich in eher,
jren halß Got erhöhet seer,
Schwerdt sind in jren henden.

Zu yeben untern Heyden rach,
straff, peyn völckern in landen,
Ir Künig mit kein zu binden, ach!
jr edlen mit süß banden,
Das sie an jn thun das gericht,
daruon geschriben ist, solch frücht
Haben all sein heyligen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Sachs, Hans – Der cxxiiii. Psalm David. (WO der Herre nicht bey uns wer)

Nisi quia dominus erat in nobis.

WO der Herre nicht bey uns wer,
also sag Israheli,
Wo nicht bey uns were der herr,
wenn die menschen unzeli
Setzen wider und gwaltigklich,
sie verschlunden uns lebendich,
Wenn jr zoren ergrimmet!

So het das wasser unns ertrenckt,
wasser stram hetten nohe
Unser seele zu grundt versenckt,
es weren wasser hohe
Uber unser seel gangen drat:
gelobt sey Got, der uns nicht hat
Geben zum raub in zeene!

Entrunnen so ist unser seel,
wie ein vogel on wissen
Einem listigen vogler schnel,
der strick der ist zerrissen
Und wir sind frey, ledig und loß,
unnser hilff stehet im Herren ploß,
Der macht hat hymel, erden!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Sachs, Hans – Das Walt got

Jn der morgenweis Hans Sachsens Die nachtigal 3 lieder

Wacht auf wacht auf, es taget
Ein nachtigal die waget
ir stim mit suessem hal.
ir thon durchclinget perg vnd thal
Die morgenrot her zicket

Der leo sich peclaget
Wie geren er verjaget
die lieplich nachtigal
Der liechte man ist worden fal
Die helle sun her plicket

Das wilde schwein schreit waffe
Die Nachtigal zw straffe
Der poch hunt kacz mit im
marren stet dar wider mit grim
Vnd das schlangen geczichte

Wisplet vnd wider fichte
Die wolff hewlen al gleich
Wollen das die nachtigal weich
Furchten des tages lichte
Jdoch sie schweiget nichte

Sunder singet fröleich
Der tag get auf gar frewdenreich
Secht die irenden schaffe
Erwacht sint von dem schlaffe
Von der Nachtigal stim

Des manes schein sie achten nim
Der sie lang hat gedricket
Die morgenrot deut freye
gesecz vnd propheczeye
Die sune ist Cristus

Der tag das Ewangeli sus
Die nach pedewt die sunde
Wer die nachtigal seye
Der vns den tag ausschreye
Jst doctor Martinus

Von wittenwerg Her lutherus
nun hört was er verkunde
Jn sunt sey wir geporen
Von natur kint des zoren
nach inhalt des gesecz

pis das wort gottes vns zw letz
Das Evangelisch liechte
genad vnd frid versprichte
Cristus hab vns erlost
Von sunt dot deuffel hele rost

Solch verheyssung aufrichte
Drawen vnd zwfersichte
Auf Cristum vnsren drost
Dan wirt vns gottes geist genost
Dan sey wir awserkoren

Der man ist finster woren
Pedewt das pebstlich netz
Seine gepot vnd applas schetz
Jn der schrift vngegrunde
Von den vns luther seitte

Das sie zur selikkeitte
Sint weder nutz noch not
nur der vertraw in Cristi dot
Seliget vns alsamen
Der leb den Babst pedeitte

Der cristlich ler verpeitte
pey verdamung doch hot
Kein mensch gewalt sunder nur got
Den menschen zw ferdamen
Swein pock hunt kacz die thire

pedewtten vns die vire
Eck emser lemp murner
Kempfen wider die warheit ser
Das schlangen Zicht ser prande
pfaffen munich im lande

Etlich hochschuel vnd stift
Das wolff hewllen die pischoff drift
Disses folck alles sande
Den luther keczer nande
Wie wol sie in mit schrift

Nie vberwunden han hie prift
Kein stuck, darin er irre
Des sint erwachet wire
Durch Ewangelisch ler
Von den menschen gepotten schwer

got sey mit vns sprecht amen

gedicht zw Nurmberg im 1523. jar

Sachs, Hans – Der fünfte Psalm

Herr, hör mein Wort, merk auf mein Noth,
Vernimm mein Red gar eben!
Mein König und mein starker Gott,
Von dir hab ich das Leben;
Drum will ich vor dir beten recht;
Früh wollest hören deinen Knecht,
Wenn er früh zu dir kommet.

Du haßest, Herr, was übels thut,
Die Lügner wirst umbringen,
Was schalkhaft ist, und dürst nach Blut,
Dem wird’s vor dir mißlingen.
Ich aber will in dein Haus gehn,
Mit Furcht gen deinen Tempel stehn,
Um deine Gnade beten.

Herr, leit mich gar in deinem Wort,
Um meiner Feinde willen.
Richt deine Weg an alle Ort
Und steck mir selbst das Ziele.
Ihr Mund und Herz kein Rechts je gab;
Ihr Rachen ist ein offnes Grab,
Ihr Schlund auch voller Galle.

Laß freuen sich all, die auf dich
Traun und sich dein berühmen.
Beschirme sie, Herr, kräftiglich
Gleichwie die Sommerblumen.
Die Frommen du gesegnest, Herr,
Die deinen Namen lieben sehr;
Du krönest sie mit Gaben.

Erlach – Die Volkslieder der Deutschen

Sachs, Hans – Das lied: die Fraw von hymel,

verendert, und Christlich Corrigiert

(Findet sich zuerst in den beiden Nürnberger Enchiridien von 1525 und den ähnlichen Gesangbüchern von diesem Jahre.)

1. Christum von hymel ruff ich an
in disen grossen nötten mein!
Im Gsetz ich mich verschuldet han,
zu leyden ewig helle pein,
Gen deim vater:
O Christe, ker
sein zorn von mir,
mein zuflucht ist allain zu dir,
hilff, ee das ich verzweyffel schir!

O Christe, du mein beschirmer,
du sun Gottes unnd mensch so zart,
Mein gayst ist mir betrübet seer,
wann sich reget mein sündig art.
Ich stee in angst,
wiewol mir langst
het wol gebirt
bey dir zu suchen hilf mit girt,
so hat mich menschen leer verfürt.

3. Darumb halt für, herr Jesu Christ,
das mein gewissen mach mir rain,
Seyt das du mein versüner bist
gen Got deinem vater allain!
Wann ich trag doch
mein hoffnung noch
auff dein genad,
das creutz in gedult auff mich lad,
auff das mein flaisch dem gayst nit schad.

4. O Christe zart, warer haylandt,
mit deinem gayst bekreffig mich,
Das ich in deinem wort bestandt
und darinn wander stettigklich,
Und mich nit ker
an menschen leer
und gleyßnerey,
wie schön, hübsch und gleyssen su sey,
das mein gwissen daruor bleyb frey.

5. Die hailig schrifft saget von dir,
durch dich allain kumm erlösung:
Seyt nun kain werck kan helffen mir,
so stat zu dir all mein hoffnung.
Ainiger trost,
hast mich erlost
von aller not
durch dein sterben und bittern todt,
dir sey lob, eer, Künig Sabaot!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Sachs, Hans – Der cxxvj. Psalm. Ein lied Salomonis in die höhe.

Nisi dominus edificauerit domum.

WO das hauß nit bawet der Herr,
so arbeyten umb sunste
Alle, die daran bawen seer;
wo nit der Herr durch gunste
Selber behüten ist die Stat
durch sein bawung gut und genad,
So wacht umb sunst der wechter!

Umb sunst ist, das jr früe auffstat
und arbeyt lang in schwere
Und esset das hartselig brot!
dann wem es günd der Herre,
Dem gibt ers schlaffen senfft und lindt,
das erb vom herren sein die kindt,
Das lon die frücht des leibes.

Gleich wie die pfeyl sind in der handt
eines starcken gwaltigen,
Also sind die kinder allsandt,
der Herr muß sie selbs ziehen;
Wol dem, der seyn köcher vol hat!
die werden nicht zu schanden drat,
Wens mit jrn feinden reden.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Sachs, Hans – Das lied: Rosina wa was dein gestalt,

Christlich verendert, von der erkantnuß Christi.

O Christe, wa war dein gestalt
bey Bapst Siluesters leben,
Da kayser Constantinus gwalt
im über Rom thet geben?
Für war glaub ich,
her der Bapst dich
durchs gnaden liecht gesehen,
er hett warleych
das jrdisch Reych
durch dein eer thun verschmehen!

Het Gracianus dich erkant,
da er mit fleyß thet schreyben
Das Bäpstlich recht, Decret genant,
Römisch handthierung treyben,
So het er dir
der gnaden zir
für all ding zu gemessen,
mitt der du hast
durch gaystes glast
all Christen hertz besessen!

Het kayser Nero seiner zeyt
erkennet dich der gleychen,
Er het nit mördet so vil leüt
drungen von dir zu weychen,
Der gleych yetzt vil!
drumb ich nit wil!
mich kaim menschen vertrewen:
allain, herr, dein
erkantnuß rain,
die sol mich ewig frewen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Sachs, Hans – Als man zelt fünffzehen hundert jar

Als man zelt fünffzehen hundert jar
Und sechs und viertzig, gleich als war
Der sibenzehend im hornung,
Schwermütigkeit mein hertz durch drung
Und west doch selb nit, was mir was.
Gleich traurig auff mir selber saß,
Legt mich in den gedancken tieff
Und gleich im unmut groß entschlieff.

Mich daucht, ich wer in eynem tempel,
Erbawt nach sechsischem exempel,
Der war mit kertzen hell beleucht,
Mit edlem reuchwerck wol durchreucht.
Mitten da stund bedecket gar
Mit schwartzem tuch ein todtenpar.

Ob dieser par da hieng ein schildt,
Darinn ein rosen war gebild.
Mitten dardurch so gieng ein creutz.
Ich dacht mir: Ach Gott, was bedeuts?
Erseufftzet darob traurigkleich.
Gedacht: Wie wenn die todten-leich
Doctor Martinus Luther wer?

Inn dem tratt auß dem chor daher
Ein weib in schnee-weissem gewand,
Theologia hoch genand.
Die stund hin zu der todten-par.
Sie wand ihr hend und raufft ir har,
Gar kläglich mit weynen durch brach,
Mit seufftzen sie anfieng und sprach:
Ach, das es müß erbarmen Got!
Ligst du denn yetz hie und bist tod?

O du trewer und küner heldt,
Von Gott, dem Herren, selb erwelt,
Für mich so ritterlich zu kempffn,
Mit Gottes wort mein feind zu dempffn,
Mit disputirn, schreybn und predigen,
Darmit du mich denn thetst erledigen
Auß meiner trübsal und gezwencknuß,
Meyner babylonischen gfencknuß,
Darinn ich lag so lange zeyt
Biß schier inn die vergessenheyt
Von mein feinden in hertzen leyd,
Von den mir mein schnee-weisses kleyd
Vermayligt wurd schwartz und besudelt,
Zerrissen und scheutzlich zerhudelt,
Die mich auch hin und wider zogen,
Zerkrüppelten, krümbten und bogen!

Ich wurd geradprecht, zwickt und zwagt,
Verwundt, gemartert und geplagt
Durch ir gotlose menschen lehr,
Das man mich kaum kund kennen mehr.
Ich galt endtlich gar nichts bey in,
Biß ich durch dich erledigt bin,
Du thewrer held, auß Gottes gnadn,
Da du mich waschen thetst und badn
Und mir wider reynigst mein wat
Von iren lügen und unflat.

Mich thetst du auch heylen und salben,
Das ich gesund steh allenthalben,
Gantz hell und reyn, wie im anfang.
Darinn hast mich bemühet lang,
Mit schwerer arbeyt hart geplagt,
Dein leben offt darob gewagt,
Weil babst, bischöff, künig und fürsten
Gar sehr nach deinem blut was dürsten,
Dir hindter-dückisch nach gestelt.
Noch bist du als ein Gottes held
Blieben warhafft, trew und bestendig,
Durch kein gefar worden abwendig
Von wegen Gottes und auch mein.
Wer wirt nun mein verfechter sein,
Weyl du genummen hast ein end?
Wie wird ich werden so ellend?

Verlassen in der feinde mit?
Ich sprach zu ir: O fürcht dir nit,
du heylige! sey wolgemut!
Got hat dich selbs in seyner hut,
Der dir hat überflüssig geben
Vil treflich männer, so noch leben.
Die werden dich handhaben fein
Sampt der gantz christlichen gemeyn;
Der du bist worden klar bekand
Schir durchauß in gantz teutschem land.
Die all werden dich nicht verlassen,
Dich reyn behalten aller massen
On menschen lehr, wie du yetz bist.
Darwider hilfft kein gwalt noch list.
Dich sollen die pforten der hellen
Nicht überweltigen noch fellen.

Darumb so laß dein trawren sein,
Das doctor Martinus allein
Als ein uberwinder und siger,
Ein recht apostolischer krieger,
Der seynen kampff hie hat verbracht
Und brochen deiner feinde macht
Und ietz auß aller angst und not
Durch den milt barmhertzigen Got
Gefordert zu ewiger rhu!
Da helff uns Christus allen zu,
Da ewig freud uns aufferwachs
Nach dem elend! das wünscht Hans Sachs.

Sachs, Hans – Herr, wie lang wilt vergessen mein

Herr, wie lang wilt vergessen mein
In meiner grosen note?
Wie lang verpirgst das antlitz dein?
Herr, wie lang sol ich gote
(Hie rat!) suechen pey meiner seel?
Wie lang sol mein herz leiden quel?
Mein feint thuet sich erheben.

Schaw und erhor mich, herr und got,
Und mein augen erleuchte,
Das ich nit entschlaff in dem dot,
Das sich mein feint guet dewchte,
Das er mein mechtig worden sey,
Und sich mein widersacher frey,
Das ich sey umbgestosen.

Herr, ich hoff aber auf dein guet,
Deins hails frewt sich mein herze.
Durch Cristum hastw mich pehuet
Vor ewiclichem schmerze,
Der fuer mich lied den pitern dot;
Des wil ich dir lobsingen, got,
Das dw mir hast geholffen.

Sachs, Hans – Wach auf, meins Herzens Schöne

1. Wach auf, meins Herzens Schöne,
Du christenliche Schar,
Und hör das süße Getöne,
Das rein Wort Gottes klar,
Das jetzt so lieblich klinget;
Es leucht´ recht, als der helle Tag
Durch Gottes Güt‘ herdringet.

2. Keim Gleisner tu mehr trauen,
Wie viel ihr´ immer seind;
Vor Menschenlehr hab Grauen,
Wie gut sie immer scheint;
Glaub dem Wort Gotts alleine,
Darin uns Gott verkündet hat
Den guten Willen seine.

3. Dem Wort gib dich gefangen,
Was es verbieten tut,
Nach dem hab kein Verlangen,
Was es dich heißt, ist gut.
Was es erlaubt, ist freie;
Wer anders lehrt, wie Paulus spricht,
Von uns verworfen seie.

4. Selig sei Tag und Stunde,
Darin das göttlich Wort
Dir wieder ward zur Kunde,
Der Seelen höchster Hort.
Nichts Liebers soll dir werden,
Kein Engel noch kein Kreatur
Im Himmel noch auf Erden.