Johann Rist – Abendgebet.

Lass mich diese Nacht empfinden
Eine sanft und süße Ruh;
Alles Übel lass verschwinden,
Decke mich mit Segen zu;
Leib und Seele, Mut und Blut,
Weib und Kinder, Hab und Gut,
Freunde, Feind und Hausgenossen
Sein in deinen Schutz beschlossen!

Ach bewahre mich vor Schrecken,
Schütze mich vor Überfall!
Lass mich Krankheit nicht aufwecken;
Treibe weg des Krieges Schall!
Wende Feur- und Wassersnot,
Pestilenz und schnellen Tod;
Lass mich nicht in Sünden sterben,
Noch an Leib und Seel verderben.

O du großer Gott, erhöre,
Was dein Kind gebeten hat!
Jesu, den ich stets verehre,
Bleibe ja mein Schutz und Rat;
Und mein Hort, du werter Geist,
Der du Freund und Tröster heißt,
Höre doch mein sehnlich Flehen!
Amen, ja es soll geschehen!

Rist, Johann – Wie wohl hast du gelabet

1. Wie wohl hast du gelabet,
O liebster Jesu, deinen Gast,
Ja mich so reich begabet,
Da ich jetzt fühle Freud‘ und Rast!
O wundersame Speise,
O süßer Lebenstrank!
O Lieb’smahl, das ich preise
Mit einem Lobgesang,
Indem es hat erquicket
Mein Leben, Herz und Mut!
Mein Geist, der hat erblicket
Das allerhöchste Gut.

2. Du hast mich jetzt geführet,
O Herr, in deinen Gnadensaal,
Daselbst hab‘ ich berühret
Dein‘ edle Güter allzumal;
Da hast du mir gegeben,
Geschenket mildiglich
Das werte Brot zum Leben,
Das sehr ergötzet mich;
Du hast mir zugelassen,
Daß ich den Seelenwein
Im Glauben möchte fassen,
Und dir vermählet sein.

3. Ein Herz, durch Reu‘ zerschlagen,
Ein Herz, das ganz zerknirschet ist,
Das, weiß ich, wird behagen,
Mein Heiland, dir zu jeder Frist;
Du wirst es nicht verachten,
Demnach ich emsig bin,
Nach deiner Gunst zu trachten.
Nimm doch in Gnaden hin
Das Opfer meiner Zungen;
Denn billig wird jetzund
Dein teurer Ruhm besungen,
Herr Gott, durch meinen Mund.

4. Hilf ja, daß dies Geniessen
Des edlen Schatzes schaff‘ in mir
Ein heil’ges Tränenfliessen,
Daß ich mich wende stets zu dir.
Laß mich hunfüro spüren
Kein‘ andre Lieblichkeit,
Als welche pflegt zu rühren
Von dir zu dieser Zeit.
Laß mich ja nichts begehren
Als deine Lieb‘ und Gunst;
Denn niemand kann entbehren
Hier deiner Lieb‘ und Brunst.

5. Wohl mir, ich bin versehen
Mit Himmelsspeis‘ und Engeltrank;
Nun will ich rüstig stehen,
Zu singen dir Lob, Ehr‘ und Dank.
Ade, du Weltgetümmel,
Du bist ein eitler Tand!
Ich seufze nach dem Himmel,
Dem rechten Vaterland.
Ade, dort werd‘ ich leben
Ohn‘ Unglück und Verdruss;
Mein Gott, du wirst mir geben
Der Wollust Überfluss.

Rist, Johann – Werde munter, mein Gemüte

1. Werde munter, mein Gemüte,
und ihr Sinne, geht herfür,
daß ihr preiset Gottes Güte,
die er hat getan an mir,
da er mich den ganzen Tag
vor so mancher schweren Plag,
vor Betrübnis, Schand und Schaden
treu behütet hat in Gnaden.

2. Lob und Dank sei dir gesungen,
Vater der Barmherzigkeit,
daß mir ist mein Werk gelungen,
daß du mich vor allem Leid
und vor Sünden mancher Art
so getreulich hast bewahrt,
auch die Feind hinweggetrieben,
daß ich unbeschädigt blieben.

3. Dieser Tag ist nun vergangen,
und die trübe Nacht bricht an;
es ist hin der Sonne Prangen,
so uns all erfreuen kann.
Stehe mir, o Vater, bei,
daß dein Glanz stets vor mir sei,
mich umgebe und beschütze,
ob ich gleich im Finstern sitze.

4. Herr, verzeihe mir aus Gnaden
alle Sünd und Missetat,
die mein armes Herz beladen
und mich gar vergiftet hat.
Hilf mir, da des Satans Spiel
mich zur Hölle stürzen will.
Du allein kannst mich erretten,
lösen von der Sünde Ketten.

5. Bin ich gleich von dir gewichen,
stell ich mich doch wieder ein;
hat uns doch dein Sohn verglichen
durch sein Angst und Todespein.
Ich verleugne nicht die Schuld;
aber deine Gnad und Huld
ist viel größer als die Sünde,
die ich stets in mir befinde.

6. O du Licht der frommen Seelen,
o du Glanz der Ewigkeit,
dir will ich mich ganz befehlen
diese Nacht und allezeit.
Bleibe doch, mein Gott, bei mir,
weil es nunmehr dunkel schier;
daß ich nimmer mich betrübe,
tröste mich mit deiner Liebe.

7. Laß mich diese Nacht empfinden
eine sanft und süße Ruh,
alles Übel laß verschwinden,
decke mich mit Segen zu.
Leib und Seele, Mut und Blut,
Weib und Kinder, Hab und Gut,
Freunde, Feind und Hausgenossen
sein in deinen Schutz geschlossen.

8. Ach bewahre mich vor Schrecken,
schütze mich vor Überfall,
laß mich Krankheit nicht aufwecken,
treibe weg des Krieges Schall,
wende Feu’r und Wassersnot,
Pestilenz und schnellen Tod,
laß mich nicht in Sünden sterben
noch an Leib und Seel verderben.

9. O du großer Gott, erhöre,
was dein Kind gebeten hat;
Jesu, den ich herzlich ehre,
bleibe ja mein Schutz und Rat;
und mein Hort, du werter Geist,
der du Freund und Tröster heißt,
höre doch mein sehnlich Flehen.
Amen, ja, das soll geschehen.

Strophe 6 aus:  GB Schlesien 1920, Nr. 479

Rist, Johann – Werde licht, du Stadt der Heiden

Werde licht, du Stadt der Heiden,
und du, Salem, werde licht!
Schaue, welch ein Glanz mit Freuden
über deinem Haupt anbricht!
Dunkelheiten müssen weichen,
nun dies Licht kommt in die Welt,
dem kein andres zu vergleichen,
welches alle Ding erhellt.

Gottes Rat war uns verborgen,
seine Gnade schien uns nicht.
Klein‘ und Große mußten sorgen,
jedem fehlte es an Licht.
Aber wie hervorgegangen
ist der Aufgang aus der Höh‘,
haben wir das Licht empfangen,
das vertrieb all‘ Angst und Weh.

Dieses Licht läßt uns nicht wanken
auf der rechten Glaubensbahn.
Ewig, Herr, will ich dir danken,
daß du hast so wohlgetan.
Gib, Herr Jesus, Kraft und Stärke,
daß wir dir zu jeder Zeit
durch des Glaubens Liebeswerke
folgen in Gerechtigkeit!

Rist, Johann – O Ewigkeit, du Donner-Wort

O Ewigkeit, du Donner-Wort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende!
Ich weiß für großer Traurigkeit
nicht, wo ich hin mich wende.
Mein ganz erschrocknes Herz erbebt,
daß mir die Zung am Gaumen klebt.

Kein Unglück ist in aller Welt
das endlich mit der Zeit nicht fällt,
und ganz wird aufgehoben;
Die Ewigkeit hat nur kein Ziel,
sie treibet fort und fort ihr Spiel,
läßt nimmer ab zu toben;
ja, wie mein Heiland selber spricht,
aus ihr ist kein Erlösung nicht.

O Ewigkeit, du machst mir bang;
O ewig, ewig ist zu lang,
hie gilt fürwahr kein Scherzen.
Drum, wenn ich diese lange Nacht
zusammt der großen Pein betracht,
Erschreck ich recht von Herzen.
Nichts ist zu finden weit und breit
so schrecklich als die Ewigkeit.

Was acht ich Wasser, Feur und Schwert!
Dies alles ist kaum nennens wert,
es kann nicht lange dauren.
Was wär es, wenn gleich ein Tyrann,
der funfzig Jahr kaum leben kann,
mich endlich ließ vermauren!
Gefängnis, Marter, Angst und Pein,
die können ja nicht ewig sein.

Wenn der Verdammten große Qual
so manches Jahr, als an der Zahl
hie Menschen sich ernähren,
als manchen Stern der Himmel hegt,
als manches Laub die Erde trägt,
noch endlich sollte währen,
so wäre doch der Pein zuletzt
ihr recht bestimmtes Ziel gesetzt.

Liegt einer krank und ruhet gleich
im Bette, das von Golde reich
ist königlich gezieret,
so hasset er doch solchen Pracht
auch so, daß er die ganze Nacht
ein kläglichs Leben führet.
Er zählet aller Glocken Schlag
und seufzet nach dem lieben Tag.

Ach was ist das? Der Höllen Pein
wird nicht wie Leibes Krankheit sein
und mit der Zeit sich enden.
Es wird sich der Verdammten Schar
Im Feur und Schwefel immerdar
mit Zorn und Grimm umwenden,
und dies ihr unbegreiflichs Leid
soll währen bis in Ewigkeit.

So lang ein Gott im Himmel lebt
und über alle Wolken schwebt,
wird solche Marter währen.
Es wird sie plagen Kält und Hitz
Angst, Hunger, Schrecken, Feur und Blitz
und sie doch nie verzehren.
Dann wird sich enden diese Pein,
wenn Gott nicht mehr wird ewig sein.

Wach auf, o Mensch, vom Sündenschlaf,
ermuntre dich, verlornes Schaf,
und bessre bald dein Leben!
Wach auf, es ist doch hohe Zeit,
es kommt heran die Ewigkeit,
dir deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ist heut der letzte Tag;
wer weiß noch, wie man sterben mag!

O Ewigkeit, du Donner-Wort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende!
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit!
Ich weiß für großer Traurigkeit
nicht, wo ich mich hinwende.
Nimm du mich, wenn es dir gefällt,
Herr Jesu, in dein Freuden-Zelt!

Rist, Johann – O Traurigkeit

1. O Traurigkeit,
O Herzeleid!
Ist das nicht zu beklagen?
Gott des Vaters einig Kind
Wird ins Grab getragen.

2. O große Not!
Gott selbst ist tot,
Am Kreuz ist er gestorben,
Hat dadurch das Himmelreich
Uns aus Lieb‘ erworben.

3. O Menschenkind,
Nur deine Sünd‘
Hat dieses angerichtet,
Da du durch die Missetat
Warest ganz vernichtet.

4. Dein Bräutigam,
Das Gotteslamm,
Liegt hier mit Blut beflossen,
Welches er ganz mildiglich
Hat für dich vergossen.

5. O süßer Mund,
O Glaubensgrund,
Wie bist du doch zerschlagen!
Alles, was auf Erden lebt,
Muß dich ja beklagen.

6. O lieblich Bild,
Schön zart und mild,
Du Söhnlein der Jungfrauen,
Niemand kann dein heisses Blut
Sonder Reu‘ anschauen.

7. O selig ist
Zu aller Frist,
Der dieses recht bedenket,
Wie der Herr der Herrlichkeit
Wird ins Grab gesenket!

8. O Jesu, du
Mein‘ Hilf‘ und Ruh‘,
Ich bitte dich mit Tränen:
Hilf, daß ich mich bis ins Grab
Nach dir möge sehnen!

Rist, Johann – Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ

1. Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ,
Mag dich ein Sünder haben,
Der nach dem Himmel hungrig ist
Und sich mit dir will laben,
So bitt‘ ich dich demütiglich,
Du wollest so bereiten mich,
Daß ich recht würdig werde.

2. Auf grüner Aue wollest du
Mich diesen Tag, Herr, leiten,
Den frischen Wassern führen zu,
Den Tisch für mich bereiten.
Ach, ich bin sündlich, matt und krank,
Laß, Herr, mich deinen Gnadentrank
Aus deinem Becher schmecken!

3. Du angenehmes Himmelsbrot,
Du wollest mir verziehen,
Daß ich in meiner Seelennot
Zu dir muß kläglich schreien;
Dein Glaubensrock bedecke mich,
Auf daß ich möge würdiglich
An deiner Tafel sitzen!

4. Tilg allen Haß und Bitterkeit,
O Herr, aus meinem Herzen,
Laß mich die Sünd‘ in dieser Zeit
Bereuen ja mit Schmerzen;
Du heissgebratnes Osterlamm,
Du meiner Seele Bräutigam,
Laß mich dich recht geniessen!

5. Zwar ich bin deiner Gunst nicht wert,
Als der ich jetzt erscheine
Mit Sünden allzuviel beschwert,
Die schmerzlich ich beweine.
In solcher Trübsal tröstet mich,
Herr Jesu, daß du gnädiglich
Der Sünder dich erbarmest.

6. Ich bin ein Mensch, krank von der Sünd‘,
Laß deine Hand mich heilen!
Erleuchte mich, denn ich bin blind;
Du kannst mir Gnad‘ erteilen.
Ich bin verdammt, erbarme dich;
Ich bin verloren, suche mich
Und hilf aus lauter Gnaden!

7. Mein Bräutigam, komm her zu mir
Und wohn in meiner Seelen;
Laß mich dich küßen für und für
Und mich mit dier vermählen!
Ach, laß doch deine Süßigkeit
Für meine Seele sein bereit
Und stille ihren Jammer!

8. Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ,
Komm selbst, dich mir zu schenken!
O Blut, das du vergossen bist,
Komm eiligst, mich zu tränken!
Ich bleib‘ in dir und du in mir,
Drum wirst du, meiner Selle Zier,
Auch mich dort auferwecken.

Rist, Johann – Man lobt dich in der Stille

1. Man lobt dich in der Stille,
du hocherhabner Zionsgott;
des Rühmens ist die Fülle
vor dir, o Herre Zebaoth.
Du bist doch, Herr, auf Erden
der Frommen Zuversicht,
in Trübsal und Beschwerden
läßt du die Deinen nicht.
Drum soll dich stündlich ehren
mein Mund vor jedermann
und deinen Ruhm vermehren,
solang er lallen kann.

2. Es müssen, Herr, sich freuen
von ganzer Seel und jauchzen hell,
die unaufhörlich schreien:
»Gelobt sei der Gott Israel‘!«
Sein Name sei gepriesen,
der große Wunder tut
und der auch mir erwiesen
das, was mir nütz und gut.
Nun, dies ist meine Freude,
zu hangen fest an dir,
daß nichts von dir mich scheide,
solang ich lebe hier.

3. Herr, du hast deinen Namen
sehr herrlich in der Welt gemacht;
denn als die Schwachen kamen,
hast du gar bald an sie gedacht.
Du hast mir Gnad erzeiget;
nun, wie vergelt ich’s dir?
Ach bleibe mir geneiget,
so will ich für und für
den Kelch des Heils erheben[a]
und preisen weit und breit
dich hier, mein Gott, im Leben
und dort in Ewigkeit.

Rist, Johann – Hilf, Herr Jesu, laß gelingen

1. Hilf, Herr Jesu, laß gelingen,
Hilf, das neue Jahr geht an!
Laß es neue Kräfte bringen,
Daß aufs neu‘ ich wandeln kann!
Neues Heil und neues Leben
Wollest du aus Gnaden geben.

2. Meine Worte, meine Taten,
Was ich treibe fort und fort,
Müße seliglich geraten,
Herr, durch dein lebendig Wort!
Laß mich deinen Geist erfüllen,
Zu vollbringen deinen Willen!

3. Laß dies sein ein Jahr der Gnaden;
Herr, vergib mir meine Schuld;
Was der Seele möchte schaden,
Wende ab nach deiner Huld,
Laß mich wachen, beten, ringen
Und durch dich die Welt bezwingen.

4. Herr, du wollest Gnade geben,
Daß dies Jahr mir heilig sei,
Daß ich christlich könne leben
Ohne Trug und Heuchelei;
Daß dein Pilger noch auf Erden
Möge dir geheiligt werden.

5. Jesu, lenke mein Beginnen
Immerdar nach deinem Sinn!
Jesu, führe all mein Sinnen
Auf die Ewigkeiten hin;
Laß Begierden und Gedanken
Nie von dir ins Ferne wanken!

6. Jesu, laß mich fröhlich enden
Dieses angefangne Jahr;
Trage mich auf deinen Händen,
Halte bei mir in Gefahr.
Freudig will ich dich umfassen,
Wenn ich soll die Welt verlassen!

Rist, Johann – Ermuntre dich, mein schwacher Geist

Ermuntre dich, mein schwacher Geist,
Und trage groß Verlangen,
Ein kleines Kind, das Vater heißt,
Mit Freuden zu empfangen.
Dies ist die Nacht, darin es kam
Und menschlich Wesen an sich nahm,
Dadurch die Welt mit Treuen
Als seine Braut zu freien.

2. Willkommen, süßer Bräutigam,
Du König aller Ehren,
Willkommen, Jesu, Gottes Lamm.
Ich will dein Lob vermehren,
Ich will dir all mein lebenlang
Von Herzen sagen Preis und Dank,
Daß du, da wir verloren,
Für uns bist Mensch geboren.

3. O großer Gott, wie konnt es sein,
Dein Himmelreich zu lassen,
Zu springen in die Welt hinein,
Da nichts denn Neid und Hassen?
Wie konntest du die große Macht,
Dein Königreich, die Freudenpracht,
Ja dein erwünschtes Leben
Für solche Feind hingeben?

4. Ist doch, Herr Jesu, deine Braut
Ganz arm und voller Schanden,
Noch hast du sie dir selbst vertraut
Am Kreuz in Todesbanden;
Liegt sie doch, da sie dich verließ,
In Fluch und Tod und Finsternis,
Noch darfst du ihretwegen
Dein Zepter von dir legen.

5. Du Fürst und Herrscher dieser Welt,
Du Friedenswiederbringer,
Du kluger Rat und tapfrer Held,
Du starker Höllenzwinger,
Wie ist es möglich, daß du dich
Erniedrigest so jämmerlich,
Als wärest du im Orden
Der Bettler Mensch geworden?

6. O großes Werk, o Wundernacht,
Dergleichen nie gefunden,
Du hast den Heiland hergebracht,
Der alles überwunden,
Du hast gebracht den starken Mann,
Der Feuer und Wolken zwingen kann,
Vor dem die Himmel zittern
Und alle Berg erschüttern.

7. Brich an, du schönes Morgenlicht,
Und laß den Himmel tagen;
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
Weil dir die Engel sagen,
Daß dieses schwache Knäbelein
Soll unser Trost und Freude sein,
Dazu den Satan zwingen
Und letztlich Friede bringen.

8. O liebes Kind, o süßer Knab,
Holdselig von Gebärden,
Mein Bruder, den ich lieber hab
Als alle Schätz auf Erden,
Komm, Schönster, in mein Herz hinein,
Komm eilend, laß die Krippe sein;
Komm, komm, ich will bei Zeiten
Dein Lager dir bereiten.

9. Sag an, mein Herzensbräutigam,
Mein Hoffnung, Freud und Leben,
Mein edler Zweig aus Jakobs Stamm,
Was soll ich dir doch geben?
Ach nimm von mir Leib, Seel und Geist,
Ja alles, was Mensch ist und heißt,
Ich will mich ganz verschreiben,
Dir ewig treu zu bleiben.

10. Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ,
Sei dir von mir gesungen,
Daß du mein Bruder worden bist
Und hast die Welt bezwungen;
Hilf, daß ich deine Gütigkeit
Stets preis in dieser Gnadenzeit
Und mög hernach dort oben
In Ewigkeit dich loben.