Matthesius, Johannes – Der ein und neuntzigste Psalm

WEr bey Gott schutz vnd hülffe sucht,
wenn er sein ruth außsendet,
Und hat zu jm all sein zuflucht,
mit buß sich zu jm wendet;
Der rufft getrost in seiner nott:
du bist mein Burg, o Herr, mein Gott,
du wirst mich nicht verlassen!

Du rettest mich vons Jeger strick,
kein Pestilentz mir schadet;
Unter dein flückel ich mich tück,
wenn die seuch zu mir nahet,
Dein waarheit ist mein schildt vnd spieß,
dein wort macht mich keck vnd gewiß,
drumb laß ich mich nicht schrecken.

Kein gram des nachts, kein pfeil am tag,
die der teufel lest fliegen,
Mir schaden kan, kein seuch noch plag
des Feinds wirdt mir obsigen:
Ob vil tausent auff beider seit
vmb mich fallen, nicht nur dran leit,
der tod kan mich nicht treffen!

Mit lust mein augen werden sehen,
wie Gott den lohn wirdt geben
Vnd vergelten den Gottlosen,
die seim Wort widerstreben,
Mein Hauß aber zu friden bleibt,
als vnglück mein Gott darvon treibt,
kein plag darzu mag kommen.

Sein Engeln er befolhen hat:
„Tragt jn auff euren henden,
Wo er auff seineen wegen gat,
das böß von jm thut wenden,
Damit sein fuß an keinen stein
anstoß, mit treuen ich jn mein,
lest jm nichts args begegnen!

Wenn er auff schlangn vnd drachen steht,
kein leid jm widerferet;
Durch Pestilentz er sicher geht
vnd bleibt auch vnversehret;
Gleich wie auch Aaron in seinem Ampt,
wehr ich der Seuch mit meiner hand,
das sie zu jm nicht nahe!

Wenn jn gleich die plag sampt dem tod
ergreifft vnd wölln jn fressen,
Im größten kampff vnd höchster not
kan ich sein nicht vergessen;
Wenn er gleich gar darnider leit,
helff ich jm auff zu rechter zeit,
so bald er mich anruffet.

Wenn all sein leib fur kranckheit hitzt
vnd er jetzt will verschmachten,
In todeskampff für engsten schwitzt,
sein heil will ich betrachten!
Ich will sein krafft vnd labsal sein
vnd jn erquicken in der pein,
bey jm bin ich in nöten.

Sein unschuld macht mich offenbar,
das man sein ehr stets preise,
Sein leben frist ich manches Jar,
mein Heiland ich jm weise,
Von hinn fehrt er mit frid vnd freud,
ein end hat all sein dürfftigkeit,
sein Seel will ich bewaren.“

Wir dancken dir für disen trost!
hilff, das wir fest dran halten!
Herr Christ, der du vns hast erlöst,
du wöllest vnser walten!
Sterck vnsern glauben, Herr, an dich,
hilff, das die lieb dem Nechsten sich
mit früchten stets beweise! Amen.

Quelle in der Glaubensstimme

Johann Mathesius – Ein Kinder Joseph,

nicht in der Kirchen, sonder im Hause zu singen, die Christen Kinder mit zu schweigen oder ein zu wieden.
Im Thon Resonet in laudibus etc.



O Jhesu, liebes HERRlein mein,
hilff mir wiegen mein Kindelein!
Es sol zu lohn dein Diener sein,
im Himelreich
und in der lieben Christenheit.
Eia, Eia!
Schlaff du liebes Kindelein!
der heilig Christ wil bey dir sein
mit seinen lieben Engelein
in ewigkeit.
O mein liebes Jhesulein,
du Tröster mein,
erfrew mich fein
und mach uns arme würmbelein
zu Dienern dein!

O Jhesu, Gottes Sönelein
unnd Marien Kindelein,
Laß dir mein Kind befolhen sein
im Himelreich
und in seim kleinen Wiegelein!
Eia, Eia!
Schlaf mein hertzes Kindelein,
dein Christ bringt dir gut Opffelein,
baut dir ein schönes Heufelein
im Himelreich!
O du trautes Jesulein,
Gotts Lemmelein,
erbarm dich mein
und faß mich auff dein Rückelein
und trag mich fein!

O Jhesu, liebes Brüderlein,
du wolst Emanuelchen sein
Unnd unser Ewigs Priesterlein
im Himelreich
und in der lieben Christenheit!
Eia, Eia!
Schweig, du trautes Kindelein,
es beist dich sonst das Esellein
unnd stösst dich Josephs öchselein
zu Bethlehem!
O du süsses Jesulein,
erhalt uns rein
im glauben dein
bitt für uns arme Sünderlein
den Vatter dein!

Jesus, das zarte Kindelein,
lag in eim harten Krippelein,
Gewindelt inn die tüchelein
zu Bethlehem
im finstern stal beim öchselein.
Eia, Eia!
Joseph kocht ein Müselein,
Maria streichts jrem Sönlein ein,
das küß wermet ein Engelein,
und singet fein.
O du liebes Jesulein,
die unschuld dein
laß unser sein,
unnd mach uns arme LEutelein
heilig und rein!

Quelle

Mathesius, Johann – Errett uns, lieber Herre Gott

Bitte um ein baldiges seliges Ende

Errett uns, lieber Herre Gott,
Von Sünd, Teufel und ewigem Tod,
Wenn Christus sein Gerichte hält,
Im Feuer spannen wird die Welt!

Auf diesen Tag hoffen wir all;
Laß hören der Posaunen Schall!
Dann kommt zu Ruh und wird erquickt,
Was jetzt von Sünd und Tod erschrickt.

Voll Ehr und Freud ist dieser Tag,
Da hört auf Jammer, Noth und Klag,
Unser Erlösung wird angehn,
Wenn wir zu Christi Rechten stehn.

O g’rechter Richter, Jesu Christ,
Der du unser Erlöser bist,
Erschein und rett dein Häuflein klein,
Die mit deim Blut besprenget sein.

Komm bald, du Heiland aller Welt,
Dein Blut ist unser Lösegeld.
Jetzund sind wir der Sünden Knecht,
Der Glaub allein macht uns gerecht.

Komm bald, führ uns heim in dein Reich,
Mach uns aus Gnad deim Bilde gleich
In Weisheit, Kraft und Herrlichkeit,
Dann preist man dich in Ewigkeit!

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek

Mathesius, Johann – HERR Christ, mein Hort, wenn ich zu dir

Der 28. Psalm.

(766 Geistliche Psalmen rc. Nürnberg M.DC.VII. in 8°, Seiter 178)

HERR Christ, mein Hort, wenn ich zu dir
in meinen nöten ruffe,
So schweig ja nit, antworte mir
und komb mir ja zu Hülffe,
Auff daß ich den nit werde gleich,
die außer deinem lieben Reich
tieff in die Helle fahren!

Die Stimm meins flehens mercke doch,
zu dir mein schreyen höre,
Wenn ich mein Händ auffhebe hoch
zu deinem heiligen Chore!
Mit Ubelthätern, so Gottloß
mit süsser red jr Hertze böß
beschönen, mich nicht straffe!

Nach ihrer That und Wesen böß,
nach Wercken jrer Hände
Gib und vergilt du jnen das,
was sie verdient, gib ende!
Deins thuns sie wöllen achten nicht,
so baw sie nicht, nur sie zubrich!
dein Wercke sie verachten.

Gelobet sey der HERRE Christ,
er hat mein klag erhöret!
Mein stärck unnd krafft, mein Schild Er ist,
mein Hertz und Seel sein harret.
Mir ist geholffen, deß will ich
in meinem Hertzen sein frölich,
mit meinem Lied jm dancken.

Er ist all seiner Christen Sträck,
die stärck seines Gesalbten,
Die dem König mit That unnd Werck
muß helffen unnd erhalten.
Hilff deinem Volck, das Erbe dein
wöllest segnen unnd weyden fein
unnd ewiglich erheben!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Mathesius, Johann – Herr Gott, der du mein Vater bist,

Das Vater unser, kurz gefaßt.

1564

Herr Gott, der du mein Vater bist,
Ich schrei im Namen Jesu Christ
Zu dir, auf sein Wort, Eid und Tod,
Hör, Helfer treu in Angst und Noth.

Laß uns dein Wort, stärk uns im Geist,
Hilf, daß wir thun, was du uns heißt,
Gieb Fried, Schutz, gute Freund und Brodt;
Behüt die Stadt, du treuer Gott.

Errett von Sünd, Teufel und Tod,
Aus Leibes und der Seelen Noth,
Ein seliges Stündlein mir bescher;
Dein ist das Reich, Kraft, Preis und Ehr.

Auf dein Wort sprech ich Amen, Herr;
Aus Gnad mein kleinen Glauben mehr.
Du bist allein der Vater mein,
Laß mich dein Kind und Erben sein.

Amen.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Mathesius, Johann – Gott Vater, Sohn, heiliger Geist

Ein geistliches Berglied

Gott Vater, Sohn, heiliger Geist,
Durchs Sprechen gut Erz wachsen heißst,
Aus Quecksilber und Schwefel rein,
In Seifen, Gängen, Flötz und Stein.

Gott schuf roth Gold im Paradeis,
Zur Stärk, Zier, Lust und ihm zum Preis:
Adam, der erste Bergmann gut,
Wusch Gold, reut Eisen, durft kein Ruth.

Metall Gotts Gab und Segen ist:
Wohl dem, ders braucht ohn arge List,
Macht kein Gott draus, hängts Herz nicht dran,
Dient Gott damit und Jedermann.

Wer Gott sieht in eim schön Handstein,
Arbt1) treulich, ruft ihn an allein,
Glaubt stark durchs Wort an Jesum Christ,
Solchs ein seliger Bergmann ist.

Gott, der du schaffst Kies, Glanz und Querz,
Verwandel solchs bei uns in Erz,
Veredel unser Gäng mit Gschick,
Durch dein Geist unser Sünd abquick.

Laß uns ergreifen deine Fahrt,
Dein wahren Sohn, den Menschen zart,
Der sich für uns schenkt in den Tod,
Auf der Fahrt fährt man auf zu Gott.

Wer nur dich hat, dein Wort und Hold,
Ist ihm besser denn viel Stück Gold,
Der höchste Schatz deins Sohnes Blut,
Gotts gringste Gab ist Geld und Gut.

Ein Schmelzerin zu Zarpath war,
Glaubt und bewahrt Eliä Lahr.
Die ward ernährt, hat Fried und Rast,
Sie gnoß Gotts Wort und ihres Gasts.

Herr, laß dir auch befohlen sein
Die Kirch dieser Sarepta klein.
Sie haust dein Wort und hält es schon,
Zahls ihr, Herr, mit Prophetenlohn.

—-

Ledderhose – Nikolaus Hermans und Johannes Mathesius geistliche Lieder

1) Arbeitet

Mathesius, Johann – GOtt schuf Adam auß staub und erd,

Ein Grablied und Requiem

(Am Schluß des dritten Theils der Leichenpredigten Johannis Mathesii, Nürnberg 1559, in 4°.)

GOtt schuf Adam auß staub und erd,
im grab ich wider zu asch werd,
Die sünd mein irdisch leib aufflöst,
Christus allein mein seele tröst.

Wie ein glaser auß asch und sand
ein helles glaß formiert zu hand,
Also auß meiner asch und koth
ein newen leyb macht unser Gott.

Ein schönen leyb, rein, hell und klar,
der mit Gott lebet immerdar
In weyßheyt und gerechtigkeyt,
in freud und ewiger herrligkeyt.

Des danck ich Christo, unserm Gott,
der mirs verdient durch seinen todt,
Den ich in seim fleysch will ansehn,
wenn ich auß meinem grab werd gehn.

Komb bald mit grosser macht, Herr Christ,
dein zukunfft mein erlösung ist,
Jetzt bin ich ein verachte Leich,
für mich in deines Vatern Reich.

Mitler zeit laß mich ruhen fein
in deinem schoß und kemmerlein,
Ein frölich urstendt mir verleyh,
aln glaubigen ihr sünd verzeyh!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Mathesius, Johann – Wem Gott ein ehlich Weib beschert

Wem Gott ein ehlich Weib beschert,
Mit Tugend, Glaub und Zucht verehrt,
Der hat den schönsten Schatz auf Erd,
Ein Weib ist aller Tugend werth.

Sie ist ihr’s Mannes Hilf und Freud,
Die ihn erquickt in Lieb und Leid,
Sie ist sein Säul und Ehrenkranz,
Ohn Weib ist gar kein Freude ganz.

Ihr Mann hat Trost und Ehr von ihr,
Sie ist sein’s Herzens Wunsch und Zier,
Sein’r Augen Lust, Freuden und Hort,
An ihr verknüpft mit Gottes Wort.

Aus Adams Fleisch, Ripp, Blut und Leib
Baut Gott Evam, das schönste Weib,
Gott’s Sohn führt sie dem Menschen zu,
Die schenkt ihm Gott zur Freud und Ruh.

Hang du an ihr und halt sie schön,
Sie ist dein’s Herzens werthe Kron;
Ein Fleisch und Sinn ihr zwei sollt sein,
Mit Treuen eins das andre mein‘.

Gott hat ein Aug auf ehelich Leut,
Und segnet ehrlich Lieb und Bräut,
Ein züchtig’s Bett und keuscher Muth
Ist vor Gott gar ein edles Gut.

Da kann man Christi Lieb erkennen
Und Gott in Wahrheit Vater nennen,
Ihm dienen in Lieb, Zucht und Ehrn,
Und sich redlich im Glauben nährn.

Jesu, unser Bräutigam gut,
Der du durch dein theures Blut
Ein Braut erkauft aus menschlichm G’schlecht
Und machst sie heilig, fromm und g’recht:

Erhalt‘, Herr Christ, dein Fleisch und Bein,
Laß sie dein lieb Hephziba 1) sein;
Bewahr all Fraun- und Jungfraun-Ehr,
Fromm Mann, Weib, Kind und Fried bescher!

Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek
—-

1) Hephziba ist Jes. 62,4 im Hebräischen der Name der Tochter Zion, zu deutsch: „meine Lust an ihr“.

Mathesius, Johann – Hört, ihr Christen, und merket recht

Ein Lied der Kirchen Gottes im Thal, vom Leiden Jesu Christi. Aus dem 53. Cap. Jes.

Hört, ihr Christen, und merket recht,
Was Gott weissagt von seinem Knecht,
Von seim Sohn, dem Herrn Jesu Christ,
Der unser Mittler worden ist.

„Sich, mein Knecht, der ist glehrt und weis,
Er scheußt vor mir auf wie ein Reis;
Gott ist er von Natur und Gwalt,
Im Fleisch ging er in Knechtes Gstalt.

Er ward arm, elend und veracht,
Von Schmerzen und Krankheit verschmacht,
An ihm ärgert sich Jedermann,
Sehr wenig Leut ihn nahmen an.

Ob ihn sein eigen Volk sehr schändt,
So ist er doch mein Sohn erkennt;
Der Heiden Licht und Trost er heißt,
Mein Bund er ihn aus Gnaden leist.

Aus Lieb hab ich ihn euch gesandt,
Auf ihm leit der Welt Schuld und Schand;
Die büßt er an des Kreuzes Stamm,
Er ist mein gfälligs Osterlamm.

Eur Schmerzen und der Sünden Last,
Die hab ich ihm selbst aufgefaßt;
In Ghorsam er eur Krankheit trug,
Um fremder Schuld ich ihn sehr schlug.

Das leidt er wie ein Lamm mit Gduld,
Erwirbt dadurch auch fremde Schuld;
Eur Mißthat hat ihn hart verwundt,
Durch sein Striemen seid ihr gesund.

Er ist das einig Opfer zwar,
Das euer Schuld bezahlet gar,
Sein Blut ist das rechte Lösgeld,
Das ledig macht die gfangne Welt.

Ob er wohl an das Kreuz ist ghenkt,
Und ward in Tod und Grab versenkt,
Währt doch sein Angst ein kleine Zeit;
Er lebt und herrscht in Ewigkeit.

Sein Reich er selbst auf Erd anricht,
Darin kein Samen ihm gebricht;
Mit Lust und Freud er da regiert,
Und seine Kraft in Schwachheit führt.

Da theilt er aus im Wort sein Blut,
Damit er euch besprengen thut,
Und schenkt die ewig Grechtigkeit
Seinen Brüdern, der Christenheit.

Er ist allein mein grechter Knecht,
Wer ihn erkennt, der ist gerecht.
Wer auf ihn herzlich trauen kann,
Den nehm ich zu eim Erben an.

Der Sohn mir zwar allein gefällt;
Wer sein Wort hört und stets behält,
Im Kreuz und Tod nicht von mir setzt,
Der wird all seines Leids ergetzt.

Er ist das Haupt der Christenheit,
Der für euch selbs zu Felde leit;
Die Sünd, Tod, Teufel, Höll und Welt
Schlägt er allein, mein starker Held.“

Herr Gotte, der du einig heißt,
Und bist Vater, Sohn, heilger Geist,
Und offenbarst dich uns im Sohn
Und machst uns den zum Gnadenthron:

Wir singen dir Lob, Ehr und Preis
Für deine Güt, an uns beweist;
Um Christi Leiden, Blut und Tod
Erbarm dich unser, lieber Gott.

Jesu, du wahrer Gottessohn,
Unser hohr Priester und Patron,
Erlös dein arme Christenheit;
Herr Christ, komm eilend, es ist Zeit.

O heilger Geist, du Tröster werth,
Hilf uns allzeit seufzen auf Erd;
In reiner Lehr erhalt uns, Herr,
Glaub, Lieb, Geduld auch in uns mehr.

Amen.