Greiter, Matthäus – Der zwelfft Psalm.

ACh Got, wie lang vergissest mein
gar noch biß an das ende?
Ach got, wie lang das antlitz dein
thustu doch von mir wenden!
Wie lang sol ich selbst ratten mir,
in meiner seel ein schmertz gebir
den gantze tag im hertzen.

Wie lang wirdt doch mein feindt erhöcht?
sich, got, thu mich erhören!
Erleucht auch meine augen recht
und thu mich, Herr, geweren,
Das ich nicht in dem todt entschlaff
und das mein feindt nit arges schaff,
sprech, hab mich uberwunden!

Und ob ich viel in sündt und laid,
mein feindt wurdt sich erspringen.
Ich hoff in dein barmhertzigkait,
dem Herren wil ich singen.
Mein hertz frewt sich in deinem hail,
der mich begabt mit guttem tayl,
sein namen wil ich preysen.

Dem herren got von hymelreich
lob, eer und preyß ich leyste,
Got vatern, Got dem sun desgleich
und got dem heylgen geyste.
Sein herrligkait, barmhertzigkait,
großmechtigkait und heyligkait
sind ewig und on ende.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. LI. Miserere mei deus.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc.“ von 1533, Blatt xxxix. Findet sich schon in der ersten Ausgabe von 1531. Im Val. Babstischen Gesangbuche von 1545, II, Nro. XX.)

O Herre Gott, begnade mich,
nach deiner gütt erbarme dich!
tilck ab mein übertrettung
nach grosser deinr erbarmung!
Und wäsch mich wol, O Herre Got,
von aller meiner missethat
und mach mich rayn von sünden,
dann ich thu der entpfinden,
Und meine üsnd ist stät vor mir!
ich hab allain gesündt an dir,
vor dir hab ich übels gethon,
in deinen worten würst beston,
so man dich rechts erfuchet.

Sich, in untugent bin ich gmacht,
wie mich mein muter hat gebracht,
in sünden mich empfangen,
vil sünd hab ich begangen;
Zur warhait hastu aber lust
und gäbest mir auch, das ich wust
die weyßhait dein on sorgen,
die haimlich ist verborgen.
Entsündig mich mit Isopp schon,
das ich werd rayn, und wäsch mich non
schneeweiß, auch freud laß hören mich,
das die gebain werden frölich,
die du so hast zerschlagen!

Sich nit auf mein sündtlichen stat,
tilck ab all meine missethat,
Herr, wölst in mir erschaffen
ain rayn hertz, thu ich hoffen;
Willigen giast ernew in mir,
verwirf mich auch nit gar von dir,
nimm nit dein hailgen gayste
von mir, dein gnad mir layste!
Und laß mir wider kommen her,
den trost deins hayls, O Gott mein Herr!
der freye gayst erhalte mich,
die gottlosen will leren ich
deinn weg, sy zu dir keren.

Rett mich von der blutschulden not,
O Got, du meines hails ain Got,
das mein zung mög erkallen
dein ghrechtigkait ob allen!
Herr, thu mir auf die leftzen mein,
mein mund verkünd das lobe dein!
zum opffer hast kain luste,
ich geb es dir auch suste;
Brandopffer auch gleich allesampt
gfallen dir nit, seind nun ain tannt
vor deinen augen nur ain haß:
die opffer Gots seind aber das,
ain gar zerbrochner gayste.

Ain brochen und zerschlagen hertz
würstu nit werffen hinderwertz
und würst es nitt verachten,
das kan ich wol betrachten!
O Herre Gott, thu wol Zion
nach deinem gütten willen schon,
Hierusalem die mauren
werden wider erbawen!
Denn würst haben lust und freüd
zum opffer der gerechtigkeyt,
zu den Brandopffern deinen mut,
so wirt man dann die Kelber gut
auff deinen Altar legen.

Eer sey dem vater und dem sun,
als er von anfang was und nun,
und auch dem haylgen gayste,
der uns sein gnade layste,
Durch unsern Herren Jesum Christ,
der unser hayland worden ist
und hat uns gnad erworben,
ist für uns all gestorben,
Das uns die sünd nit schaden kan,
so wir wandlen auf seiner ban
in rechter lieb, hoffnung und glaub,
das uns der feynd die seel nit raub!
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXIIII. In exitu Israel de Egypto. (Da Israel auß Egypten zoch)

Da Israel auß Egypten zoch
und da das hawß Jacob dannen flock
von disem frembden volcke,
Da war Juda yetz sein hailigthumb
und Israel auch sein herrschafft frumb
under des hymels wolcke.
Das Mör sach das und floch zuhand,
der Jordan sich zu rucken wand,
die berg die sprangen auch daher
in alle höch wie die Wider;
die bühel wie die jungen Schaff
erfrewten sich in solchem lauff.
Alleluia, Alleluia!

Was war dir, mör, das du also flochst,
und du, Jordan, das du zrucken zochst,
da Israel thet kommen?
Ir berg, da jr sprungen wie Wider,
jr bühel, wie junge schaff daher,
also hond wir vernommen?
Vor dem Herren dem gwaltigen,
vor Got Jacob Almechtigen
webet die gantzen erde schon!
der die felsen verwandlen kan
in wasser, so zerfliessen thut,
und stain in wasserbrunnen gut!
Alleluia, Alleluia!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXV. Non nobis, domine, non nobis.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc.“ von 1533. Blatt lxxx.. Findet sich auch schon in der ersten Ausgabe von 1531.)

NIt uns, nit unns, O ewiger Herr,
sonder deinem namen gib die ehr
und deiner gut und trewe!
Warumb solt wir sein der Haiden spott,
das sy sprechen: wa ist nun jr Gott?
das müßt uns all gerewen.
Dann unser Gott im hymel ist,
er machet als, was jn gelüst,
so jener Götzen gschnitzet send
auß Silber, Gold, von menschen hend,
sy haben meüler und reden nicht,
hend augen und doch kain gesicht.
Alleluia, Alleluia!

Sy haben oren und hörend nicht,
hond nasen auch und doch kain geriech,
ist jn ain grosser feele;
Sy haben auch hend und greyffen nit,
sy haben füß, gehen doch kain tritt,
kain red in jren keelen.
Die solch machen, seind auch also
und die auff sy auch hoffen do!
doch Israel und auch Aron
und die den Herren fürchten thon,
die hoffen auf den Herren milt,
der ist jr grosse hülff und schilt.
Alleluia, Alleluia!

Der Herr denckt an uns gnedigklich
unnd wirdt uns auch segnen ewigklich
mitt seinen hailgen gaben,
Wirt segnen das hauß Israel schon
und wirt auch segnen das hauß Aaron,
alle, die an jn glauben!
Er wirdt auch segnen alle die,
die Got den Herren fürchten hie,
sy seyen recht klain oder groß:
der Herr wirdt euch ain besser maß
zu disem segen zuhin thun
auf euch und ewer kinder schon.
Alleluia, Alleluia!

Ir seind, die der Herr gsegnet hat,
durch welchen himmel und erde stat
und alles, das darinnen;
Der himmel auß allen himmlen schon
ist ewig dem Herren underthon,
die erd der menschen kinder;
Die todten werden dir, O Herr,
kain lob verjehen nymmer mer,
noch die da faren in die still
hinunder biß zu jrem zil
wir aber seind zu lob berayt
dem Herren biß inn ewigkait.
Alleluia, Alleluia.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXIX. Beati immaculati.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc“ von 1533, Blatt xxiiij. Findet sich auch schon in der ersten Ausgabe von 1531)

ES seind doch selig alle, die
im rechten glauben wandlen hie,
im gsatze Gottes Herren!
Sy seind doch selig alle sampt,
die sein zeügknuß vor augen hond,
von hertzen jr begeren!
Dann welches übelthäter seind,
die wandlen nit als Gottes kind,
auff seine weg nit halten.
Ach Herre Gott von hymelreich,
du hast gebotten fleyssigkleich,
ja deine bott zu halten!

O Got, das alles leben mein
gerichtet wurd nach gfallen dein,
zu halten deine rechte!
Dann wurd ich nit zu schanden gan,
wann ich gantz fleyssig schawet an
deine gebott all schlechte.
So danck ich dir mit hertzligkait,
der ghricht deiner gerechtigkait,
die du mich lerst mit massen;
Dann deine recht ich halten wil,
mit deiner gnad du zu mir eil,
thu mich nit gar verlassen!

Wa bessert nun ain jüngling zart
seinn weg, dann so er sich bewart
nach deinen worten allen?
Hab dich von gantzem hertzen mein
gesucht, O Herr: nit laß mich hin
von deinn gebotten fallen!
So hab ich doch die rede dein
verborgen inn mein hertz hinein,
das ich vor dir nit sünde.
Gebenedeyt du, Herre Got,
leer mich durch deine gut und gnad,
das ich dein rechte finde.

Nun hab ich mit den lefftzen mein
alle gericht des mundes dein
bekennet und erzölet;
Im weg deiner zeügknuß, O Herr,
mit lust zu wandlen hab ich mer
dann all reichtumb erwölet.
In deim beuelch red ich allain,
dann menschen gsatz seind gar nitt rayn:
ich schaw auff deine pfade;
Nach deinen rechten lust mich vil,
dein wort ich nit vergessen wil,
verleych mir du dein gnade!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXIX. Retribue servo tuo.

(Aus der „Form und ordnung Gaystlicher Gesang und Psalmen rc.“ von 1533, Blatt xxx. Findet sich auch schon in der ersten Ausgabe von 1531.)

HIlff, Herre Got, dem deinen knecht,
auf das ich auch mög leben recht
und halten deine worte!
Thu auff mein augen, das ich sech,
das ich die grossen wunder spech
deins gsatz an allen orten!
Ich bin doch nur ain gast auff erd,
und bitt, das nit verborgen werd
vor mir deine gebotte;
Mein seel falt vor verlangen ab,
das ich nach deinn gerichten hab
allzeyt, O Herre Gotte!

Die stoltzen thust du schelten hie,
verfluchet seind auch alle, die
an deinn gebotten feelen.
Wend ab von mir all schand unnd schmach,
dann deiner zeügknuß kumm ich nach
und thu es nit verhelen.
Die fürsten raten wider mich,
aber dein knecht der übet sich
an deinen worten blossen;
So hab ich grossen lust zu hand
an dein zeügknussen allen sampt,
die seind meins radts genossen.

Mein seel klebt an dem staub der erd,
mach, das ich leb und selig werd
nach deinem wort ye mere!
Hab meine weg erzelen thon,
so hastu mir geantwurt schon,
dein rechte du mich lere!
Den rechten weg zayg du mir an
deines gehayß, so will ich dan
von deinen wundern sagen;
Mein seel vor angst erliget gar:
sterck mich in deinen worten klar,
Herr Gott, erhör mein klagen!

Den falschen weg nymm von mir hin,
verleich mir du die gnade dein
in deim gesetz zu leben!
Den waren weg hab ich erwölt
und hab in kain vergeß gestölt
deine gericht darneben.
Ich hang an deinen zeügnussen,
ich bitt, O herr, laß mich an den
nur nit zu schanden werden!
Ich lauff den weg deiner gebot,
du hast getröst, O Herre Got,
mein hertz allhie auff erden.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Greiter, Matthäus – Psalm. CXXV. Qui confidunt in domino

Nun welche hie jr hoffnung gar
auff Got den Herren legen,
Die bleiben steht unwanckerbar
und lond sich nit bewegen;
Ir glaub ist satt,
kain mangel hat,
von Gott hat er die stercke,
darumb spricht man:
sy werden bstan
gleych wie Zion der berge.

Dann umb die statt Hierusalem
da ist gar vil gebürge,
Damit der feynd kain zugang nem,
das er sy nit erwürge:
Also thut Gott
in aller not
sein glaubig volck umbgeben
und bey jm stan
von yetzund an
und biß ins ewig leben.

Got ist gerecht und alweg gut,
der wirt auch nit zu lassen
Der sünder und gottlosen rut
über die Gotsgenossen,
Auff das der ghrecht
nit werd geschmecht,
das er in sünd nit falle,
mit seiner hend
das doch Gott wend,
behütt die frummen alle.

O Herr, thu wol den frommen all,
die recht im glauben leben!
Die aber tretten in abfall
und sich in irrthumb geben,
Die wirt der Herr
verwerffen serr,
mit den sündern zerstören;
aber on fel
hab Israel
den friden Gottes Herren!