Dora Rappard – O Vater, dessen Liebe

O Vater, dessen Liebe
Umfaßt die ganze Welt,
Dir wird aus gläub’gem Triebe
Dies Kind hier dargestellt;
Dir sei’s von dieser Stunde
Zum Eigentum geweiht;
Erhalt’s in Deinem Bunde
Für Zeit und Ewigkeit.

O Jesu, treuer Heiland,
Blick gnädig Du es an,
Und segne es, wie weiland
Den Kleinen Du getan!
Du hast Dein Blut und Leben
Auch für dies Kindlein schon
Aus Liebe dargegeben;
So nimm’s zum Schmerzenslohn.

O Heil’ger Geist! Du bringest
Zurück, was wir verlor’n;
Wo Du ein Herz durchdringest,
Da wird es neu gebor’n!
O komm hernieder frühe
In dieses Kindleins Herz,
Und unaufhaltsam ziehe
Es selig himmelwärts!

In Deinen heil’gen Namen
Wird es getauchet ein;
Dreiein’ger Gott, sprich: Amen!
Sprich: Hinfort bist du mein!
Ja, wahrlich, es ist Deine;
Drauf kann der Glaube ruhn.
Was Du vermagst alleine,
Wir trau’n, Du wirst es tun.

Dora Rappard – Oh, ich möcht so gern

Oh, ich möcht so gern
Gleich meinem Herrn,
Der voll Lieb‘ und Huld uns ist erschienen;
Möchte, so wie er,
Immer mehr und mehr
Nicht mir dienen lassen, sondern dienen.

Etwas Himmelslust
Senkt sich in die Brust,
Wenn man treu ihm folgt im Erdenleben
Und nicht selbstiglich
Freude sucht für sich,
Sondern sinnt, wie man kann Freude geben.

Jesu, nimm mich hin,
Gib mir Deinen Sinn!
Fülle mich mit Deines Geistes Trieben,
Daß ich ungesucht
Bring‘ solch süße Frucht,
Nicht geliebt will werden, sondern lieben!

Dora Rappard – Eile, daß du betest!

Hast du zum Beten weder Lust noch Trieb,
dann eben sollst du beten.
In deiner Armut fleh: „O Vater, gib
mir Kraft, vor dich zu treten!“
Nicht hält die bittre Not den Bettler ab,
zu klopfen an die Pforte;
wohlan, so nimm auch du den Bettelstab,
gestützt auf Gottes Worte.

Warum doch gehn wir oft so trüb einher,
vor Mangel schier verzagend,
das Herz von Freud und Frieden leer,
den Menschen nutzlos klagend?
Und nahe bei uns ist der Überfluß,
ist unsres Gottes Fülle!
Hin, Seele, eile, wirf dich ihm zu Fuß,
daß er dein Dürsten stille.

O welchen Wandel kann doch eine Stund,
verbracht in Gottes Nähe,
im Herzen schaffen, das da matt und wund
sich sehnt, daß ihn es sehe!
Man kommt so arm und kehrt so reich zurück,
tot – und empfängt das Leben,
betrübt kommt man und findet Trost und Glück
Wer fleht, dem wird gegeben.

O wunderbares Vorrecht! Asch und Ton
darf mit dem Höchsten reden,
darf bitten, wie zum Vater spricht ein Sohn;
er hört und merkt auf jeden.
Drum brich hindurch, ob auch dein eigen Herz
dir wollt den Weg vertreten.
Acht nicht auf Lust und Trieb, blick himmelwärts
und eile, um zu beten!

Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München

Dora Rappard – Sicher in Jesu Armen

Sicher in Jesu Armen,
sicher an seiner Brust,
ruhend in seiner Liebe,
da find ich Himmelslust.
Mit holder Hirtenstimme
ruft mir mein Heiland zu:
Lass ab vom eignen Ringen;
an meinem Herzen ruh!

Sicher in Jesu Armen,
sicher an seiner Brust,
ruhend in seiner Liebe,
da find ich Himmelslust.

Sicher in Jesu Armen,
los von der Sorge Qual,
sicher vor Satans Stürmen
in Jesu Wundenmal.
Frei von dem Druck des Kummers,
weg aller Zweifel Spur,
nur noch ein wenig Prüfung,
wenig mehr Tränen nur.

Sicher in Jesu Armen,
los von der Sorge Qual,
sicher vor Satans Stürmen
in Jesu Wundenmal.

Jesus, des Herzens Zuflucht,
Jesus, du starbst für mich!
Sicher auf diesen Felsen
stütz ich mich ewiglich.
Hier will ich stille warten,
bis dass vergeht die Nacht,
bis an dem goldnen Ufer
leuchtend der Tag erwacht.

Jesus, des Herzens Zuflucht,
Jesus, du starbst für mich!
Sicher auf diesen Felsen
stütz ich mich ewiglich.

Dora Rappard – Nimm mein Leben

Nimm mein Leben! Jesus, dir
übergeb ich’s für und für.
Nimm Besitz von meiner Zeit;
jede Stund sei dir geweiht.

Nimm du meine Hände an,
zeig mir, wie ich dienen kann;
nimm die Füße, mach sie flink,
dir zu folgen auf den Wink!

Nimm die Stimme, lehre mich
reden, singen nur für dich;
nimm, o Herr, die Lippen mein,
lege deine Worte drein!

Nimm du all mein Gut und Geld,
dir sei’s in den Dienst gestellt;
nimm die Kräfte, den Verstand
ganz in deine Meisterhand!

Nimm, Herr, meinen Willen du,
dass er still in deinem ruh;
nimm mein Herz, mach es hier schon
dir zum Tempel und zum Thron!

Nimm du meiner Liebe Füll;
Jesus, all mein Sehnen still;
nimm mich selbst und lass mich sein
ewig, einzig, völlig dein!

Dora Rappard – Hast du eine Sorgenlast

Hast du eine Sorgenlast,
die dir raubet Fried und Rast,
Jesu Herz dir offen steht;
mach aus Sorgen ein Gebet.

Glühet tief in deiner Brust
irdscher Hoffnung süße Lust,
achte fein, wo Jesus geht;
werde stille im Gebet.

Bist du traurig und allein,
drückt dich bittre Seelenpein,
dein Erbarmer dich versteht;
suche Tröstung im Gebet.

Droht des Feindes Macht und List,
flieh zu dem, der Sieger ist;
und von seiner Majestät
ziehe Kraft an im Gebet.

Willst du Jesu Diener sein,
sorg im stillen Kämmerlein,
dass sein Geist dich rein umweht;
hole Weisung im Gebet.

Was dein Herze auch bewegt,
ob sich Schmerz, ob Wonne regt,
flieh zu Jesus früh und spät;
mach aus allem ein Gebet.

Dora Rappard – Auf dein Wort will ich trauen

Auf dein Wort will ich trauen,
mein Herr und Gott, allein;
auf Felsen muss man bauen,
um still und stark zu sein.
Was Gott sagt, das bestehet,
es ist des Glaubens Hort.
Ob alle Welt vergehet,
fest bleibt dein heilig Wort.

Auf dein Wort will ich hoffen
in Not und Angst und Schmerz,
der Weg zum Thron ist offen,
ich fliehe an dein Herz;
denn, was du uns verheißen,
erfüllst du fort und fort.
Kein Feind soll mir entreißen
den Trost von deinem Wort.

Auf dein Wort will ich merken,
es leuchtet meinem Fuß,
zeigt, wie in Wort und Werken
ich sein und handeln muss.
Lehr mich ihm folgen schlichte
an jedem Tag und Ort,
dass meinen Gang ich richte
mit Fleiß nach deinem Wort.

Auf dein Wort will ich’s wagen,
das Netz zu werfen aus,
will deine Botschaft tragen
in manches Herz und Haus.
Herr, lass es wohl gelingen,
schaff Früchte da und dort!
Nichts Eignes will ich bringen,
nur dein lebendig Wort.

Auf dein Wort will ich beten,
wie du es uns gelehrt,
dem Feind entgegentreten,
wie du dich einst gewehrt.
Auf meinen Erdenpfaden
bis hin zur Himmelspfort,
will ich, Gott aller Gnaden,
mich stützen auf dein Wort.

Rappard, Dora – Der Reiter auf dem roten Pferd.

Off. 6.4

Es fährt wie im Sturm durch den hohen Wald;
Bald tönt’s wie ein klagendes Rufen;
Wie donnerndes Tosen erdröhnt es bald,
Wie Stampfen von mächtigen Hufen.
O wehe! Es reitet heut‘ über die Erde
Der Reiter, der grimme, auf rotem Pferde.

Er nimmt uns den Frieden hinweg vom Land,
Und Ströme von Blut sich ergiessen.
Es lodert des Hasses verheerender Brand,
Und Herzen wie Stahl sich verschliessen.
Was Jahre der sorgenden Arbeit erstritten,
Das blitzende Schwert hat im Nu es zerschnitten.

Und einsame Herzen im Kämmerlein,
Sie leben in Angst und in Sehnen.
O was für ein Schrei dringt zum Himmel ein!
Was fliessen für Ströme von Tränen!
Die Helden sie legten das Leben danieder;
Sie kommen nicht wieder , sie kommen nicht wieder!

Doch über dem Reiter auf rotem Ross
Und über dem Ringen und Toben,
Und über der Völker gewaltigem Tross
Geh’n hoch einen Thron wir erhoben,
Darauf sitzet Einer, in Heiligkeit prächtig 1),
Der König der Könige, gnädig und mächtig.

Er ist’s, der das Zepter in Händen hält,
Ihm fallen im Staub wir zu Fusse:
Erbarme dich, Herr, deiner sterbenden Welt!
Wir flehen in Reue und Busse;
Wohl haben verdient wir dein schweres Gerichte,
Doch wende vergebend zu uns dein Gesichte.

Du hast uns verwundet mit blutigem Schwert,
Nun heile von Grund aus den Schaden.
Das Volk deiner Weide, dir ist es ja wert,
Drum gib ihm noch Zeiten der Gnaden!
Ruf ab jenen Reiter auf rotem Pferde:
Gib Frieden, o Jesu, gib Frieden auf Erde!

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Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit
1) Off. 4, 3

Rappard, Dora – Durch Leiden zur Herrlichkeit

Durch Leiden ging zur Herrlichkeit
Der heil’ge Gottessohn,
Durch Kreuz und Grab, durch blut’gen Streit
Zum höchsten Siegesthron.
Der bis zum Tod gehorsam war,
Dem Vater still ergeben,
Der hat im Himmel wunderbar
Ein unauflöslich Leben.

Durch Leiden führt zur Herrlichkeit
Er auch sein Streiterheer,
Die mit Ihm sterben in der Zeit,
Die führt zum Leben er.
Durch Leiden macht er los und frei
Sie von dem Erdentande,
Damit ihr Herz und Wandel sei
Daheim, im Vaterlande.

Durch Leiden mit zur Herrlichkeit!
O sel’ges Wörtlein: mit!
Der Führer wandelt uns zur Zeit
Und stärkt uns Schritt für Schritt.
Und hohes nicht, noch Tiefes kann
Von seiner Lieb’ uns scheiden;
Drum ziehn getrost wir himmelan
Zur Herrlichkeit durch Leiden.

Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit