Johann Gigas – O Ewigkeit, du Freuden-Wort

O Ewigkeit, du Freuden-Wort!
du bist der Seele Ruhe-Port,
du Anfang sonder Ende!
Du kennest weder Raum noch Zeit.
Ich weiß vor großer Freudigkeit,
nicht, wo ich mich hinwende.
Mir ist mein ganze Herz so voll
der Freude, die da kommen soll.

Wo ist die Freude in der Welt,
die nicht zu ihrer Zeit zerfällt,
die nicht ein Schmerz begleitet?
Du, Ewigkeit, bist ohne Ziel,
der Seligkeiten, o wie viel!
sind uns in dir bereitet!
Ja, Paulus sagt es ohne Scheu,
daß es dort unaussprechlich sei.

O ewig freudenvoller Gang!
o Ewigkeit, verzeuch nicht lang‘!
wir warten dein mit Schmerzen.
Betracht‘ ich deine Herrlichkeit,
mit all der namenlosen Freud‘,
so freu ich mich von Herzen.
Nichts ist zu finden weit und breit
so lieblich als die Ewigkeit.

Die Lust, die uns die Welt beschert,
ist nicht einmal des Namens werth.
Wie lange wird es währen?
Was ist’s, wenn einer luustig lebt
und fünfzig Jahr‘ in Freuden schwebt?
wie wird der Tod ihn stören!
Dort währt die ungestörte Freud‘
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Ja dort, wenn du schon immerdar
viel hundert tausend tausend Jahr‘
die höchste Freud‘ genossen
und in dem Schooße Jesu Christ
mit allen Engeln selig bist,
wird nie die Freud‘ geschlossen.
Die Zeit, die Niemmand zählen kann,
fängt stets von neuem wieder an.

O Gott, barmherzig und gerecht,
wie lohnest du dem frommen Knecht
mit ew’ger Freud‘ und Wonne!
Auf kurzes Leiden lange Freud‘,
auf Eine Nacht der Traurigkeit
scheint ew’ge Freudensonne.
Und diese Sonne bleibet dein,
so lange Gott dein Gott wird sein.

Wach‘ auf, betrübter Mensch! vom Schlaf,
ermuntre dich, verlornes Schaf!
denk‘ auf das Freuden-Leben!
Wach‘ auf! es kommt die schöne Zeit,
es kommt die frohe Ewigkeit,
die Jesus dir wird geben.
Wer weiß, ob er heut‘ kommen mag?
Komm heut‘, du ew’ger Freudentag!

Die Lust ist Last in dieser Welt,
die nur den Ueppigen gefällt,
nicht aber Gottes Kindern.
Drum laß dich keine Sicherheit
in deines Herzens Fröhlichkeit
durch Erdenfreuden hindern.
Vor allen Dingen habe Acht
auf das, was Christus dir gebracht.

Komm, du erlös’tes Menschenkind!
verlaß die Welt und eil‘ geschwind,
tracht‘ nach des Geistes Siegel;
und schwing‘ dein Herze dort hinein,
wo alle Gottes Kinder sein;
mach‘ deiner Seele Flügel.
Wo ist die Zunge, wo der Mann,
der jene Freud‘ beschreiben kann?

O Ewigkeit, du Freuden-Wort!
du bist der Seele Ruhe-Port,
du Anfang sonder Ende!
Du kennest weder Raum noch Zeit.
Ich weiß vor großer Freudigkeit,
nicht, wo ich mich hinwende.
Mir ist mein ganze Herz so voll
der Freude, die da kommen soll.

Gigas, Johann – Ach liebe Christen – moderne Fassung

1. Ach liebe Christen, seid getrost,
wie tut ihr so verzagen?
Weil uns der Herr heimsuchen tut,
laßt uns von Herzen sagen:
Die Straf‘ wir wohl verdienet han,
das muß bekennen jedermann,
niemand darf sich ausschließen.

2. In deine Hand uns geben wir,
o Gott, du lieber Vater,
denn unser Wandel ist bei dir,
hier wird uns nicht geraten.
Weil wir in dieser Hütte sein,
ist nur Elend, Trübsal und Pein,
bei dir der Freud‘ wir warten.

3. Kein‘ Frucht das Weizenkörnlein bringt,
es fall‘ denn in die Erden:
so muß auch unser ird’scher Leib
zu Staub und Asche werden,
eh‘ er kommt zu der Herrlichkeit,
die du, Herr Christ, uns hast bereit’t
durch deinem Gang zum Vater.

4. Was wollen wir denn fürchten sehr
den Tod auf dieser Erden?
Es muß einmal gestorben sein,
O wohl ist hier gewesen,
welcher wie Simeon entschläft,
sein Sünd‘ erkennt, Christum ergreift!
so muß man selig sterben

5. Dein‘ Seel‘ bedenk‘, bewahr dein’n Leib,
laß Gott den Vater sorgen,
sein‘ Engel deine Wächter sein,
b’hüt’n dich vor allem Argen.
Ja, wie die Henn‘ ihr‘ Küchelein
bedeckt mit ihren Flügelein,
so tut der Herr uns Armen.

6. Wir wachen oder schlafen ein,
so sind wir doch wir doch des Herren.
Auf Christum wir getaufet sein,
der kann dem Satan wehren.
Durch Adam auf uns kommt der Tod,
Christus hilft uns aus aller Not,
drum loben wir den Herren

Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Gigas, Johann – Das Gebet Mosi, Psalm XC.

Ach wie elend ist unser zeit
allhie auf dieser Erden!
Gar baldt der Mensch darnider leid,
wir müssen alle sterben.
Allhie in diesem Jamerthal
ist müh unnd arbeit uberal,
auch wenn dirs wol gelinget.

Ach, Adams fall unnd missethat
solchs alles auff uns erben:
O Gott, gib du unns guten rath,
das wirs erkennen lernen!
Das wir so blind und sicher sein
mitten inn trübsal unnd inn pein,
das ist ja zu erbarmen.

Herr Gott, du unser zuflucht bist,
dein hilffe thu unns senden,
Denn du der deinen nicht vergist,
die sich zu dir nur wenden.
Mit deinem Geiste steh unns bey,
ein seligs stündlein auch verley
durch Jesum Christum, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Gigas, Johann – Ein Gebetlein

nach 1555

Ich armer Mensche gar nichts bin,
Gotts Sohn allein ist mein Gewinn.
Daß er Mensch worden, ist mein Trost,
Und hat mich durch sein Blut erlost.
O Gott Vater, regier du mich
Mit deinem Geiste stetiglich.
Laß deinen Sohn, mein Trost und Leben,
Allzeit in meinem Herzen schweben.
Und wann die Stund vorhanden ist,
Nimm mich zu dir, Herr Jesu Christ.
Denn du bist mein und ich bin dein;
Wie gern wollt ich bald bei dir sein.
Amen.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme

Gigas, Johann – In Sterbenszeiten (Ach lieben Christen, seydt getrost!)

Ach lieben Christen, seydt getrost!
wie thut ir so verzagen,
Weil uns der Herr heimsuchen thut?
last uns von hertzen sagen:
Die straff wir wol verdienet hat!
solches bekenn ein yederman,
niemand darff sich außschliessen.

In deine hand uns geben wir,
O Got, du lieber Vater.
Denn unser wandel ist bey dir,
hie wird uns nit gerathen:
Weil wir in dieser hütten sein
ist nur elend, trübsal unnd pein,
bey dir der freuden warten.

Kein frucht das weitzenkörnlein bringt,
es fall denn in die erden,
So muß auch unser yrrdisch leib
zu staub unnd aschen werden,
Eh er kompt zu der Herligkeit,
die du uns, Herr Christ, hast bereit
durch deinen gang zum Vater.

Was wöllen wir den förchten sehr
den todt auff dieser erden?
Es muß einmal gestorben sein!
O, wer ist hie gewesen,
Welcher wie Simeon entschlefft,
sein Sünden erkendt, Christum ergreifft?
so muß man selig sterben!

Dein Seel bedenck, bewar dein Leib,
las Gott den Vater sorgen.
Sein Engel deine wechter sein,
bhüt dich für allem argen.
Ja, wie ein Henn jr küchelein
bedeckt mit iren flügelein,
so thut auch Gott uns armen.

Wir wachen hie oder schlaffen ein,
sind wir doch ja des Herren;
Auff Christum wir getauffet sein,
der kan dem Sathan weren;
Durch Adam auff unns kömpt der todt,
Christus hilfft uns auß aller not,
drumb loben wir den Herren!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
Weitere Texte des Autoren in der Glaubensstimme