Joachim Aberlin – Der ander Psalm

IR Heiden, was tobt jr umb sust,
wie ratend jr vergebens?
Die leüt redend gantz mit verlust,
was habend sy nun läbens?
Die Künig all mit grossem schall
lenend sich auf im lande,
Fürsten, groß Herrn thund sich vast spern,
jr raaten ist ein schande.

O Herre Gott, nun weer dich vast!
sy radtend allenthalben
Wider dich selbs mit grossem last
und welchen du thust salben
Mit deinem geist, wie dann wol weist,
das er uns heilig machte,
der lieb und werd ist hie auff erd
von disem volck verachte.

All gmeinlich, die begärend heil,
laßt uns jr band zerreyssen
Und von uns werffen jre seil,
darzu jr joch zerschmeyssen.
Dann glaub du mir, Gott lachet jr,
wenn sy sich also rottend,
der wonet schon ins himmels thron,
wirt jr nun daran spotten.

Zweyfel du nit, sy sind verlorn,
Gott wirt sy wol aufwecken
Und mit jn reden in seim zorn,
sein grimm wirt sy dann schrecken.
Der vatter sagt frey unverzagt:
mein Küng ist eyngesetzet
inn berg Syon on allen won,
da hab ich jn ergetzet.

Hie antwort Christus bald dem Herrn:
seid du mich hast erkoren,
So wil ich dein gsatz treüwlich leern:
heüt hab ich dich geboren,
Drumb bist du nun mein lieber sun,
begär, ich wil dir geben
mit reychem schall die Heiden all,
deins willens sond sy leben.

Ich gib dirs zu eim eignen erb,
die welt auch in dein hute:
Regier sy nun vast rauch und härb
mit eyner eyßnin rute!
Das wilde vych zerschmeyß und brich
gleych wie eins hafners gschirre:
es straucht und fellt, wo mans nit hellt,
da gadt es stracks nun irre.

Merkt auf, jr künig all geleych!
sind klug, verstond dsach rechte,
Mit sampt den richtern in dem reych!
jr sind nun Gottes knechte!
Mit fleyß da horcht, dient jm mit forcht
und fröuwet eüch mit zittern!
da lügend nun und küßt den sun,
jr werdt jn sunst erbittern.

Erwüschend kunst, das ist mein radt,
das jr des wegs nit fälen:
Dann würckend jr ein böse that,
er nimpt eüch bey der kälen.
Sein zorn brünnt bald gleych wie ein wald,
dann wirt eüch dsach gerauwen;
wol allen hie, die auch in mü
allein auff jn vertrauwen!

Quelle

Aberlin, Joachim – Der CXXXIIII. Psalm.

Ecce nunc benedicite Domino omnes servi

Im Thon, Als Conditor alme, Oder, Gelobet seystu Jesu Christ

Psalter rc. Zuo Straßburg bey Wolff Köpffel, Anno M.D. XXXIX

SEhend unnd lobt den Herren recht,
alle die seind des Herren knecht!
Nit gnug lobt man mitt aller macht
ins Herren hauß die gantzen nacht.
Alleluia.

Im heyligthumb heb dhende uff,
den Herren lob der gantze hauff!
Von Sion euch der herr berat,
der erd unnd himmel gemachet hatt.
Alleluia.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Aberlin, Joachim – Der XCIII. Psalm.

Bey den Hebreern der xciiij.

Deus ultionum Dominus.

(„Bibel oder heilige geschrifft gsangsweyß in dru lieder uffs kürtzest zuosamen verfasset und gestellt durch herr Joachim Aberlin. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschouer. M.D.LI.“ 49 Blätter in 8°. Blatt E. vij. – Das Lied steht bereits in dem „Psalter rc. Straßburg M.D.XXXIX,“ Blatt CIIII.)

YEtzund erscheyn zu diser frist,
Herr Gott, erscheyn uns sichtbar!
Dann dein allein die rache ist,
deß ist die welt nit gychtbar.
Erheb dich, richt der menschen ticht
auff erd frey unuerzagte!
du straffest recht das stoltze gschlecht,
der frumb wirt yetz verjagte.

O Herr, wie lang soll der gottloß,
wie lang soll er sich brumen?
Die stoltzen fröuwend sich on maß,
der frumb muß sich yetz schämen.
Wie redt der öd mit lust und fröud,
wie lang soll er nun reden?
da sagt man böß mit gschrey und töß,
ungrechtigkeit mit fröuden.

Ach Herr, sy hand dein volck so werd
tyrannisch gar zerschlagen,
Dein erb truckend sy hie auff erd,
keinr darff sich schier mer klagen,
Der gut und frumb wirt triben umb,
man tödt witwen und weisen,
erwürgt auch ring hie die frömbdling,
so hin und wider reisen.

Zu einem schirm sagend die wicht:
der Herr wirt es nit sähen
Und der Gott Jacob merckets nicht!
sy dürffend Gott auch schmähen.
Ir unweisen und närrischen,
die wonend hie auff erden,
mit sampt dem thorn: es ist verlorn!
wenn wölt jr witzig werden?

Hört! der gepflantzet hat das or
solt der nit mügen hören?
Meint jr, er sey so gar ein thor,
er wöll sich eüch lon leeren?
Der staub und flug mit sampt dem aug
hat gmacht, solt er nit sehen?
sein gwalt und hand regierts allß sand,
wie dürfft jr söllichs jehen?

Yetz züchtiget auch Gott der Herr
all Heiden auff ein Hauffen:
Meint jr, er sey von uns als ferr,
er künd eüch nit auch straaffen?
Der auch zu hand gibt den verstand,
glaubt jr, er künd nit mercken?
Gott weiß es gar ja bey eim haar!
thund eüch nit also stercken!

Mit eüwer weyß fällt jr fürwar,
es ist jm nichts verborgen,
Der weyßheit ists alls offenbar,
Gott weißt der menschen sorgen,
Und all jrn danck, das er ist stanck,
eytel, unnüth, vergebens:
löscht auß die hitz ja eüwer witz
und hand nit souil läbens.

Ach Herr, wie sälig ist der man,
den du thust weysen, leeren,
Das er des wegs nit fälen kan,
thust jn durch sein gsatz keeren
Und gibst gedult auch unuerschuldt
in disen bösen tagen,
bis grub mit fug wirt gmacht tieff gnug
dem sünder, der wirt klagen.

Bey frummen leuten ist das gwüß:
Gott wirt nit gar verstossen
Die yetzund leydend list und bschissz,
sein erb wirt nit verlassen
Wenn es geschicht, das sein gericht
wirt wider zu recht kummen,
so wirt bereit die grechtigkeit
den heilgen und den frummen.

Ey, wär wil doch nun bey mir ston
gegen den bösen gmütern,
Die mich nit wöllend zfriden lon?
Gott bhüt mich vor den hütern,
Die habend acht auff jrer wacht
mit lugner und verrätern!
wenn ich lang bitt, keinr zu mir tritt
wider die übelthäter.

Reyß dich für mich, o Herre Gott,
das ist mein höchster wille.
Wenn du nit hulffest in der not,
mein seel blib in der stille.
Die red ich brucht, mein füß hat gstrucht:
barmhertzigkeit, o Herre,
und sterck von dir ward geben mir,
du bist von uns nit ferre.

Leyd ich in mit bekümmernuß,
so kanst mein seel ergetzen
‚Und füren mit deinr hand hinauß,
darzu in tröstung setzen.
Der schalckstul irrt, bey dir er wirt
kein gmeinschaft mit dir haben,
der im gsatz breit mu und arbeit,
bleybt bei den nassen knaben.

Yetz rüstend sy sich mit einr hut
wider die seel des grechten,
Verdammend das unschuldig blut,
da kan man streyten, fechten;
Mein schutz ist Gott in diser not,
ein zuuersicht und horte:
zu diesem zil ich schiessen wil
und volgen seinem worte.

Nun wird der Herr jn jr unrecht
gar bald vast wol vergelten,
Er last nit ungestraaffet schlecht
die seine heilgen schelten:
Er wirt sy breit in jr boßheit
außtilcken und verstören.
Herr unser Gott, tilck ab die rott,
die dein wort nit mag hören.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer