Franck, Johann – Um fruchtbaren Regen

Weise: Herr, ich habe missgehandelt

Gott, des Güte sich nicht endet,
Hast du denn die Vaterhand
Gänzlich von uns abgewendet?
Willst du uns und unser Land
Mit den vielgedräuten Plagen
Ganz und gar zu Boden schlagen?

2. Warum willst du, Gott der Götter,
Über uns so zornig sein?
Ach, was sind wir? Stoppeln, Blätter,
Würmer, Schaum, ein leerer Schein.
Lass Doch unsre heißen Zähren
Deinen Zorn in Gnade kehren.

3. Sieh, o Herr, das Feld muss trauern,
Weil es nicht getränket wird,
Unsre Äcker sind wie Mauern,
So ist alles ausgedürrt.
Unsre Gründe sind ganz trocken,
Und die Saat die bleibet stocken.

4. Ist der Himmel denn verschlossen,
Soll hinfort das Wolkenfass
Nicht mehr werden ausgegossen?
Soll hinfort des Himmels Nass
Nicht mehr unser Feld ergötzen,
Nicht mehr unser Feld benetzen?

5. Soll das Land nun eisern werden,
Soll das Feld nun öde stehn?
Sollen wir samt unsern Herden
Gar verschmachten, gar vergehn?
Ach Herr, lass dich doch bewegen,
Lass doch deinen Zorn sich legen!

6. Denke doch an deinen Bogen,
Den du in die Luft gestellt,
Als Du Deinen Bund vollzogen
Nach der Sündflut erster Welt.
Du, Herr, hast noch nie gebrochen,
Was Du damals hast versprochen.

7. Ja, du hast mit deinem Segen
Und zu jeder Zeit beschenkt,
Hast mit früh- und spätem Regen
Unser dürres Land getränkt;
Denn dein Wort bleibt ewig stehen,
Muss gleich Erd‘ und Luft vergehen.

8. Drum, o Herr, wir wollen trauen,
Du wirst unsre Bitt‘ erhör’n,
Du wirst unsre Kelter bauen
Und derselben Früchte mehr’n,
Du wirst uns mit Fülle speisen,
Dass wir dich drum werden preisen.

Franck, Johann – Christlicher Soldaten Türkenlied.

Weise: Freu dich sehr, o meine Seele.

Auf, und eile dich zu rüsten,
Fast ein’n tapfern Heldenmut,
O du kleine Schar der Christen,
Sei getrost, die Sach‘ ist gut.
Unser Heerzug und Gefecht
Ist vor Gott und Menschen recht,
Jesus selbst wird mit uns kämpfen
Und des Tartar’s Hochmut dämpfen.

2. Ob wir gleich zu Felde liegen
Schwach an Zahl, an Kräften leer,
Wie ein‘ Herde kleiner Ziegen
Gegen dieses große Heer;
Doch hat Gottes Macht kein Ziel,
Er ist selber mit im Spiel,
Ja er steht vorn an der Spitzen
Und will uns getreulich schützen.

3. Drum fort, fort! nur fort zum Streiten,
Jesus soll die Losung sein,
Der steh‘ uns allhier zur Seiten,
Gebe selbst den Schleuderstein
Unserm David in die Faust,
Wenn der Goliath jetzt braust,
Dass er diesem Ungeheure
Seinen frechen Frevel steure.

4. Steh‘, o Sonn‘, am Himmel stille,
Und du, Monde, weiche nicht,
Bis der Christen Heer erfülle
Seiner Tapferkeiten Pflicht.
Unser’s Feldgeschreies Macht
Wer‘ jetzt jenem gleich geacht’t,
Da zu Jericho mit Knallen
Türm‘ und Mauern mussten fallen.

5. Lass sie unsre Waffen schmecken,
Herr, gib unsrer Ritterschaft
Simsons Kinnback‘, Samgar’s Stecken
Und des Jerub-Baal’s Kraft.
Uns müss‘ jedes Tages Schein
Ein Tag guter Botschaft sein,
Dran man freudig höre sagen:
Unsre Feinde sind geschlagen!

6. Lass sie in die Luft zerstreuen,
Lass des Achmet’s ganzen Stamm
Gleich des Jabin’s Schützen schreien;
Und lass sie vom Bileam
Hören einen harten Spruch.
Gib uns Segen, ihnen Fluch,
Lass sie an des Ebals Höhen
Und uns auf dem Grisim1Der Berg in Samaria, auf dem der Segen über Israel erteilt wurde, im Gegensatz zu dem Fluch, der auf dem Berg Ebal ausgesprochen wurde (5. Mo 11,29; 27,12; Jos 8,33; Ri 9,7). stehen.

7. Nun, o Herr, in deinem Namen
Greifen wir den Feind frisch an,
Sprich hierzu dein kräftig Amen
Als der große Siegesmann.
Doch wo uns ja durch das Schwert
Unser End‘ hier ist beschert:
Ei, so bleibet uns doch heute
Gar der Himmel selbst zur Beute.

Franck, Johann – Lied eines Predigers um göttlichen Beistand in seinem Amte.

Nach dem Latein. des Johann Magnus.
Weise: Von Gott will ich nicht lassen.

Christe, groß von Namen,
Wort von Ewigkeit,
Der du des Wortes Samen
Hast reichlich ausgestreut:
Erhalt uns dessen Saft,
Lass es mit Andacht hören,
Gib Diener, die es lehren,
Beschütze sie mit Kraft.

2. Auch mich, den du geladen,
Dein Bot‘ und Knecht zu sein,
Regier, o Herr, mit Gnaden,
Dein Geist zieh in mir ein.
Zum Amte gib auch du,
O Jesu, neuen Segen,
Geuß deinen Himmelsregen
Auf meine Hörer zu.

3. Indem ich jetzt mit Treuen
Dein Säwerk pflanz‘ und, düng‘,
O Herr, so gib Gedeihen,
Damit mein Werk geling‘.
All‘ unser Fleiß zerrinnt,
All‘ Arbeit ist vergebens,
Wofern, o Brunn des Lebens,
Dein‘ Hilfe sich nicht find’t.

4. Wenn du mich wirst regieren
Durch deines Segens Schein,
So kann, Herr, mein Studieren
Nicht ohne Nutzen sein.
Stehst du bei mir, Herr Christ,
So acht‘ ich Niemand’s Neiden,
Kein Feind kann mich beleiden,
Wenn du mir nahe bist.

5. Wenn ich mich dir ergebe
Und du mir wohnest bei,
Ist mir die Spinnenwebe
Ein Bollwerk und Bastei.
Hingegen wenn dein Heil
Bei mir jetzt will zerrinnen,
Ist das Geweb‘ der Spinnen
Mir wie ein tödlich Pfeil.

6. Wohlan! der Herr behüte
Mein Leben für und für,
Es wohne seine Güte
In, bei und über mir.
Der Herr‘ behüt‘ allzeit
Den Eingang und daneben
Den Ausgang aus dem Leben
In ew’ge Ewigkeit.

Johann Franck – Der Tag ist nun vergangen.

Weise: Zu dir von Herzensgrunde.

Der Tag ist nun vergangen,
Die dunkle Nacht bricht ein,
Und Alles trägt Verlangen,
Der Arbeit los zu sein.
Der Leib wird müd‘ und träge,
Du aber, o mein Sinn,
Erwach‘ jetzt und erwäge,
Wie fleucht dein Leben hin!

2. Du hast nun manche Plage,
Die dich zu ängsten pflegt,
Mit dem verwichnen Tage
Zugleich auch hingelegt;
Und woher kannst du wissen,
Ob nicht noch diese Nacht
Dein Geist wird hingerissen
Und auf sein Ziel gebracht?

3. Wie Mancher geht zu Bette,
Wird Morgens tot geschaut!
Wohl ihm, wenn er nur hätte
Sich Gottes Schutz vertraut.
Ach, aber ach, wie ofte
Wird Einer hingefällt,
Der auf gut Leben hoffte
Und liebte bloß die Welt!

4. O drum erwach‘, erwache,
Erwache, du mein Sinn,
Eh‘ als des Herren Rache
Dich plötzlich raffet hin.
Ach, bessre ja dein Leben,
Weil es noch heute heißt,
Und bitt‘ auch Gott daneben
Um einen neuen Geist.

5. Sprich: dir dank‘ ich von Herzen,
Dass du mich abermal
Durch so viel Angst und Schmerzen,
Durch Sorgen, Not und Qual
Hast sicher heißen gehen;
Ja, das du täglich mir
Pflegst treulich beizustehen,
O Herr, das dank ich dir.

6. Ob Teufel, Welt und Hölle
Sich oft auf mich entrüst’t,
Indem ich das bestelle,
Was meines Amtes ist:
So hast du doch hingegen
Mein Werk zum Ende bracht
Und mich auf meinen Wegen
Ganz väterlich bewacht.

7. Nun, Herr, für tausend Gnaden
Nimm hin, an Opfer Statt,
Ein Herz, mit Schuld beladen,
Ein Herz, von Seufzern matt,
Ein Herz mit Angst und Beben
Und Reu und Leid gekränkt,
Ein Herz, das sich daneben
In Christi Wunden senkt.

8. Nimm hin die schlechte Gabe,
Mein Jesu, nimm sie hin,
Weil ich sonst nichts mehr habe
Und selbst mein selbst nicht bin;
Denn, Herr, mein ganz Gemüte,
Herz, Seel‘ und mein Gebein
Rührt her von deiner Güte
Und ist vorhin schon dein.

9. Drum lass dein‘ Himmelsscharen
Auch heinte1heute diese Nacht
Mich kräftiglich bewahren
Vor aller Feinde Macht.
Stell, Herr, die sechzig Starken2Siehe, um das Bett Salomos her stehen sechzig Starke aus den Starken in Israel. (Hoh. 3,7)
Rings um mein Bett heran,
Damit des Satans Schnarcken
Mich nicht erschrecken kann.

10. Lass mich gesund erwachen,
Indem es wieder tagt,
Und richte meine Sachen,
Nachdem es dir behagt;
Dass ich nach diesem Leibe
Von dir einst hören möcht‘:
Ei, geh‘ in meine Freude,
Geh‘ ein, du treuer Knecht!

Johann Franck – Abendsegen.

Eigne Weise.
Oder: Wie nach einer Wasserquelle.

Unsre müden Augenlieder
Schließen sich jetzt schläfrig zu,
Und des Leibes matte Glieder
Grüßen schon die Abendruh;
Denn die trüb‘ und finstre Nacht
Hat des hellen Lages Pracht
In der tiefen See verdecket
Und die Sterne aufgestecket.

2. Ach, bedenk‘, eh‘ du gehst schlafen,
Du, o meines Leibes Gast,
Ob du den, der dich erschaffen,
Heute nicht erzürnet hast?
Tu, ach tu bei Zeiten, Buß‘
Ach, geh und fall‘ ihm zu Fuß‘
Und bitt‘ ihn, dass er aus Gnaden
Dich der Strafe woll‘ entladen.

3. Sprich: Herr, dir ist unverhohlen,
Dass ich diesen Tag verbracht
Anders, als du mir befohlen,
Ja, ich habe nicht betracht’t
Meines Amtes Ziel und Zweck,
Habe gleichfalls deinen Weg
Schändlich, o mein Gott, verlassen,
Bin gefolgt der Wollust Straßen.

4. Ach, Herr, lass mich Gnad‘ erlangen,
Gib mir nicht verdienten Lohn,
Lass mich deine Hut umfangen,
Sieh an deinen lieben Sohn,
Der für mich genug getan;
Vater, nimm den Bürgen an,
Dieser hat für mich erduldet,
Was mein‘ Unart hat verschuldet.

5. Öffne deiner Güte Fenster,
Sende deine Wach‘ herab,
Dass die schwarzen Nachtgespenster,
Dass des Todes finstres Grab,
Dass das Übel, so bei Nacht
Unsern Leib zu fällen tracht’t,
Mich nicht mit dem Netz umdecke
Und kein böser Traum mich schrecke.

6. Lass mich, Herr, von dir nicht wanken,
In dir schlaf‘ ich gut und wohl,
Gib mir heilige Gedanken,
Und bin ich gleich Schlafes voll:
So lass doch den Geist in mir
Zu dir wachen für und für,
Bis die Morgenröt‘ angehet
Und man von dem Bett aufstehet.

Johann Franck – Der Tag ist nun vergangen.

Weise: Zu dir von Herzensgrunde.

Der Tag ist nun vergangen,
Die dunkle Nacht bricht ein,
Und Alles trägt Verlangen,
Der Arbeit los zu sein.
Der Leib wird müd‘ und träge,
Du aber, o mein Sinn,
Erwach‘ jetzt und erwäge,
Wie fleucht dein Leben hin!

2. Du hast nun manche Plage,
Die dich zu ängsten pflegt,
Mit dem verwichnen Tage
Zugleich auch hingelegt;
Und woher kannst du wissen,
Ob nicht noch diese Nacht
Dein Geist wird hingerissen
Und auf sein Ziel gebracht?

3. Wie Mancher geht zu Bette,
Wird Morgens tot geschaut!
Wohl ihm, wenn er nur hätte
Sich Gottes Schutz vertraut.
Ach, aber ach, wie ofte
Wird Einer hingefällt,
Der auf gut Leben hoffte
Und liebte bloß die Welt!

4. O drum erwach‘, erwache,
Erwache, du mein Sinn,
Eh‘ als des Herren Rache
Dich plötzlich raffet hin.
Ach, bessre ja dein Leben,
Weil es noch heute heißt,
Und bitt‘ auch Gott daneben
Um einen neuen Geist.

5. Sprich: dir dank‘ ich von Herzen,
Dass du mich abermal
Durch so viel Angst und Schmerzen,
Durch Sorgen, Not und Qual
Hast sicher heißen gehen;
Ja, das du täglich mir
Pflegst treulich beizustehen,
O Herr, das dank ich dir.

6. Ob Teufel, Welt und Hölle
Sich oft auf mich entrüst’t,
Indem ich das bestelle,
Was meines Amtes ist:
So hast du doch hingegen
Mein Werk zum Ende bracht
Und mich auf meinen Wegen
Ganz väterlich bewacht.

7. Nun, Herr, für tausend Gnaden
Nimm hin, an Opfer Statt,
Ein Herz, mit Schuld beladen,
Ein Herz, von Seufzern matt,
Ein Herz mit Angst und Beben
Und Reu und Leid gekränkt,
Ein Herz, das sich daneben
In Christi Wunden senkt.

8. Nimm hin die schlechte Gabe,
Mein Jesu, nimm sie hin,
Weil ich sonst nichts mehr habe
Und selbst mein selbst nicht bin;
Denn, Herr, mein ganz Gemüte,
Herz, Seel‘ und mein Gebein
Rührt her von deiner Güte
Und ist vorhin schon dein.

9. Drum lass dein‘ Himmelsscharen
Auch heinte1heute diese Nacht
Mich kräftiglich bewahren
Vor aller Feinde Macht.
Stell, Herr, die sechzig Starken2Siehe, um das Bett Salomos her stehen sechzig Starke aus den Starken in Israel. (Hoh. 3,7)
Rings um mein Bett heran,
Damit des Satans Schnarcken
Mich nicht erschrecken kann.

10. Lass mich gesund erwachen,
Indem es wieder tagt,
Und richte meine Sachen,
Nachdem es dir behagt;
Dass ich nach diesem Leibe
Von dir ein’s hören möcht‘:
Ei, geh‘ in meine Freude,
Geh‘ ein, du treuer Knecht!

Johann Franck – Abendsegen.

Eigne Weise. \\
Oder: Wie nach einer Wasserquelle.

Unsre müden Augenlieder
Schließen sich jetzt schläfrig zu,
Und des Leibes matte Glieder
Grüßen schon die Abendruh;
Denn die trüb‘ und finstre Nacht
Hat des hellen Lages Pracht
In der tiefen See verdecket
Und die Sterne aufgestecket.

2. Ach, bedenk‘, eh‘ du gehst schlafen,
Du, o meines Leibes Gast,
Ob du den, der dich erschaffen,
Heute nicht erzürnet hast?
Tu, ach tu bei Zeiten Buß‘
Ach, geh und fall‘ ihm zu Fuß‘
Und bitt‘ ihn, dass er aus Gnaden
Dich der Strafe woll‘ entladen.

3. Sprich: Herr, dir ist unverhohlen,
Dass ich diesen Tag verbracht
Andere, als du mir befohlen,
Ja, ich habe nicht betracht’t
Meines Amtes Ziel und Zweck,
Habe gleichfalls deinen Weg
Schändlich, o mein Gott, verlassen,
Bin gefolgt der Wollust Straßen.

4. Ach, Herr, lass mich Gnad‘ erlangen,
Gib mir nicht verdienten Lohn,
Lass mich deine Hut umfangen,
Sieh an deinen lieben Sohn,
Der für mich genug getan;
Vater, nimm den Bürgen an,
Dieser hat für mich erduldet,
Was mein‘ Unart hat verschuldet.

5. Öffne deiner Güte Fenster,
Sende deine Wach‘ herab,
Dass die schwarzen Nachtgespenster,
Dass des Todes finstres Grab,
Dass das Übel, so bei Nacht
Unsern Leib zu fällen tracht’t,
Mich nicht mit dem Netz umdecke
Und kein böser Traum mich schrecke.

6. Lass mich, Herr, von dir nicht wanken,
In dir schlaf‘ ich gut und wohl,
Gib mir heilige Gedanken,
Und bin ich gleich Schlafes voll:
So lass doch den Geist in mir
Zu dir wachen für und für,
Bis die Morgenröt‘ angehet
Und man von dem Bett aufstehet.

Franck, Johann – Morgensegen

Weise: Herr, nicht schicke Deine Rache.

Seht, die Nacht, die uns erschreckte
Und mit Finsternis umdeckte,
Hat den trüben Lauf vollbracht
Und dem Lichte Raum gemacht;
Drauf nun hat das Gold der Sonnen.
Unsre Kugel schon umsponnen,
Alles steht den klaren Tag,
Was zuvor im Dunkeln lag.

2. Soll man denn im Schlaf der Sünden
Einzig dich noch länger finden,
Meine Seel‘? o komm an’s Licht
Und vergiss des Lobes nicht,
Das du deinem Gott sollst geben,
Weil er dir gefrist’t dein Leben
Und aus Schatten-trüber Nacht
Dich an’s Tageslicht hat bracht.

3. Sprich: 0 Gott, der du gebauet,
Was man hier mit Augen schauet,
Himmel, Erde, Luft und Meer,
Menschen, Fische, Vögel, Bär‘,
Es wird billig dir gesungen
Von der Schwachheit meiner Zungen
Ehr‘ und Ruhm, dieweil dein Schild
Mich vor Unfall hat verhüllt.

4. Ja, du hast bisher aus Gnaden
Mich mit Wohltat überladen,
Mich, der ich aus schwachem Sinn
Dir oft widerspenstig bin.
Hättest du nicht mein geschonet,
Und mir nach Verdienst gelohnet,
Wär‘ ich längst in stete Nacht
Und in’s Höllengrab gebracht.

5. Drum vergib mir meine Sünde,
Der ich mehr an mir befinde,
Als im Meer Sandkörnelein
Und am Himmel Sterne sein.
Lass auch deiner Engel Scharen
Mich noch ferner so bewahren,
Dass der schwarze Höllenmann
Mir mit List nicht schaden kann.

6. Leite mich auf deinen Wegen,
Lass mir das sein angelegen,
Was mein Stand und Wandel ist,
Wozu du mich hast erkiest.
Du, o Herr, wollst mein Studieren,
Meine Müh‘ und Fleiß regieren,
Dir zu Lob, zur Wahrheit Schutz
Und zu meines Nächsten Nutz.

7. Lenke meinen Mut und Sinnen,
Lass das üppige Beginnen
Gänzlich sein von mir verweist,
Gib mir einen reinen Geist;
Gib mir, Berr, gesunde Glieder,
Und was dir an mir zuwider,
Lass mich, bitt‘ ich, gänzlich nun
Durch dein‘ Hilfe von mir tun.

8. Gib, dass auch in fremden Landen
Gute Gönner sind vorhanden,
Die, wenn ich in Nöten sei,
Mir mit Hilfe springen bei.
Lass mich böse Leute fliehen,
Die mich von der Jugend ziehen,
Treib von mir der Wollust Sucht,
Gib mir Mäßigkeit und Zucht.

9. Endlich wenn die Zeit vorhanden,
Dass von’s Leibes Joch und Banden
Meine Seel durch’s Todes Hand
Jetzt soll werden ausgespannt:
So lass mich fein sanft verscheiden,
Führe mich zu Himmelsfreuden,
Da ich, samt der Engel Schar,
Dich kann loben immerdar.

Franck, Johann – Erwache mein Gemüte.

Weise: Ich dank‘ dir, lieber Herre.

Erwache, mein Gemüte,
Indem mein Leib erwacht,
Und rühme Gottes Güte,
Die er dir diese Nacht
Hat abermals erwiesen.
Ach, wahrlich, seine Treu,
Die nie gnug wird gepriesen,
Ist alle Morgen neu.

2. Ach, mit viel tausend Sünden
Lag hier dein Herz umklemmt,
Dein Leib schlief ohn‘ Empfinden,
Dein Sinnwerk stund gehemmt.
Wie bald konnt‘ es geschehen,
Dass drauf der Bösewicht
Dich ihm hätt‘ ausersehen
Und plötzlich hingericht’t?

3. Bedenk‘, auf wie viel Wege
Er manches Trauerspiel
Oft anzurichten pflege,
Gott aber steckt das Ziel;
Und führt rings um die Seinen
Der Engel Wacht heran,
Damit der Satan keinen
Derselben fällen kann.

4. Dein‘ Huld hat es gemachet,
O Vater in der Höh‘,
Dass ich, gesund erwachet,
Jetzt an mein‘ Arbeit geh‘.
Mein‘ übermachte Sünde
Hat es zwar nicht verdient,
Verzeih, Herr, deinem Kinde
Und bleibe mir versühnt.

5. Lass ferner deinen Segen
Auch künftig bei mir sein,
Dass ich auf rechten Wegen
Vor dir geh‘ aus und ein.
Lass Alles wohl gelingen,
Was ich anheb‘ und tu,
Send‘ auch vor allen Dingen
Mir deine Weisheit zu.

6. Lass mich dir fest vertrauen,
Ich sei dein liebes Kind,
Dass mir nicht möge grauen,
Wenn sich ein Unglück find’t.
Denn wenn du Notdurft schaffest,
Zeigt sich dein Vaterherz,
Und wied’rum, wenn du strafest,
So ist’s dein Vaterherz.

7. Drum, ob nach deinem Millen
und unerforschten Schluss,
Ich heut‘ auch Plag und Grillen
Erdulden soll und muss:
So hilf, dass die Beschwerde
Mit Labsal werd‘ umtauscht
Und bloß zum Wölklein werde,
Das bald vorüber rauscht.

8. Inmittelst lass den Meinen
Und mir auch selbst dazu
Die Gnadensonne scheinen,
Sprich unser Herz zur Ruh,
Und lass all mein Beginnen
Dir wohlgefällig sein,
Bis dass du mich von hinnen
Gen Himmel holest ein.

Franck, Johann – Morgenopfer

Weise: Zu dir von Herzensgrunde.

Auf, auf! mein Geist, zum Loben,
Auf auf! und werd‘ erhitzt,
Bedenke, wie von oben
Der Höchste dich beschützt.
Hätt‘ er dir nicht die Wache
Der Engel zugeschickt,
So hätte dich der Drache
Im tiefen Schlaf erstickt.

2. Dir, dir und deiner Güte,
Dir, dir, mein Gott, allein,
Dir, dir soll mein Gemüte
Von Herzen dankbar sein:
Dir, dir, der du mein Leben
Hast bis daher verlängt,
Und täglich auch daneben
Viel Wohltat eingeschenkt.

3. Du Herr der Himmelszelten,
Wie soll ich nach Gebühr,
Wie soll ich dir vergelten,
Was du getan an mir?
Ich bin zwar zu geringe,
Doch nimm dies Opfer hin,
Nimm hin, was ich dir bringe:
Ein’n dir ergebnen Sinn.

4. Nur weg mit Horn und Klauen,
Ich opfre Herz und Brust,
Ein kindliches Vertrauen,
Das, das ist deine Lust.
Das, das lass dir gefallen,
Wie schlecht es immer scheint,
So ist dennoch vor allen
Dies Opfer gut gemeint.

5. Verzeihe mir die Sünde,
Die ich bisher verübt,
Und die ich jetzt empfinde,
Wie sie mein Herz betrübt.
Verzeihe mir und dämpfe
All‘ üppige Begier,
Mit der ich täglich kämpfe,
O Herr, verzeihe mir.

6. Send‘ auch auf meinen Wegen
Mir deinen Engel zu,
Und sprich du selbst den Segen
Zu Allem, was ich tu.
Herr, sende du mir Kräfte
Von deiner Himmelshöh,
Auf dass all mein Geschäfte
Gewünscht von Statten geh‘.

7. Gib mir vor allen Dingen
Getrosten Mut und Geist,
Dies freudig zu vollbringen,
Was mein Beruf mich heißt.
Lass mich in guten Lagen,
Nicht übermütig sein,
Und lass mich auch nicht zagen,
Dringt gleich ein Kreuz herein.

8. Hilf, dass in meinem Stande
Ich tu, was dir gefällt,
Auch lass mich nicht in Schande
Geraten vor der Welt.
Richt‘, Herr, mein ganzes Leben
Nach deinem Willen ein,
Lass auch mein Haus daneben
Von dir gesegnet sein.

9. Gib, dass im Kreuz und Glücke
Ich stets so leben mag,
Dass ich all‘ Augenblicke
Denk‘ an den letzten Tag!
Und wann der ein wird brechen,
So gib, dass ich erfreut
Von Herzen könne sprechen:
Komm, Herr, ich bin bereit!