Gellert, Christian Fürchtegott – So hoff ich denn mit festem Mut

So hoff ich denn mit festem Mut
Auf Gottes Gnad und Christi Blut;
Ich hoff ein ewig Leben.
Gott ist ein Vater, der verzeiht,
Hat mir das Recht zur Seligkeit
In seinem Sohn gegeben.

Herr, welch ein unaussprechlich Heil,
An dir, an deiner Gnade teil,
Teil an dem Himmel haben;
Im Herzen durch den Glauben rein,
Dich lieben, und versichert sein
Von deines Geistes Gaben!

Dein Wort, das Wort der Seligkeit,
Wirkt göttliche Zufriedenheit,
Wenn wir es treu bewahren.
Es spricht uns Trost im Elend zu,
Versüßet uns des Lebens Ruh,
Und stärkt uns in Gefahren.

Erhalte mir, o Herr, mein Hort!
Den Glauben an dein göttlich Wort,
Um deines Namens willen;
Laß ihn mein Licht auf Erden sein,
Ihn täglich mehr mein Herz erneun,
Und mich mit Trost erfüllen!

Gellert, Christian Fürchtegott – Besitz ich nur

Besitz ich nur
Ein ruhiges Gewissen:
So ist für mich, wenn andre zagen müssen,
Nichts Schreckliches in der Natur.

Dies ist mein Teil!
Dies soll mir niemand rauben.
Ein reines Herz von ungefärbtem Glauben,
Der Friede Gottes nur ist Heil.

Welch ein Gewinn,
Wenn meine Sünde schweiget;
Wenn Gottes Geist in meinem Geiste zeuget,
Daß ich sein Kind und Erbe bin!

Und diese Ruh,
Den Trost in unserm Leben,
Sollt ich für Lust, für Lust der Sinne geben?
Dies lasse Gottes Geist nicht zu!

In jene Pein,
Mich selber zu verklagen,
Der Sünde Fluch mit mir umher zu tragen;
In diese stürzt ich mich hinein?

Laß auch die Pflicht,
Dich selber zu besiegen,
Die schwerste sein! Sie ist’s; doch welch Vergnügen
Wird sie nach der Vollbringung nicht!

Welch Glück! zu sich
Mit Wahrheit sagen können:
Ich fühlt in mir des Bösen Lust entbrennen;
Doch, Dank sei Gott! ich schützte mich.

Und welch Gericht!
Selbst zu sich sagen müssen:
Ich konnte mir den Weg zum Fall verschließen;
Und doch verschloß ich mir ihn nicht.

Was kann im Glück
Den Wert des Glücks erhöhen?
Ein ruhig Herz versüßt im Wohlergehen
Dir jeden frohen Augenblick.

Was kann im Schmerz
Den Schmerz der Leiden stillen;
Im schwersten Kreuz mit Freuden dich erfüllen?
Ein in dem Herrn zufriednes Herz.

Was gibt dir Mut,
Die Güter zu verachten,
Wonach mit Angst die niedern Seelen trachten?
Ein ruhig Herz, dies größre Gut.

Was ist der Spott,
Den ein Gerechter leidet?
Sein wahrer Ruhm! Denn wer das Böse meidet,
Das Gute tut, hat Ruhm bei Gott.

Im Herzen rein,
Hinauf gen Himmel schauen,
Und sagen: Gott! du Gott, bist mein Vertrauen!
Welch Glück, o Mensch, kann größer sein?

Sieh, alles weicht,
Bald wirst du sterben müssen.
Was wird alsdann dir deinen Tod versüßen?
Ein gut Gewissen macht ihn leicht.

Heil dir, o Christ!
Der diese Ruh empfindet,
Und der sein Glück auf das Bewußtsein gründet,
Daß nichts Verdammlichs an ihm ist!

Laß Erd und Welt,
So kann der Fromme sprechen,
Laß unter mir den Bau der Erde brechen!
Gott ist es, dessen Hand mich hält.

Gellert, Christian Fürchtegott – Auf, schicke dich,

Auf, schicke dich,
Recht feierlich
Des Heilands Fest mit Danken zu begehen!
Lieb ist der Dank,
Der Lobgesang,
Durch den wir ihn, den Gott der Lieb, erhöhen.

Sprich dankbar froh:
Also, also
Hat Gott die Welt in seinem Sohn geliebet!
O, wer bin ich,
Herr, daß du mich
So herrlich hoch in deinem Sohn geliebet?

Er, unser Freund,
Mit uns vereint,
Zur Zeit, da wir noch seine Feinde waren;
Er wird uns gleich,
Um Gottes Reich
Und seine Lieb im Fleisch zu offenbaren.

An ihm nimm teil,
Er ist das Heil;
Tu täglich Buß und gläub an seinen Namen.
Der ehrt ihn nicht,
Wer Herr, Herr, spricht,
Und doch nicht sucht sein Beispiel nachzuahmen.

Aus Dank will ich
In Brüdern dich,
Dich, Gottessohn, bekleiden, speisen, tränken;
Der Frommen Herz
In ihrem Schmerz
Mit Trost erfreun, und dein dabei gedenken.

Rat, Kraft und Held,
Durch den die Welt
Und alles ist, im Himmel und auf Erden!
Die Christenheit
Preist dich erfreut,
Und aller Knie soll dir gebeuget werden.

Erhebt den Herrn!
Er hilft uns gern,
Und wer ihn sucht, den wird sein Name trösten.
Alleluja!
Alleluja!
Freut euch des Herrn, und jauchzt ihm, ihr Erlösten!

Gellert, Christian Fürchtegott – Herr! lehre mich, wenn ich der Tugend diene,

Herr! lehre mich, wenn ich der Tugend diene,
Daß nicht mein Herz des Stolzes sich erkühne,
Und nicht auf sie vermessen sei.
Herr! lehre mich, wie oft ich fehle, merken.
Was ist der Mensch bei seinen besten Werken?
Wenn sind sie von Gebrechen frei?

Wie oft fehlt mir zum Guten selbst der Wille!
Wie oft, wenn ich auch dein Gebot erfülle,
Erfüll ich’s minder, als ich soll!
Sind Lieb und Furcht stets die Bewegungsgründe
Der guten Tat, der unterlaßnen Sünde?
Und ist mein Herz des Eifers voll?

Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend,
Gedenke nicht der unvollkommnen Tugend
Der reifern Jahre meiner Zeit.
Wenn ich noch oft aus Stolz nach Tugend strebe,
Aus Menschenfurcht mich Lastern nicht ergebe;
Was ist denn meine Frömmigkeit?

Wenn ich den Geiz aus Furcht der Schande fliehe,
Aus Weichlichkeit mich wohlzutun bemühe,
Und mäßig bin, gesund zu sein;
Wenn ich die Rach aus Eigennutze hasse,
Der Ehrsucht Pfad aus Trägheit nur verlasse;
Was ist an dieser Tugend mein?

Und Gott, wie oft sind unsre besten Triebe
Nicht Frömmigkeit, nicht Früchte deiner Liebe,
Nur Früchte der Natur und Zeit!
Wenn fühlen wir der Tugend ganze Würde?
Wenn ist dein Joch uns eine leichte Bürde,
Und dein Gebot Zufriedenheit?

Doch, Herr, mein Gott! wenn auch zu deiner Ehre
Mein Herze rein, rein meine Tugend wäre;
Wes ist denn dieses Eigentum?
Wer ließ mich früh zur Tugend unterrichten,
Mein Glück mich sehn in meines Lebens Pflichten,
Und im Gehorsam meinen Ruhm?

Wer gab mir Mut, Herr, dein Gebot zu lieben?
Wer gab mir Kraft, es freudig auszuüben,
Und in Versuchung Schild und Sieg?
Wes ist der Quell, der mich mit Weisheit tränkte?
Und wes der Freund, der mich zum Guten lenkte,
Und mir den Fehler nicht verschwieg?

Du triebst mich an, daß ich das Gute wählte,
Und riefst mich oft, wenn ich des Wegs verfehlte,
Durch Stimmen deines Geists zurück;
Zogst mich durch Kreuz, durch Wohltat auch, von Sünden,
Ließt, wenn ich rief, mich wieder Gnade finden,
Und gabst zu meiner Beßrung Glück.

Was ist der Mensch, daß du, Gott, sein gedenkest,
Gerechtigkeit in deinem Sohn ihm schenkest,
Und zur Belohnung selbst ein Recht?
Und wenn ich nun, durch deines Geistes Gabe,
Des Glaubens Kraft, und alle Werke habe,
Wer bin ich? Ein unnützer Knecht.

Gellert, Christian Fürchtegott – Nie will ich dem zu schaden suchen,

Nie will ich dem zu schaden suchen,
Der mir zu schaden sucht.
Nie will ich meinem Feinde fluchen,
Wenn er aus Haß mir flucht.

Mit Güte will ich ihm begegnen,
Nicht drohen, wenn er droht.
Wenn er mich schilt, will ich ihn segnen;
Dies ist des Herrn Gebot.

Er, der von keiner Sünde wußte,
Vergalt die Schmach mit Huld,
Und litt, so viel er leiden mußte,
Mit Sanftmut und Geduld.

Will ich, sein Jünger, widerschelten,
Da er nicht widerschalt?
Mit Liebe nicht den Haß vergelten,
Wie er den Haß vergalt?

Wahr ist’s, Verleumdung dulden müssen,
Ist eine schwere Pflicht.
Doch selig, wenn ein gut Gewissen
Zu unsrer Ehre spricht!

Dies will ich desto mehr bewahren;
So bessert mich mein Feind,
Und lehrt mich, weiser nur verfahren,
Indem er’s böse meint.

Ich will mich vor den Fehlern hüten,
Die er von mir ersann;
Und auch die Fehler mir verbieten,
Die er nicht wissen kann.

So will ich mich durch Sanftmut rächen,
An ihm das Gute sehn,
Und dieses Gute von ihm sprechen;
Wie könnt er länger schmähn!

In seinem Haß ihn zu ermüden,
Will ich ihm gern verzeihn,
Und als ein Christ bereit zum Frieden,
Bereit zu Diensten sein.

Und wird er, mich zu untertreten,
Durch Güte mehr erhitzt:
Will ich im stillen für ihn beten,
Und Gott vertraun; Gott schützt.

Gellert, Christian Fürchtegott – Willst du die Buße noch, die Gott gebeut, verschieben:

Willst du die Buße noch, die Gott gebeut, verschieben:
So schändest du sein Wort, und mußt dich selbst nicht lieben.
Ist deine Besserung nicht deiner Seele Glück?
Und wer verschiebt sein Heil gern einen Augenblick?

Allein wie schwer ist’s nicht, sein eigen Herz bekämpfen,
Begierden widerstehn, und seine Lüste dämpfen?
Ja, Sünder, es ist schwer; allein zu deiner Ruh
Ist dies der einzge Weg. Und dem entsagest du?

Ist deine Pflicht von Gott, wie kannst du sie vergessen?
Nach deinen Kräften selbst hat er sie abgemessen.
Was weigerst du dich noch? Ist Gott denn ein Tyrann,
Der mehr von mir verlangt, als ich ihm leisten kann?

Sprich selbst: gewinnet Gott, wenn ich ihm kindlich diene,
Und, seiner wert zu sein, im Glauben mich erkühne?
Wenn du die Tugend übst, die Gott, dein Herr gebeut,
Wem dienst du? Ringst du nicht nach deiner Seligkeit?

Was weigerst du dich noch, das Laster zu verlassen?
Weil es dein Unglück ist, befiehlt es Gott zu hassen.
Was weigerst du dich noch, der Tugend Freund zu sein?
Weil sie dich glücklich macht, befiehlt sie Gott allein.

Gott beut die Kraft dir an, das Gute zu vollbringen.
Soll er durch Allmacht dich, ihm zu gehorchen, zwingen?
Er gab dir die Vernunft; und du verleugnest sie?
Er sendet dir sein Wort; und du gehorchst ihm nie?

Sprich nicht: Gott kennt mein Herz; ich hab es ihm verheißen,
Mich noch dereinst, mich bald vom Laster loszureißen;
Itzt ist dies Werk zu schwer. Doch diese Schwierigkeit,
Die heute dich erschreckt, wächst sie nicht durch die Zeit?

Je öfter du vollbringst, was Fleisch und Blut befohlen,
Je stärker wird der Hang, die Tat zu wiederholen.
Scheust du dich heute nicht, des Höchsten Feind zu sein:
Um wie viel weniger wirst du dich morgen scheun!

Ist denn die Buß ein Werk von wenig Augenblicken?
Kann dich kein schneller Tod der Welt noch heut entrücken?
Ist ein Geschrei zu Gott, ein Wunsch nach Besserung,
Und Angst und Missetat, die wahre Heiligung?

Ist’s gnug zur Seligkeit, des Glückes der Erlösten,
Wenn uns der Tod ergreift, sich sicher zu getrösten;
Ist das Bekenntnis gnug, daß uns die Sünde reut:
So ist kein leichter Werk, als deine Seligkeit.

Doch fordert Gott von uns die Reinigkeit der Seelen;
Ist keine Seele rein, der Glaub und Liebe fehlen;
Ist dieses dein Beruf, Gott dienen, den du liebst:
So zittre vor dir selbst, wenn du dies Werk verschiebst.

Der Glaube heiligt dich. Ist dieser dein Geschäfte?
Nein, Mensch! Und du verschmähst des Geistes Gottes Kräfte?
Erschreckt dich nicht sein Wort? Gibt in verkehrtem Sinn
Den Sünder, der beharrt, nicht Gott zuletzt dahin?

Hat Christus uns erlöst, damit wir Sünder bleiben,
Und, sicher durch sein Blut, das Laster höher treiben?
Gebeut uns Christi Wort nicht Tugend, Recht und Pflicht:
So ist es nicht von Gott. Gott widerspricht sich nicht.

Noch heute, weil du lebst, und seine Stimme hörest,
Noch heute schicke dich, daß du vom Bösen kehrest.
Begegne deinem Gott, willst du zu deiner Pein
Dein hier versäumtes Glück nicht ewig noch bereun.

Entschließe dich beherzt, dich selber zu besiegen;
Der Sieg, so schwer er ist, bringt göttliches Vergnügen.
Was zagst du? Geht er gleich im Anfang langsam fort:
Sei wacker! Gott ist nah, und stärkt dich durch sein Wort.

Ruf ihn in Demut an; er tilget deine Sünden.
Und läßt dich sein Gesetz erst ihren Fluch empfinden:
So widerstreb ihm nicht; denn Gottes Traurigkeit
Wirkt eine Reu in dir, die niemals dich gereut.

So süß ein Laster ist, so gibt’s doch keinen Frieden.
Der Tugend nur allein hat Gott dies Glück beschieden.
Ein Mensch, der Gott gehorcht, erwählt das beste Teil;
Ein Mensch, der Gott verläßt, verläßt sein eignes Heil.

Die Buße führt dich nicht in eine Welt voll Leiden;
Gott kennt und liebt dein Glück; sie führt zu deinen Freuden;
Macht deine Seele rein, füllt dich mit Zuversicht,
Gibt Weisheit und Verstand, und Mut zu deiner Pflicht.

Sprich selbst: Ist dies kein Glück, mit ruhigem Gewissen
Die Güter dieser Welt, des Lebens Glück genießen,
Und mäßig und gerecht in dem Genusse sein,
Und sich der Seligkeit schon hier im Glauben freun?

Gellert, Christian Fürchtegott – Meine Lebenszeit verstreicht,

Meine Lebenszeit verstreicht,
Stündlich eil ich zu dem Grabe;
Und was ist’s, das ich vielleicht,
Das ich noch zu leben habe?
Denk, o Mensch! an deinen Tod.
Säume nicht; denn eins ist not.

Lebe, wie du, wenn du stirbst,
Wünschen wirst, gelebt zu haben.
Güter, die du hier erwirbst,
Würden, die dir Menschen gaben;
Nichts wird dich im Tod erfreun;
Diese Güter sind nicht dein.

Nur ein Herz, das Gutes liebt,
Nur ein ruhiges Gewissen,
Das vor Gott dir Zeugnis gibt,
Wird dir deinen Tod versüßen;
Dieses Herz, von Gott erneut,
Ist des Todes Freudigkeit.

Wenn in deiner letzten Not
Freunde hülflos um dich beben:
Dann wird über Welt und Tod
Dich dies reine Herz erheben;
Dann erschreckt dich kein Gericht;
Gott ist deine Zuversicht.

Daß du dieses Herz erwirbst,
Fürchte Gott, und bet und wache.
Sorge nicht, wie früh du stirbst;
Deine Zeit ist Gottes Sache.
Lern nicht nur den Tod nicht scheun,
Lern auch seiner dich erfreun.

Überwind ihn durch Vertraun,
Sprich: Ich weiß, an wen ich gläube,
Und ich weiß, ich werd ihn schaun
Einst in diesem meinem Leibe.
Er, der rief: Es ist vollbracht!
Nahm dem Tode seine Macht.

Tritt im Geist zum Grab oft hin,
Siehe dein Gebein versenken;
Sprich: Herr, daß ich Erde bin,
Lehre du mich selbst bedenken;
Lehre du mich’s jeden Tag,
Daß ich weiser werden mag!

Gellert, Christian Fürchtegott – Du klagst, und fühlest die Beschwerden

Du klagst, und fühlest die Beschwerden
Des Stands, in dem du dürftig lebst;
Du strebest, glücklicher zu werden,
Und siehst, daß du vergebens strebst.

Ja, klage! Gott erlaubt die Zähren;
Doch denk im Klagen auch zurück.
Ist denn das Glück, das wir begehren,
Für uns auch stets ein wahres Glück?

Nie schenkt der Stand, nie schenken Güter
Dem Menschen die Zufriedenheit.
Die wahre Ruhe der Gemüter
Ist Tugend und Genügsamkeit.

Genieße, was dir Gott beschieden,
Entbehre gern, was du nicht hast.
Ein jeder Stand hat seinen Frieden,
Ein jeder Stand auch seine Last.

Gott ist der Herr, und seinen Segen
Verteilt er stets mit weiser Hand;
Nicht so, wie wir’s zu wünschen pflegen,
Doch so, wie er’s uns heilsam fand.

Willst du zu denken dich erkühnen,
Daß seine Liebe dich vergißt?
Er gibt uns mehr, als wir verdienen,
Und niemals, was uns schädlich ist.

Verzehre nicht des Lebens Kräfte
In träger Unzufriedenheit;
Besorge deines Stands Geschäfte,
Und nütze deine Lebenszeit.

Bei Pflicht und Fleiß sich Gott ergeben,
Ein ewig Glück in Hoffnung sehn,
Dies ist der Weg zu Ruh und Leben.
Herr, lehre diesen Weg mich gehn!

Gellert, Christian Fürchtegott – Ich komme, Herr, und suche dich,

Ich komme, Herr, und suche dich,
Mühselig und beladen.
Gott, mein Erbarmer, würdge mich
Des Wunders deiner Gnaden.
Ich liege hier vor deinem Thron,
Sohn Gottes und des Menschen Sohn,
Mich deiner zu getrösten.
Ich fühle meiner Sünden Müh;
Ich suche Ruh, und finde sie
Im Glauben der Erlösten.

Dich bet ich zuversichtlich an,
Du bist das Heil der Sünder.
Du hast die Handschrift abgetan,
Und wir sind Gottes Kinder.
Ich denk an deines Leidens Macht,
Und an dein Wort: Es ist vollbracht!
Du hast mein Heil verdienet.
Du hast für mich dich dargestellt.
Gott war in dir, und hat die Welt
In dir mit sich versühnet.

So freue dich, mein Herz, in mir!
Er tilget deine Sünden,
Und läßt an seiner Tafel hier
Dich Gnad um Gnade finden.
Du rufst, und er erhört dich schon,
Spricht liebreich: »Sei getrost, mein Sohn!
Die Schuld ist dir vergeben.
Du bist in meinen Tod getauft,
Und du wirst dem, der dich erkauft,
Von ganzem Herzen leben.

Dein ist das Glück der Seligkeit;
Bewahr es hier im Glauben,
Und laß durch keine Sicherheit
Dir deine Krone rauben.
Sieh, ich vereine mich mit dir;
Ich bin der Weinstock, bleib an mir:
So wirst du Früchte bringen.
Ich helfe dir, ich stärke dich;
Und durch die Liebe gegen mich
Wird dir der Sieg gelingen.«

Ja, Herr, mein Glück ist dein Gebot;
Ich will es treu erfüllen,
Und bitte dich, durch deinen Tod,
Um Kraft zu meinem Willen.
Laß mich von nun an würdig sein,
Mein ganzes Herz dir, Herr, zu weihn,
Und deinen Tod zu preisen.
Laß mich den Ernst der Heiligung
Durch eine wahre Besserung
Mir und der Welt beweisen!

Gellert, Christian Fürchtegott – Jauchzt, ihr Erlösten, dem Herrn! Er hat sein Werk vollendet;

Jauchzt, ihr Erlösten, dem Herrn! Er hat sein Werk vollendet;
Des müsse sich der Erdkreis freun!
Er fährt verkläret hinauf zu dem, der ihn gesendet,
Und nimmt die Himmel wieder ein.

Der Herr, nachdem er das Heil und unvergänglich Leben
Auf Erden an das Licht gebracht,
Den Weg zu Gott uns gelehrt, sich selbst für uns gegeben,
Fährt auf zur Rechten seiner Macht.

Sein, sein ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden,
Und uns hat er das Heil verdient.
Wer sein Wort gläubet und hält, soll nicht verloren werden;
Er hat die Welt mit Gott versühnt.

Hoch über alle Vernunft besiegt er ihr Verderben,
Und seine Lieb ermüdet nie.
Ein unvergängliches Glück den Menschen zu erwerben,
So heiligt er sich selbst für sie.

Jauchzt, ihr Gerechten, dem Herrn, und preist seinen Namen!
Ihm danken, das ist unsre Pflicht.
Wir sind glückselig in ihm. Sein Wort ist Ja und Amen;
Und Gott ist unsre Zuversicht.

Preist, ihr Erlösten, den Herrn, und rühmet all, ihr Frommen!
Er fährt gen Himmel, als ein Held,
In Wolken fährt er hinauf; so wird er wiederkommen,
Ein Herr und Richter aller Welt.

Dies ist des Gläubigen Trost, verklärt ihn einst zu schauen,
Und seiner Liebe sich zu freun.
Dies ist des Gläubigen Pflicht, ihm ewig zu vertrauen,
Und sich durch Tugend ihm zu weihn.

Wer des Erlösers sich schämt, des wird auch er sich schämen;
Den wieder ehren, der ihn ehrt.
Laß uns das Leben von dir und Gnad um Gnade nehmen,
Herr, dessen Herrschaft ewig währt!

Ich bin ein irrendes Schaf, du weisest mich zu rechte,
Und leitest mich nach deinem Rat;
Machst mich vom Knechte der Welt zu einem deiner Knechte,
Und tilgest meine Missetat.

Was ist die Hoheit der Welt? Sie rührt den Christen wenig.
Du kleidest ihn mit Ruhm und Pracht.
Was ist die Hoheit der Welt? Zum Priester und zum König
Bin ich durch dich vor Gott gemacht.

Dank sei dem Heiland der Welt! Er hat sein Werk vollführet.
Frohlock ihm, Volk der Christenheit!
Er sitzt zur Rechten des Herrn. Er lebet und regieret
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.