Musculus, Wolfgang – Der XCI. Psalm

Qui habitat in adutoris altißimi rc.

WEr underm schirm des höchsten helt
sin schatten weldt,
den allmächtigen laßt walten,
Der spricht zum Herrn: Min zuuersicht,
min burg und pflicht,
min Gott, uff den ich halten!
Der wirt mich dick vons jegers strick
erretten wyt zur bösen zyt
vor allem gifft der listigkeit.

Er wirdt mit den fetichen syn
dich decken fyn,
sinn flüglen wirst vertruwen,
Din schilt und schutz sind sine trüw
machend dich fry
von forcht unnd nachtes gruwen,
Das idch tags pfyl nit überyl,
kein finstre plag erstrychen mag,
ouch wz verderbt zu mittemtag.

Ob tusend fallend in der zyt
von diner syt,
zehntusent von dinr grechten,
So wirt es doch nit langen dich,
mit ougen sich
din lust in solchem fechten
Zu widergelt der schnöden wält,
o Herr, wöllst sin die hoffnung min!
zum höchsgten stadt die zuflucht din.

Kein übels dir begegnen mag,
ouch sunst kein plag
sich umb din huß wirt legen!
Dann er hat sinen englen schon
befelch gethon,
zhüten din in allwegen,
Zetragen dich gantz sicherlich
in henden syn, das die füß din
sich nit stossen an einen stein!

Wirst uff löwen und natern gon,
tretten und ston
uff jung löwen und trachen!
Dann er gärt min von hertzen gar,
wil jm fürwar
helffen uß allen sachen.
Ich bin sin schutz vor allem trutz,
dwyl er behend sich zu mir wendt,
dann er hat minen namen kennt.

Er rufft mich an als sinen Gott,
in angst und not
wil ich sin gbätt erhören,
Ich wil jn von der schanden huß
ruffen heruß,
groß machen unnd zu eeren.
Sins läbens zil sol werden vil,
nach disem zeyt zeig ich jm breit
min heil und früud in ewigkeit.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Musculus, Wolfgang – Der 82. Psalm

GOtt stadt in sinder gmeinde recht,
ist undern göttern richter:
O küng, fürst, richter, gwalt und knecht,
wie lang wölt jr vernichten
Min arms volck mit unrechtem gricht?
gottlose wicht
und arg person, die nempt ir an,
der arm muß wyt dorthinden stan!

Den armen richtend in der not,
dem weißlin und dem schlechten!
Helfft dem ellenden uf, durch Gott,
dem dürfftigen zum rechten!
Den gringen rettend in sim zwang,
sumpt üch nit lang!
des armen band zrings umb im land,
lößt jn uß der gottlosen hand!

Aber, Herr Gott, sy wüssends nicht,
das du stäts in dinr gmeinde,
Ouch merckends nit, wär uff sy sicht,
meinen, syens alleine.
Sy wandlend blind im finstern tal
nach jrer wal,
biß doch zeletst des lands grunduest
umbfallen wirt durch frömbde gest.

Jr küng, ich sag üch unnd ist waar:
götter sind jr nit minder,
Von Gott verordnet alle gar
der allerhöchsten kinder.
Doch sterbend jr als dmenschen hie,
üwr keinr weißt wie,
zu welcher zyt, morn oder hüt,
falln ist üch fürsten ein gmein püt.

O Gott, darumb so mach dich uff,
richt selbs in allen landen!
Die götter hast verordnet druff,
laß sy nit werden zschanden!
Denn du bist Herr über all wält,
din gricht und feld
gibst uns zum bscheid barmhertzigkeit,
dir sy die eer in ewigkeit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Musculus, Wolfgang – CHriste, der du bist tag und liecht,

Hymnus. Christe qui lux

Aus dem Enchiridion von 1527. Im Babstschen Gesangbuche von 1545.

CHriste, der du bist tag und liecht,
vor dir ist verborgen nichts;
Du väterliche liechtes glantz
lern uns den weg der warheyt gantz.

Wir bitten deyn götliche krafft:
uns behüt, herr, in diser nacht,
Bewar uns, herr, vor allem layd,
Gott vater der barmhertzigkayt!

Vertreyb des schweren schlaffens frist,
das uns nit schad des feyndest list,
Das fleysch in züchten reyne sey,
so sein wir mancher sorgen frey.

So unser augen schlaffen schir,
laß unser hertze wachen dir,
Beschirm uns gottes rechte hand
und löß uns von der sünden band.

Beschirmer, herr, der Christenheyt!
dein hilff starck sey uns bereyt,
Hilff uns, Herr Got, auß aller not
durch dein heylige fünff wunden rot!

Gedenck, herre, der schweren zeyt,
damit der leyb gefangen leyt;
Die seele, die du hast erlost,
der gib, herr Jhesu, deinen trost.

Got vater sey lob, ehr und preyß,
darzu seynem sune weyß,
Des heylgen geystes gütigkeyt
von nun an biß in ewigkeyt!.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Musculus, Wolfgang – O HERRE Gott, erbarme dich,

Gebett des Propheten Esaie am 33. Cap. (O HERRE Gott, erbarme dich)

Domine miserere nostri etc.

O HERRE Gott, erbarme dich,
mit deinen gnaden auff uns sich,
dann wir warten alleyne
auff dich allhie gemeyne.
Dann der gwalt unser widerpart
der lauster auff uns streng und hart,
wie er uns möcht erhaschen
und heymlichen antasten.
Aber du bist, O HERRE Gott,
der helffen thut auß aller noth,
du bist auch unser heyl und sterck,
in dich eyn ieder traw und merck
in der zeit der trübsalen!

Gib, HERR, zur zeit, so es sich zim,
das ab dem brummen deiner stimm
die Völcker müssen fliehen,
von uns jhr hand abziehen!
Und ab deinem erheben, Gott,
sollen all unser Feind zu spott
auch hie auff diser Erden
zerstrewt und gschalgen werden.
Und jhr Raub werd gesammlet ein
wie in eyn grub die Kefer kleyn,
so man sie gmeynlich sammlen thut;
behalt uns, HERR, in deiner hut,
so mag uns nicht mißlingen.

Erheb dich, HERR, mit deiner macht,
reut auß all unser feinde pracht,
der du wohnst in der höhe,
all Welt mit bett dir flehe.
Begab uns, HERR, mit billiichkeyt,
erfüll uns auch mit grechtigkeyt,
trew, Glaub zu unsern zeiten
erweck uns, die dein beiten!
Macht, Heyl, Weyßheyt, darzu auch kunst,
wend nicht von uns der liiebe brunst,
die forcht Gottes sei unser schaft,
bewar uns, HERR, vor Menschen gschwatz,
mach richtig unsern wege!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Musculus, Wolfgang – DEr HErre ist mein trewer hirt,

Psalm XXIII

Wackernagel K.L. Nr. 268. Form und ordnung. gaystl. Gesang und Psalmen, 1533.

DEr HErre ist mein trewer hirt,
helt mich in seiner hüte,
Darinn mir gar nit mangeln wirt
yendert an ainem güte.
Er waydet mich on underlaß,
da auff wechst das wolschmecket graß
seines haylsamen wortes.

Zum raynen wasser er mich weyßt,
das mich erquicken thütte,
Das ist sein fronhailiger gayst
der mich macht wolgemütte,
Er füret mich auf rechter straß
inn seinn gebotten on underlaß,
von wegen seines namens.

Ob ich wandert im finstern thal,
fürcht ich kain ungelücke
In verfolgung, leyden, trübsal
unnd diser welte tücke,
Wenn du bist bei mir stättigklich,
dein stab und stecken trösten mich,
auff dein wort ich mich lasse.

Du beraytest vor mir ain tisch
für mein feind allenthalben,
Machst mein hertz unverzaget frisch,
mein haupt thüstu mir salben
Mit deinem geyst, der freuden öl
und schenckest voll ein meiner seel
deiner gaystlichen freüden.

Güttes und die barmhertzigkait
lauffen mir nach im leben,
Und ich werd bleiben alle zeit
im hauß des Herren eben,
Auff erd inn der Christlichen gmayn,
und nach dem tode werd ich sein
bey Christo, meinem Herren.

Gödeke, Karl – Elf Bücher deutscher Dichtung

Musculus, Wolfgang – MEin hirt ist Gott, der Herre mein,

Psalm 23

(Aus dem Frankfurter Kirchengesangbuche von 1570, mit Angabe des Namens; es steht auch in der Quartausgabe des Brüdergesangbuchs von 1566 mit Uebermerkung der Buchstaben W. M.)

MEin hirt ist Gott, der Herre mein,
darumb wird mir nit manglen,
Ich wil auch gern sein schäfflein sein,
nach seiner güte anglen,
Denn er last mich genädiglich
ja da viel gras stet weiden,
und fürt mich dann zum Wasser hnan,
kült mich in allem leyde.

Erquicket mir mein seel ohn maß,
mein gwissen thut er stillen,
Er fürt mich auch auff rechter straß
umb seines Namens willen,
Und ob ich gleich im finstern reich
sol gehn, stohn oder wandlen,
so förcht ich doch kein unglück noch,
mit mir wirt er wol handlen.

Herr Gott, der du stets bei mir bist,
dein steck und stab mich trösten,
Du breytest vor mir einen tisch
gehn mein feinden den grösten;
Mein haupt machst feist mit öl, wied weist,
und schenkst mir vol mein gschirre.
ich ibt dich, Herr, dein weg mich lehr,
wo ich vor dir gang jrre.

Barmhertzigkeit nachfolgen wird
und guts mein leben lange,
So ich bleib under disem hirt
ins Herren hauß on zwange.
Es sey lob, ehr jetzt und jmmer
Gott Vattern und dem Sone,
dem heilgen Geist, der gläublich leist
sein Göttlich gnad und wonne!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer