Pfeil Christian Karl Ludwig von – So wahr ich lebe

„So wahr Ich lebe, spricht der Mann,
Der nichts als Wahrheit sagen kann,
Ich habe ein Gefallen nicht
Am Todesurteil und Gericht.

Die Sünde wirkt des Sünders Tod,
Mich aber freut nicht seine Not.
Ich wollte lieber, dass er sich
Bekehr und lebe ewiglich.

Wird nun ein Sünder todeswert
Von diesem großen Schwur belehrt,
Die Rache schreit nach Seinem Blut,
Wie wird ihm wohl dabei zu Mut?

Die Blutschuld drückt ihn hart und schwer,
Und er hat keine Hoffnung mehr,
Der Stab ist über ihm entzwei,
Gott spricht’s einmal und lässt’s dabei.

Der Sünder macht mit seinem Blut
Dazu bei Gott noch gar nichts gut,
Und würd er tausendmal gericht’t,
Das löschte Gottes Zorn noch nicht.

Das macht den armen Sünder arm,
Er schreit: „Ach, dass es Gott erbarm!
Ist denn für mich kein Retter mehr?
Ich hörte doch, dass Einer wär!

Weh mir, ich komm um Leib und Seel!
Wo ist denn der Imanuel,
Von dem man sagt: Er nehm sich’s für,
Dass Er die Seelen nicht verlier‘?

Der Teufel führt mich hin am Strick,
Wie ein im Spiel gewonn’nes Glück
Und legt mir seine Fesseln an,
Dass ich ihm nicht entkommen kann.

Mit Ketten großer Finsternis
Sind mir gebunden Händ‘ und Füß‘,
Weil ich so unbarmherzig war,
So ist’s mit mir auch aus und gar.

O, wäre doch ein Retter da!“
Bald ist das Lämmlein Gottes nah,
Und fragt den Satanas: „Wohin
Mit diesem Raube und Gewinn?“

Der spricht: „Ich schlepp‘ ihn mit mir fort
An meinen und an seinen Ort;
Denn er ist mein leibeig’ner Knecht,
Den ich erwarb mit allem Recht.“

„Mit was für Recht?“ fragt Jesus Christ.
Der Satan spricht: „Mit Lust und List.“
„Was? sagt der Heiland, weiche du!
Ich hab ein größ’res Recht dazu.

Die Seelen, die gehören Mir,
Nicht Eine davon lass Ich dir.
Wenn sie mich um Erlösung flehn,
Den Augenblick lass diese gehn!“

Bald zeigt Er ihm des Blutes Preis,
Den ausgetropften heil’gen Schweiß.
Da ist’s um Satans Macht getan,
Den Sünder aber fasst Er an

Und spricht: „Du armer Sünder du,
Komm, sag Mir deine Seele zu;
Sie kostet Mich Mein teures Blut,
Was macht sie in der ew’gen Glut?

Davon hab‘ ich dich los gemacht,
Als man Mich an das Kreuz geschlacht’t,
Und dass man Mich getötet hat,
Geschahe Mir an deiner Statt.

Gott sah Mich als den Sünder an,
Der alle deine Sünd‘ getan;
Das Blut, das du vergossen hast,
Lag auch auf Mir wie eine Last.

Dafür vergoss ich auch mein Blut,
Und machte Gott dir wieder gut,
Denn ich, dein Bürge, nahm auf Mich
Die Mörderstrafe auch für dich.

Mein Blut, das um Barmherzigkeit
Auch jetzt für deine Seele schreit,
Das mach‘ dir doch dein Herze gleich
Um Gottes Liebe willen weich.

Wenn du nicht gern des Satans bist,
So bin Ich dir der heilge Christ.
Hier kannst du Meine Wunden sehn,
Und ew’ger Pein dadurch entgeh’n.

So viel hab ich getan für dich,
Was tust du wiederum für Mich?
Geh‘, mach mir und den Engeln doch
Mit deiner Buße Freude noch!

Wenn du mit deiner Sünde fast
Die ganze Welt geärgert hast,
So freut ob deiner Buße sich
Der ganze Himmel über dich.

So schenk, Gottes einig’s Kind,
Ermordet für all deine Sünd‘
Dir einen ewigen Pardon,
Und du gehst absolviert davon.

Dass du nicht Menschenblut verschont,
Wird dir hier mit dem Schwert gelohnt,
Eh‘ aber Gott dich ewig richt’t,
Schont Er viel lieber Meiner nicht.

Wenn dich die Welt von sich ausspeit
Und „weg mit diesem Menschen“ schreit,
So schwing ich über dich die Fahn‘
Und nehme dich mit Freuden an.

Man stößt dich aus der Welt hinaus,
Und ich führ dich in’s Vaterhaus.
Da sehet diese Mörderin,
Sprech ich, ist Mir ein Blutgewinn.
Und stell‘ dich da zum Schächer hin,
Als Meinen neuen Kreuzgewinn.“

O Seele! wie ist dir zu Mut?
Das Lämmlein Gottes ist so gut,
Dass wenn du ihm nur glauben wilt,
Dir alle diese Wahrheit gilt!

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Hört heut der Weisen große Frage

1.) Hört heut der Weisen große Frage:
Wo ist das neugeborne Kind?
Wo sind die Weisen heutzutage,
Die fragen, wo man Jesum findt?
Von heut an soll mir dies allein
Die allerhöchste Weisheit sein.

2.) Bis ich ihn ganz in meiner Nähe,
Bis ich ihn selbst von Angesicht,
Im Glauben hier, dort wirklich sehe,
Bis ich ihn finde, ruh ich nicht.
Von heut an soll mir dies allein
Die allergrößte Sorge sein.

3.) Behalte, Welt die tollen Freuden,
Womit dein Volk sein Herz berauscht.
Es haben heut schon viele Heiden
Das Jesuskind drum eingetauscht.
Und Jesum finden soll allein
Auch meine höchste Freude sein.

4.) Erbebt vor ihm, ihr Majestäten,
Die ihm nicht herzlich untertan
Und kommt, dies Kindlein anzubeten,
Nicht in Herodis Sinn heran!
Vor ihm sich beugen, wird allein
Die Ehre seiner Heil’gen sein.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Guter Seelenhirt

1.) Guter Seelenhirt,
Meine Seele wird
Über deine Hirtentreue,
Die so groß ist, heut auf’s Neue
Seliglich erquickt,
Da sie dich erblickt.

2.) Da sie dich erblickt,
Wird sie sanft erquickt,
Dass du, guter Hirt, dein Leben
Für die Schafe dargegeben
Und dein eigen Gut
Selbst erkauft mit Blut.

3.) Selbst erkauft mit Blut
Hast du dieses Gut
Und dem Feind es abgenommen,
Der es dir zu rauben kommen,
Darum ist es dein,
Eigen und allein.

4.) Eigen und allein
Ist die Herde dein
Und du kennest deinen Samen,
Aller deiner Schäflein Namen
Sind in deiner Hand
Und dir wohl bekannt.

5.) Wie sie dir bekannt,
Ist auch deine Hand,
Herz und Namen ihnen kenntlich,
Deine Stimme wohl verständlich
Und sie folgen dir
Willig mit Begier.

6.) Willig mit Begier
Lassen sie von dir
Sich durch’s Hirtenwort regieren,
Leiten und zusammenführen,
Bis zuletzt ein Hirt,
Eine Herde wird.

7.) Bis dass dieses wird,
Treuer Seelenhirt,
Wollst du den zerstreuten Herden
Treue Diener auf der Erden
Geben immerhin
Nur nach deinem Sinn.

8.) Nur nach deinem Sinn
Schaffe weiterhin,
Dass sowohl die Hirten handeln,
Als auch deine Schafe wandeln
Und dass dir getreu
Hirt und Herde sei.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Eins ist Not, wer hat dies eine

1.) Eins ist Not, wer hat dies eine,
Der allein, der Jesum hat.
Jesum haben, macht alleine
Selig, fröhlich, ruhig, satt.
Wer Jesum erwählet, hat alles erkoren,
Wer Jesum verlieret, hat alles verloren.
Doch findet ihn wieder, wer suchet mit Fleiß,
Und wer ihn behält, der behält auch den Preis.

2.) Herzens-Jesu, leit und führe
Du mich selber bei der Hand!
Dass ich dich nur nicht verliere
Auf dem Weg ins Vaterland.
Hilf, dass ich mich von dir nicht achtlos entferne
In eitler Gesellschaft vergisst man sich gerne.
Gewohnheit macht, dass bald der Eifer entweicht,
Bei unnützen Worten verliert man sich leicht.

3.) Gib, dass ich gleich auf dem Fuße,
Weil es heut heißt, wiederkehr!
Und dich such in wahrer Buße,
Wenn ich etwa dich verlör.
Hilf, dass ich dich suche mit reuenden Schmerzen,
Mit einem geängstet bekümmerten Herzen,
Mit Seufzen und Flehen bei Tag und bei Nacht,
So wie es Maria und Josef gemacht.

4.) Stärke meinen schwachen Glauben,
Dass ich dich recht feste fass.
Dass ich dich mir nicht mehr rauben,
Noch dich aus den Augen lass!
Dass ich dich auf ewig ins Herze mir präge,
Dein Wort in demselben behalt und erwäge,
Dass solches mir Kräfte zum Wachstum dabei
An Alter und Weisheit und Gnade verleih!

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Der Vater siehts: Kind, lass es sein

1.) Der Vater siehts: Kind, lass es sein!
Der Vater hört’s: sei still!
Der Vater kommt: Begeg’n ihm fein!
Und höre, was er will!

2.) Er ist der unsichtbare Gott
Und allenthalben nah‘:
Drum halte immer die Gebot!
Denk immer: Er ist da!

3.) Das, was du nicht, wenn er vor dir
Da gegenwärtig stünd‘,
Tun oder reden dürftest hier,
Das lass, du Gottes-Kind!

4.) Hingegen, wenn dich auch Gefahr
Und Not befällt, mein Christ,
So glaube wieder fest und wahr,
Dass dein Gott bei dir ist,

5.) Dass er das, was dich drückt und quält
Und ängstet im Gemüt,
Was dir an Leib und Seele fehlt,
Mit Vateraugen sieht.

6.) Halt dich an ihn im Glauben fest,
Als könntest du ihn schau’n.
Und glaube, dass er nicht verlässt,
Die ihm also vertrauen.

7.) Sprich kindlich zu ihm: siehe hier
Uns Kinder in der Not.
Zu dir, o Vater, fliehen wir,
Im Leben und im Tod.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Mein Sterben ist ein Gang zum Leben

1.) Mein Sterben ist ein Gang zum Leben,
Ein Gang dahin, woher ich bin.
Die Welt mag vor dem Tod erbeben:
Mich schreckt er nicht, ich weiß, wohin,
Ich weiß, dass er mich dahin bring,
Wohin mein Heiland sterbend ging.

2.) Ich weiß, dass Gott auch mir zu Liebe
Den Sohn in diese Welt gesandt.
Dass ich auch nicht zurücke bliebe,
Zurücke von dem Vaterland,
Das ohne Jesum nimmermehr
Mein Vaterland geworden wär‘.

3.) Er, weiß ich, hat durch Blut und Wunden,
Durch schweren Todeskampf die Bahn,
Die Wege zu dem Leben funden.
Er ging auch selber mir voran
Und sandte mir den Heil’gen Geist,
Der auch im Tod ein Tröster heißt.

4.) Wer will den Trost im Tod mir rauben,
Den dieses Trösters Mund mir spricht?
er selbst versiegelt meinen Glauben,
So komm ich gar nicht in’s Gericht.
Er zieht mir an das Ehrenkleid
Der Unschuld und Gerechtigkeit.

5.) Des Satans Recht ist ganz vernichtet.
Mein Lebensrecht ist offenbar.
Der Fürst der Welt wird nun gerichtet
und mit ihm, was ihm dienstbar war.
Für mich ist lauter Seligkeit
Von Jesu Christo dort bereit’t.

6.) Was wir davon hienieden wissen,
Ist wenig und doch lässt der Geist
Uns einen Vorschmack oft genießen
Von dem, was noch zukünftig heißt.
Er nimmt’s aus Jesu reicher Füll‘
Und reicht es dar, wie Jesus will.

7.) So lass dir denn an meinem Ende,
Herr, meinen Geist befohlen sein!
Nimm, Jesu, mich in deine Hände!
Sprich, Heil’ger Geist, den Trost mir ein.
Dass ich so wahr zum Vater geh,
Als Jesus ihm zur Rechten steh‘.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – O Land, Land, Land, wach auf

1.) O Land, Land, Land, wach auf,
Es steigt ein groß‘ Geschrei
Von dir zu Gott hinauf,
Ein Ruf von mancherlei
So schwerer und gehäufter Schuld,
Verachtung göttlicher Geduld,
Und dass die Zahl der Frommen
In dir so abgenommen.

2.) Meinst du, Gott sehe nicht?
Was hilft dir dieser Wahn,
Wenn er dir zum Gericht
Herniederfahren kann?
Wenn es die Engel Gottes sehn
Und was für Gräu’l in dir geschehn,
Den andern heil’gen Scharen
Im Himmel offenbaren?

3.) Weh dir, wenn du so sehr
Verstockt in deiner Sünd‘,
Dass ob dir nimmermehr
Im Himmel Freud‘ entstünd‘,
Wenn Hoffahrt, Vollauf in der Hand
Bei gutem Frieden in dem Land,
Geiz, Wollust unermessen
Wie Sodom dich besessen.

4.) Schau deine Schwester an:
So ging es in ihr zu,
Als Gott sie ausgetan,
Was aber machest du?
Du machst sie fromm noch neben dir,
Drum wird an jenem Tag es ihr
Erträglicher ergehen,
Als dir dort wird geschehen!

5.) Denn wär‘ in Sodom dies
Durch Jesum Christ geschehen,
Was wir von ihm gewiss
Gehöret und gesehen,
Es hätte drinnen jedermann
In Sack und Asche Buß‘ getan:
Wer ist, der dieses höre
und sich nicht heut‘ bekehre?

6.) Wer beten darf und kann,
Bleib stehen vor dem Herrn,
Denn sein Gericht bricht an,
Doch strafet er nicht gern.
Sein Herz ist zart und wird vielleicht
Durch Bitten diesmal noch erweicht,
Wenn Fromme sich gesellen
Und vor den Riss sich stellen.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Ich halte meinem Jesu still

1.) Ich halte meinem Jesu still:
Er kann mir helfen, wenn er will.
Er sprach kein Wort, das nicht geschah.
Wenn er gebeut, so steht es da.

2.) Sein Nam‘ ist eine Gotteskraft,
Die allen Menschen Heil verschafft.
Sobald der Glaub‘ den Namen nennt,
Hat alles Übel gleich ein End‘.

3.) Der Glaube, der die Kraft versteht,
Die aus von Christo Jesu geht
Und hält der Gnade sich nicht wert,
Dass Jesus in sein Haus einkehrt,

4.) Der wahre Herzensdemut übt
Und seinen Nächsten treulich liebt,
Der stets mit Hilfe bei ihm weilt
und bettelnd hin zu Jesus eilt,

5.) Ein solcher Glaub‘ kann Wunder tun.
Ja, alles wird in einem Nun
Erfüllt, gewährt und ihm erlaubt,
Wie er gebeten und geglaubt.

6.) Herr Jesu, ach verlass mich nicht!
Stärk‘ meines Glaubens Zuversicht
Durch deines Jesus-Namens Macht,
Bis du mich heim zu dir gebracht.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Erschalle, muntrer Freudenton

1.) Erschalle, muntrer Freudenton,
Hoch, dass man’s oben hört,
Wohin der Gott und Menschensohn
Heut‘ triumphierend fährt.

2.) Die Heil’gen singen seinen Sieg,
Es singt der Engel Heer,
Ihm, der den höchsten Thron bestieg,
Preis, Herrlichkeit und Ehr‘.

3.) Ihm, der des Feindes Waffen stumpf
Und ihn zum Spott gemacht
Und ihn geführet im Triumph,
Da er den Sieg vollbracht.

4.) Da er mit starker, mächt’ger Hand
Der Hölle Schloss zerschmiss,
Gefängnis, Ketten, Strick‘ und Band
In Stücke schlug und riss.

5.) Ihm, der für alle diese Tat,
Als er zum Vater ging,
Nur Gaben für die Menschen hat
Und auch für sie empfing.

6.) Ihm, der sanftmütig wie ein Lamm
Hier seinen Lauf vollführt
Und wiederum mit Feu’r und Flamm‘
Als Richter kommen wird.

7.) Herr Jesu, Herr der Herrlichkeit,
Sieh uns in Gnaden an,
Dass uns nicht Satans List und Neid
Zur Hölle stürzen kann.

8.) Dass, wenn du kommest zum Gericht
Mit Flammen aus der Höh‘
Und alles stellest in das Licht,
Uns ewig wohl gescheh‘!

9.) Das helf uns aus Barmherzigkeit,
Gott Vater, Sohn und Geist,
Gott, der regiert in Ewigkeit
Und dreimal heilig heißt!

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – O Leben aller Heiligen

1.) O Leben aller Heiligen,
Der Engel Lust und Zier,
Du Leben deiner Gläubigen!
Der du dein Leben hier
Für uns gegeben in den Tod
Und durch dein Blut und Wunden
Den, der des Todes Macht gehabt,
Den Teufel überwunden!

2.) Wir freun uns über deinen Sieg,
In christlicher Gemein‘.
Lass uns, dadurch im Kampf gestärkt,
Auch Überwinder sein!
Mach diese Zeit, darinnen wir
Vom Tod des Lammes sagen
Und unser Osterfest begehn,
Zu lauter Gnadentagen!

3.) Dies ist des Osterlammes Fest,
Des Lamms vom neuen Bund,
Das an dem Kreuz geschlachtet ward
Und von dem Tod erstund.
In seinem Leib, darin er starb,
Den Gott so schützt und ehrte,
Dass er ihn über alle Pracht
Der Himmel hoch verklärte.

4.) Herr, richte unser Herz zu dir
Hinauf noch in der Zeit,
Dass, wenn du einmal kommen wirst
In deiner Herrlichkeit,
Wir unter der verfluchten Schar
Nicht stehn zu deiner Linken
Und, wenn wir wieder auferstehn
Nicht in den Abgrund sinken!